Blitzermarathon - für die Sicherheit oder Abzocke?

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Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Barbarossa hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Über diese Bussen in Deutchland kann ich nur den Kopf schütteln, Ihr könntet Eure Kassen prall füllen.

Wenn man bei uns mit 60 durch eine 30er Zone fährt, dann wandert man zusätzlich zur Geldstrafe in's Gefängnis, denn das wird als Raserei eingestuft, das Auto wird als Waffe eingezogen, und später von den Behörden verkauft...
Finde ich jetzt absolut krass übertrieben. Da weiß ich schon, in welches Land ich nie auswandern würde.
Grundsätzlich halte ich mich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen (tagsüber, nur Nachts bei der Arbeit als Zusteller muss es einfach flott gehen :roll: ) und bei echten Rasern bin ich auch dafür, dass die zur Kasse gebeten werden. Aber Leute, die mal vergessen, auf den Tacho zu schauen und dann mal 10 km/h zu schnell fahren, sind für mich keine Raser.
(Elektronische Begrenzer kenne ich nicht, da ich mir ein so modernes Auto in meinem Leben wohl nicht mehr leisten kann.)
Finde ich nicht, man kennt den Tarif, aber nicht jeder Kanton übt dieses Gesetz so "gnadenlos" aus. Der Ursprung war, dass ein Mann mit einem blinden Auge im Kanton Aargau von Ärzten eine volle Fahrfähigkeit attestiert wurde, dann kam was kommen musste, der Mann übersah ein Mädchen, es starb, und die Eltern liegen schon seit Jahren mit den Ärzten in einem juristischen Zwist, die Akte über diesen Mann ist beim Amt verschwunden.....
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Stephan
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Triton hat geschrieben:....Viel wichtiger wären mir mehr Alkoholkontrollen, viiiiel mehr, vor allem tagsüber. Dass man endlich die fahrenden Trinker aus dem Verkehr zieht. ...
Zustimmung.

Ganz wesentlich für die erfolgreiche Durchsetzung einer Regel ist nicht allein die Höhe der angedrohten Sanktion, sondern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Regelverstoß auch geahndet wird.

Kontrollen wg. Alkohols oder anderer Rauschmittel sind natürlich aufwendiger (und damit weniger gewinnbringend?) als Geschwindigkeitskontrollen, die zudem häufig mechanisiert ablaufen.

Dass man es mit der Verkehrssicherheit trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nicht allzu Ernst nimmt zeigt der Tatbestand der Handy-Benutzung am Steuer:
Seit Mai 2014: 60 EUR, 1 Punkt, kein Fahrverbot.

Dabei ist das Benutzen während der Fahrt ungefähr genauso gefährlich wie Fahren unter Drogeneinfluß:
Das belegen auch aktuelle Zahlen der Allianz-Versicherung: Bei drei von vier Unfällen spiele Unaufmerksamkeit eine Rolle. Verkehrspsychologen der Uni Braunschweig meinen: Das Smartphone sei ein Killer wie Alkohol am Steuer. Beim Telefonieren steige das Unfallrisiko um das Fünffache. Beim Schreiben einer SMS sei die Unfallgefahr sogar 23mal so hoch.
aus: http://www1.wdr.de/fernsehen/regional/w ... ne222.html

Und diese Erkenntnisse sind schon über 10 Jahre alt, entsprechende Untersuchungen gab es in GB schon Anfang des 21. Jh.:
Handy-Gespräche am Steuer gefährlicher als Alkohol
Britische Studie im Auftrag von Direct Line zeigt, dass Reaktionszeit beim Mobiltelefonieren 30 Prozent länger ist als bei alkoholisierten Fahrern
(Hervorhebung durch mich)

aus: http://www.presseportal.de/pm/43258/335 ... irect-line

Noch ein Hinweis zur Höhe der Bussgelder in Deutschland:
Bei Vorsatz wird der Regelsatz verdoppelt:
http://www.anwalt.de/rechtstipps/geschw ... 27529.html

Gute Fahrt Allerseits!
Freundliche Grüsse
Stephan
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Orianne hat geschrieben:Finde ich nicht, man kennt den Tarif, aber nicht jeder Kanton übt dieses Gesetz so "gnadenlos" aus. Der Ursprung war, dass ein Mann mit einem blinden Auge im Kanton Aargau von Ärzten eine volle Fahrfähigkeit attestiert wurde, dann kam was kommen musste, der Mann übersah ein Mädchen, es starb, und die Eltern liegen schon seit Jahren mit den Ärzten in einem juristischen Zwist, die Akte über diesen Mann ist beim Amt verschwunden.....
Jetzt könnte man natürlich antworten, kein Wunder, mit einem Auge konnte er ja auch nur entweder auf die Tachonadel starren oder auf die Strasse, das wäre angesichts der Tragik des Ereignisses aber unangemessen.

Die Notwendigkeit einer Geldbusse von EUR 40,00 für 2 km/h zu schnell kann ich aus dem geschilderten Fall allerdings nicht ableiten, dass Strassenverkehr eine todernste Angelegenheit ist, die die erforderliche Aufmerksamkeit und Sorgfalt erfordert, die einem von keinem Schild der Welt abgenommen werden kann, schon.
Freundliche Grüsse
Stephan
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Orianne
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Stephan hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Finde ich nicht, man kennt den Tarif, aber nicht jeder Kanton übt dieses Gesetz so "gnadenlos" aus. Der Ursprung war, dass ein Mann mit einem blinden Auge im Kanton Aargau von Ärzten eine volle Fahrfähigkeit attestiert wurde, dann kam was kommen musste, der Mann übersah ein Mädchen, es starb, und die Eltern liegen schon seit Jahren mit den Ärzten in einem juristischen Zwist, die Akte über diesen Mann ist beim Amt verschwunden.....
Jetzt könnte man natürlich antworten, kein Wunder, mit einem Auge konnte er ja auch nur entweder auf die Tachonadel starren oder auf die Strasse, das wäre angesichts der Tragik des Ereignisses aber unangemessen.

Die Notwendigkeit einer Geldbusse von EUR 40,00 für 2 km/h zu schnell kann ich aus dem geschilderten Fall allerdings nicht ableiten, dass Strassenverkehr eine todernste Angelegenheit ist, die die erforderliche Aufmerksamkeit und Sorgfalt erfordert, die einem von keinem Schild der Welt abgenommen werden kann, schon.
Das Hauptaugenmerk des damaligen Ministers (Bundesrat) für Umwelt und Verkehr galt mit seinem Programm "Via Sicura" 0 Todesopfer zu generieren, 60+ Massnahmen waren in diesem Papier, das Hauptaugenmerk galt der Raserei, und ich denke, dass wurde erreicht, denn schon am 2. Januar 2014 wurde das erste Auto eines Rasers beschlagnahmt. Klar gibt es ab und an immer noch Leute, die zu schnell fahren, aber mit den wirklich hohen Geldbussen, Fahrverboten und sonstigen gesetzlichen Massnahmen ist nun ziemlich Ruhe eingekehrt. Der schlimmsten Raser der Schweiz, ein Kosovare wurde jetzt eingesperrt, gefasst wurde er im Kosovo, weil er dort scheinbar auch straffällig wurde. Er bezeichnete sich im TV selbst als Psychopath, der eher einen Unfall produziert als ein Rennen verlieren würde, solchen Leuten wie ihm (Nationalität egal) muss der Garaus gemacht werden.

Den Fall mit dem Einäugigen, mir von der Strasse bekannt, bezeichne ich als riesigen Fehler der behandelnden Aerzte, heute weiss jede(r) man braucht besser 8 Augen im Strassenverkehr als nur zwei bzw. eines.
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Stephan
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Orianne hat geschrieben:
Das Hauptaugenmerk des damaligen Ministers (Bundesrat) für Umwelt und Verkehr galt mit seinem Programm "Via Sicura" 0 Todesopfer zu generieren, ... aber mit den wirklich hohen Geldbussen, Fahrverboten und sonstigen gesetzlichen Massnahmen ist nun ziemlich Ruhe eingekehrt. ...
Danke für den Hinweis Orianne.

Ihr werdet also gerade Opfer eines oder einer Gruppe von Utopisten, denn Null Todesopfer im Strassenverkehr ist eine Utopie. Die wird man nicht einmal durch den generellen Umstieg auf Bobby-Cars und Rollatoren realisiern.

Das Sicherheitsprogramm läuft seit 1.12013 - bei 269 Verkehrstoten in 2013 statt zuvor 339 hat man zwar einen absoluten Rückgang erzielt, ziemliche Ruhe ist dass aber noch lange nicht. Angesichts der Zielsetzung würde ich eher von einem Scheitern sprechen.

Interessanterweise ist seit Jahren Großbritannien, das eine andere Strategie verfolgt als viele kontinentale Staaten - nämlich Eigenverantwortung und selbstständiges Handeln der Verkehrsteilnehmer statt stupider Gängelung - erfolgreicher: Man reist stressfreier, sicherer und abseits der Autobahnen auch schneller als in Dtschl.
Freundliche Grüsse
Stephan
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Orianne
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Alt-BR Leuenberger ist eben ein Schöngeist, die Zahl 0 wird man nie erreichen können, das stimmt!

Die Statistik ist interessant, leider ist der Herr nicht mehr im Amt, aber scheinbar "zieht" die Methode in Grossbritannien mehr, so sagen es jedenfalls die Zahlen.
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Barbarossa
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Wer heute noch mit dem Auto oder Motorad unterwegs ist, sollte sehr vorsichtig fahren, denn seit 6.00 Uhr bis 24.00 Uhr gibt es heute wieder einen Blitzermarathon. Dieser ist diesmal nicht nur Deutschland-weit, sondern auch noch in 21 weiteren europäischen Ländern. Allein in Deutschland kontrollieren 13.000 Beamte an mehr als 7000 Stellen, ob Verkehrsteilnehmer die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Die Diskussionen nach Sinn oder Unsinn solcher Aktionen werden noch weiter gehen.
Artikel lesen: >> Autofahrer, aufgepasst! - Hier wird seit heute früh um 6 Uhr geblitzt << (n-tv.de)
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
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dieter
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Lieber Barbarossa,
ich bin heute nur zu Fuß unterwegs, da werde ich keine Geschwindigkeitsbegrenzung übertreten. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie) Es ist Abzocke, mir ist es auch im Odenwald Sonntags bei Gersprenz passiert, 70 vorgeschrieben, Ich soll 79 gefahren sein, mit 20€ war ich nach drei Wochen dabei. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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