Exzellenter Beitrag Conzallis
Himmler weist auf den Aufstand im Warschauer Ghetto (19. April bis 16. Mai 1943) und die schweren Kämpfe dort hin. Er leitet diese Passage ironisch ein:
„Dieses ganze Ghetto machte also Pelzmäntel, Kleider und ähnliches. Wenn man früher dort hinlangen wollte, so hieß es: Halt! Sie stören die Kriegswirtschaft! Halt! Rüstungsbetrieb! –
Natürlich hat das mit Parteigenossen Speer gar nichts zu tun; Sie können gar nichts dazu. Es ist der Teil von angeblichen Rüstungsbetrieben, die der Parteigenosse Speer und ich in den nächsten Wochen gemeinsam reinigen wollen.“
Abtransport von Frauen und Kindern nach der Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Aufnahme vom Mai 1943
Albert Speer, seit 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition, war seit dem 2. September 1943 als Reichsminister für Rüstung und Kriegswirtschaft für die gesamte deutsche Rüstungsproduktion zuständig. Dort beschäftigte jüdische Zwangsarbeiter hatte man bis 1943 zum Teil von den Deportationen zur Vernichtung ausgenommen.
Speer behauptete nach 1945 immer, die Konferenz vor Beginn der Rede Himmlers verlassen und nichts vom Holocaust gewusst zu haben. Himmlers direkte Anrede – „Sie können gar nichts dazu“ – werten mehrere Historiker jedoch als Beweis seiner Anwesenheit. Gitta Sereny weist auf ein Zusammentreffen von Speer und mehreren Gauleitern am Folgetag hin und hält es für „schlicht unmöglich, dass er von Himmlers Rede nichts gewusst hat, ob er nun dort gesessen ist oder nicht.“
Aus dem Buch Das Ringen mit der Wahrheit. Albert Speer und das deutsche Trauma von Gitta Sereny.