Triton hat geschrieben:Wenn ich mich nicht irre, hatte Mussolini nur nichts gegen den Anschluß Österreichs wenn auf Südtirol verzichtet wird. Und da Hitler keine Zeit für langwierige Verhandlungen zu haben glaubte und Österreich instabil war, wählte er eben die "kleine" Lösung.
Sag ja, dass er "sein Volk" sehr schnell im Stich ließ, wenn es für ihn opportun war.
Und selbst wenn man diesen Kuhhandel als politisch notwendig und zielführend erachten möchte, rechtfertigte ein Verbleib Südtirols bei Italien noch Lange nicht das Verbrechen der sog. "Option", das ja viel weitreichender für Südtirol war, als die suboptimale Grenzziehung an und für sich.
Wenn man sich zudem bewußt machte, wie sehr der Duce auf die Hilfe der Wehrmacht angewiesen war, (Griechenland, Albanien,..), wird klar, dass Hitler bzgl. Südtirol ein treffliches Druckmittel in der Hand hatte, dass er -weshalb auch immer
- nicht einsetzte.
Er brauchte den Duce nicht, der Duce Hitler aber wie einen Bissen Brot.
Hitlers Gekrieche vor dem Duce ist nicht nachvollziehbar, das gilt besonders für 1940ff.
Triton hat geschrieben:
Südtirol trennt von Nordtirol der Alpenhauptkamm, daher dürften die traditionellen Handelsbeziehungen mit Norditalien enger gewesen sein als die mit deutschen oder österreichischen Großstädten.
Glaub ich gar nicht, da Südtirol an Österreich sowohl über den Brennerpass als auch über das Toblacher Feld verkehrstechnisch sehr gut angebunden ist. Hier verläuft auch seit dem letzen Viertel des 19. Jh. die Eisenbahnlinie, die Klagenfurt über Franzensfeste mit Innsbruck bzw. Bozen mit Innsbruck und Klagenfurt verbindet.
Ein österreichisches Südtirol hätte sogar Nordtirol besser ans übrige Österreich angebunden.
Diese verkehstechnischen Gründe waren übrigens eines der zentralen Argumente des österreichischen Außenministers Karl Gruber bei den Verhandlungen zu Südtirol nach dem WK 2. Damit versuchte er wenigstens das Pustertal für Österreich zu gewinnen, ein Kompromiss, der jedoch weder bei den Südtirolern noch bei Italien (no na
) auf Gegenliebe stieß und damit wieder in der Versenkung verschwand.
http://www.provinz.bz.it/pariservertrag ... immung.asp
Die einzige Verkehrsanbindung via Einsabahn und Autobahn nach Italien erfolgt hingegen über die Salurner Klause, alle anderen Straßen führen über Pässe, die unisono höher sind, als der Brenner und das Toblacher Feld.
Triton hat geschrieben:
Auch war Südtirol bereits im 19.Jhdt für kurze Zeit italienisch, aber nie deutsch.
Aber seit dem 14. Jh. habsburgisch, sprich österreichisch.
Das italienische, von Napoleon initiierte Intermezzo galt ab 1805 nur für Bozen und Umgebung (ein Schicksal,das es sich mit Städten wie Köln oder Aachen teilte); alle Teile Südtirols, die nördlich davon lagen (Meran, Brixen, usw...also der überwiegende Teil), blieben beim übrigen Tirol und damit bei
Bayern.
(also eigentlich war es doch mal deutsch
)
Der Spuk dauerte aber nur neun Jahre; 1814 wurde es wieder ein Teil des Kaisertums Österreich.
Bis 1918 waren übrigens alle Deutschsprachigen Deutsche (entweder Volksdeutsche oder Reichsdeutsche; eine Ausnahme war die Schweiz), eine österreichische Nation entwickelte sich erst ab 1945.
Triton hat geschrieben:
Zu Österreich gehörig ja, so wie Danzig zu Deutschland gehörte.
Wäre mir neu, dass Danzig vom 14. Jahrunhundert bis zum Ende des WK1 (bis auf neun Jahre unter Napoleon) durchgehend Teil Deutschlands war und dass es seit dem 6. Jh. deutsch besiedelt war ebenso.
Triton hat geschrieben:
Es war eine Unsitte damals, Grenzgebiete nach gewonnenen Kriegen einzuheimsen, egal zu wem sich die Bevölkerung hingezogen fühlte. Dass Südtirol damals Kriegsbeute war, ist bedauerlich, aber so war es eben. Dieses ewige Hin- und Her ist für solche Grenzregionen auch nicht angenehmer als eine endgültige Lösung.
Beste Grüße
Joerg
Es ist eine Unsitte, die Nationalität bzw. den Willen eines Volkes bei der Grenziehung völlig zu ignorieren. Eine Unsitte, die viele Kriege und nochmehr Tote mit sich brachte.