Wasseraffentheorie

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Paul
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Es gibt ja verschiedene Theorien, warum unsere Vorfahren das Fell verloren haben, sich unsere Körperhaare stark verkleinert haben und unauffälliger wurden.

- Eine Theorie besagt, das Homo Erectus als Hetzjäger das Fell verlor, um über den Schweiss die Körpertemperatur bei der Jagd besser regulieren zu können.
- Moris Desmond stellte die Theorie auf, das der Mensch sein Fell verlor, als ein wichtiger Teil seiner Bevölkerung in Ostafrika am Strand von Wassertieren lebte.
Diese Theorie stellte er in seinem Buch der nackte Affe dar. Er hätte dort auch das stärkere Unterhautfettgewebe als Isolierung entwickelt.
- Es gibt dann auch die Theorie, das die Entwicklung der Kleidung den Fellverlust begünstigte, damit der Mensch nicht so von Parasiten gequält wurde. Dazu muß man natürlich sagen, das sich die Kleidung im Süden erst spät durchsetzte. Diese Theorie hätte nur im Norden wirken können. Natürlich hätten sich solche Merkmale dann auch in den Süden ausbreiten können, wenn sie auch dort Vorteile mit sich gebracht hätten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Peppone
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Laut Threadtitel favorisierst du ja die Wasseraffentheorie, wie ich aus dem G-Forum weiß, in der modernisierten Form.

Das Unterhautfettgewebe dinet nicht nur der Isolierung - was in Afrika in der Tat Quatsch wäre - sondern auch der Fettspeicherung. Selbst wenn der Vormensch derart primär in den Flussgaleriewäldern gelebt hätte, dass er sich komplett an ein so spezialisiertes Leben angepasst hätte, wären Zeiten der Nahrungsarmut durchaus normal gewesen (z.B. Trockenzeiten). Da macht ein stärkeres Unterhautfettgewebe dann wieder Sinn.
Aber die Spezialisierung passt nicht so recht zu der Eigenschaft der meisten Vormenschen (Ausnahme Paranthropus), dass sie Generalisten waren und eben deshalb evolutionstechnisch so erfolgreich. Ergo müssen die Galeriewälder EIN Lebensraum der Vormenschen gewesen sein, wenn auch vielleicht der bevorzugte, aber NICHT der EINZIGE. Die Wasseraffentheorie als solche KANN also gar nicht stimmen, auch wenn sie vielleicht - auch nach Auskunft führender Paläanthropologen wie Friedemann Schrenk - sehr viele bislang unklare Details klären kann.
Es wird wohl so sein wie bei vielen Theorien zu den Vormenschen: Es gibt multikausale Hintergründe, eine Theorie allein kann nicht alles erklären.

Beppe
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Barbarossa
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Paul hat geschrieben: - Es gibt dann auch die Theorie, das die Entwicklung der Kleidung den Fellverlust begünstigte, damit der Mensch nicht so von Parasiten gequält wurde. Dazu muß man natürlich sagen, das sich die Kleidung im Süden erst spät durchsetzte. Diese Theorie hätte nur im Norden wirken können. Natürlich hätten sich solche Merkmale dann auch in den Süden ausbreiten können, wenn sie auch dort Vorteile mit sich gebracht hätten.
Da wir aber wissen, daß der Homo Sapiens aus Afrika stammt und die Menschen in den südlichen Regionen bis in die heutige Zeit (fast ganz) nackt herumlaufen (sofern ihre Kultur nicht durch z. B. Europäer verfälscht wurde), kann man sicher annehmen, daß der Mensch zuerst sein Fell verlor und sich erst dann anfing zu bekleiden, als er in kältere Regionen der Welt vorstieß. Kleidung war vor allem ein Schutz vor Kälte, denke ich. Da, wo sie nicht nötig war, verzichtete der Mensch darauf. Eine Ausnahme stellen hier wirklich Christen und Moslems dar - also aus religösen bzw. kulturellen Gründen.
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Renegat
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Kleidung bietet nicht nur Schutz vor Kälte sondern schützt auch vor Schäden durch hohe Sonneneinstrahlung.
Insofern machte Rückbildung der natürlichen Körperbehaarung in Kombination mit künstlicher Bedeckung gefährdeter Körperteile, die Hominiden insgesamt noch anpassungsfähiger an verschiedene Umgebungen.
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