Erzgebirge

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Moderator: Barbarossa

demark
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Tellerhäuser im Erzgebirge

Fährt man im oberen Erzgebirge von der Grenzübergangsstelle zu Bozi Dar (CZ) am Fichtelberg in Richtung Rittersgrün, so stehen talwärts in einer scharfen Linkskurve ein paar Häuschen. Der Ort wird Tellerhäuser genannt.
Benannt nach einem Bergmann der Teller hieß. Sein Haus wurde erstmals 1609 auf einer Landkarte verzeichnet.
Im Laufe der Zeit kamen weitere Häuser dazu, 1780 ein Forsthaus, 1833 ein Gasthof, 1834 eine Brettmühle und 1839 eine Getreidemühle.

Über den Bergmann Teller ist eine Sage überliefert:

Ein Bergmann baut die Tellerhäuser
Rittersgrün OT Tellerhäuser, Erzgebirge
In Wiesenthal, nahe dem Fichtelberg, lebte um 1570 ein geachteter Bergmann, der hieß Teller. Er war ein rechtschaffender Mann. Weil aber die Grube, auf der er anfuhr, keine Ausbeute mehr brachte, lehnte es der Bergherr ab, den rückständigen Lohn zu zahlen. Dabei hatte der Bergmann ein krankes Weib und Kinder daheim. So geriet er über Nacht und ohne Schuld in große Not.
Eines Sonntags in der Kirche erschrak er sehr, denn unter der Kanzel stand ein Berggeselle, der ihm aufs Haar glich. Und dieser trug eine blinkende Silberstufe auf der Schulter.
Als der Bergmann Teller heimwärts ging, sprach ihn ein stockfremder Mann an. Im Weiterlaufen gab ein Wort das andere, und so sprachen sie auch über das Bergwerk und Tellers Not. Mitleidig schenkte ihm der Fremde ein Geldstück.
Der Doppelgänger ließ sich fortan öfter sehen. Teller deutete das als ein gutes Zeichen, fasste neuen Mut und kaufte von dem Gelde des Fremden beim Bergmeister die Erlaubnis, die auflassige Grube neu zu bebauen. Gleich darauf machte er sich an die Arbeit. Ein Tag verging und fast auch der andere, sein Mut sank immer mehr, denn seine große Hoffnung wollte sich nicht erfüllen. Am Ende des zweiten Tages langen Tages hatte er sich eben missmutig niedergesetzt, um sein letztes Stück Brot zu verzehren, als aus einem Loch des Gesteins ein Mäuslein hervorkroch. Es schnüffelte hin und her und las die Brotkrumen auf. Und da es nicht sehr viele waren, knabberte es am Grubenlicht herum. Das ärgerte den Bergmann, und er warf im Zorne seinen Schlägel nach dem Tier. Er traf es aber nicht. Das Werkzeug sauste gegen die Wand und sprengte ein starkes Stück Gestein los. Teller glaubte zu träumen: Dahinter stand ein gediegenes Silber an, und das so prächtig, dass ihm schwindelte. Er griff zu seinem Habit und eilte heim, die frohe Kunde dem Weib und den Kindern zu bringen.
Bald war aus dem armen Häuer ein reicher Bergherr geworden. Er blieb aber das, was er war: bescheiden, ehrsam und rechtschaffen. Und da er drei Söhne hatte, erbaute er jedem ein kleines Haus, zwischen Wiesenthal und Rittersgrün, mitten im Wald. Kommt man in diese Gegend, wird man sie finden, denn die Häuser werden noch heute Tellerhäuser genannt.

(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen von Blechschmidt, Leipzig 1984, Wunder- und Schatzsagen aus dem Westerzgebirge, Schwarzenberg 1933)


„Glück auf“, so lautet der Bergmannsgruß. Morgens, vor Sonnenaufgang fuhr er in die Grube ein und abends nach Sonnenuntergang aus. So entstand ein besonderes Verhältnis des Bergmannes zum Licht, das er besonders in den Wintermonaten in Form von aufgestellten Lichterfiguren entwickelte, und sich bis heute in den allseits bekannten Weihnachtsbräuchen erhalten hat.

Bergmannsgruß

1. Glück auf, du holdes Sonnenlicht,
sei innig mir gegrüßt!
Der achtet deiner Strahlen nicht,
der täglich sie genießt.

2. Ich aber steige Tag für Tag
hinab in tiefen Schacht,
wo bei des Fäustels munterm Schlag
kein Sonnenstrahl mir lacht.

3. Drum grüßt dich auch der Bergmann froh,
steigt er zum Licht hinauf;
kein ander´ Herz begrüßt dich so,
kein Mund ruft so: Glück auf!

(Döring)
demark
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Einst von einem ausgedehnten Waldgebiet -- Miriquidi genannt -- bedeckt, wurde das
unwirtlich erscheinende Bergland verhältnismäßig spät besiedelt und erschlossen.
Erst nachdem es den deutschen Königen und Kaisern gelungen war, die im nördlichen
Gebirgsvorland ansässigen Slawen zu unterwerfen, entstanden längs der Flussläufe die ersten
Herrensitze und Siedlungen thüringischer, fränkischer und süddeutscher Einwanderer.
Aus den Tälern schlug die Besiedlungswelle hinein in die Waldgebiete und wo der Bauer bei
seinen Rodungen auf blanke Erzadern stieß, folgte der Bergmann.
Das Erz gab dem Gebirge seinen Namen.
Aus dem Sagenschatz des Erzgebirges: http://www.westerzgebirge.com/htm/erzge ... ssagen.htm

hier eine passende Sage vom Daniel Knappe, einem Bergmann, dessen Namen "Knappschaft" heute noch eine Krankenkasse führt.

Der Traum des Daniel Knappe

Annaberg-Buchholz, Erzgebirge
Das muß eine wilde Zeit gewesen sein, denn dicke Waldungen bedeckten noch den Pöhlberg und die anderen Berge, und die Bären und Wölfe kamen bis vor der Menschen Häuser. Im Dorfe Frohnau lebte damals ein Bergmann mit seiner kranken Frau und sieben Kindern. Er war ein fleißiger und rechtschaffender Mann und hieß Daniel Knappe. Unverschuldet war er in große Not geraten und wußte keinen Außweg.
Da schien ihm eines Tages im Traume ein Engel. Er sprach zu ihm: "Geh morgen hinaus in den Wald droben am Fuße des Schreckenberges. Dort wirst du eine Tanne finden, die alle anderen Bäume an Höhe überragt. Sie hat in den Zweigen ein Nest mit goldenen Eiern. Suche den Baum, denn die Eier sind dein! Doch wisse sie auch wohl zu gebrauchen!"
Am nächsten Morgen brach der Bergmann auf, um draußen im Walde jenen wundersamen Baum zu suchen. Und bald hatte er nahe der Wolfshöhle die Tanne entdeckt, von der er sich die goldenen Eier versprach. Das machte ihn fröhlich. Bis in des Wipfels höchste Zweige war er gestiegen, doch fand er weder Nest noch die goldenen Eier. Da kehrte seine alte Traurigkeit zurück.
Und weil ihm der Baum genarrt hatte, stieg er unmutig herab, um sich am Fuße des Baumes eine kleine Ruhe zu gönnen. Er dachte über sein Schicksal nach und auch darüber, ob er den Traum nicht falsch gedeutet haben könne. Dabei fiel ihm ein, daß unter den Zweigen wohl auch die Wurzeln des Baumes vestanden sein könnten. So eilte er heim hohlte Gezäh und begann, nahe des Baumes die Dammerde zu durchbrechen, um einzuschlagen. Er glaubte, den Augen nicht trauen zu dürfen, denn gar nicht weit von der Oberfläche blinkten ihm mächtige Silbergänge entgegen, die nach allen Seiten strichen.
Ein solcher Anbruch konnte nicht verborgen bleiben. Alsbald war die Kunde über alle Lande verbreitet. Das machte Mut zum Bergbau. Und so zogen viele herzu, um sich in der wilden Gegend niederzulassen und zu schürfen. Herzog Georg den Bärtigen veranlaßte das, eine neue bergstadt zu gründen. Am 21. September 1496 wurde der Grundstein zum ersten Haus dieser neuen Stadt am Schreckenberg gelegt, die später Sankt Anna zu Ehren Annaberg geheißen wurde. Zum Andenken an Daniel Knappe heißen noch heute die bergleute im allgemeinen die Knappen und der Fundort nach Knappes Weib Katharina Kathelstein.
(Quelle: Die Silberne Rose - Europäische Bergmannssagen von Blechschmidt, Leipzig 1984, Sagenbuch des Königreiches Sachsen von Meiche, Leipzig
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