Induskultur und drawidische Völker

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Dietrich
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Die Indus-Kultur wird ungefähr von 2800-1700 v. Chr. datiert, wobei bis heute Uneinigkeit darüber herrscht, welche Faktoren für ihren Untergang verantwortlich sind. Die meisten Wissenschaftler gehen heute nicht mehr von einer Zerstörung durch nomadische Indo-Arier aus, die vermutlich um 1700 v. Chr. im Panjab und Nordindien einfielen, sondern begründen den Niedergang mit klimatischen und geologischen Ursachen (Dürreperioden, Überschwemmungen, geologische Störungen des Indus-Laufs usw.).

Welcher Ethnie die Bevölkerung der Indus-Kultur angehörte, ist ebenfalls umstritten. Zwar vermutet man eine Besiedlung durch drawidische Völker, wie man ohnehin die häufig geäußerte Meinung hört, Indien sei vor Ankunft der indoeuropäischen Indo-Arier ausschließlich von Drawida besiedelt gewesen, die wegen des stetigen Vordringens der Indo-Arier nach Südindien zurückgedrängt wurden. Beweisen lassen sich solche Hypothesen freilich nicht, da die Archäologie und entsprechende Ausgrabungen das nicht hergeben.

Der Indologe Hermann Kulke bemerkt zu Kulturkontakten zwischen der Indusbevölkerung mit ihren Zentren Mohenjo-Daro und Harappa und den einwandernden Indo-Ariern: "Die Nachfahren dieser frühen Aryas dürften Träger einer ersten indo-aryanischen kulturellen Synthese gewesen sein, in der sich Elemente der vermutlich drawidischen Harappa-Kultur und der zentralasiatischen Kultur der Einwanderer verbanden." (Hermann Kulke, Dietmar Rothermund, Geschichte Indiens, München 2006, S. 47).
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben:
Welcher Ethnie die Bevölkerung der Indus-Kultur angehörte, ist ebenfalls umstritten. Zwar vermutet man eine Besiedlung durch drawidische Völker, wie man ohnehin die häufig geäußerte Meinung hört, Indien sei vor Ankunft der indoeuropäischen Indo-Arier ausschließlich von Drawida besiedelt gewesen, die wegen des stetigen Vordringens der Indo-Arier nach Südindien zurückgedrängt wurden. Beweisen lassen sich solche Hypothesen freilich nicht, da die Archäologie und entsprechende Ausgrabungen das nicht hergeben.

Der Indologe Hermann Kulke bemerkt zu Kulturkontakten zwischen der Indusbevölkerung mit ihren Zentren Mohenjo-Daro und Harappa und den einwandernden Indo-Ariern: "Die Nachfahren dieser frühen Aryas dürften Träger einer ersten indo-aryanischen kulturellen Synthese gewesen sein, in der sich Elemente der vermutlich drawidischen Harappa-Kultur und der zentralasiatischen Kultur der Einwanderer verbanden." (Hermann Kulke, Dietmar Rothermund, Geschichte Indiens, München 2006, S. 47).
Außerhalb des Industales gibt es noch Völker die älter als das Volk der Drawiden deklariert werden könnten, zum einen erstens die Adivasi. Sie gelten als erste Siedler Indien und sind eine indigene Bevölkerung.
"In Indien leben 698 Volksgruppen, die amtlich als Scheduled Tribes registriert sind. Viele davon bezeichnen sich selbst als Adivasi, um ihren Anspruch als ursprüngliche Bewohner des Subkontinents zu unterstreichen. Mit einem Bevölkerungsanteil von 8,6 Prozent zählen sie nach offiziellen Angaben rund 104 Millionen Menschen. (Stand Volkszählung 2011) Die größten Völker wie Bhil, Gond, und Santal sind mehrere Millionen Menschen stark. Wildbeuter wie die Jarawa und Onge auf den Andamanen-Inseln umfassen dagegen nur wenige hundert Individuen und sind vom Aussterben bedroht.
Adivasi sind die Nachfahren der indischen Ureinwohner, die schon vor der Invasion von Hirtenvölkern aus Zentralasien den Subkontinent besiedelten. Es wird angenommen, dass die indogermanischen Nomaden, die sich Arya, die Edlen nannten, im Zeitraum von 1500 bis 1000 v. Chr. über den Khyber Pass von Afghanistan in die nordindische Flussebene einfielen. Von Pferden gezogene Streitwagen verschafften ihnen militärische Überlegenheit. Im Laufe mehrerer Jahrhunderte drangen sie ostwärts bis zum Golf von Bengalen vor, rodeten den Wald und ließen sich als Bauern auf den fruchtbaren Böden nieder.
Die Priester schrieben das bislang nur mündlich überlieferte Wissen der Indogermanen in der Sanskrit-Sprache nieder: die Veden entstanden, die ältesten heiligen Schriften der Hindus. Sie berichten von zahlreichen Kämpfen der Arya mit dunkelhäutigen Waldbewohnern. Viele von ihnen sollen versklavt und als Arbeitskräfte zur Rodung der Wälder eingesetzt worden sein. Sie mussten wohl in Ghettos am Rande der Dörfer wohnen und wurden durch rituelle Tabus aus der Kastengesellschaft ausgeschlossen. Ihre Nachfahren, die sogenannten Unberührbaren, nennen sich heute Dalits – die Unterdrückten oder die Gebrochenen. Anderen indigenen Gruppen gelang der Rückzug in unwegsame Wälder und Gebirge, wo sie bis in jüngste Zeit ein autarkes Leben führen konnten."
http://www.bpb.de/internationales/asien ... -in-indien

In den Bergregionen gibt es zudem noch ein Bergvolk der Ladakhis. Sie leben im Bundesstaat Kashmir- Jammu. Ihre Sprache Ladakh gilt als Vorläufer des tibetischen.
"Über Ladakhs frühe Geschichte bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts n. Chr. ist wenig bekannt. Felszeichnungen und archäologische Funde legen nahe, dass Teile der Region schon in der Bronzezeit von nomadischen Viehzüchtern, vermutlich aus den zentralasiatischen Steppengebieten, bewohnt waren. Später wanderte ein unter dem Namen „Mon“ bekanntes indogermanisches Volk, das sich zum Buddhismus bekannte, aus Nordindien ein. Es wurde im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. durch indoiranische Darden verdrängt oder von diesen assimiliert.
Verlässliche schriftliche Quellen für die Frühgeschichte Ladakhs existieren kaum. In chinesischen, tibetischen und arabisch-muslimischen Chroniken finden sich lediglich vereinzelte Hinweise auf das karge, trockene Gebirgsland am Westabhang des Himalaya. Die ladakhischen Chroniken übernahmen ausschließlich die Geschichtsschreibung benachbarter Staaten."
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Ladakhs

Keramik -Kuktur:
In Auswertung von archäologischen Funden und Keramik zeichnen sich mehrere kulturelle Schichten ab .
Bei den Keramikfunden im Industal wurden zum einen Einflüsse aus dem mesopotamischen festgestellt und zum anderen eine ältere Schicht mit Einflüssen aus Belutschistan .

Außerdem gibt es ungelöste Rätzel. Eines davon sind die Megalithbauten, denen man in bestimmten Gegenden vorfindet, außer im Indus-Tal. Vielleicht stehen diese in einer kulturellen Beziehung zu den Megalithbauten in Europa.
Ein weiteres Beispiel ungelöster Rätzel sind die Felszeichnungen in den Bergen von Mahadeo und in den Felshöhlen von Bhimbetka bei Bhopal Ähnliche Felszeichnungen findet man in Europa, Afrika und Australien.

" Nach der Erforschung des Paläolithikums in Indien und die mikrolithischen Werkzeug, die denen in Afrika und Palästina entsprechen werfen zahlreiche unbeantwortete Fragen auf" 1

"1957 sah der Archäologe V. S. Wakankarl auf der Zugreise nach Bhopal Felsformationen ähnlicher Art zu jenen, die er in Spanien und Frankreich gesehen hatte. Er besuchte die Gegend zusammen mit einem Team von Archäologen und entdeckte mehrere prähistorische Felsgrotten. Seither sind mehr als 700 solcher Grotten identifiziert worden. Davon befinden sich 243 in der Gruppe Bhimbetka und 178 in der Lakha Juar Gruppe. Archäologische Untersuchungen offenbarten eine kontinuierliche Besiedlung durch Steinzeitkulturen (vom Mesolithikum bis zur Mittelsteinzeit) sowie die ältesten Steinmauern und Fußböden der Welt. Die ältesten Felszeichnungen stammen vermutlich aus der Mittelsteinzeit. Eine grobe Datierung der Funde wurde durchgeführt, während eine detaillierte Chronologisierung noch aussteht.
Die Malereien in den Felsgrotten und Höhlen von Bhimbetka stellen auf sehr lebendige Art das Leben der Menschen, die in diesen Höhlen lebten, sowie deren natürliche Umgebung dar und gehören zu den ältesten Zeugen des menschlichen Lebens in Indien. Einer der Felsen - Volksmund als "Zoo Fels" bezeichnet - stellt Elefanten, Sambar, Bisons und Hirsche dar. Malereien auf einem anderen Fels zeigen einen Pfau, eine Schlange, einen Hirsch sowie die Sonne. Auf einem weiteren Fels sind zwei Elefanten mit Stoßzähnen abgebildet.
Unter dieser Ansammlung prähistorischer Malereien finden sich auch Jagdszenen mit Jägern die Pfeil und Bogen, Schwerter und Schilde tragen. In einer der Höhlen ist ein Bison abgebildet das einen Jäger verfolgt während seine Gefährten hilflos dabeistehen. In einer anderen Szene sieht man Reiter zusammen mit Bogenschützen. Ihre Felsmalereien gehen bis ins Mesolithikum zurück und zeigen den Alltag der damaligen Bewohner der Grotten." 2

1 "D1e frühen Kulturen der Welt" Marcel Brion
2 http://www.rajasthan-indien-reise.de/in ... eisen.html
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dieter
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Ihr Lieben,
die Induskultur soll älter als die Kultur des Zweistromlandes sein. Die Sumerer sollen diese Kultur übernommen haben, ganz zu schweigen von der Ägyptischen Kultur. :wink:
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Dietrich
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dieter hat geschrieben:Ihr Lieben,
die Induskultur soll älter als die Kultur des Zweistromlandes sein. Die Sumerer sollen diese Kultur übernommen haben, ganz zu schweigen von der Ägyptischen Kultur. :wink:
Die ältesten Hochkulturen sind die der Sumerer im Zweistromland und die der Ägypter. Welche von beiden die ältere ist, lässt sich heute nicht mehr eindeutig entscheiden. Vielfach wird angenommen, dass die sumerische Hochkultur ältere Wurzeln hat. Beide datieren von etwa 3000 v. Chr. an. Im Industal kann man von einer Hochkultur ab etwa 2600 v. Chr. sprechen, wobei klar ist, dass solche Daten nur Näherungswerte sein können.

Nach Hermann Kulke, Die Geschichte Indiens, München 2006, gab es rege Handelsbeziehungen der Indusbevölkerung mit Südarabien und besonders mit Mesopotamien, in das die Stadtstaaten des Indus Holz, Kupfer, Gold, Silber, Karneol und Baumwolle exportierten. Siegelfunde in Mesopotamien, deren indische Herkunft sicher ist, sowie Rollsiegel und Handelsobjekte vorderorientalischer Herkunft in den Indusstädten lassen diese direkten Handelsbeziehungen mit Mesopotamien erkennen. Vieles spricht dafür, dass die Expansion der Induskultur über die Kerngebiete ihrer Städte Harappa und Mohenjo-Daro hinaus eher eine Folge intensiven Handels und kultureller Kontakte als militärischer Expansion war.

Eine frühere Vermutung, die Städte der Induskultur seien nach dem Vorbild der sumerischen Stadtstaaten entstanden, hat sich als falsch erwiesen. Neuere Auisgrabungen haben ergeben, dass sich unter den Städten der Indus-Hochkultur eine kontinuierliche Abfolge älterer Siedlungen befand. In Geschichte Indiens, S. 29, heißt es dazu:

"Das herausragende Ergebnis dieser Forschungen der vergangenen Jahrzehnte stellt die sichere Erkenntnis dar, dass die großen Städte der Induskultur in der Endphase eines mehrere Jahrtausende umfassenden Entwicklungsprozesses entstanden ... Die keineswegs zu leugnenden Einflüsse und - sicherlich wechselseitigen - Beziehungen zum Vorderen Orient, in denen anfangs die treibende Kraft der Induskultur gesehen wurde, treten demgegenüber immer mehr in den Hintergrund."

Inwieweit die religiösen Vorstellungen von Sumerern und Leuten der Induskultur übereinstimmten, lässt sich angesichts der ungenügenden Quellenlage nicht eindeutig entscheiden. So ist ungeklärt, ob es sich bei den Stadtstaaten der Induskultur um Priesterstaaten und somit um Theokratien handelte, wie das zweifellos bei den sumerischen Stadtstaaten der Fall war. Eindeutige Tempelanlagen wurden nicht gefunden, wohl aber Zitadellen, die den Hohepriester und/oder ein weltliches Stadtoberhaupt aufgenommen haben könnten.
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dieter
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Lieber Dietrich,
vielen Dank für diese tolle Erklärung. :D
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Harald
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Also ist die sumerische die älteste aller menschlichen Hochkulturen und sie hat sich mit der ägyptischen und der altindischen stark ausgetauscht. Die griechisch-mykenische Kultur hat minoische Wurzeln, die wiederum auf Ägypter und Pfönizier zurückgehen. über Rom kommen wir zu uns.

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Dietrich
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Harald hat geschrieben:Also ist die sumerische die älteste aller menschlichen Hochkulturen und sie hat sich mit der ägyptischen und der altindischen stark ausgetauscht. Die griechisch-mykenische Kultur hat minoische Wurzeln, die wiederum auf Ägypter und Pfönizier zurückgehen. über Rom kommen wir zu uns.
Das zeigt, dass Kulturen nicht in einm luftleeren Raum existieren, sondern Wechselbeziehungen zu anderen Kulturen haben und von dort Impulse empfangen und eigene weitergeben. Erst ein solcher fruchtbarer Austausch führt zu kulturellen Höchstleistungen.
Paul
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Die Indus-Kultur ist gar nicht untergegangen. Mit der Einwanderung erst der Drawiden und dann der Iraner wurde die Induskultur jeweils weiter entwickelt, also um neue Komponenten erweitert,
Später bis heute gab es weitere Entwicklungsimpulse. 
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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