Wie alt ist die Menschheit?

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Im heutigen Kenia wurden zahlreiche Steinwerkzeuge gefunden, die so alt sind, dass sie nach bisherigem Forschungsstand gar nicht existieren dürften: 3,3 Mill. Jahre. Welche Hominidenart sie anfertigte und zum Einsatz brachte, ist noch nicht bekannt.
Muss es überhaupt ein Hominide gewesen sein? Auch das scheint nicht mehr sicher zu sein.

Artikel lesen: http://www.zeit.de/wissen/geschichte/20 ... h-werkzeug
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Paul
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Die Frage ist z.B. seit wann Holzspieße und für welche Zwecke und wie verwendet wurden. Heutige Schimpansen verwenden Holzstäbe und Stangen um an Termiten zu kommen. Kleine Schimpansen stecken kleine Stäbe in die Termitenbauten und lecken die Termiten ab. Riesenschimpansen brechen Termitenbauten auf. Kleine Spieße werden verwendet um kleine Affen in Löchern aufzuspießen. Ab wann wurden angespitzte Lanzen verwendet um sich gegen Raubtiere zu verteidigen und aktiv zu jagen? Die Frage, ob Riesenschimpansen aktiv Raubkatzen jagen ist nicht geklärt.

http://haustierepflege.blogcuri.com/gef ... rwald.html
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Ruaidhri
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Kommt darauf an, wie man Menschheit definiert.
Die Benutzung von Werkzeugen allein? Die Nutzung des Feuers? Erste Artefakte, die auf irgendein nicht nur zum Überleben dienendes
Utensil hinweisen? Bestattungsrituale?
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LG Ruaidhri
Dietrich
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Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich menschenähnliche Lebewesen - die so genannten Vormenschen (Hominiden) - vor etwa 7-8 Millionen Jahren von der Linie der Menschenaffen trennten. Als sichere Belege solch menschenähnlicher Lebewesen gelten Skelettreste, die man u.a. in Laetoli in Ostafrika fand und die ein Alter von etwa 3,7 Mio. Jahren besitzen. Diese Vormenschenart erhielt den Namen Australopithecus (Südaffe), besaß schon einen aufrechten Gang und bewegte sich zweibeinig fort. Über den Gebracu oder die Herstellung von Werkzeugen ist nichts bekannt.

Unstreitbar zur Entwicklungsstufe des Menschen zählen hingegen die Frühmenschen, als deren erste Vertreter der Homo rudolfensis (nach dem Rudolfsee in Kenia) und der Homo habilis ("Geschickter Mensch", nach der Fähigkeit zur Werkzeugherstellung) gelten. Sie traten vor etwa 2,5 Mio. Jahren in Ostafrika auf, verfügten über ein fortschrittlicheres Skelett als die Vormenschen und über ein Gehirnvolumen von etwa 600-700 cm³. Sie konnten bereits Steinwerkzeuge herstellen und zielgerichtet verwenden, was in ihrer Nähe gefundene plumpe Schlag- und Schneidewerkzeuge beweisen.

Als Merkmale des Menschen sehen Paläoanthropologen u.a.: aufrechter Gang, Zweibeinigkeit, Intelligenz bzw. Mindestgröße des Gehirns, Kommunikation bzw. Sprache, zumindest in Ansätzen, die Fähigkeit des Menschen, Werkzeuge herzustellen und sie zielgerichtet zu gebrauchen, Ich-Bewusstsein

Bei den frühen Menschen lässt sich nicht exakt sagen, welche Fähigkeiten bereits ausgebildet und welche nur rudimentär vorhanden waren. Nachweisen lässt sich jedoch meist der zielgerichtete Werkzeuggebrauch und er gilt deshalb als erstes Leitsymbol zur Klassifizierung einer Spezies als Mensch/Homo im Unterschied zu den Menschenaffen.
Paul
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Man hat in Äthiopien 2,8 Millionen Jahre alte menschliche Reste gefunden, welche die Anthropologen nicht als Australolopethicinen einordnen wollen.

http://www.antropus.de/artikel.php?id=m ... aethiopien

Afarensis, Anamensis u.a. Australopethicinen bleiben, aber Kandidaten als menschliche Vorfahren - Afarensis wird aber stärker in Frage gestellt.
Anamensis hatte schon einen sehr menschlichen Körperbau aber deutliche Unterschiede im Schädel. Afarensis ist wohl eine Seitenlinie, die nicht zum Menschen führte o. über eine Hybridation zu ihm beisteuerte. Anamensis lebte schon lange in der Savanne. Es muß dann eine relativ schnelle Hirn- u. Schädelevolution gegeben haben. Eine Hybridation und Veränderung der Lebensbedingungen wären eine Erklärung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus_anamensis
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Ruaidhri
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Nachweisen lässt sich jedoch meist der zielgerichtete Werkzeuggebrauch und er gilt deshalb als erstes Leitsymbol zur Klassifizierung einer Spezies als Mensch/Homo im Unterschied zu den Menschenaffen.
Das wieder können- siehe oben-Menschenaffen auch.
Drum ja die Frage- wo fängt es an? Welche Kriterien sollten zusammentreffen?
("Geschickter Mensch", nach der Fähigkeit zur Werkzeugherstellung) gelten. Sie traten vor etwa 2,5 Mio. Jahren in Ostafrika auf, verfügten über ein fortschrittlicheres Skelett als die Vormenschen und über ein Gehirnvolumen von etwa 600-700 cm³. Sie konnten bereits Steinwerkzeuge herstellen und zielgerichtet verwenden, was in ihrer Nähe gefundene plumpe Schlag- und Schneidewerkzeuge beweisen.
Das wieder ist "Mensch", klar und deutlich.
Kommunikation bzw. Sprache, zumindest in Ansätzen,
Kommunikation bis in kleinste Feinheiten zeigen andere Arten auch. Die Verfeinerung zu dem, was wir Sprache nennen, d.h. die stabile lautliche Bezeichnung für Dinge, bekannte wie neue, die Erklärung von Zusammenhänge in variablem Kontext wieder beherrscht nur der Mensch.
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Dietrich
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Ruaidhri hat geschrieben: Kommunikation bis in kleinste Feinheiten zeigen andere Arten auch. Die Verfeinerung zu dem, was wir Sprache nennen, d.h. die stabile lautliche Bezeichnung für Dinge, bekannte wie neue, die Erklärung von Zusammenhänge in variablem Kontext wieder beherrscht nur der Mensch.
Es wird gern darüber diskutiert, welche Form der Sprache de Frühmenschen beherrschten. Paläoanthropologen vermuten, dass die ersten Homo-Formen (Habilis u. Rudolfensis) und auch der frühe Homo erectus noch nicht über ein ausgebildetes sprachliches Instrumentarium verfügten. Insofern kann man lange spekulieren, ob die Sprachpalette lediglich Grunz- und Warnlaute umfasste, oder ob bereits feinere Artikulationsmöglichkeiten zur Verfügung standen - und wenn ja, welche?
Paul
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Um mit Flößen o. Einbäumen z.B. mit Auslegern, übers Meer fahren zu können, müßte es eigentlich schon eine einfache Sprache gegeben haben. Die Entwicklung muß ja auch irgendwann eingesetzt haben.
viele Grüße

Paul

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Ruaidhri
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Es wird gern darüber diskutiert, welche Form der Sprache de Frühmenschen beherrschten. Paläoanthropologen vermuten, dass die ersten Homo-Formen (Habilis u. Rudolfensis) und auch der frühe Homo erectus noch nicht über ein ausgebildetes sprachliches Instrumentarium verfügten. Insofern kann man lange spekulieren, ob die Sprachpalette lediglich Grunz- und Warnlaute umfasste, oder ob bereits feinere Artikulationsmöglichkeiten zur Verfügung standen - und wenn ja, welche?
Vermutlich hat es auf "niedriger" Stufe begonnen, und vermutlich waren viele viele Laute/ Wörter Onomatopöie, also Nachahmung von Klang, der in der Alltagswelt vorkam und Dingen/ Vorgängen zugeordnet wurde. Bei abstrakteren Dingen oder räumlichen Bezeichnungen wird es schon schwieriger, sich dieEntstehung von dauerhaften Laut- Bezeichnungen vorzustellen,bzw. zu erklären.
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Dietrich
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Zur Entwicklung der Sprachfähigkeit fand ich das hier bei der alten Tante Wiki:

"Variationsreiche Sprache wurde demnach erst durch anatomische Veränderungen im Laufe der Stammesgeschichte des Menschen möglich. Wie ausgeprägt das Sprechvermögen beim gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und Homo sapiens, dem Homo erectus, entwickelt war, ist unbekannt. Ebenso ist unbekannt, wie „fortgeschritten“ das morphologische und funktionale Potential für differenzierte sprachliche Kommunikation beim Übergang von Homo erectus zum frühen anatomisch modernen Menschen war. Die Vergrößerung des Rachenraumes (als Resonanzkörper), die Absenkung des Kehlkopfes und die bereits beim Homo erectus beginnende Aufwölbung des Gaumens, wurden als Notwendigkeit zur größeren Bewegungsfreiheit der Zunge gesehen. Im Zusammenwirken von Rachenraum, Mund- und Nasenhöhle, Gaumensegel, Lippen und Zunge kann danach der von den Stimmbändern erzeugte Grundton zu Vokalen und Konsonanten moduliert werden. Schädelfunde belegen, dass die Aufwölbung des Gaumens und die Absenkung des Kehlkopfes vor etwa 100.000 Jahren abgeschlossen waren."
Aneri

Dietrich hat geschrieben:Schädelfunde belegen, dass die Aufwölbung des Gaumens und die Absenkung des Kehlkopfes vor etwa 100.000 Jahren abgeschlossen waren
ES heißt aber nicht, dass vorher nicht gesprochen worden war. Der lange Hals der Giraffe kam in einen langen Evolutionsweg, in dem die die karge Umwelt begünstigt das "Wachstum" des Halses hat. Dabei das wachsende Hals war selbst zur einer selektierende Umwelt geworden. So müssten die innere Organe auf diese neue Anforderung anpassen. So ist auch mit der Sprache bzw. der "fertigen" Sprachorgane. Sie entstanden nicht zufällig, um dann zufällig jemand eine Möglichkeit zur Sprachkommunikation zu geben. Die Evolution der Sprachorgane ist ein bedeutender Indiz dafür, dass die Sprachkommunikation vorhanden war und sie die selektive Umwelt für die sprachbegünstigte Mutationen darstellte.

Ich glaube, dass vielen Biologen bzw. Paleontholgen, die Sprachfähigkeit mit der entwickelten Sprachorganen festsetzen, denken dabei nicht an die Sprache selbst. Die Sprache ist eine Code, und sie prinzipiell sich in zwei Tönen bzw. Lauten kodieren lässt. Dazu muss man nicht entwickelte Sprachorgane besitzen. Wenn man fortgeschrittene Lautkommunikation der Meeressäuger wegen des speziellen Mediums - nämlich Wasser - vielleicht doch noch als fraglich für Analogie empfunden kann, es gibt viele Landtiere, die sich komplex mit Lauten unterhalten. Ich denke hier an Vogelbasar, der mich morgens weckt. Warum dennoch die Evolution den Wege zur der Variabilität der Lauten, die wir bei uns vorfinden, angeschlagen hat? Ich denke auch hier kann man nachvollziehen (und dadurch Rückschluss auf die selektive Umwelt der sozialen Beziehungen, die auf keinen anderen weg nachvollzogen werden können, machen). Es gibt eine Pfeifensprache, die man (auf welchen Ort?) kreiert hat, um in Bergen durch große Abstände zu kommunizieren. So wie ich von Erfahrung von o. e. Vogelbasar sagen kann, deren Stärke kann auch lästig wirken. Es heißt, die soziale Umfeld (also selektive Umwelt) hat bevorzugt "intime" Kommunikation und die eben war die, die wir durch unsere Lauterzeugung hervorbringen. Die Kommunikation an Lagerfeuer, wenn die kleine Gemeinschaft umhin sitzt und sich gegenseitig was erzählt, ist nicht diese Umfeld. Aber die Notwendigkeit auf ein abgestimmtes Handeln während Jagd - schon. Dadurch begünstigte Mutationen müssten auch Kommunikation innerhalb einer Gemeinschaft verändern. Statt einem "Basar", wo immer, was ein verkündigt, alle andere hören, wird Kommunikationsnetz s. z. differenziert. Ich kann über andere lästern, ohne dass er dabei hört, ich kann Geliebte in Ohr flüstern ohne, dass jemand anderes hört. Ich kann andere notfalls zuschreien um Aufmerksamkeit zu erlangen. Es können Allianzen und Gegnerschaften dann schon in einer kleinen Gemeinschaft entstehen. Die Sprache begünstigt es.

Es mag aus erstem Blick unbedeutend sein, dennoch glaube ich, es war neben der Fingerfeinfertigkeit das, was die Entstehung des modernen Menschen begünstigte. Denken wir an einer moderne Situation in einem moderne Dorf, wo eine Nachbar dem anderem eine Neuigkeit durch Zaun mitteilt. Unsere Wesen ist so kreiert wurde (also aus der Evolution hervorgegangen), dass wir sehr schwer die Nachrichten für sich behalten. Wir haben inneren Trieb, es mit anderen mitzuteilen. Wozu dieser Trieb notwendig wäre, wenn man am Zaun gepfiffen hätte und ganze Dorf sofort die Nachricht bekämen?! Bzw. Einer hat sein Trieb losgeworden, andere bleiben auf ihn sitzen :P

Zum Anderem wenn ich über Sprachkomplexität nachdenke, dann auch das nach meiner Ansicht benötigt sehr viel mehr Zeit, als es 100 tausend Jahren möglich wäre. Die Tiere besitzen zwar komplexe Sprache, sie beruht aber eher auf eine Quantität. Es wird ein Sachverhalt mit einem bestimmten Code widergeben. Es gibt keine (mindestens von zurzeit untersuchten tierischen Sprachen – nach mein Kenntnis), die grammatisch strukturiert wurden. Es bedeutet, dass man müsste Unterschiede in dem Sachverhalt (Objekt, Aktion, die Eigenschaften des Objekts etc.) wahrnehmen. Es ist auch belegt neurowissenschaftlich, dass die Sprache wird s. z. genetisch im Gehirn verankert. Es bedeutet aber das Gleiche, was ich in Bezug auf Sprachorgane gesagt habe: die Evolution dorthin – zu dieser Strukturierung des Gehirns – war der Weg der Evolution der Hominini, die die Sprache aktiv benutzt hatten und auf die Strukturierung hinarbeiteten. Und in den modernen Menschen hätte es s. z. seine optimale Form erhalten. Es heißt, dass es nicht unbedingt eine vollwertige Version der Sprache erfunden war (was ist es, ist auch Wissenschaftlern nicht klar, bzw. sie es verneinen). Es muss aber eine Version der Sprache sein, die keine andere biologische Anpassung brauchte. Sie müsste nur die Merkmale besitzen, die für die weitere Evolution der Sprache notwendig waren. Über diese Evolution wurde in anderem Thread gesprochen. Es betrifft schon zivilisatorische Evolution.

Ich bin überzeugt, aus dem Verständnis der Komplexität der Strukturierung der Sprache, dass die Evolution der Hominini war Evolution der Sprache – neben der kulturellen Evolution (Werkzeuge, Artefakte). Die Strukturierung der Sprache bedeutete eine Niederlassung in ihr die Erkenntnisse über die Umwelt und zwar auf kategoriale Ebene: man nahm einen Sachverhalt nicht im Ganzen, man begann ihn in substantives, in agierenden teil und andere abstrahierte Eigenschaften zu unterschieden. Es müsste ein lange und beschwerlicher evolutive Weg sein, die Basis müsste genetisch verankert werden. Wenn auch die Sprache durch Kommunikation vererbt wird, es müsste neurologische Anpassung staatfinden, um die Gehirntätigkeit auf diese Art der Sprache anzupassen.

Es wird oft für die Ursprungssprache als Gebärdensprache tendiert. Ich halte nichts davon. Auf der Jagd – und dies müsste wesentliche Faktor für die Nutzung der Sprache sein – man konzentriert sich auf Beute. So ist die Kommunikation mit anderen nicht möglich. Gerade dieses Merkmal – die unbedingte Sichtkontakt für die Kommunikation – macht es für sehr nachteilig, da man „blind“ für die Gefahren wird, wenn man kommuniziert, und entgegen, wenn man Bedrohung erkannt hat, eine gemeinsame Abstimmung für die Gefahr nicht möglich ist. Es bedeutet aus Evolutionssicht ein „OUT“ für diese Art der Sprache.

Übrigens unsere Sprache zeigt, dass es unzulässig über ein Mensch zu sprechen. Die Sprache beeinträchtigt unsere Denken, sie ist aber kollektives Erzeugnis. So ist nicht der Mensch die Einheit der zivilisatorische Evolution. Es ist eine Gemeinschaft. Unter anderem auch eine Nation - sehr späteres Erzeugnis der zivilisatorischen Evolution.
Ruaidhri
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Es wird oft für die Ursprungssprache als Gebärdensprache tendiert. Ich halte nichts davon. Auf der Jagd – und dies müsste wesentliche Faktor für die Nutzung der Sprache sein – man konzentriert sich auf Beute. So ist die Kommunikation mit anderen nicht möglich. Gerade dieses Merkmal – die unbedingte Sichtkontakt für die Kommunikation – macht es für sehr nachteilig, da man „blind“ für die Gefahren wird, wenn man kommuniziert, und entgegen, wenn man Bedrohung erkannt hat, eine gemeinsame Abstimmung für die Gefahr nicht möglich ist. Es bedeutet aus Evolutionssicht ein „OUT“ für diese Art der Sprache.
Das ist eine fatale Fehleinschätzung, wie gemeinschaftliche Jagd abläuft, ob Hominiden oder andere, gemeinsam jagende Spezies betreffend.
Ohne Kommunikation, ob lautlich oder mit Körpersprache, geht es nicht- oder es entgeht die Beute, bzw. wird der jagende Zweibeiner selbst eventuell zur Beute.
(Die Art der Kommunikation, lautlich oder durch Körpersprache, ist kurz und präzise, durchaus hoch differnziert,dabei allen zwei- oder vierbeinigen Mitjägern verständlich, wie sich bei allen Arten, die in sozialer Gemeinschaft leben, erkennen lässt.)
Vermutlich war es tatsächlich die Feinmotorik, die gezieltes Herstellen und Anwenden von unterschiedlichsten Werkzeugen möglich machte, die irgendwann dann auch differenzierte Bezeichnung erforderte.
Es gibt keine (mindestens von zurzeit untersuchten tierischen Sprachen – nach mein Kenntnis), die grammatisch strukturiert wurden. Es bedeutet, dass man müsste Unterschiede in dem Sachverhalt (Objekt, Aktion, die Eigenschaften des Objekts etc.) wahrnehmen.
Zu 1: Stimmt, nach bisherigen Erkenntnissen.
Zu 2: Nehmen wir Sprache weg, setzen das neutralere Wort Kommunikation ein- und da gibt es schon " genauere Differenzierungen von Objekten".
Nicht weiter erstaunlich, doch bei den domestizierten Arten hat sich das Kommunikations-Spektrum verändert. Neurologische Untersuchen dazu sind mir gerade nicht bekannt, dürfte es jedoch irgendwann geben.
Nur eben: Es ist in dem Sinne eben nicht Sprache. Die Ebene der Abstraktion fehlt weitestgehend.
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LG Ruaidhri
Aneri

Ich verstehe offen gesagt, wo ist die fatale Fehleinschätzung. In einer gemeinsamen Jagd die Kommunikation unerlässlich. Die Lautkommunikation läuft über Hörsinn, die Beobachtung der Beute bleibt somit immer visuell erfasst, auch die Mitjagende können visuell wahrgenommen werden, bzw. die Situation im Ganzen, aber dann eben nur am Rande. Selbstverständlich das gejagte Tier nimmt volle - visuelle Aufmerksamkeit in Anspruch.
Zwei Sinne arbeiten mit höchster Beanspruchung und ergänzen einander. In einer Gebärdensprache ist man angewiesen auf die Beobachtung des Einen, der mir gerade etwas mitteilen soll. Es kann aber jemand sein, den ich gerade nicht in meinem Blickfeld habe, weil volle Konzentration gilt für gefährliches Tier.
Die Gebärdenkommunikation konkurriert mit der Beobachtung des Tieres, was selbstverständlich gefährlich sein kann. Es kann zu Verletzungen führen bis zu Tötung. bestenfalls man kehrt heim ohne Beute.
Ohne Kommunikation, ob lautlich oder mit Körpersprache, geht es nicht- oder es entgeht die Beute, bzw. wird der jagende Zweibeiner selbst eventuell zur Beute.
Hm-m, welchen Tiere kennst du, die mit Körpersprache beim Jagd kommunizieren?! Sogar reine Pflanzenfresser können sich nicht leisten, bei der Gefahr Anderen mit eine stumme Gebärdensprache warnen... Wo sie eine Anwendung finden kann, ist es eine sexuelle Kommunikation. Da spricht man Einen ausgesuchten Partner. Wobei auch dort kenne ich keinen fall, wo es nur auf die stumme Kommunikation begrenzt würde. Es ist nur als Ergänzung zu anderen Kommunikationsformen...
Vermutlich war es tatsächlich die Feinmotorik, die gezieltes Herstellen und Anwenden von unterschiedlichsten Werkzeugen möglich machte, die irgendwann dann auch differenzierte Bezeichnung erforderte.
Wie schon gesagt, die Bezeichnung von Gegenständen bedeutet schon eine differenzierte Sprache, die im Tierreich gibst nicht. Dort wird der ganze Sachverhalt mit einem bestimmten Code, der weiter nicht strukturiert ist, widergeben. So hat die Mitteilung: "es nähert sich eine Falke" und "dort gibt es etwas zum fressen" sind strukturell nicht zu unterscheiden, bzw. "eine Falke nähert sich vom Land" und "eine Falke nähert sich vom Meer" dürfte zwei verschiedene "Wörte" aufweisen.

Das meine ich mit der Differenzierung der Sprache. Und ja, in dem Fall muss schon eine Fähigkeit zu Abstraktion besitzen, wobei die nachweislich schon Tiere haben. Nur eben es hat sich nicht in ihrer Sprache "abgebildet"
Zu 2: Nehmen wir Sprache weg, setzen das neutralere Wort Kommunikation ein- und da gibt es schon " genauere Differenzierungen von Objekten".
Nein, eben nicht. "Die Falke nähert sich" und "die Falke flieg weg" wird mit zwei verschiedenen "Wortern" beschrieben. Die Wörter, die den Sachverhalt im Ganzen codieren. Bei Menschen kommt anstatt dieses "Wortes" eben die Sätze und Kontexte. Es ist wesentlicher Unterschied, man könnte sagen Unterschied schlechthin der tierischen und menschlichen Sprachen.
Paul
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Speergebrauch und aktive Jagd könnten eine Erklärung für die einsetzende schnelle Evolution des Schädels und des Hirns bei Anamensis gewesen sein. Vielleicht lebten in anderen Regionen noch verwandte Australopethizinen, mit denen er sich vermischte z.B. in Nordafrika. Vielleicht begann Anamensis mit einer einfachen Sprache, um die Jagd und die Verteidigung gegen Säbelzahnkatzen, Löwen und Hyänen zu koordinieren. Wer den Bruder nicht zu Hilfe rufen konnte, wurde gefressen.
viele Grüße

Paul

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Ruaidhri
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Hm-m, welchen Tiere kennst du, die mit Körpersprache beim Jagd kommunizieren?! Sogar reine Pflanzenfresser können sich nicht leisten, bei der Gefahr Anderen mit eine stumme Gebärdensprache warnen... Wo sie eine Anwendung finden kann, ist es eine sexuelle Kommunikation. Da spricht man Einen ausgesuchten Partner. Wobei auch dort kenne ich keinen fall, wo es nur auf die stumme Kommunikation begrenzt würde. Es ist nur als Ergänzung zu anderen Kommunikationsformen...
Ich kenne eine ganze Reihe von Arten:
Menschen. Wölfe, Hunde, Großkatzen, die gemeinsam jagen, haben während der unterschiedlichen Jagdsequenzen selbstverständlich Kommunikation und dabei eine erstaunlich differenzierte, laut wie leise.
Du hast eher eine nicht ganz richtige Vorstellung von gemeinsamer Jagd. Empfiehlt sich, dabei eher mal stumm zu bleiben und sich mit festgelegten Zeichen zu verständigen.
So hat die Mitteilung: "es nähert sich eine Falke" und "dort gibt es etwas zum fressen" sind strukturell nicht zu unterscheiden, bzw. "eine Falke nähert sich vom Land" und "eine Falke nähert sich vom Meer" dürfte zwei verschiedene "Wörte" aufweisen.
Doch, auch da gibt es differenzierte kommunikative Signale, wo was für eine Beute steckt- und wie sie zu jagen und zu stellen ist.
Lassen wir das Einzelthema, das denn doch sehr viel spezielles Wissen zu kooperativen Jagdmethoden diverser Spezies verlangt und an dieser Stelle auch unwesentlich ist.
Vielleicht begann Anamensis mit einer einfachen Sprache, um die Jagd und die Verteidigung gegen Säbelzahnkatzen, Löwen und Hyänen zu koordinieren. Wer den Bruder nicht zu Hilfe rufen konnte, wurde gefressen.
So ähnlich vielleicht.
Grundsätzlich der Zweibeiner nunmal dem Quadrupeden unterlegen- egal, ob der flüchtenden Gazelle oder dem lauernden Säbelzahntiger.
Um eine Jagd zu koordinieren, günstige Geländebedingungen zu beschreiben und später Werkzeuge zielgerichtet und getimt einzusetzen, war Sprache oder zumindest das Zuordnen von Lautfolgen zu Gegenständen und Vorgängen sicherlich ziemlich effizient.
Beim Akt des Jagen und des Angelns war und ist aber oft genug die nonverbale Kommunikation zielführender.
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LG Ruaidhri
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