Konflikte beim Neandertaler

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Paul
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Auseinandersetzungen innerhalb einer Sippe z.B. zwischen Brüdern u. Cousins müssen in allen Zeiten die extreme Ausnahme geblieben sein. Dies ist evolutionär unsinnig und deshalb auch im Tierreich ab einer gewissen Entwicklungsstufe fast nie der Fall. Schimpansenbrüder treten in der eignen oft großen Horde meist als Verbündete auf. Junge Löwen, die von neuen Löwen aus dem Rudel vertrieben werden bleiben zusammen und suchen sich später gemeinsam ein neues Rudel. Konflickte kann es in der Regel nur mit Fremden gegeben haben, die nicht dem eignen Stamm angehörten. Dies wird wohl der eigentliche Grund gewesen sein, das so wenig Spuren von zwischenmenschlichen Konflickten gefunden wurden.
- Der Mann mit der Pfeil-/-Speerverletzung
- Der Mann mit der Spur eines Axthiebes am Kopf, welchen er überlebte.
- Die massenhaften Knochen aus Krapina
Die Indianer als Bisonjäger folgten nicht den Bisonherden. Sie jagten sie jeweils nur, wenn sie in ihr Territorium kamen. Alle Jäger und Sammler leben in Stammesverbänden, auch die australischen Aborigini und die afrikanischen Sann.
Die Stammesbildung wird wahrscheinlich schon beim Homo Erectus entstanden sein.
Die Besiedlung des Nahen Osten durch die Neandertaler kann nicht erfolgt sein, indem sie Tierherden folgten, denn dieses Gebiet ist von Europa und Sibierien durch Meere und Gebirge getrennt. Diese wahrscheinlich relativ massenhafte Südwanderung müßte normalerweise schon durch bestimmte Ursachen hervorgerufen worden sein, entweder eine Klimaveränderung oder eine besondere Zunahme der Bevölkerung bei den Neandertalern welche sie dazu zwang Gebirge zu überwinden und ganz neue besiedelte Gebiete zu besiedeln.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Peppone
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Paul hat geschrieben:Auseinandersetzungen innerhalb einer Sippe z.B. zwischen Brüdern u. Cousins müssen in allen Zeiten die extreme Ausnahme geblieben sein. Dies ist evolutionär unsinnig und deshalb auch im Tierreich ab einer gewissen Entwicklungsstufe fast nie der Fall. Schimpansenbrüder (...) Junge Löwen(...)
Nicht sehr schmeichelhafte Vergleiche...
Paul hat geschrieben:Konflickte kann es in der Regel nur mit Fremden gegeben haben, die nicht dem eignen Stamm angehörten.
Hm. Mal von Kain und Abel abgesehen - warum sollten sich bei den Neandertalern (auf die du dich offensichtlich laut Titel des Threads beziehst, obwohl du sie bis hierhin nicht erwähnt hast) nicht auch Verwandte derart in die Haare gekriegt haben, dass sie sich (halb)tot prügelten? Neandertaler waren auch nur Menschen... 8)
Paul hat geschrieben:Dies wird wohl der eigentliche Grund gewesen sein, das so wenig Spuren von zwischenmenschlichen Konflickten gefunden wurden.
- Der Mann mit der Pfeil-/-Speerverletzung
- Der Mann mit der Spur eines Axthiebes am Kopf, welchen er überlebte.
- Die massenhaften Knochen aus Krapina
Krapina wird wohl kaum das Ergebnis eines Krieges gewesen sein. Insofern treffendes Beispiel. Was meinst du mit den übrigen "Beweisen"?
Paul hat geschrieben: Die Indianer als Bisonjäger folgten nicht den Bisonherden. Sie jagten sie jeweils nur, wenn sie in ihr Territorium kamen. Alle Jäger und Sammler leben in Stammesverbänden, auch die australischen Aborigini und die afrikanischen Sann.
Der erste sinnvolle Hinweis auf mögliche Parallelen zu Neandertalern. Aber auch die Prärie-Indianer (die einzigen, die bei Gelegenheit Bisons jagten) kannten Kriege zwischen Stämmen, auch schon in voreuropäischer Zeit, als sie relativ unmobil waren. Und benachbarte Stämme bzw. Clans waren u.U. auch miteinander verwandt - Inzucht zu vermeiden war auch ein Anliegen der Indianer...
Die Prärie-Indianer waren nachgewiesenermaßen nicht wirklich friedlich. Warum sollten es also die Neandertaler mit ihrer sehr ähnlichen Lebensweise gewesen sein?!?
Paul hat geschrieben: Die Stammesbildung wird wahrscheinlich schon beim Homo Erectus entstanden sein.
Wahrscheinlich. Aber warum sollte der HE nicht auch "nur" in Clans unterwegs gewesen sein?!? Und warum sollte der HE - sollte er wirklich der erste "echte" Jäger unter den Vormenschen gewesen sein - friedlich gewesen sein? Sind Jägervölker generell friedlich?!?
Paul hat geschrieben: Die Besiedlung des Nahen Osten durch die Neandertaler kann nicht erfolgt sein, indem sie Tierherden folgten, denn dieses Gebiet ist von Europa und Sibierien durch Meere und Gebirge getrennt. Diese wahrscheinlich relativ massenhafte Südwanderung müßte normalerweise schon durch bestimmte Ursachen hervorgerufen worden sein, entweder eine Klimaveränderung oder eine besondere Zunahme der Bevölkerung bei den Neandertalern welche sie dazu zwang Gebirge zu überwinden und ganz neue besiedelte Gebiete zu besiedeln.
Interessanter Gedankensprung. Der Zusammenhang mit Krieg oder Nicht-Krieg zwischen Neandertalerstämmen ergibt sich nicht unbedingt.
Aber die Neandertaler waren nicht so unflexibel, dass sie immer und überall ausschließlich gejagt haben, wenn Großwild in der Nähe war. Da wären sie auch im Norden Europas verhungert. Schon allein daher fällt der Grund "folge den Herden" aus. Bevölkerungsüberschuss halte ich da schon für wahrscheinlicher. Und Bevölkerungsüberschuss führt meist zu sozialen Spannungen, und die meist zu Kriegen - zumindest bei Menschen. Aber auch im Tierreich.

Beppe
Paul
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Ich mache nochmal eine Zusammenfassung meiner Gedanken:

Der Neandertaler lebte im Alltag in Kleingruppen, war aber dennoch in Stämmen organisiert, welche sich ab und zu z.B. zu Großjagden und besonderen Festen trafen.

Es gab wenig Gewalt in der eignen Gruppe und auch nur selten mit Fremden. Auf die eignen Leute nahm man aus Sympathie und Loyalität Rücksicht und gegenüber Fremden respektierte man in der Regel Stammesgrenzen und Friedensregelungen. Stammesbildung könnte schon bei Homo Erektus entstanden sein.

Relative Überbevölkerung führte zu Kriegen und Wanderungen und damit wieder zu Kriegen.

Als die Neandertaler z.B. vor 100000 Jahren in den Nahen Osten einwanderten wird es zu Kriegen mit den dort lebenden "HSS" gekommen sein.

Jane Godall konnte schon bei Schimpansen Kriege zwischen den Männern benachbarter Schimpansengruppen feststellen. Bei ihnen ging es nur um das Territorium und indirekt um die Nahrungsquellen, nie um die Weibchen. Die bewegen sich frei und wechseln auch die Gruppen.
viele Grüße

Paul

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