Die Jagd mit dem domestizierten Wolf

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Lia hat geschrieben:
Liebe Lia,
ist doch auch schon was, wenn er die Rehe nicht reißt und nicht tötet.
OT zur Gegenwart:
Lieber Dieter,
auf Pauls Schilderung bezogen stimmt das. Verallgemeinert gemeint, muss ich widersprechen.
Das sehen die Rehe, Hasen, Damwild und schlimmstenfalls gar Schwarzwild naturgemäß anders.
Shit happens, ja, kein Hundehalter, auch kein Hundeführer, zumal in der Ausbildungsphase ist vor Überraschungen gefeit und unfehlbar.
Da darf man selbstverständlich erleichtert sein, wenn die erste Begegnung mit der anderen Art Begegnung glimpflich ausgeht.
Vermutlich ist dem armen, überraschten Paul einst auch das Herz vor Schreck sonstwohin gerutscht!
Die "zweitbeste" Lösung ist aber nunmal immer noch eine schlechte Lösung, nimmt man sie ( anders als Paul damals!) vorsätzlich und dauerhaft in Kauf.
Liebe Lia,
kenne Paul schon seit mindestens einem Jahrzehnt, dem rutscht sein Herz so schnell nicht irgendwohin. :wink: :mrgreen:
Man ist im Leben nie vor Überraschungen gefeit. Merke: Das Bessere ist der Feind des Guten. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

So antworte ich Dir mit 40 Jahren Hund und Ausbildung von vier Jagdhunden zu brauchbaren Jagdhunden vor dem Gesetz:
Dann war Paul schon als Junge wohl abgefeimter und cooler als jeder Erwachsene, dem derlei passiert, JägerInnen inklusive.
Man ist im Leben nie vor Überraschungen gefeit. Merke: Das Bessere ist der Feind des Guten.
Erstes stimmt. Das zweite ist, auf die Erziehung und Ausbildung eines allseits umweltverträglichen, wildsicheren Hundes schlicht ein Schmarrn.
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dieter
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Lia hat geschrieben:So antworte ich Dir mit 40 Jahren Hund und Ausbildung von vier Jagdhunden zu brauchbaren Jagdhunden vor dem Gesetz:
Dann war Paul schon als Junge wohl abgefeimter und cooler als jeder Erwachsene, dem derlei passiert, JägerInnen inklusive.
Man ist im Leben nie vor Überraschungen gefeit. Merke: Das Bessere ist der Feind des Guten.
Erstes stimmt. Das zweite ist, auf die Erziehung und Ausbildung eines allseits umweltverträglichen, wildsicheren Hundes schlicht ein Schmarrn.
Liebe Lia,
Paul wohnt zwar auch in Hessen, ich kenne ihn aber nur aus seinen Schriftsätzen.
Ich finde es nicht gut, die Aussage eines andern Users als Schmarrn zu bezeichnen. :evil: :twisted: Du wohnst nicht in Bayern, wo so eine Aussage durchgehen kann. Du machst es Dir zu einfach, es muß Dir möglich sein, dagegen zu argumentieren. :oops: Etwas mit seiner Erfahrung abzutun, ist kein Argument. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Entschuldigung, lieber Dieter,
nehme ich zurück und bezeichne es als " nicht weit genug gedacht", weil man ja nicht alles wissen und überblicken kann, mit dem man nicht täglich und unmittelbar befasst ist.
Manches jedoch darf ich nicht unwidersprochen in der Öffentlichkeit nicht stehen lassen, auch wenn es längst off topic ist.
Intensiv erkläre und diskutiere ich Erziehungsziele und (Wege zum Ziel )bei Hunden nicht unbedingt mit in diesem Forum, sondern in entsprechenden Fachforen.
Übrigens nicht nur aus Erfahrung, lieber Dieter, sondern aus erarbeitetem kynologischem Wissen mit dem umfangreichen Lernfach Wildbiologie aus der Jägerprüfung untermauert, plädiere ich dafür, nicht die zweitbeste Lösung nach einmaliger " Kann passieren" Erfahrung zu akzeptieren, sondern die beste für alle Seiten anzustreben.
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dieter
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Schön geschrieben von Dir liebe Lia.
Ich argumentiere aus der Erfahrung meiner 72 Jahre. Da mußte ich feststellen, dass wenn man ein Ziel zu hoch anstrebt, meistens überhaupt nichts dabei rauskommt.
Das kann bei der Tiererziehung anders sein, wir hatten nur eine Schildkröte. :wink: :mrgreen:
Ich hoffe, dass für Dich die Hege und Pflege des Waldes genauso wichtig ist, wie die Jagd auf Tiere, da in unseren Wäldern weitestgehend der Wolf (kommt im Osten wieder), der Lux (gibt es in meiner Heimat Nordhessen wieder) und der Bär (wurde in Bayern erschossen) ausgerottet wurde, der Mensch die Reduzierung der Wildbestände vornehmen muß, da es sonst erhebliche Schäden an der Vegetation gibt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

@ Dieter:
Unabhängig vom Alter und Erfahrungen passt nunmal nicht jede Weisheit überall hin, sondern trifft daneben.
Lies im BJG über die Aufgaben der Jäger nach, erspart mir weitere o.T Erklärungen zur Hege. dazu gehört auch der Umgang mit dem eigenen Hund- und der mit tatsächlich hetzenden "Nurspielen" Hunden und deren eben nicht Leinenhaltern.
Ich denke mal, mich brauchst Du wahrlich nicht über die Wald/ Wild/ Wildschadensproblematik Problematik und die Rückkehr einiger Tierarten aufzuklären- schaffe ich ganz allein, auf dem Laufenden zu bleiben.
Wobei ich mal fix darüber aufkläre, dass wahrlich und schon gar nicht in meinem Bundesland, nur im Wald gejagt wird. Wir haben so wenig davon, dafür viel Feld- und Wasser-Reviere. Insofern habe ich nichts mit Wald zu tun, schon gar nicht den Staatsforsten.
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dieter
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Liebe Lia,
ich kann nichts dafür, wenn Ihr in SH wenig Wald habt, was mir außerdem bekannt war, weil ich schon öfters durch Euer Ländchen gefahren bin. Bin erfreut, dass Du auch Heger und Pfleger bist. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Ist allgemein so, dass Jagd immer gleich Wald gesetzt wird wird und es Rehe und anders haarige oder borstige Getier nur dort gibt.
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dieter
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Liebe Lia,
wir sehen jeden Morgen bei unserem Häuschen im Odenwald Rehe auf der Wiese weiden, mir ist also bekannt, dass sich Rehe nicht nur im Wald aufhalten. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Prima, dass es Dir bekannt ist- was wieder eben leider nicht Allgemeingültigkeit hat.
Viele wissen genau das nämlich nicht und meinen, wir hätten hier gar keine Rehe.
Aber Kühe sind ja auch lila! :mrgreen: Ernsthaft, gibt tatsächlich Kinder, die das glauben!
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Peppone
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Paul hat geschrieben:Mit über 30000 Jahren sind wir noch in der Neandertalerzeit. Da die Hunde mit Domestikationsmerkmalen aber schon viele Jahrtausende vorher gezähmt worden sein müssen, um sich so zu verändern sind wir sicher in der Neandertalerzeit.
Nicht, solange du nicht nachgewiesen hast, dass in der Zeit VOR 30.000bp in EUROPA Hunde gezüchtet wurden. Ein 33.000 Jahre alter Wolfsschädel mit Hundemerkmalen stammt aus dem zentralasiatischen Altai (gut, zu der Zeit lebten auch Neandertaler im Altai), der Genpool heutiger Hunde weist auf ein Domestikationszentrum in Ostasien (südliches China) hin, in dem vor ca. 17.000 Jahren Hunde gezüchtet wurden. Weitere Domestikationszentren dürften der Vordere Orient sein (Hinweise gehen bis 12.000 Jahre zurück) und eben Europa, wo in Belgien 31,700 Jahre alte Hinweise in Verbindung mit der Aurignacien-Kultur (= HS) und in Österreich 30.000 Jahre alte Hinweise in Verbindung mit der Gravettien-Kultur (= HS) gefunden wurden.

Die älteren Hinweise beziehen sich fast ausschließlich auf Verändeurngen im Schnauzenbereich, die auf ein verändertes Fressverhalten der ansässigen Wölfe hinweisen, also noch nicht zwangsläufig auf eine Domestikation. Die dürften laut genetischer Erkenntnisse erst erheblich später eingesetzt haben, und zwar eben nicht in Europa. Obwohl zu dieser Zeit (max. 17.000 b.p.) schon keine Neandertaler mehr gelebt haben, ist das ein weiterer Punkt, der darauf hinweist, dass es NICHT die NBeandertaler waren, die Wölfe gezähmt haben.

Wäre auch bei der Jagdmethode der Neandertaler gar nicht hilfreich gewesen. Sie jagten vorzugsweise Großtiere, die in Herden umherzogen. Zogen diese Herden durch den Lebensraum einer Neandertalergruppe, jagte man sie, ansonsten ernährte man sich relativ kümmerlich, was zu den wiederholt nachweisebaren Hungerperioden im Leben eines jeden Neandertalers führte.
In den Hunderzeiten wären Hunde unnütze, wenn nicht sogar gefährliche Mit-Esser gewesen. Wenn die Neandertaler verhungern, werden sie ungern auch noch den Hunden war abgegeben haben.
Bei der Jagd auf Großtiere können Hunde nützlich sein, aber nur, um einzelne Tiere aus der Herde zu lösen oder eine Herde in Panik zu versetzen und sie in eine Falle zu treiben. Ersteres war für die Neandertaler keine Option, sie wollten möglichst viele Tiere mit möglichst wenig Einsatz erlegen. Zweiteres konnten die Neandertaler sehr gut auch ohne Hunde machen, mit Hilfe des Feuers und einer ausgeklügelten Taktik unter Einsatz der im Clan vorhandenen Jäger (bzw. Clanmitglieder; die Frauen werden bei solchen Jagdzügen mit dabei gewesen sein).

Beppe
Marga
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[quote="dieter"
..... wir hatten nur eine Schildkröte. :wink: :mrgreen:
[/quote]

...und wir hatten Läuse.
Nach dem Krieg mußten sehr viele mit diesen putzigen Tieren noch eine zeitlang weiterleben. Kinderlandverschickung bedeudete zwangsläufig auch ein Opfer der Läuseplage zu werden.

Hinzu kamen dann noch nette Spulwürmer, die versuchten, zusammen mit den Läusen, einem den Garaus zu machen.

Verloren ist nur, wer sich selbst aufgibt!

Marga
Zuletzt geändert von Marga am 11.09.2014, 12:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Marga
Paul
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Triton hat geschrieben:Wie kommt es eigentlich, dass es so verschiedene Hunderassen gibt, von besserer Hamstergröße bis zum Kalb? Die Wölfe müssen doch seeehr unterschiedlich gewesen sein. Welchen Zweck solche Pekinesen ursprünglich mal gehabt haben sollen, verstehe ich auch nicht.
Der dem Wolf angeblich nächste Hund ist überhaupt kein Jagdhund, ist das nicht seltsam? Woher kommt der Hütetrieb des Schäferhunds, davon konnte sein Urahn nicht leben? Als ehemaliger Schäferhundhalter weiß ich, dass ein Schäferhund auch Jagdtrieb hat, schon klar, aber der hielt nur sehr kurz an, nach kurzer Zeit war der Hütetrieb wieder stärker.
Es gibt schon unterschiedliche Wolfsbevölkerungen die immer wieder in den Haushundebestand eingekreuzt wurden, vom Abessinischen und orientalischen kleinen Wolf, dem mittelgroßen sehr hundeähnlichen asiatischen Wolf, über den Grauwolf bis zum sehr großen Polarwolf.
Die Neandertaler sollen den Wolf vor etwa 130000 Jahren zum erstenmal domestiziert haben. Später gab es dann immer wieder Einkreuzungen. Die Einkreuzung von Schakalen ist auch nicht endgültig vom Tisch.
Der Grauwolf stellte die Basis des Haushundes dar. Wahrscheinlich nahm er ihn bei seiner Südwärts gerichteten Ausbreitung in den Nahen Osten und Zentralasien mit. So wie sich die menschlichen Bevölkerungen vermischten wurden auch immer wieder neue Wolfsbevölkerungen eingekreuzt.
Auch für den Neandertaler war der Wolf ein nützliches Haustier und Jagdgefährte, um sein Zelt zu schützen und vor Raubtieren zu warnen. Er konnte wie bei den Indianern beim Transport des Hausrats helfen und stellte in Hungerzeiten eine Notreserve dar. Er konnte Bären stellen, so das sie gefahrloser getötet werden konnten....
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Peppone
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Paul hat geschrieben:Die Neandertaler sollen den Wolf vor etwa 130000 Jahren zum erstenmal domestiziert haben.
Belege? Fehlanzeige!
Paul hat geschrieben:Später gab es dann immer wieder Einkreuzungen. Die Einkreuzung von Schakalen ist auch nicht endgültig vom Tisch.
Für den eurasischen Bereich schon.
Paul hat geschrieben:Der Grauwolf stellte die Basis des Haushundes dar. Wahrscheinlich nahm er ihn bei seiner Südwärts gerichteten Ausbreitung in den Nahen Osten und Zentralasien mit. So wie sich die menschlichen Bevölkerungen vermischten wurden auch immer wieder neue Wolfsbevölkerungen eingekreuzt.
Hättest du nicht den Neandetraler mit "er" gemeint, hättest du recht gehabt, im Großen und Ganzen.
Paul hat geschrieben: Auch für den Neandertaler war der Wolf ein nützliches Haustier und Jagdgefährte, um sein Zelt zu schützen und vor Raubtieren zu warnen. Er konnte wie bei den Indianern beim Transport des Hausrats helfen und stellte in Hungerzeiten eine Notreserve dar. Er konnte Bären stellen, so das sie gefahrloser getötet werden konnten....
Passt alles nicht zu dem, was wir über die Lebensweise der Neandertaler wissen...

Beppe
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Triton
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Marga hat geschrieben:...und wir hatten Läuse.
Nach dem Krieg mußten sehr viele mit diesen putzigen Tieren noch eine zeitlang weiterleben. Kinderlandverschickung bedeudete zwangsläufig auch ein Opfer der Läuseplage zu werden.
Gegen Läuse gab es damals ein absolut sicheres Mittel: Blausäure. Im Ernst: Damit wurden in den USA die Kleider von Immigranten behandelt, habe ich erst kürzlich im Fernsehen gesehen. Zyklon B ist Blausäure in leichter handhabbarer Form, wenn man also in den KZs zur Entlausung geschickt wurde, dann war das mit Sicherheit ein Nebeneffekt.

Wollte diese Anekdote aus der Zeit, als der Kanzler einen Schäferhund hatte, nicht unerwähnt lassen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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