Geistliches und weniger Geistliches auf der Via Habsburg

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Moderator: Barbarossa

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Um 1400 war es relativ einfach Papst zu werden. Am Ende gab es drei Heilige Väter. Das ging nicht so weiter. König Sigismund rief das berühmte Konzil in Konstanz von 1414 bis 1418 ein. Und alle, alle kamen. An die 70.000 Teilnehmer. Die mußten auch versorgt werden. Leiblich und seelisch mit täglich bis zu acht Liter Wein und auch dem ältesten Gewerbe mit mindestens 800 Prostituierten. Das hat der Bildhauer Peter Lenk unübersehbar am Hafen dargestellt: Die hinreißende „Imperia“ präsentiert zwei Hauptbeteiligte - den König und den Papst, nackt aber gekrönt:
https://www.welt.de/kultur/kunst-und-ar ... rhure.html

Die drei Päpste waren Benedikt XIII., Gregor XII. und Johannes XXIII. Fünf Monate vor Ende des Konzils gelang endlich die Wahl eines neuen Papstes: Martin V. (Um 1500 gab es z.B. einen solch „merk-würdigen“ Papst: Leo X.: Am 1.6.1483, als siebenjähriger Giovanni de’ Medici, empfing er das Sakrament der Firmung und erhielt die Tonsur als Zeichen des geistlichen Standes. Im selben Jahr am 8.11.1483 wurde Giovanni als Domherr von Florenz eingesetzt und war Abt der Klöster San Michele in Arezzo und 1485 von San Michele in Passignano. Die Erhebung zum Kardinal erfolgte im Konsistorium vom 9. März 1489, Giovanni war damals gerade 14 Jahre alt. Am 11.3.1513 erfolgte die Wahl zum Papst. Der erst 37-Jährige gab sich den Namen Leo X. Da er, obwohl Kardinal, kein Priester war, empfing er nun nach seiner Papstwahl am 15. März die Priesterweihe und am 17. März die Bischofsweihe. Erst dann konnte die Krönung am 19. März erfolgen.)

Auch ein Habsburger, Friedrich IV., spielte in Konstanz eine eher unrühmliche Rolle. Ein Bündnis mit dem zum Konzil von Konstanz reisenden Gegenpapst Johannes XXIII. trug Herzog Friedrich am 15. Oktober 1414 zu Meran den Titel eines Generalkapitäns der römischen Kirche ein, brachte ihn aber bald in Bedrängnis.
Er stellte sich am 5. Mai 1415 vor die Konstanzer Versammlung, erhielt die Aufhebung des Kirchenbanns und die kaiserliche Gnade, musste aber dafür am 7. Mai einige Gebiete der österreichischen Vorlande (Berner Aargau, die Freien Ämter, die Grafschaft Baden sowie das Kelleramt) an die Eidgenossen abtreten sowie seine Ländereien im Elsass, Breisgau, Schwaben und Tirol in die Hände des Kaisers legen. Fast elf Monate verblieb Friedrich als Geisel in Konstanz. Die Abneigung gegen seine Person war derweil etwas abgekühlt und so wagte er am 30. März 1416, gemeinsam mit seinem späteren Kammerherrn Hans Wilhelm von Mülinen, die Flucht aus Konstanz über Feldkirch zurück nach Tirol.
Friedrich hieß ab da der „mit den leeren Taschen“. Die Flucht auf der „Via Habsburg“ ging über Feldkirch nach Bludenz. 100 km von Konstanz kam er in der Nacht dort an:
Hier vor dem Oberen Tor stand also der flüchtige Friedel mit der leeren Tasche mit zwei Begleitern und begehrte Einlass. In dem Aufsatz „Edle, treue und unerschrockene Bludenzer“ von Eduard Fleisch und Alfons Leuprecht aus dem Jahre 1924 liest es sich dann folgendermaßen: "Da fragte der Wächter, wer da wäre. Hierauf gab Herzog Friedrichs Diener zur Antwort, es wäre noch einer da. Der Wächter, welcher nicht wußte, was dies sei, erwiderte barsch: „Kannst du nicht melden, wer du bist? Denn es sind gar schwere seltsame Zeiten; man läßt nicht einen jeden ein.“ Hierauf sprach der Diener: „Es ist der Herzog Friedrich von Österreich da, drum laß ihn hinein, und willst du es nicht glauben, so gehe zu seinem Wirt, dem Schädler, und heiße ihn daher kommen! Der Wächter, der nach einer strengen Vorschrift während der Nacht das Tor nicht öffnen durfte, weil ein Überfall von des Herzogs Feinden zu fürchten war, lief nun eilends zum Kronenwirt und damaligen Bürgermeister Schädler. Der kam und erkannte den geliebten Herzog an der Stimme. Der hölzerne Riegel fuhr polternd in die Mauer, knarrend öffneten sich die Torflügel und der Herzog war in seiner getreuen Stadt."
Obwohl es Mitternacht war, hat sich die Kunde vom hohen Gast schnell verbreitet und die Bürger versammelten sich mit dem Herzog in der „Krone“ zum fröhlichen Mahle. Nur dem Torwächter war nicht wohl zumute und er warf sich Friedrich zu Füßen und bat um Verzeihung für die grobe Rede. Doch der Herzog lobte ihn wegen seiner treuen Pflichterfüllung und Obhut, lud ihn zum Festmahl ein und schenkte ihm schließlich noch eine wertvolle Gabe.

https://www.markus-pastella.at/inhalt/h ... asche.html
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Barbarossa
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Tolle Geschiche! 🙂
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