Soll bei Historikern ja gelegentlich vorkommen, dass sie nicht selbst bei historischen Ereignissen dabei waren.Karlheinz hat geschrieben:[...] Man muss wohl ihm und auch T. zugute halten, das sie diese Zeit offensichtlich gar nicht kennen und nur aus zweiter Hand davon gehört haben.Titus:
Eigentlich nicht, da die Verbrechen Maos zum einen durch die NS-Gräuel und zum anderen durch die 68er-Bewegung, die ihre ideologische Basis v.a. dem von ihr vergötzten Herbert Marcuse, einem Vertreter der neomarxistischen Frankfurter Schule,verdankte, verdeckt wurden.
Woher willst du wissen, dass er nicht vergötzt wurde, wenn du nicht mal die Bedeutung dieses Wortes kannst?Karlheinz hat geschrieben: Marcuse wurde keineswegs „vergötzt (?)“, was immer das auch bedeuten soll.
Die Kenntnis der deutschen Sprache hatte ich bei dir eigentlich vorausgesetzt.
Aber ich helfe dir natürlich gerne weiter:
vergötzen
- Wortart: schwaches Verb
- Gebrauch: abwertend
- Worttrennung: ver|göt|zen
- Bedeutung: zum Götzen machen
http://www.duden.de/rechtschreibung/vergoetzen
Das Buch ist ein typisches Werk des Neomarxismus, der die klassenlose Gesellschaft nicht über die Revolution durch das Industrieproletariat, sondern top down über eine Erosion der bürgerlichen Gesellschaft erreichen wollte.Karlheinz hat geschrieben:Das war schon deshalb nicht möglich, weil auch kaum jemand überhaupt seine Werke gelesen bzw. verstanden hat. Ich bin mir auch ziemlich sicher, das T. das Werk „Der eindimensionale Mensch“ gar nicht kennt.
Das Buch wurde 1964 geschrieben und Marcuse untersucht hier, warum das kapitalistische System, anders als es die Marxisten behaupten, sehr stabil ist und er analysiert, wie sich Herrschaft reproduziert und legitimiert. Er benutzt eine Mischung aus Marxismus, Hegel und Psychoanalyse. Er glaubte, dass die Arbeiterklasse kein revolutionäres Subjekt ist, sondern höchstens Intellektuelle können das System noch durchschauen. Seine Vorträge 1967 in Berlin wurden nur von wenigen verstanden und jeder interpretierte hier hinein, was ihm in den Sinn kam. Mit Mao hat das nun allerdings überhaupt nichts zu tun und die chinesische Revolution spielt hier auch gar keine Rolle. Marcuse legitimiert nicht Maos Verbrechen, sie tauchen in seinem Werk gar nicht auf, weil dies nicht sein Thema ist.
Marcuse stand bekanntermaßen in Opposition zu den orthodoxen Marxisten a la Lenin, dass er sich jedoch von Mao und dessen Verbrechen distanziert hätte, wäre mir neu.
Um zum Ausgangspunkt zurückzukommen:
Die 68er skandierten "Marx, Mao, Marcuse" -sie wurden also von verschiedenen marxistischen Denkern beeinflusst.
Karlheinz hat geschrieben: Die 68er Bewegung bezog ihre Dynamik aus anderen Quellen, eine wilde Mischung von allem. Einige Vertreter der Frankfurter Schule, wie Adorno wurden sogar zur Zielscheibe der Studenten und dies gilt auch als eine Ursache für sein Ableben 1969. Das die Frankfurter Schule nur ganz kurzfristig Einfluss nahm auf die Studenten, lag daran, das sie kaum jemand verstand und das auch Führer der Studenten wie Dutschke, gegen sie Stellung bezogen.
Es wurde dem Deutschenhasser Adorno von radikalen Gruppen vorgeworfen, dass er nicht bereit sei, praktische Konsequenzen aus seinen Theorien zu ziehen.
Karlheinz hat geschrieben: [...]Das man Maos Verbrechen nicht beachtete, lag daran, das viele dachten, der chinesische Kommunismus wäre eine Alternative zum Sowjetkommunismus, in der Kulturrevolution glaubte man eine Revolte gegen bürokratische Strukturen zu erkennen. Wenn Mao schrieb: „Über das Recht beim Examen zu schummeln“, glaubte man, er wäre antiautoritär wie die 68er es waren. Auch hielt man die Unterstützung von Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt generell für gut, und die beriefen sich oft auf Maos Strategie des Guerillakrieges.
Zu solchen Schlüssen, wie die 68er in diesem Fall, kann man nur kommen, wenn himmelschreiende Ignoranz mit einem gehörigen Maß an ideologischer Borniertheit einhergeht.
Ach so?Karlheinz hat geschrieben: Dies sind die Hauptgründe für die Fehleinschätzungen von Mao. Der Journalist in der Welt bringt mehr Konfusion als Klarheit in die Materie. Er mixt alles wild durcheinander. Vor allem untersucht er auch überhaupt nicht die Ursachen für die damalige Revolte. Sie hatte ja tiefere Hintergründe und ist nicht das Werk irgendwelcher Theoretiker. Die haben allenfalls die Ideen beigesteuert, doch der Einfluss von Marcuse war nun wirklich denkbar gering.
Herbert Marcuse (German: [maʁˈkuːzə]; July 19, 1898 – July 29, 1979) was a German philosopher, sociologist, and political theorist, associated with the Frankfurt School of critical theory. [...] Active in the United States after 1934, his intellectual concerns were the dehumanizing effects of capitalism and modern technology. He offers a powerful critique of modern industrial societies and the material and entertainment cultures they manufacture, arguing that they use new forms of social control to dupe the masses into accepting the ways things are. [6]
After his studies, in the late 1960s and the 1970s he became known as the preeminent theorist of the New Left and the student movements of Germany, France, and the USA
http://en.wikipedia.org/wiki/Herbert_Marcuse
Die drei gefährlichen M: Marx, Mao und Marcuse
Herbert Marcuse galt als der "Guru der Studentenbewegung". In der Aufbruchstimmung Ende der 1960er Jahre stand er im Rampenlicht der Medien. "Mao, Marx, Marcuse" – lautete eine Headline in diesen Jahren.[...]
http://www.goethe.de/ges/phi/prt/de3039466.htm
Die 68er-Bewegung war vor allem eines: Kritik an den bestehenden Verhältnissen - am Überkommenen, dem Traditionsbestand der Gesellschaft. Dabei wurden Argumente dem Marxismus, der Psychoanalyse oder der Kapitalismus- und Imperialismustheorie entnommen. [...]
[...]Und es war die Zeit der Außenseiter, der Häretiker, der Dissidenten. Bei aller Orientierung an den großen, Traditionen begründenden Namen: Die Sympathien gehörten jenen fast ausnahmslos jüdischen Intellektuellen, die wie Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Norbert Elias, Max Horkheimer, Siegfried Kracauer, Leo Löwenthal, Herbert Marcuse und Alfred Sohn-Rethel in gewisser Weise als Treibgut der Geschichte wirkten. Ihre gesellschaftliche Außenseiterrolle schien sie in den Augen der Studenten gegen Konformismus immunisiert zu haben. Deshalb galten sie, zuweilen völlig ungerechtfertigt, als Vorbilder für eine theoretische ebenso wie eine politische Radikalisierung.[...]
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-g ... elle?p=all
Einfluss auf die Studentenbewegung
In den USA erschienen seine (Marcuses, Anm) beiden Hauptwerke Eros and Civilization 1955 und One-Dimensional Man 1964. Beide Werke und die Schriften zur Repressiven Toleranz 1965 und zu dem Sammelband Studien über Autorität und Familie von 1936 gehören zu den wichtigsten Arbeiten der Kritischen Theorie und zählten zu den Standardwerken der Studentenbewegung in aller Welt, vorwiegend in den USA und Deutschland.
usw., usf.,.....
Und inwieweit bringt uns diese Info jetzt weiter?Karlheinz hat geschrieben: In Hamburg war er eigentlich überhaupt nicht bekannt und ich habe diese Zeit ja nun intensiv miterlebt.
Karlheinz hat geschrieben:Wenn man so etwas hier im Forum nun einfach unkritisch übernimmt, zeigt es deutlich, dass man nicht über Dinge schreiben soll, über die man keine wirklichen Kenntnisse besitzt.
Dann halte dich doch mal ein dein hehres Ideal, statt es immer nur redundant zu skandieren.