Chronik der deutschen 7. ID von 1941

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

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Barbarossa
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Gerade habe ich eine recht interessante Chronik der 7. Infanteriedivision von 1941 während ihres Vormarsches auf Moskau gelesen.
Solche Chroniken sind ja besonders interessant, um auch Einzelheiten über den Alltag und Zustand einer solchen Truppe zu erfahren.
Was man wohl an diesem Beispiel besonders gut erkennt ist, wie eine Militäreinheit zerfallen kann, wenn ein Vormarsch völlig unzureichend vorbereitet wurde und Nachschub sowie Reserven weitgehend fehlen.
zum Artikel: https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ision.html
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Barbarossa hat geschrieben: 08.10.2022, 20:17
Was man wohl an diesem Beispiel besonders gut erkennt ist, wie eine Militäreinheit zerfallen kann, wenn ein Vormarsch völlig unzureichend vorbereitet wurde und Nachschub sowie Reserven weitgehend fehlen.
Beim Lesen dieses Berichts über die 7.Infanteriedivision denkt man immer auch an die Situation der russischen Kriegs“Kunst“ in der Ukraine. Die Moral der damaligen Truppe ist meilenweit von der heutigen entfernt. Auch der damalige Oberbefehlshaber Hitler saß in seinem warmen „Kreml“ in Berlin und verlangte von seinen Soldaten äußersten Einsatz. Die hatten ihm bedingungslosen Gehorsam geschworen und marschierten geradewegs in den Tod. Auch damals unglaubliche Nachschubprobleme bei Mensch und Material:

...Was dieser abendländische "Kreuzzug" in Wirklichkeit bedeutete, sollten Gablenz' Männer bald erfahren. Da der Nachschub aus dem Reich nicht nur an Material, sondern auch an Menschen versiegte, wurden der 7. ID zwei Bataillone der französischen "Légion Volontaire" zugeteilt. "Junge Idealisten sind dabei, Abenteurer-Typen und alte Fremdenlegionäre", erinnerte sich ein Augenzeuge. Die Führer seien zum Teil "völlig untauglich", urteilte ein Stabsoffizier.

...Das Übrige besorgte der Tod. Von den 3,3 Millionen Soldaten, die am 22. Juni 1941 in die Sowjetunion marschierten, fielen in den sechs Monaten rund ein Drittel durch Tod oder Verwundung aus. Ein Drittel entspricht auch ungefähr den Verlusten, die die 7. ID zu beklagen hatte.


Putin kann nur mit seinen Raketenangriffen versuchen Angst und Schrecken zu verbreiten. Die miserabel ausgerüsteten „Landsknechte“ die er zu rekrutieren versucht sind weit entfernt davon ihm Treue zu schwören. Der Winter kommt auch hier bestimmt und das Durchhaltevermögen ist nicht mit der damaligen Truppe zu vergleichen.
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Barbarossa
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Das ist ganz interessant, hier Parallelen zu ziehen.
Ich denke auch, dass im Ukraine-Krieg letztlich die Moral der Ukrainer über die Masse der Russen triumphieren könnte. Und die Ukrainer sind durch westliche Waffenlieferungen inzwischen auch z. T. moderner ausgerüstet und sollen auch durch Ausbildung hier bei uns taktisch besser agieren können.

Es ist dabei eben nur die Frage, wie dieser Psychopath im Kreml auf eine drohende Niederlage und damit letztlich auf seinen Machtverlust reagieren wird.

Wird er tatsächlich Nuklearwaffen einsetzen wollen?
So nach der Logik eines typischen Psychopathen: ,,Wenn ich die Ukraine nicht bekomme, dann soll sie keiner haben!''

Und wenn er den berüchtigten ,,Roten Knopf'' drücken will - wird ihn irgendjemand, der wenigstens noch so halbwegs bei Trost ist, stoppen? (Vielleicht ein - quasi - russischer Stauffenberg?)
Oder wenigstens den Befehl verweigern?

Das sind so die Dinge, die mir beim Ukraine-Krieg durch den Kopf gehen.
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Barbarossa hat geschrieben: 10.10.2022, 18:20 Wird er tatsächlich Nuklearwaffen einsetzen wollen?
So nach der Logik eines typischen Psychopathen: ,,Wenn ich die Ukraine nicht bekomme, dann soll sie keiner haben!''

Und wenn er den berüchtigten ,,Roten Knopf'' drücken will - wird ihn irgendjemand, der wenigstens noch so halbwegs bei Trost ist, stoppen? (Vielleicht ein - quasi - russischer Stauffenberg?)
Oder wenigstens den Befehl verweigern?
Einen "Roten Knopf" gibt es nicht. Selbst Russland hat sich vor einem Psychopaten durch
Einsetzung eines Mehrfach-Codes geschützt.

Könnte Wladimir Putin im Alleingang einen atomaren Schlag auslösen?
Nein. Putin verfügt über Codes, mit denen er die Anweisung an den Verteidigungsminister geben kann, einen Atomschlag auszulösen. Der Verteidigungsminister hat die andere Hälfte der Codes, mit denen er diesen Angriffsbefehl bestätigen muss. Mit diesem vollständigen Code kann der Generalstab der russischen Streitkräfte angewiesen werden, den Atomschlag durchzuführen. Der Generalstab setzt seinerseits einen weiteren Code ein. Erst damit können die Atomsprengköpfe scharf gestellt werden. Dieser ganze Prozess würde etwa zehn bis zwanzig Minuten dauern.
https://www.tagblatt.ch/schweiz/intervi ... ld.2258454
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Das ist wirklich eine sehr lesenswerte Chronik. Traurig, was damals geschah
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Ja, aber so ist das, wenn Unmenschlichkeit und Größenwahn zum Programm wird. Leider.

Noch ein weiterer Artikel, den ich jetzt gerade gelesen habe, spielt in dieses Thema mit hinein.
Aus alten Wochenschauen weiß ich, dass die Nazi-Propaganda gern ihre motorisierten Fahrzeuge - besonders gerne Kettenfahrzeuge - vorführte, um auch ihre technische Überlegenheit zu beweisen.
In Wirklichkeit waren aber wie schon im 1. Weltkrieg nach wie vor Pferdegespanne mit die wichtigste Stütze der Wehrmacht.

In einer Studie über „Das deutsche Heeresveterinärwesen im Zweiten Weltkrieg“, die schon 1973 für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr entstand, hatte der Historiker Wilhelm Zieger recherchiert, dass die deutsche Wehrmacht am 30. Juni 1939 über 170.488 Pferde verfügte. Diese Zahl stieg bis zum Angriffskrieg auf Polen am 1. September 1939 um weitere 393.000 Pferde an. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges waren etwa 2,75 Millionen Pferde im Einsatz. Dabei gab es im Laufe des Krieges jedoch etwa 60-63% Verlust.

Gegenüber der motorisierten Fahrzeuge erwiesen sich Pferde als zuverlässiger, denn während ein motorisiertes Fahrzeug im Durchschnitt etwa 1 Jahr bis zum Totalausfall eingesetzt werden konnte, belief sich die Lebenserwartung bei Pferden auf 4 Jahre - hatte bereits damals das Oberkommando des Heeres errechnet.

So kam es, dass in der Wehrmacht im 2. Weltkrieg das Verhältnis zwischen Soldaten und Pferden bei etwa 4:1 lag - in der kaiserlichen Armee des 1. Weltkieges lag das Verhältnis sogar nur bei 7:1.
So bestand eine Infanteriedivision aus 17.000 Soldaten und 5000 Pferden - rund doppelt so viel, wie im Ersten Weltkrieg. Selbst motorisierte und Panzerdivisionen hatten normalerweise 1500 Pferde im Bestand. Diese Zahl nahm im Laufe des Krieges gegen die Sowjetunion noch zu, wobei die eigenen Bestände zunehmend durch erbeutete Pferde aufgefrischt wurden.
Gerade unter den klimatischen Bedingungen in der Sowjetunion erwiesen sich Pferdegespanne als das zuverlässigere Transportmittel.
Quelle: https://www.welt.de/geschichte/zweiter- ... macht.html
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Barbarossa hat geschrieben: 15.10.2022, 19:32 Gerade unter den klimatischen Bedingungen in der Sowjetunion erwiesen sich Pferdegespanne als das zuverlässigere Transportmittel.
Und dann konnte man ja auch einen steckengebliebenen Lastwagen nicht aufessen. Ein Pferd dann schon.

...Stalingrad war die größte Pferde-Schlacht der Geschichte. Nicht in den Ersten Weltkrieg zogen für Deutschland die meisten Pferde (1,4 Millionen), sondern in den Zweiten: 2,75 Millionen, etwa eine Million weniger, als die Sowjet-Union in den Kampf schickte.

...Draußen tobt ein Schneesturm, minus 30 Grad zeigt das Thermometer, im selbst gebauten Bunker sorgt ein einfacher Ofen für ein wenig Wärme. In dieser Nacht vor Heiligabend im Jahr 1942 haben Soldaten der 29. Infanteriedivision ein paar Frikadellen aus Pferdefleisch gebraten. Ein Festessen! Sie haben Glück gehabt, eine andere Einheit hatte Tiere geschlachtet und ihnen Fleisch abgegeben.

...Das letzte nicht motorisierte Regiment, die 26. US-Cavalry ("Philippine Scouts"), mußte im Kessel auf der Philippinen-Insel Luzon am 15. März 1942 absitzen. 250 beste Reitpferde wurden geschlachtet und verspeist. »Ihr zähes Fleisch schmeckte mit Reis und Curry recht gut«, tröstete sich ein Teilnehmer. Seither galoppiert die berühmte US-Cavalry nur noch in Western- und Sezessionskriegs-Filmen über die Leinwand.


Quelle: https://www.spiegel.de/politik/reis-und ... 0041146935
Zuletzt geändert von Balduin am 19.10.2022, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Quelle ergänzt
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Danke Skeptik! Das Ausmaß, in welchem noch auf Pferde gesetzt wurde, überrascht mich.

Der Feldzug gegen Polen war ja sehr erfolgreich, weil die Wehrmacht im Vergleich zur polnischen Armee technologisch weit besser aufgestellt war.

Der Überfall auf die Sowjetunion fand ja in ganz anderen Dimensionen statt. Die Logistik, die dahinter stand und anfangs ja auch funktionierte, ist für mich kaum fassbar. Hast Du da auch so interessante Informationen?
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Das Beispiel zeigt mal wieder die Diskrepanz zwischen Propaganda und Wirklichkeit auf. ;-)
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Balduin hat geschrieben: 19.10.2022, 21:47 Hast Du da auch so interessante Informationen?
Logistik ist das vielleicht am meisten unterschätzte Gebiet der Kriegsführung. Und wenn man die Verantwortung dafür dann einem, Verzeihung: Arschloch wie Hermann Göring überträgt, kann es nur schiefgehen.
Hitler übertrug Göring die Verantwortung für die Luftwaffe. Zunächst noch euphorisiert ("Ich will Meier heißen, wenn je ein feindlicher Bomber das Reichsgebiet erreicht"), schrumpft seine Luftflotte, ohne dass die Verluste ausgeglichen werden können. Schließlich flieht Göring 1944 auf seinen Herrensitz, nachdem er bei der Versorgung der sechsten Armee bei Stalingrad versagt hat. Er konzentriert sich nur mehr auf das Sammeln der Raubkunst.
Am 3. Oktober 1942 hatte Hermann Göring, Luftwaffen-Chef und formal noch zweiter Mann des Dritten Reiches, in einer Rede im Berliner Sportpalast verkündet, das deutsche Ostheer könne sich ab sofort vollständig aus Feindesland versorgen. Das hätte nicht einmal unter der Voraussetzung gestimmt, dass die Bewohner der besetzten Gebiete verhungern müssten. Im Gegenteil: Die riesigen Steppen im Südosten des Kampfgebietes waren landwirtschaftlich kaum nutzbar. Es gab zudem bei den, gemessen an der Fläche, wenigen Bauern schlicht keine Vorräte, die hätten requiriert werden können.
Quelle: https://www.welt.de/geschichte/zweiter- ... aster.html

Ein Tipp um diese lästigen Unterbrechungen des Textes durch Werbung zu minimisieren:
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Zuletzt geändert von Balduin am 24.10.2022, 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Skeptik hat geschrieben: 21.10.2022, 18:37 ...
...Hitler übertrug Göring die Verantwortung für die Luftwaffe. Zunächst noch euphorisiert ("Ich will Meier heißen, wenn je ein feindlicher Bomber das Reichsgebiet erreicht")...


Mir ist übrigens der Begriff ,,angemeiert'' recht präsent. Kommt der daher?
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Nein, "anmeiern" ist schon älter. "Ich will Meier heißen" trug ihm den Spottnamen Hermann Meier ein.
Der "Goldfasan" Göring wurde auch "Lametta-Heini" genannt. Wegen seiner Liebe zu Fantasie-Uniformen.
https://lens.google.com/search?p=AU55jv ... p3PT0iXQ==
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