Warschauer Aufstand 1944 - liess Stalin die Polen verbluten?

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

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Barbarossa
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Um wieder zum Thema zurück zu kommen:

Im folgenden ein paar möchte ich interessante Darstellungen und Details aus SED-Sicht einwerfen. Darum hab ich mir mal ein Buch zur Hand genommen, aus dem ich nun einige Zitate bringen möchte.

Aus: Der zweite Weltkrieg 1939-1945, kurze Geschichte, vom Dietz Verlag Berlin (DDR-1985):

>>Die mehr als zwei Monate dauernde Offensive der drei Belorussischen Fronten und der 1. Baltischen Front wurde am 29. August mit dem Erreichen der Linie Jelgava – Dobele – Augustow und der Flüsse Narew und Weichsel abgeschlossen. Sie hatten die gestellten Aufgaben erfüllt, und die sowjetischen Truppen gingen zur Verteidigung über. Damit war die Belorussische Operation beendet, in deren Verlauf eine der stärksten strategischen Gruppierungen der Wehrmacht, die Heeresgruppe Mitte, zerschlagen wurde.
(...)
Als Ergebnis der Kämpfe wurden die Belorussische SSR, Teile der Litauischen und der Lettischen SSR sowie die ostwärtigen Gebiete Polens befreit. Mit dem Vorstoß der sowjetischen Truppen bis zur Linie westlich der Städte Siauliai und Kunas bis zu den Flüssen Neman, Narew und Weichsel sowie mit der Bildung von Brückenköpfen an diesen Flüssen waren günstige Bedingungen für spätere Offensiven in der Königsberger sowie in der Berliner Richtung geschaffen worden.
Zu der Zeit, als der Aufmarsch zur Offensive der sowjetischen Truppen in Richtung Minsk-Warschau im Gange war, entfesselte die reaktionäre polnische Führung der Landesarmee (Armia Krajowa) mit Wissen und Zustimmung der polnischen Exilregierung in London ohne Abstimmung mit dem Komando der sowjetischen Truppen und der Polnischen Armee am 1. August 1944 in Warschau einen bewaffneten Aufstand. Die Befehlshaber der Landesarmee wünschten keine Mitwirkung der Sowjetarmee an der Befreiung Warschaus und hatten für den Beginn des Aufstandes den ungünstigsten Zeitpunkt gewählt. Die sowjetischen Truppen, die am 23./24. Juni ihre Offensive begonnen hatten, waren nach reichlich einem Monat ununterbrochener harter Kämpfe 600 Kilometer nach Westen vorgestoßen und hatten Ende Juli die Linie Belostok-Brest erreicht. Sie hatten dabei erhebliche Verluste erlitten und bedurften der Auffüllung und Ruhe; die rückwärtigen Dienste mussten nachgezogen werden. Dennoch ergriffen das sowjetische Kommando und das Kommando der Polnischen Armee alle möglichen Maßnahmen, um eine Offensive auf Warschau durchzuführen. Die Zugänge nach Warschau waren von Osten her jedoch durch eine Sperre aus starken deutschen Panzerverbänden gedeckt, und es gelang nicht, diese aus der Bewegung zu durchbrechen. Ende August stießen Truppen der 1. Belorussischen Front zum Narew nördlich von Warschau vor und eroberten einen Brückenkopf im Raum Serock. Am 14. September gelang es ihnen gemeinsam mit polnischen Truppen, die Warschauer Vorstadt Praga zu befreien und die Weichsel zu erreichen. Vom 16. bis zum 20. September wurden Versuche unternommen, die Weichsel im Raum der polnischen Hauptstadt zu forcieren. Sechs verstärkte polnische Bataillone wurden auf das linke Ufer des Flusses übergesetzt. Sie vermochten jedoch den Widerstand der faschistischen Panzer- und Infanterieverbände nicht zu überwinden, erlitten erhebliche Verluste und mussten sich wieder zurückziehen.
Dennoch unterstützte das Kommando der 1. Belorussischen Front und der 1. Armee der Polnischen Streitkräfte die Aufständischen weiterhin mit Einsätzen der Artillerie und der Fliegerkräfte und halfen ihnen materiell-technischer Hinsicht. Vom 13. September bis 1. Oktober 1944 flogen die 16. Luftarmee und die ihr unterstellte 1. polnische gemischte Fliegerdivision im Interesse der Aufständischen 4821 Einsätze, davon 1361, um auf Anforderung der Aufständischen gegen deutsche Truppen in Warschau Angriffe zu richten, und 2435, um Frachten zu den Aufständischen zu befördern. Für sie wurden 156 Minenwerfer, 505 Panzerbüchsen, 2667 Maschinenpistolen, Gewehre und Karabiner, 3.300.000 Patronen für Schützenwaffen, sonstiges Kriegsmaterial, Medikamente und mehr als 130 Tonnen Nahrungsmittel abgeworfen.
Alle diese Tatsachen widerlegen die Geschichtsfälscher, welche die sowjetische Hilfe für die Warschauer Aufständischen totzuschweigen oder zu bagatellisieren versuchen.
(...)
Aus dem Wunsch heraus, dem polnischen Volk in seinem Kampf gegen die faschistischen Okkupanten maximale Hilfe zu leisten, stießen die Truppen der 1. Ukrainischen Front am 29. Juli an die Weichsel vor, forcierten sie und bildeten einen Brückenkopf im Raum Sandomierz. Dort wurde den ganzen August hindurch erbittert gekämpft. Der Gegner leistete Widerstand und führte starke Gegenangriffe, um die sowjetischen Truppen aus dem Brückenkopf zurückzudrängen und die Verteidigungslinie am Fluß wiederherzustellen. Zu diesem Zweck verlegte er an den Brückenkopf 13 Divisionen und 6 Sturmschützenbrigaden. Unter den Divisionen, die vor Sandomierz eingesetzt wurden, befanden sich 5 Infanteriedivisionen aus Deutschland, von denen ein Teil zur Unterdrückung des Warschauer Aufstandes vorgesehen war. Die schweren Kämpfe der sowjetischen Truppen im Brückenkopf von Sandomierz schwächten beträchtlich die Kräfte der Kampfgruppe, die gegen die Aufständischen eingesetzt wurde.
Dem deutschen Oberkommando gelang es nicht, die Verteidigung an der Weichsel wiederherzustellen, geschweige denn die sowjetische Offensive aufzuhalten. Am 18. August fiel Sandomierz, und bis Monatsende wurde der Brückenkopf frontal auf 120 Kilometer und in die Tiefe auf 50 Kilometer verbreitert.
<<

Noch einige Seiten weiter heißt es hier zum Warschauer Aufstand:

>>In dieser Situation löste das Kommando der Landesarmee mit Billigung der polnischen Exilregierung am 1. August im besetzten Warschau einen bewaffneten Aufstand aus. Er wurde ohne Abstimmung mit dem sowjetischen Kommando, dem Kommando der Polnischen Armee und der Führung der Volksarmee begonnen und war ein Versuch, die Exilregierung in der polnischen Hauptstadt an die Macht zu bringen. In dieser Hinsicht war er gegen das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung gerichtet.
Bei der Auslösung des politisch und militärisch nicht vorbereiteten Warschauer Aufstandes spekulierte die Führung der Landesarmee mit General Tadeusz Bór-Komorowski an der Spitze darauf, dass mit dem Heranrücken der sowjetischen Truppen und der Polnischen Armee in der Garnison der deutschen Truppen und in der faschistischen Verwaltung Warschaus Panik ausbrechen werde. Die Einwohner Warschaus kannten die wahren Ziele der Organisatoren der bewaffneten Erhebung nicht, sehnten die rascheste Vertreibung der Okkupanten aus der Stadt herbei und reihten sich deshalb aktiv in den Kampf gegen die gut bewaffnete faschistische Garnison ein, wobei sie wahren Heldenmut an den Tag legten. Das sowjetische Kommando unterstützte die Aufständischen, warf für sie Waffen, Munition und Medikamente ab, war jedoch außerstande, ohne entsprechende Vorbereitung ein so großes Wasserhindernis wie die Weichsel zu überwinden.
Ende September kam der Aufstand zum Erliegen. Am 2. Oktober, nach 63tägigem Widerstand, waren die Aufständischen gezwungen, den Kampf einzustellen. Während des Aufstandes kamen etwa 200.000 Kämpfer und friedliche Einwohner ums Leben.
(...)
Die Niederlage des Warschauer Aufstandes bedeutete das Scheitern der politischen Konzeption der Exilregierung und der mit ihr verbundenen bürgerlich-konservativen Untergrundbewegung...
<<

Soviel zu meinem Buch – wie gesagt – aus DDR-Sicht, also die offizielle Darstellung der Dinge von der Gegenseite. Kann auch mal ganz interessant sein.
:wink:
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