Peppone hat geschrieben:dieter hat geschrieben:[keine Geschichte, sondern die Wahrheit, die ich so erlebt habe..
Es hat damit zu tun, dass wir andere Sorgen hatten, als uns um einen angeblich verbreiteten Antisemitismus zu kümmern. Das Hemd ist näher als der Rock.
Sorry, wollte den Wahreitsgehalt deiner Erzählung nicht anzweifeln.
Bei Hemd und Rock bin ich bei dir, allerdings mit der Einschränkung, dass man doch vielleicht trotzdem gelernt haben könnte, dass Antisemitismus was Falsches ist.
Denn ich kann doch wohl gleichzeitig schauen, dass ich selber überlebe und trotzdem mir Gedanken drüber machen, was die letzten 12 Jahre falsch gelaufen sein könnte? Eine Aussage wie "das mit den Juden hätte er (= Hitler) nicht machen sollen" läuft darauf hinaus, dass der Rest der Bevölkerung nicht mitgemacht hat.
Hier im 3d ging´s ja darum, dass 1947 70% der Deutschen die Vorkriegsjahre als die besten in der deutschen Geschichte angesehen haben und der Antisemitismus der Deutschen quasi fröhliche Urständ feierte...
Beppe
Lieber Beppe,
ich bin teilweise in Kassel-Bettenhausen aufgewachsen einen Arbeiterstadtteil, zwar mit einem Jüdischen Friedhof, wo alle toten Juden von Nordhessen aber keine Bettenhäuser lagen, der Friedhof wurde auch in der Nazizeit und auch später nie geschändet, wir bei uns keine Banken oder jüdischen Geschäfte hatten. 1933 war bei den Wahlergebnissen unser Stadtteil dreigeteilt: ein Drittel SPD, KPD und die Nazipartei.
Ja meine Mutter berichtet heute noch, dass sie durch KdF auf einen Italienurlaub waren, sie sich von einem Italiener das Lied "Ave Maria" erbeten hatte und der das herzzerreißend gesungen hatte. Es war die Mischung bei den Nazis, nett zu den Kleinen Leuten zu sein, weil er die für seinen Krieg brauchte, Hungesnot gab es erst bei Ende des Krieges, weil vorher die Güter aus den bestzten Ländern herangekarrt wurden.
Dieselbe Ideologie herrschte auch noch bei der Mittelschule in die ich ging. Ein Lehrer, der den Holocaust leugnete, weil ein deutscher Soldat sowas nicht macht, war nett zu uns, weil wir ja Deutsche waren. Ein Adeliger, wir nannten ihn "zu Sauhügel", das Adelsgeschlecht gibt es noch in Hessen, fand es unter seiner Würde die Kinder von Kleinen Angestellten und Arbeitern zu unterrichten und bedauerte es sehr, dass es kein Schulgeld mehr gab und die Schulbücher auch umsonst gestellt wurden.
Mein Fazit: Die Nazis versuchten die Symphatie der Kleine Leute zu erringen, weil sie die für ihren Krieg brauchten.