Gedanken zum 9.November 1938

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

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Die Juden nach dem Holocaust

Die Ungeheuerlichkeit des millionenfachen Mordes an den Juden wurde unmittelbar nach 1945 zunächst weder im Westen noch im Osten bewusst von der Politik und der Bevölkerung wahrgenommen. Dies hat hauptsächlich folgende Gründe:

Die einzelnen Staaten waren primär mit dem Wiederaufbau und der Neuerrichtung der politischen Strukturen beschäftigt.

Es hatte in den besetzten Ländern zahlreiche Kollaborateure und Mitläufer gegeben, die in irgendeiner Form an diesem Massenmord beteiligt gewesen waren. Eine Aufarbeitung dieser unerfreulichen Vergangenheit schien aus politischen Gründen nicht wünschenswert zu sein.

Das Eigentum der Juden befand sich nun in den Händen von Einheimischen, die dies nicht wieder hergeben wollten. Die Rückkehr der überlebenden Juden in ihre Heimatorte war daher unerwünscht. Die Überlebenden der Vernichtungslager konnten nicht mit Sympathien rechnen. Ihre Abschiebung nach Palästina schien wünschenswert zu sein und wurde als ideale Lösung angesehen.

In Deutschland begegnete die Mehrheit der Deutschen den Juden nach 1945 mit Hass und Ablehnung. Die meisten von ihnen glaubten nicht an den Holocaust und hielten dies für reine Feindpropaganda. Einzelne Übergriffe hätte es gegeben, aber keinen organisierten Massenmord. Die Zahl von sechs Millionen Toten sei völlig absurd und frei erfunden.

Nach 1945 schien es für Politik und Bevölkerung tatsächlich die beste Lösung zu sein, die überlebenden Juden aus Europa zu entfernen, da sie eigentlich niemand haben wollte.
Diese Abschiebung scheiterte aber zunächst daran, dass die Engländer, die Palästina als Mandatsgebiet verwalteten, mit Rücksicht auf die arabische Bevölkerung keine Zuwanderung wollten. Illegal einreisende Juden wurden oftmals nach Europa zurückgeschickt und in Internierungslagern untergebracht, teilweise benutzte man dazu frühere deutsche Konzentrationslager. Erst 1947/48 lockerten die Briten die Einreise Politik. Nach dem Rückzug der Briten aus Palästina gründeten die Juden den Staat Israel. Daraufhin kam es zu einem Krieg mit den arabischen Nachbarstaaten, die Israel nicht anerkannten
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dieter
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Lieber Karlheinz,
ich war bei der LVA Hessen, heute Deutsche rentenversicherung für Ost- und Auslandsrenten als Hauptsachbearbeiter eingesetzt. ich hatte dabei nicht nur die Rentenfälle der Rußlanddeutschen und der Menschen, die wegen politischer Sachen in Bautzen saßen zu bearbeiten, sondern auch die Auslandsrentenansprüche der Juden, die vor den Nazis nicht nur nach Israel oder die USA sondern bis nach Argentinien und Nee Seeland geflohen waren. Ich kann nur schreiben, dass es keinen Hass auf dies menschen gab, sondern man behandelte sie wie Rohe Eier. Grundsätzlich bestand nach dem Wiedrgutmachungssozialversicherungsgesetz (WGSVG) für die Zeit vom 30.1.1933 bis 31.12.1949 ein Rentenanspruch, wenn sie in dieser Zeit im Ausland waren. 30.1.1933 beginn der Machtergreifung der Nazis, 31.12.1949= Enddatum nachdem sie wieder in Deutschland sein konnten. Diese Zeiten konnten neben einer Ersatzzeit, mit einer fiktiven Beitragszeit belegt werden und zwar mit dem Beruf den sie vorher hatten oder wenn die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen worden wäre erlangt hätten. Ich habe auch drei Ghetto Lodz-Fälle bearbeitet, wobei ich zwei bei meinen Vorgesetzten durchbekommen habe. Außerdem konnten Juden sich für Zeiten nachversichern, die beitragsfrei waren.
Ich habe bei meinem Dienststellenleiter, der ein ehemaliger Nazi war, alle Fälle mit Juden durchbekommen.
Fazit: es war kein Hass auf die Juden da, sondern es hieß immer: "das mit den Juden hätte er nicht machen dürfen". :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Ich beziehe mich auf die unmittelbare Zeit nach dem Krieg, 1945, 1946. Die Einstellung gegenüber den Juden hat sich in den fünfziger Jahren geändert, als die Dimensionen dieser Verbrechen auch den Deutschen langsam bewußt wurden. Dies kenne ich ja nun auch aus eigenem Erleben.
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Dieter
Ich habe bei meinem Dienststellenleiter, der ein ehemaliger Nazi war, alle Fälle mit Juden durchbekommen.
Fazit: es war kein Hass auf die Juden da, sondern es hieß immer: "das mit den Juden hätte er nicht machen dürfen".
Was mir hierzu einfällt: Diese Einstellung war später offenbar typisch und ich habe sie oft gehört. "Das mit den Juden und mit dem Krieg hätte er nicht machen sollen." Das bedeutet dann aber auch: Der Rest war also okay? Wahrscheinlich haben die meisten Deutschen so gedacht. Es gibt ja eine erste Meinungsumfrage in den westlichen Besatzungszonen 1947, in der die Deutschen gefragt wurden, welche Zeit ihrer Meinung nach die beste Zeit war, die Deutschland erlebt hat. 70% meinten, die Jahre 1933 bis 1939 waren die besten Jahre, die Deutschland hatte. Erstaunlich, und das so kurz nach dem Krieg.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Dieter
Ich habe bei meinem Dienststellenleiter, der ein ehemaliger Nazi war, alle Fälle mit Juden durchbekommen.
Fazit: es war kein Hass auf die Juden da, sondern es hieß immer: "das mit den Juden hätte er nicht machen dürfen".
Was mir hierzu einfällt: Diese Einstellung war später offenbar typisch und ich habe sie oft gehört. "Das mit den Juden und mit dem Krieg hätte er nicht machen sollen." Das bedeutet dann aber auch: Der Rest war also okay? Wahrscheinlich haben die meisten Deutschen so gedacht. Es gibt ja eine erste Meinungsumfrage in den westlichen Besatzungszonen 1947, in der die Deutschen gefragt wurden, welche Zeit ihrer Meinung nach die beste Zeit war, die Deutschland erlebt hat. 70% meinten, die Jahre 1933 bis 1939 waren die besten Jahre, die Deutschland hatte. Erstaunlich, und das so kurz nach dem Krieg.
Lieber Karlheinz,
mitr liegt es fern die Nazis zu verteidigen, aber sie züchteten anscheined der Bevölkerung ein gewisses Gemeinschaftsgefühl an. Die großen gesellschaftlichen Unterschiede gab es anscheinend nicht so, dazu paßte auch der Spruch: "Du bist nichts, Dein Volk ist alles." Mein Opa mütterlicherseits war von 1930 bis 1933 als Schlosser arbeitslos und trat im März 1933 nach der gewonnen Reichtagswahl durch die Nazis dieser Partei bei. Er hatte nun Arbeit, dass damit die Aufrüstung betrieben wurde, hat er sicherlich nicht bedacht. Er wurde 1945 von einem amerikanischen Captain umgebracht. :evil: Meine Mutter mußte kämpfen, bis die Leiche freigegeben wurde. Der Captain wurde versetzt. :roll:

Mein Opa väterlicherseits stand der SPD sehr nahe. Da er ein kleiner Postbeamter war, wurde er mehrmals aufgefordert der Nazipartei beizutreten, da er Frontkämpfer des WKI war, beließen sie ihm in seinem Amt. Er wieß daraufhin, dass sein Sohn mein Vater ja bei der HJ war. :roll:
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Bezüglich des anhaltenden Antisemitismus kurz nach 1945 ist der Film „Die Kinder von Blankenese“ äußerst sehenswert. Es ist ein Spielfilm, beruht aber auf Tatsachen, gedreht nach den Erzählungen jüdischer Kinder, Überlebende der Lager. Diese wurden im Mai 1945 in der Warburg Villa untergebracht, die einem reichen jüdischen Bankier gehört hatte und von den Nazis enteignet worden war. Blankenese ist ein Nobelviertel in Hamburg, ich selbst habe dort sieben Jahre gewohnt. Hier ein Zitat aus einer Zeitung:
"Die Monate im feinen Stadtteil wurden für viele der Kinder und auch die Betreuer getrübt durch antisemitische Ressentiments, die in Hamburg, wie im restlichen Deutschland, mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht verschwunden waren. In einer Szene des Films weigern sich Mitarbeiter eines Krankenhauses, ein Mädchen aus der Villa Warburg zu behandeln, weil es jüdisch ist.“ Dies beruht alles auf Tatsachenberichte und ist nicht erfunden.

Die Kinder berichteten ebenfalls, dass sie später auch in Israel oft schlecht behandelt wurden. Man warf ihnen vor, sie hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen, wurden ständig diskriminiert. Es dauerte lange, bis man sie akzeptierte.
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Barbarossa
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Karlheinz hat geschrieben:Was mir hierzu einfällt: Diese Einstellung war später offenbar typisch und ich habe sie oft gehört. "Das mit den Juden und mit dem Krieg hätte er nicht machen sollen." Das bedeutet dann aber auch: Der Rest war also okay? Wahrscheinlich haben die meisten Deutschen so gedacht. Es gibt ja eine erste Meinungsumfrage in den westlichen Besatzungszonen 1947, in der die Deutschen gefragt wurden, welche Zeit ihrer Meinung nach die beste Zeit war, die Deutschland erlebt hat. 70% meinten, die Jahre 1933 bis 1939 waren die besten Jahre, die Deutschland hatte. Erstaunlich, und das so kurz nach dem Krieg.
Ja, das war sicher das Problem - alle hatten im Krieg ihren eigenen Kopf für eine Sache und ein Regieme hingehalten, die dann als völlig falsch und sogar verbrecherisch bezeichnet wurde. Das in seinen Kopf hinein zu bekommen, stelle ich mir tatsächlich schwierig vor und ist ganz sicher ein Prozeß, der Jahre dauert, wenn es überhaupt je gelingt. Drüber hinaus hatte man sich ja erst einmal um das eigene überleben zu kümmern, was nach dem Krieg eine echte Herausforderung war. Da war also nicht einmal die Zeit da, um über solche Sachen nachzudenken. Das Nachdenken kam sicher erst mit dem Wirtschaftswunder (im Westen, im Osten war der Antifaschismus Programm und wurde politisch verordnet). Insgesamt kann also ein solches Befragungsergebnis nicht wirklich überraschen.
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Peppone
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Karlheinz hat geschrieben: "Die Monate im feinen Stadtteil wurden für viele der Kinder und auch die Betreuer getrübt durch antisemitische Ressentiments, die in Hamburg, wie im restlichen Deutschland, mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht verschwunden waren. In einer Szene des Films weigern sich Mitarbeiter eines Krankenhauses, ein Mädchen aus der Villa Warburg zu behandeln, weil es jüdisch ist.“ Dies beruht alles auf Tatsachenberichte und ist nicht erfunden.
Irgendwie schon - nein, nicht verständlich, aber grenzwertig nachvollziehbar: 12 Jahre Gehirnwäsche (plus schon vorher vorhandener Antisemitismus) lassen sich nicht so schnell ablegen.
Dass nach dem Krieg die Mehrheit der Deutschen meinte, die Zeit bis Kriegsausbruch sei Deutschlands beste Zeit gewesen, ist da schon logischer: Den Deutschen, die 1947 lebten und die, solange sie nicht spätestens 1930 geboren waren, den 1.Wk., zwei Inflationen, das Chaos der 20er Jahre mitgemacht hatten, verglichen die Zeit vor den 30er Jahren mit den NS-Jahren vor Kriegsausbruch. Aus dieser Sicht waren die 30er Jahre tatsächlich eine gute Zeit: Die ("arischen") Deutschen wurden - solang sie einigermaßen linientreu waren - vom Staat umsorgt (stammen nicht die heutigen Rentengesetze in ihrer Urform aus den 30ern?), ihnen wurde ständig vorgesagt, sie seien die Besten überhaupt, Hitler feierte außenpolitische Erfolge (Rheinland, Appeasement, Olympische Spiele...), Deutschlands Wirtschaft schien zu florieren - auf Pump, aber das wusste ja keiner - es gab den ersten Massentourismus...
Diejenigen, die 1947 dafür votierten, die 30er Jahren seien die guten Jahre Deutschlands gewesen, sahen ihr persönliches Leben in den 30ern, verglichen mit davor und danach und kamen zu dem Schluss, dass ihr schönes Leben so hätte weitergehen können. Was Hitler vor 1939 "geschafft" hat, hat er nach dieser Sicht durch Krieg und Holocaust wieder zunichte gemacht.
Der Krieg brachte Zerstörung und Niederlage, der Holocaust internationale Verdammung.
Man muss nur egoistisch genug sein - und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde man verständlicherweise egoistisch (wenn man es nicht eh scon war), da schaute jeder auf das eigene Überleben -, um den Holocaust schlecht zu finden und gleichzeitig weiter antisemitisch zu sein: Ich unterstelle denen, die sagten, Hitler hätte "das mit den Juden" besser sein lassen, jetz mal einfach, dass es sie weniger belastete, dass da 6 Millionen Menschen umgebracht wurden, sondern dass es sie vielmehr wurmte, dass ihr Ruf ruiniert war...
Karlheinz hat geschrieben:Die Kinder berichteten ebenfalls, dass sie später auch in Israel oft schlecht behandelt wurden. Man warf ihnen vor, sie hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen, wurden ständig diskriminiert. Es dauerte lange, bis man sie akzeptierte.
Das allerdings wundert mich jetz schon. Lebten doch in Israel genügend Leute, die selber dem Holocaust entkommen waren. Wer ist denn in diesem Zusammenhang "man"? Die orientalischen Juden? Die Juden, die schon vor 1945 in Palästina lebten?

Beppe
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Was mir hierzu einfällt: Diese Einstellung war später offenbar typisch und ich habe sie oft gehört. "Das mit den Juden und mit dem Krieg hätte er nicht machen sollen." Das bedeutet dann aber auch: Der Rest war also okay? Wahrscheinlich haben die meisten Deutschen so gedacht. Es gibt ja eine erste Meinungsumfrage in den westlichen Besatzungszonen 1947, in der die Deutschen gefragt wurden, welche Zeit ihrer Meinung nach die beste Zeit war, die Deutschland erlebt hat. 70% meinten, die Jahre 1933 bis 1939 waren die besten Jahre, die Deutschland hatte. Erstaunlich, und das so kurz nach dem Krieg.
Ja, das war sicher das Problem - alle hatten im Krieg ihren eigenen Kopf für eine Sache und ein Regieme hingehalten, die dann als völlig falsch und sogar verbrecherisch bezeichnet wurde. Das in seinen Kopf hinein zu bekommen, stelle ich mir tatsächlich schwierig vor und ist ganz sicher ein Prozeß, der Jahre dauert, wenn es überhaupt je gelingt. Drüber hinaus hatte man sich ja erst einmal um das eigene überleben zu kümmern, was nach dem Krieg eine echte Herausforderung war. Da war also nicht einmal die Zeit da, um über solche Sachen nachzudenken. Das Nachdenken kam sicher erst mit dem Wirtschaftswunder (im Westen, im Osten war der Antifaschismus Programm und wurde politisch verordnet). Insgesamt kann also ein solches Befragungsergebnis nicht wirklich überraschen.
Lieber Barbarossa,
in Frankfurt/M. fanden dann in den 60er Jahren die ersten Auschwizuprozesse statt, dadurch gelangte erst an die Öffenlichkeit, was alles passiert war. :roll:
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dieter
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Peppone hat geschrieben: Der Krieg brachte Zerstörung und Niederlage, der Holocaust internationale Verdammung.
Man muss nur egoistisch genug sein - und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde man verständlicherweise egoistisch (wenn man es nicht eh scon war), da schaute jeder auf das eigene Überleben -, um den Holocaust schlecht zu finden und gleichzeitig weiter antisemitisch zu sein: Ich unterstelle denen, die sagten, Hitler hätte "das mit den Juden" besser sein lassen, jetz mal einfach, dass es sie weniger belastete, dass da 6 Millionen Menschen umgebracht wurden, sondern dass es sie vielmehr wurmte, dass ihr Ruf ruiniert war...
Beppe
Lieber Beppe,
ich durfte in der Nachkriegszeit selber beim Lebensmittelhändler einkaufen, vor der Währungsreform von 1948 war wenig in den Läden zu bekommen, man sagte mir immer wieder, "das Geld kannst Du verlieren, aber wehe Du verliertst die Lebensmittelmarken". Da meine Oma mütterlicherseits zwei Schwestern in Amerika (New York) hatte, bekam die gesamte Verwandtschaft von Ihnen Lebensmittelpackete gesandt, wir auch. In de Schule gab es Quäkerspeisung, von der ich meistens ausgeschlossen war, weil ich schon immer moppelig war. Die Quäkerspeisung fand unter Aufsicht der Ev, Kirche statt. Die Frau unseres Pfarres, der neben uns wohnte, weil das Pfarrhaus durch Bombenangriffe zerstört war, versuchte die Lebensmittel, die sie bei den Kindern abgespart hatten, bei meiner Mutter, die gebrauchte Nylonsstrümpfe mit Laufmaschen von den Tanten aus Amerika bekommen hatte,einzutauschen. Meine Mutter lehnte dies ab. Es gab Geschäfte, die darauf spezialisiert waren, diese Laufmaschen aufzunehmen. :wink:
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Peppone
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dieter hat geschrieben:ich durfte in der Nachkriegszeit selber (...)
Interessant Geschichte.

Aber was hat das damit zu tun, dass auch im Nachkriegsdeutschland offenbar noch weitverbreiteter Antisemitismus vorhanden war?

Beppe
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Peppone:

Das allerdings wundert mich jetz schon. Lebten doch in Israel genügend Leute, die selber dem Holocaust entkommen waren. Wer ist denn in diesem Zusammenhang "man"? Die orientalischen Juden? Die Juden, die schon vor 1945 in Palästina lebten?
Gemeint sind die Juden, die schon vor 1945 in Palästina lebten. Die Kinder wurden in Kibbuzim untergebracht. Dort galten sie als Außenseiter. Sie konnten die Sprache nicht, waren klein und schwach durch die KZ-Gefangenschaft, häufig entwicklungsgestört, autoritätshörig usw.All die typischen Probleme eben, die es so gibt, wenn Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen aufeinander stoßen. Einer berichtete, er wäre erst nach 20 Jahren von der Gemeinschaft als gleichwertig akzeptiert worden.
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:ich durfte in der Nachkriegszeit selber (...)
Interessant Geschichte.
Aber was hat das damit zu tun, dass auch im Nachkriegsdeutschland offenbar noch weitverbreiteter Antisemitismus vorhanden war?
Beppe
Lieber Beppe,
keine Geschichte, sondern die Wahrheit, die ich so erlebt habe.. :roll: Es hat damit zu tun, dass wir andere Sorgen hatten, als uns um einen angeblich verbreiteten Antisemitismus zu kümmern. Das Hemd ist näher als der Rock. Ich möchte nochmal betonen, dass ich einige Monate neben dem einzigen jüdischen Jungen in unserer Schule als Banknachbar saß. Ich fragte unseren Klassenlehrer warum gerade ich, weil der in keinen Fach gut war und ich von ihm nie abschreiben konnte. :wink: :mrgreen: Er sagte mir, die Lehrerkonferenz hätte beschlossen, dass ich der vernünftigste Schüler in der Klasse wäre und deshalb. :roll: Er blieb einige Monate, da er Samstags nie zur Schule kam, verließ er unsere Klasse wieder. Das muß ungefähr 1956 sorum gewesen sein. :wink:
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
in Frankfurt/M. fanden dann in den 60er Jahren die ersten Auschwizuprozesse statt, dadurch gelangte erst an die Öffenlichkeit, was alles passiert war. :roll:
Die Alliierten haben aber schon gleich 1945 Deutsche in die KZ-Lager gerufen, damit sie sich das ansehen sollten, was die Nazis angerichtet hatten. Zudem gab es die Nürnberger Prozesse, wo auch alles offengelegt wurde. Aber wie gesagt, die Deutschen waren (logischerweise: 1947) mit ihren eigenen Überleben beschschäftigt und die wenigsten nahmen davon überhaupt Notiz, denke ich mir.
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
in Frankfurt/M. fanden dann in den 60er Jahren die ersten Auschwizuprozesse statt, dadurch gelangte erst an die Öffenlichkeit, was alles passiert war. :roll:
Die Alliierten haben aber schon gleich 1945 Deutsche in die KZ-Lager gerufen, damit sie sich das ansehen sollten, was die Nazis angerichtet hatten. Zudem gab es die Nürnberger Prozesse, wo auch alles offengelegt wurde. Aber wie gesagt, die Deutschen waren (logischerweise: 1947) mit ihren eigenen Überleben beschschäftigt und die wenigsten nahmen davon überhaupt Notiz, denke ich mir.
Lieber Barbarossa,
diese Filmberichte habe ich auch gesehen. Die Nürnberger Prozesse waren einerseits zu streng und Siegerjustiz anderseits zu Milde, wie im Fall Speer, dem ich lebenslang gegeben hätte, weil er als Rüstungsminister für das Todarbeiten vieler KZ-Insassen verantwortlich war. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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