Der jüdische Fussballer Julius Hirsch

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

Marvin

Am 8. Juni 2012 beginnt ja bekanntlich die Fussballeuropameisterschaft. Aus diesem Anlass und auch aus Interesse hier eine kleine Geschichte eines Fussballers der in Auschwitz wohl durch Gas gestorben ist.

Julius Hirsch wurde am 7. April 1892 geboren und gilt als einer der besten Stürmer seiner Zeit. 1910 wird er mit dem Karlsruher FV und 1914 mit der Spielvereinigung Fürth deutscher Meister. Am 17. Dezember 1911 spielte er das erste Mal für die deutsche Nationalmannschaft und bei seinem zweiten Einsatz am 24. März 1924 schoss er als erster deutscher Nationalspieler vier Tore in einem Spiel.
Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde er eingezogen und bekam das Eiserne Kreuz II. Klasse. Nach Kriegsende übernahm der den Familienbetrieb und heiratete 1920 Ella Karolina Hauser. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste er seinen Verein den Karlsruher FV verlassen, weil er als Jude bei keinem Sportverein mehr Mitglied sein darf. Es erging ihm wie vielen andern Juden auch, wirtschaftlicher Abstieg, Scheidung der Ehe, Zwangsarbeit und schliesslich Deportation.

Seine Frau liess sich von ihm scheiden um ihre gemeinsamen Kinder zu schützen. Die Kinder wurden als "Mischlinge ersten Grades" eingestuft und durften ab 1938 nicht mehr in die Schule. Beide wurden nach Theresienstadt deportiert, wo sie von der roten Armee befreit wurden.

Julius Hirsch schrieb im März 1943 eine Postkarte an seine Familie. Dies ist das letzte Lebenszeichen des Nationalspielers - Er besteigt in Dortmund einen Zug der ihn nach Auschwitz bringt. Vermutlich wird er gleich nach seiner Ankunft vergast.

Seit 2005 vergibt der DFB den renommierten "Julius Hirsch Preis" an Personen und Organisationen, die sich für Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit einsetzen.


Werner Skrentny schrieb nun eine Biographie über Julius Hirsch und zeichnet nicht nur die Stationen einer menschlichen Tragödie auf, sondern schildert auch die faktenreiche Geschichte des deutschen Fussball. Streicht dabei den bedeutenden Anteil den jüdische Sportler hervor und zeigt auf wie dieser Anteil in der Nachkriegszeit lange verschwiegen wurde.

Zum weiterlesen:

Werner Skrentny
Julius Hirsch
Nationalspieler. Ermordet
Biografie eines jüdischen Fussballers
Renegat
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Registriert: 29.04.2012, 19:42

Danke, ein richtig guter Beitrag, Marvin. Kurz und prägnant mit eigenen Worten.

Der ganze Wahnsinn des Extremnationalismus der Nazis wird an diesem Schicksal deutlich, dass kein Einzelfall ist. Auch das Hirsch die schlimmsten Auswüchse nicht vorhersehen konnte und eher auf "so schlimm kann es doch nicht kommen, Deutschland ist doch mein Land" hoffte, als mit seiner Familie zu fliehen.
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