Die Weimarer Republik

Deutschland zwischen den Kriegen: Stresemann, Goldene Zwanziger, Völkerbund, Zerstörung einer Demokratie, Weimarer Republik

Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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Die Weimarer Republik (1918-1933)

Die Weimarer Republik war der erste praktizierte Versuch in der deutschen Geschichte, auf dem Boden des Deutschen Reiches eine demokratische Staatsform zu errichten. Der Versuch ist gescheitert, die junge Republik ging nach knapp vierzehn Jahren in der Hitlerdiktatur unter.

Schon der Beginn der Republik stand unter keinem guten Stern. Von Anfang an war sie mit dem Makel des verlorenen Krieges belastet. Zwar hatte die neue politische Führung aus den demokratischen Parteien die Niederlage nicht zu verantworten, sondern die alte Regierung und vor allem die Generäle in der Obersten Heeresleitung. Aber gerade diese Generäle, welche die Bevölkerung noch Wochen vorher in dem Glauben an ein siegreiches Ende des Krieges gelassen hatten, setzten nun die unselige "Dolchstoßlegende" in Umlauf.

Von der politischen Rechten ist diese Aussage ständig als Waffe im innerparteilichen Kampf gegen die Weimarer Parteien verwandt worden. Schließlich wurde damit in der Propaganda der Nationalsozialisten das Ende der ersten deutschen Republik eingeleitet.

Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass die Republik nicht das Ergebnis einer eigenen Revolution war, sondern durch Anstoß von außen. Die Kriegsgegner hatten es abgelehnt, mit den alten Machthabern des kaiserlichen Deutschland Friedensverhandlungen aufzunehmen. Hinzu kam, dass in dem kriegsmüden und verelendeten Deutschland die Sehnsucht nach Frieden und der Glaube an einen gerechten Friedensvertrag bei den Wahlen zur Nationalversammlung zu dem überwältigenden Wahlerfolg der Parteien führte, die entschlossen waren, den neuen Staat zu tragen.
Aber dann kam der furchtbare Schock, der durch die Bekanntgabe der Friedensbedingungen ausgelöst wurde. Das war kein Vertrag auf der Grundlage der Gleichberechtigung und Völkerverständigung. Er wurde den Unterlegenen diktiert, Verbesserungen auf dem Wege der Verhandlung waren ausgeschlossen.

Die Pariser Friedenskonferenz tagte seit dem 18. Januar 1919 unter dem Vorsitz des französischen Ministerpräsidenten Clemenceau im Beisein von Delegierten aus 32 Staaten. Vertreter der ehemaligen Kriegsgegner waren nicht zugelassen. Die Entscheidungen fielen im Wesentlichen im "Rat der Vier", zu dem neben dem französischen Ministerpräsidenten der amerikanische Präsident Wilson, der britische Premier Lloyd George und der italienische Regierungschef Orlando gehörten.

Über die den besiegten Völkern aufzuerlegenden Friedensbedingungen kam es wiederholt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Verbündeten, bis schließlich die Delegationen der Unterlegenen zur Entgegennahme der Vertragsbestimmungen (Versailler Vertrag) aufgefordert wurden.
Die deutschen Abgesandten unter Führung des Grafen Brockdorff-Rantzau erhielten am 7. Mai 1919 das fertiggestellte Vertragswerk ausgehändigt. Eine mündliche Verhandlung wurde ihnen nicht zugestanden, sie konnten sich lediglich schriftlich zu den einzelnen Punkten äußern.

Die Bekanntgabe der Bedingungen rief in Deutschland über alle Parteien hinweg helle Empörung hervor. Deutschland sollte an seinen Grenzen Gebietsverluste von etwa 70.000 Quadratkilometern hinnehmen und sämtliche Kolonien verlieren. Neben der demütigenden Behandlung der deutschen Delegation in Versailles waren es vor allem die Entwaffnungsbestimmungen, die auf einhellige und entschiedene Ablehnung im Volk und Parlament stießen.

Zum einen wurde die Auslieferung des ehemaligen Kaisers gefordert und außerdem noch zu benennende Generäle und Politiker als Kriegsverbrecher. Besonders der Kriegsschuld-Artikel erbitterte die Deutschen; Deutschland sollte die alleinige Schuld am Krieg anerkennen und die Verantwortung für alle entstandenen Schäden übernehmen. Das Ausmaß der zu übernehmenden Wiedergutmachungsleistungen, die "Reparationen", war im Übrigen gar nicht abzusehen.

Damit war die politische Situation für die Deutschen, die bereit gewesen waren, mit der neuen Staatsform auch einen neuen Anfang zu machen, entscheidend verändert. Von nun an standen diejenigen, die weiterhin bereit waren, den demokratischen Staat zu tragen, mit dem Rücken zur Wand in einem ständigen Abwehrkampf gegen die Kräfte von links und rechts, die ohnehin nur das eine Ziel kannten, die Republik wieder zu zerschlagen.
Die Regierung Scheidemann trat zurück. In der Nationalversammlung wurde unter  dem Druck eines Ultimatums der Alliierten, den Krieg wieder aufzunehmen und Deutschland militärisch zu besetzen, wenn nicht binnen einer Frist der Vertrag unterschrieben werde, heftig über die Frage der Unterzeichnung gestritten. Schließlich setzte sich die Ansicht durch, dass dem entwaffneten und wehrlosen Land keine andere Möglichkeit mehr blieb, als den Vertrag zu akzeptieren.

Obwohl sich alle Parteien in der Nationalversammlung vorher gegenseitig ehrenhafte Motive für ihre Einstellung zu dieser schweren Entscheidung zugebilligt hatten, wurde dennoch die Annahme des Versailler Vertrages bald von der politischen Rechten den Parteien der Weimarer Koalition als Kapitulation und Verrat an der Nation angelastet.


Im Übrigen ist der Vertrag auch in Großbritannien und vor allem in den USA, die ihn nie ratifiziert haben, auf heftige Kritik gestoßen.

Aus heutiger Sicht und im Rückblick der Generationen, die den totalen Zusammenbruch von 1945 erlebt haben, wird das Vertragswerk sehr viel objektiver und emotionsfreier gesehen. Zwar wird zugegeben, dass die Bestimmungen des Vertrages für die junge Demokratie zu einer außerordentlichen Belastung geführt hat. Insbesondere auch deswegen, weil ihre Politiker im Glauben an die von Wilson zur Grundlage erhobene Völkerverständigung nach Versailles angereist waren. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Deutsche Reich in seinem Gefüge weitgehend erhalten blieb und in relativ kurzer Zeit, in der Ära Stresemann, wieder den Rang einer europäische Großmacht einnehmen konnte.

Die Geschichte der Weimarer Republik wird von den Historikern im Allgemeinen in drei Phasen eingeteilt.
1) Die erste umfasst die Jahre von der Entstehung bis zum Ende des Jahres 1923. In diesen Jahren stand die Existenz der noch wenig stabilen Republik wiederholt auf dem Spiel. Immer wieder drohte das Gefüge des Staates durch bürgerkriegsähnliche Aufstände der linken und Putschversuche der rechten Gegner der Demokratie auseinanderzubrechen. Ausgelöst wurde die Existenzkrise auch durch die Besetzung des Ruhrgebietes und durch den totalen Zusammenbruch der Währung.
2) Die zweite Phase, die Ära Stresemann, beginnt Ende 1923 mit der gelungenen Sanierung der Währung. Es folgt eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung und der politischen Konsolidierung, auch im Bereich der Außenpolitik. Die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund war das Ergebnis dieser maßvollen, an den Realitäten orientierten deutschen Außenpolitik. Außerdem wurde das Reparationsproblem aus dem Versailler Vertrag mit der Unterstützung der Amerikaner neu geregelt.
3) Mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ab Ende Oktober 1929 beginnt der letzte Abschnitt der Geschichte der Weimarer Republik. Es folgen sprunghaft ansteigende Arbeitslosenzahlen und eine fortschreitende Auflösung der demokratischen Fundamente. Der Reichstag erwies sich als unfähig, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden und mit der Berufung von Heinrich Brüning zum Kanzler wurde eine Entwicklung eingeleitet, die in der Folge zur Ablösung des parlamentarischen Systems und zur Ausbildung eines autoritären Präsidialregimes führte.

Im Verlauf der Geschichte gelang es nicht, die zu einer Massenbewegung angewachsene NSDAP mit Adolf Hitler als Vorsitzendem in die Regierung einzubinden. Als sich die alten Eliten von früher, die konservativen Interessenverbände, Großagrarier, Großindustrie und Hochfinanz auf die Seite Hitlers schlugen, hofften sie, dass sie ihre radikalen politischen Vorstellungen ungehindert durchsetzen könnten. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler als Kanzler vereidigt, der sich dann als alles andere als einen willfährigen Politiker erwies.

Quellen:
Bracher, Karl Dietrich (1964): Die Auflösung der Weimarer Republik, Villingen.
Bracher, Karl Dietrich / Funke, Manfred / Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.) (1988): Die Weimarer Republik 1918-1933. Politik. Wirtschaft. Gesellschaft. 2. Aufl., Bonn.
Büttner, Ursula (2008): Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933. Leistung und Versagen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Stuttgart.
Deutscher Bundestag (Hrsg.) (1988): Fragen an die deutsche Geschichte. Ideen, Kräfte, Entscheidungen. Von 1800 bis zur Gegenwart, Bonn.
Fuchs, Konrad / Raab, Heribert (1996): Wörterbuch zur Geschichte. 10. Aufl., München.
Haffner, Sebastian (2001): Von Bismarck zu Hitler, München.
Kluge, Ulrich (2006): Die Weimarer Republik, Paderborn.
Mommsen, Hans (1998): Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar. 1918-1933, Berlin.
Müller, Helmut M. (2007): Schlaglichter der deutschen Geschichte. 2. Aufl., Bonn.
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Barbarossa
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Guter Beitrag.
Ich möchte an dieser Stelle auch auf das Magazin zum Untergang der Weimarer Republik hinweisen, dessen Text ich vor einigen Jahren verfasst habe: https://geschichte-wissen.de/magazin/de ... -republik/
Die Diskussion ist eröffnet!

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Marianne E.
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Diese Ausgabe von 'Barbarossa' ist aus zwei Gründen besonders empfehlenswert.
Zum einen beleuchtet sie die Weimarer Republik mit dem sachlichen Blick eines Historikers und zum anderen ist diese Schrift ausführlicher gehalten, als es ein Blogbeitrag sein kann.
Feldwebel57
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Dem Werk von Marianne gebührt Hochachtung .
Ich bitte darum , etwas anmerken zu dürfen , rein informativ .
Die Reichswehr rüstete in der Weimarer Republik heimlich auf . Das ist kein Geheimnis .
Da sie in Europa nichts unbeobachtet tun konnte und durfte , übten Rote Armee und Reichswehr gemeinsam in der Sowjetunion . Viele spätere Heerführer beider Seiten lernten sich hier bereits kennen .
Besonders wurden bei der Panzerwaffe und der Luftwaffe neue Übungen geprobt .
Es wurden auch gemeinsam Flugzeuge entwickelt , so das sowj. Schlachtflugzeug Pe 2 , daß auf deutscher Seite in die Me 110 ausgebaut wurde , allerdings wenig Erfolg hatte .
Auch der Einsatz von Panzereinheiten gemeinsam mit Infanterie wurde geübt , da sich der alleinige Einsatz von Panzerverbänden als falsch im 1. WK zeigte .
Aus dem Infanteristen ist hier der Panzergrenadier geworden .
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Balduin
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Ein großes Lob an Marianne für diesen Beitrag. Du kannst, liebe Marianne, wirklich sehr gut und kurzweilig schreiben. Für mich ist die Weimarer Republik nach wie vor eine der spannendsten Zeitspannen in der Geschichte Deutschlands. Die erste deutsche Demokratie hatte viel gutes, nur zu wenig Demokraten. Vor allem ist es eine sehr lehrreiche Zeit - gerade angesichts der heutigen politischen Entwicklungen.
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Marianne E.
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Allen an der Weimarer Republik Interessierten empfehle ich zum einen dieses Kurzreferat und die größere Schrift von Gilbert Jacoby, die nachzulesen ist unter https://geschichte-wissen.de/magazin/de ... -republik/

Darüber hinaus empfiehlt sich außerdem ein intensiveres Quellenstudium, wie am Ende des Kurzreferates vermerkt. 
andreassolar
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Der Reichstag erwies sich als unfähig, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden und mit der Berufung von Heinrich Brüning zum Kanzler wurde eine Entwicklung eingeleitet, die in der Folge zur Ablösung des parlamentarischen Systems und zur Ausbildung eines autoritären Präsidialregimes führte.

Als Ergänzung aus meiner Sicht:
Die Regierungsparteien hatten im März 1930 eine regierungsfähige Mehrheit, doch Reichskanzler Hermann Müller (SPD) trat zurück, nachdem er für Brünings Kompromisslösung hinsichtlich ein begrenzten und vorläufigen Stützung der Arbeitslosenversicherung geworben hatte, und die SPD-Fraktion dies abgelehnt hatte.

Damit war der Weg frei für von Schleichers und Hindenburgs Vorstellung einer autoritäreren und konservativeren Reichsregierung auf Basis der umfassenden Machtbefugnisse des Reichspräsidenten unter Umgehung des Parlaments.

Als Ergänzung aus meiner Sicht:
Als sich die alten Eliten von früher, die konservativen Interessenverbände, Großagrarier, Großindustrie und Hochfinanz auf die Seite Hitlers schlugen, hofften sie, dass sie ihre radikalen politischen Vorstellungen ungehindert durchsetzen könnten.
Die alten Eliten, Großindustrie usw. spielen eine kleinere Rolle bei der Entwicklung bis hin zur NS-Machtübertragung Ende 1933.
Davor versuchten von Schleicher seit 1930 und dann von Papen ab Anfang 1933 mit Hindenburgs Übereinstimmung und Einwilligung autoritäre, parlamentsunabhängigere Regierungen zu installieren, hin auf eine autoritäre, präsidiale Regierungsform und Umgestaltung der Republik in diesem Sinne ohne SPD, KPD usw.
Die NSDAP sollte ein Hilfsmittel dafür sein, dies zu erreichen
So wie der große Drahtzieher von Schleicher glaubte, er könne von Papen und die Papenregierung defacto beherrschen und steuern, glaubten von Papen und Hugenberg, dies mit H. und den NS-Ministern in Reichsregierung des 30. Januar zu können.

In diesem Sinne schlugen sich die alten Eliten, die Hochfinanz, Großindustrie weniger auf die Seite von Hitler, ab Ende 1932 suchten sie teils tragfähige stabile Regierungen und Lösungsmöglichkeiten für die akuten Herausforderungen, teils schlicht eine autoritäre Regierungsform, ganz im großen Trend auch der Zeit damals.
andreassolar
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in den letzten drei Jahrzehnten ist das geschichtswissenschaftliche Bild der Weimarer Republik differenzierter geworden, alte Narrative vornehmlich aus der BRD-Zeit wurden erweitert und modifiziert.

Einen schönen Überblick dafür bietet des Handbuch der Weimarer Republik, herausgegeben von Nadine Rossol/Benjamin Ziemann, deutschsprachig 2022 erschienen, sonst in englischer Sprache als Oxford Handbook of Weimarer Republic bekannt, 2020 als englischsprachige Online-Version erschienen.
Entsprechend international ist das Team der Beitragenden.


Diesen Titel gibt es als Sonderausgabe bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, sehr günstig für 7.- EURO. Empfehlenswert.
andreassolar
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Man darf inzwischen - ungeachtet der langlebigen Legende, die Großindustrie, das Großkapital habe den Aufstieg der NSDAP und H.'s finanziert - auf valider Basis notieren, dass die NSDAP weder bevorzugt noch frühzeitig schwerpunktmässig von der Großindustrie, den Großbanken Spenden erhalten hatte. Anfangs Thyssen, Borsig, ja, viel später dann auch Röchling.

Erst Mitte/Ende November 1932 sprachen sich Vertreter von Banken und Industrie in einem Brief an Hindenburg für eine Reichskanzlerschaft H.'s aus, mit dem Motiv, H.s Politik würde wohl die Wirtschaft anregen. Dabei blieb es, was schon damit belegt ist, dass die NSDAP spätestens seit Herbst 1932 völlig überschuldet war und bis Ende Januar 1933 auch blieb.
andreassolar
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Siehe entsprechend Hans-Ulrich Thamer, Die NSDAP (2020), S.48 f.

Oder auch Hesse/Marx, Die überforderte Wirtschaft, in Rossol/Ziemann, Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik (2022), S. 489-515, S. 505.
andreassolar
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In der unter dem Namen Oldenbourg Grundrisse der Geschichte bekannten Reihe für Studierende und Lehrende ist der Band 16, Kolb/Schumann, der Weimarer Republik gewidmet.

Die überarbeitete und erweiterte 8. Auflage von 2013, inzwischen ist 2022 eine erweiterte 9. Auflage publiziert worden, hat die Forschungs- und Wissenschaftstendenzen bis 2011/2012 integriert.
Die Reihe zeichnet sich weiterhin dadurch aus, dass der Forschungsdiskurs und die Forschungsergebnisse für die Zeit seit 1945 in einem separaten Teil detailliert nachgezeichnet werden.

Zu der von DDR-Historikern in den 1960-1970er behaupteten großen oder wesentlichen Finanzierung der NSDAP durch die Großindustrie und nachfolgend von vielen Nicht-DDR-Historikern im 'Westen' zunächst - mangels eigener Forschungsbemühungen - übernommenen und weitertradierten Positionen, wurde doch seit den 1990er ein davon abweichendes Bild sichtbar auf Basis neuer vielfältiger wissenschaftlicher Forschungen zu diesem Thema.

So resümieren Kolb/Schumann S. 275 u.a., "Über das relativ geringe Maß direkter finanzieller Unterstützung der NSDAP durch die Großindustrie kann heute also kaum mehr ein Zweifel bestehen."

Auch sonst ist eine aktuellere wissenschaftliche Publikation mit dem aktuellen Forschungsstand zu Weimarer Republik, wie Kolb/Schumann, Weimarer Republik, empfehlenswert und für eine Darstellung und substanzieller Dis. sinnvoll.

Gerade für die späte Endphase ab Herbst 1932 erscheinen bei Kolb/Schumann die bis 2011/2012 referierten Forschungsdiskussionen ab S. 274 erhellend und bereichernd.
Skeptik
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Zwischen 1925 und 1930 stieg die Mitgliederzahl der Partei von 27.000 auf rund 130.000 (oder 389.000?).
Bis Januar 1933 erhöhte sich ihre Mitgliederstärke auf rund 850.000 (oder 3.900.000?).
Die Reichsmitgliederkartei der NSDAP mit damals 14 Millionen Karteikarten war seit 1937 in feuersicheren Panzerschränken im sog. Karteisaal des Verwaltungsbaus der NSDAP am Königsplatz in München untergebracht.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimare ... nsdap.html
oder
https://de.wikipedia.org/wiki/Nationals ... Mitglieder

Ich habe nirgends gefunden wie hoch der Mitgliedsbeitrag war. Weiß das jemand?
andreassolar
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..steht in Jürgen Falters bekannten Publikationen...und varierte...1921 2.- RM monatlich, 1930 0,80 RM mtl., 1943 2 RM mtl. usw.
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