TV-Dokumentation Hindenburg

Deutschland zwischen den Kriegen: Stresemann, Goldene Zwanziger, Völkerbund, Zerstörung einer Demokratie, Weimarer Republik

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Hallo,

ich habe mir gerade die TV-Doku der ARD über Hindenburg angeschaut: http://www.ardmediathek.de/das-erste/re ... d=15498622

Wie findet ihr diese denn?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Triton
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Kam schonmal, auf arte glaub ich. Neu war mir, dass Hindenburg in den 20ern regelrecht am Hungertuch nagte.
Dass er aufrichtig der Meinung war, Deutschland mit der Machtergreifung Hitlers auf den richtigen Weg gebracht zu haben, konnte man sich ja denken.
Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Balduin
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Ich habe die Doku gesehen, aber das mit dem Bettelstab ist mir neu: In den 20er Jahren litt er unter Depressionen nach dem Tod seiner Frau - einen armen Nationalhelden kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen

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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Balduin
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Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt
Hätte das Hitler nicht die Reichspräsidentschaft gebracht?

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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Triton
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Ralph hat geschrieben:
Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt
Hätte das Hitler nicht die Reichspräsidentschaft gebracht?

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Meinste? Hitler hatte nie die Mehrheit der Stimmen in freien Wahlen und ein gemäßigter Kandidat, der auch für SPD-Wähler akzeptabel gewesen wäre, hätte sich doch am Ende durchgesetzt. Hindenburg musste doch zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft sterben könnte.

Kam nicht in der Doku, dass er sich nicht mehr das Brennholz fürn Winter leisten konnte, so Anfang der 20er? Hyperinflation eben.

Beste Grüße
Joerg
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dieter
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Ihr Lieben,
Hindenburg war der Mann der die Dolchstoßlegende aufbrachte, anderseits mit Ludendorff die Parteien bat für ein Ende des Krieges zu sorgen, als ob man einen Krieg anzetteln und abstellen könnte wie ein Lichtschalter. Die deutsche Bevölkerung sah nur die Siege bei Tannenberg und in den Masuren. Unsere Bevölkerung ist eben konservativ, deswegen wählen sie auch Angie. Die SPD durfte den Mist ausbaden, den konservative Kreise auch Hindenburg angezettelt hatten. Walter Rathenau und Mathias Erzberger verloren dabei ihr Leben. :evil: :twisted:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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Ich schalte mich mal in die Diskussion ein.
Triton hat geschrieben:
Ralph hat geschrieben:
Wenn er weitsichtiger gewesen wäre, hätte er sich 1932 nicht mehr zur Wahl gestellt
Hätte das Hitler nicht die Reichspräsidentschaft gebracht?

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Meinste? Hitler hatte nie die Mehrheit der Stimmen in freien Wahlen und ein gemäßigter Kandidat, der auch für SPD-Wähler akzeptabel gewesen wäre, hätte sich doch am Ende durchgesetzt. Hindenburg musste doch zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft sterben könnte.

Kam nicht in der Doku, dass er sich nicht mehr das Brennholz fürn Winter leisten konnte, so Anfang der 20er? Hyperinflation eben.

Beste Grüße
Joerg
Die reale Möglichkeit eines Wahlsieges Hitlers bei der Reichspräsidentenwahl bestand tatsächlich. Hindenburg wollte in der Wahl tatsächlich nicht mehr antreten, wurde aber vom demokratischen und Teilen des rechten Lagers dazu gedrängt, um genau dieser Gefahr (einer Wahl Hitlers schon in der Präsidentenwahl am 3. März/10. April 1932) zu begegnen.
Schaut man sich diese Wahl an, dann ist zu erkennen, daß Hindenburg der klare Favorit war. Er bekam im 1. Wahlgang 49,6 % und im 2. Wahlgang 53,1 % der abgegebenen Stimmen und lag damit jeweils vor Adolf Hitler, der 30,2 % bzw. 36,7 % der Stimmen erhielt. Das zeigt, daß Hitler durchaus ein Potential von zw. 30 und 40 % hatte.
Die Frage, was wäre gewesen, wenn Hindenburg nicht mehr angetreten wäre, ist natürlich hypothetisch. Klar ist, daß Hindenburg sowohl vom rechten Lager, als auch von den Demokraten (also auch von der SPD und vom Zentrum) unterstützt wurde. Der eigentliche Kandidat der Monarchisten, Theodor Duesterberg (Stahlhelm/DNVP), erhielt im 1. Wahlgang nur 6,8 % und zog danach seine Kandidatur zurück. Man darf also annehmen, daß ein Nichtantritt Hindenburgs zur Wahl dessen Lager zersplittert hätte. Die rechten/monarchistischen Wähler hätten Duesterberg gewählt - möglicherweise hätte aber auch Hitler noch mehr Stimmen erhalten. Ob sich die SPD und Zentrumspartei auf einen gemeinsamen Kandidaten hätten einigen können, ist unklar. Aber selbst dann hätte dieses Lager - legt man die Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 zugrunde - nur etwa 34-38 % erhalten. Zudem stellt sich die Frage, wer der Kandidat dieses demokratischen Lagers hätte sein sollen. Wirkliche "Lichtgestalten" gab es dort eigentlich nicht mehr viele. Eine Möglichkeit wäre vielleicht eine nochmalige Kandidatur von Wilhelm Marx (Zentrum) wie schon 1925 gewesen, wo dieser nur knapp an Hindenburg scheiterte (1925: 45,3 % : 48,3 %). In diesem Fall wären die "Karten völlig neu gemischt" worden - schwer zu sagen, wie viele Stimmen dann z. B. Duesterberg erhalten hätte (möglicherweise aber auch nicht mehr - s. Reichstagswahl vom 31. Juli 1932: DNVP = 5,9 %), aber vor allem, wieviele Wähler aus dem zu dieser Zeit bereits sehr großen rechen Wählerpotential für Wilhelm Marx gestimmt hätten. Vor allem auf letzteres wäre es dann wohl angekommen.

Damit kann man wohl sagen, daß die Wahl von Hindenburg die reale Gefahr einer Wahl Hitlers schon im März/April 1932 verhinderte, letztlich muß man aber sagen, daß auch Hindenburg mit der Demokratie nicht viel im Sinn hatte. Er gab Papen Rückendeckung für den "Preußenschlag" 1932 und übergab Hitler am 30. Januar 1933 die Macht als Reichskanzler und war damit einer der Hauptakteure bei der Demontage der Demokratie. Daß die Demokraten (inkl. der SPD) 1932 Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten unterstützten, beweist eigentlich schon die Schwäche dieses Lagers zu diesem Zeitpunkt.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Balduin
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Danke für die tollen Ausführungen Gilbert!

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dieter
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Barbarossa hat geschrieben: Damit kann man wohl sagen, daß die Wahl von Hindenburg die reale Gefahr einer Wahl Hitlers schon im März/April 1932 verhinderte, letztlich muß man aber sagen, daß auch Hindenburg mit der Demokratie nicht viel im Sinn hatte. Er gab Papen Rückendeckung für den "Preußenschlag" 1932 und übergab Hitler am 30. Januar 1933 die Macht als Reichskanzler und war damit einer der Hauptakteure bei der Demontage der Demokratie. Daß die Demokraten (inkl. der SPD) 1932 Hindenburg bei der Wahl zum Reichspräsidenten unterstützten, beweist eigentlich schon die Schwäche dieses Lagers zu diesem Zeitpunkt.
Lieber Barbarossa,
was hatte die SPD für eine andere Möglichkeit, als Hindenburg zu wählen, da sonst schon die Nazis 1932 an die Macht gekommen wären. Sie selbst war nicht stark genug. :roll: Das Hindenburg der Steigbügelhalter von Hitler wurde, beweist nur wie schon damals das Konservative und Rechte Lager eine Demokratie nicht wollte. :evil: :twisted:
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
was hatte die SPD für eine andere Möglichkeit, als Hindenburg zu wählen, da sonst schon die Nazis 1932 an die Macht gekommen wären. Sie selbst war nicht stark genug. :roll: Das Hindenburg der Steigbügelhalter von Hitler wurde, beweist nur wie schon damals das Konservative und Rechte Lager eine Demokratie nicht wollte. :evil: :twisted:
Genau das wollte ich mit meinem Einwurf zum Ausdruck bringen.
:wink:
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