Luxemburgs Traum von der sozialistischen Revolution

Deutschland zwischen den Kriegen: Stresemann, Goldene Zwanziger, Völkerbund, Zerstörung einer Demokratie, Weimarer Republik

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Radikale Kämpferin
Seit ihrer Jugend war Rosa luxemburg davon überzeugt, dass sich die Welt verändern muss. Ihren Traum von einer sozialistischen Revolution wollte sie verwirklichen, zunächst in der SPD, später in der von ihr mitbrgründeten Kommunistischen Partei Deutschlands. Doch die Revolution scheiterte. Am 9.November 1918 brach in Deutschland tatsächlich eine Revolution aus - doch sie endete letztlich mit der Verabschiedung der neuen Weimarer Verfassung.
Quelle: http://www.diedeutschen.zdf.de
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Rosa Luxemburg hat die russische Revolution noch miterlebt und heftig kritisiert, da diese ihrer Meinung nach zu einer neuen Herrschaft durch eine Bürokratie geführt hat. Dies schon 1918 erkannt zu haben, ist eine große Leistung. Ihr Aufsatz „Zur russischen Revolution“ wurde deshalb viele Jahre in der DDR nicht veröffentlicht, erst ab 1970 mit dem Hinweis, sie hätte sich hier geirrt. In diesem Artikel fordert sie auch: „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ und gerade dieses Prinzip sah sie in der russischen Revolution nicht realisiert.

Ihr Sozialismus hat nichts zu tun mit dem DDR Sozialismus, auch wenn sich Honecker und Ulbricht auf sie beriefen, da sie die KPD gegründet hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rosa Luxemburg für den „Realen Sozialismus“ Sympathien gehabt hätte.
Bürgerrechtler in der DDR beriefen sich bei ihrem Kampf gegen die SED öfters auf Rosa Luxemburg.
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Barbarossa
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Ich frage mich nur, welche Alternative zum ehemals real-existierenden Sozialismus hätte es geben sollen.
Eine Anarchie?

Und wäre eine solche Gesellschaftsform bei der damaligen Weltlage (und sogar auch zur heutigen Weltlage) realistisch?
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Triton
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Die DDR war schon ein lustiger Staat. Die Nationalhymne durfte nicht gesungen werden, die Demokratie im Namen hatte an Wahltagen Pause und jetzt auch noch das Zitierverbot der kommunistischen Ikone...

Beste Grüße
Joerg
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demark
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Triton hat geschrieben:Die DDR war schon ein lustiger Staat. Die Nationalhymne durfte nicht gesungen werden, die Demokratie im Namen hatte an Wahltagen Pause und jetzt auch noch das Zitierverbot der kommunistischen Ikone...

Beste Grüße
Joerg
Ja, in dem Artikel die russische Revolution bewundert Rosa Luxemburg den Mut der Bolschewiki und setzt den Namen Trotzki in einem Satz neben Lenin, ohne Stalin zu erwähnen. Sowas konnte doch in der DDR, die auf Bitten der Genossen sofort nach Kriegsende von Stalin Mähdrescher und Erntekombines erhielt, nicht veröffentlicht werden.
Ironie! :P
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Barbarossa:
Ich frage mich nur, welche Alternative zum ehemals real-existierenden Sozialismus hätte es geben sollen.
Eine Anarchie?

Und wäre eine solche Gesellschaftsform bei der damaligen Weltlage (und sogar auch zur heutigen Weltlage) realistisch?
Das kann man natürlich nicht sagen. Das Problem ist ja auch: Marx und Engels haben fast keine Angaben über die sozialistische Gesellschaft gemacht und dies späteren Generationen überlassen. Auch der SPD war unklar, wie diese aussehen sollte. Mit Ausnahme der Pariser Kommune gab es keine Vorbilder, und die hatte nur ganz kurze Zeit existiert. Dort hatte man seinerzeit ein Rätesystem errichtet und dies schwebte auch Rosa Luxemburg vor. Die Arbeiter-und Soldatenräte von 1918 sollten die neue Staatsform bilden, ausgehend von den Kommunen und Betrieben. Ob so etwas funktioniert hätte, kann niemand sagen.

Unglücklicherweise siegte die sozialistische Revolution in Russland, in einem halben Entwicklungsland. Nach Marx sollte der Sozialismus entstehen in einem hochentwickelten kapitalistischen Land mit fortgeschrittener Industrie. In Russland war das alles nicht vorhanden und musste erst aufgebaut werden. Dies bildete auch die Grundlage des Stalinismus.
Wie die Geschichte verlaufen wäre, hätten die Arbeiter-und Soldatenräte und Spartakus 1918 in Deutschland gesiegt, also in einem hochentwickelten Land, kann man nur mutmaßen.
Ich persönlich glaube nicht, dass es auf Dauer Bestand gehabt hätte.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:Rosa Luxemburg hat die russische Revolution noch miterlebt und heftig kritisiert, da diese ihrer Meinung nach zu einer neuen Herrschaft durch eine Bürokratie geführt hat. Dies schon 1918 erkannt zu haben, ist eine große Leistung. Ihr Aufsatz „Zur russischen Revolution“ wurde deshalb viele Jahre in der DDR nicht veröffentlicht, erst ab 1970 mit dem Hinweis, sie hätte sich hier geirrt. In diesem Artikel fordert sie auch: „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ und gerade dieses Prinzip sah sie in der russischen Revolution nicht realisiert.

Ihr Sozialismus hat nichts zu tun mit dem DDR Sozialismus, auch wenn sich Honecker und Ulbricht auf sie beriefen, da sie die KPD gegründet hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rosa Luxemburg für den „Realen Sozialismus“ Sympathien gehabt hätte.
Bürgerrechtler in der DDR beriefen sich bei ihrem Kampf gegen die SED öfters auf Rosa Luxemburg.
Lieber Karlheinz,
mit dem realexistierenden Sozialismus wird sie sicherlich nichts am Hut gehabt haben. Für ihre Zeit als Frau war sie eine sehr mutige Person. :wink:
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Ich frage mich nur, welche Alternative zum ehemals real-existierenden Sozialismus hätte es geben sollen.
Eine Anarchie?
Und wäre eine solche Gesellschaftsform bei der damaligen Weltlage (und sogar auch zur heutigen Weltlage) realistisch?
Lieber Barbarossa,
ich könnte mir durchaus einen Sozialismus, der die demokratischen Spielregeln einhält und die Banken, die sich auf Kosten uns Steuerzahlers verzockt haben an die Kandarre nimmt, vorstellen. :wink:
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dieter
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Sie stammte aus dem von Russland annektierten Teil Polens. Rosa Luxemburg (1871-1919) wurde politische Aktivistin in einer Zeit, in der Frauen in Deutschland noch nicht wählen durften. Die Arbeiterbewerbung in Europa befand sich im Aufbruch, Sozialisten wurden überall verfolgt. Schon in jungen Jahren kämpfte Eosa Luxemburg für dir Rechte der Arbeiterschaft - ab 1898, nachdem sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, auch in der SPD des wilhelminischen Deutschland. Rosa Luxemburg war Jüdin, sehr gebildet, besaß einen scharfen Verstand und mitreißendes Temprament. Sie war eine großartige Rednerin und brillante Schriftstellerin. Konflikte scheute sie nicht. Bei Streitfragen innerhalb der SPD nahm sie eine radikale Position ein.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
ich könnte mir durchaus einen Sozialismus, der die demokratischen Spielregeln einhält, (...) vorstellen. :wink:
Ich nicht. Wie sollte es auch gehen, wenn ganze Schichten der Bevölkerung von vornherein politisch entrechtet werden. Das steht ja nunmal so in den Schriften von Marx und Engels drin.
Echte Demokratie und Sozialismus schließen sich gegenseitig aus.
dieter hat geschrieben:Sie stammte aus dem von Russland annektierten Teil Polens. Rosa Luxemburg (1871-1919)...
Nicht direkt annektiert, sondern es bestand seit dem Wiener Kongress zwischen dem Russischen Kaiserreich und dem Königreich Polen eine Realunion.
:wink:
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
ich könnte mir durchaus einen Sozialismus, der die demokratischen Spielregeln einhält, (...) vorstellen. :wink:
1)Ich nicht. Wie sollte es auch gehen, wenn ganze Schichten der Bevölkerung von vornherein politisch entrechtet werden. Das steht ja nunmal so in den Schriften von Marx und Engels drin.
Echte Demokratie und Sozialismus schließen sich gegenseitig aus.
dieter hat geschrieben:Sie stammte aus dem von Russland annektierten Teil Polens. Rosa Luxemburg (1871-1919)...
2)Nicht direkt annektiert, sondern es bestand seit dem Wiener Kongress zwischen dem Russischen Kaiserreich und dem Königreich Polen eine Realunion.
:wink:
Lieber Barbarossa,
1) welche Schichten der Bevölkerung werden von Vornherein politisch entrechtet :?: Meinst Du die Bankkreise, welche den Ganzen Schlamassel in 2008 angerichtet haben :?: Es besteht doch zur Zeit eine Diktatur des Kapitels und wenn sich diese verzocken , dann muß der Steuerzahler einspringen, siehe Lehmann Brüder, Hypo Real Estate oder sogar die Commerzbank. :evil:
2) Nenne es wie Du willst, es bestand die russ. Vorherrschaft in Polen. :roll:
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Barbarossa:
Nicht direkt annektiert, sondern es bestand seit dem Wiener Kongress zwischen dem Russischen Kaiserreich und dem Königreich Polen eine Realunion.
Von den Polen wurde es aber als Annektion empfunden. Es gab immer wieder blutige Aufstände gegen die zaristische Fremdherrschaft.

Dieter:
welche Schichten der Bevölkerung werden von Vornherein politisch entrechtet :?: Meinst Du die Bankkreise, welche den Ganzen Schlamassel in 2008 angerichtet haben :?: Es besteht doch zur Zeit eine Diktatur des Kapitels und wenn sich diese verzocken , dann muß der Steuerzahler einspringen, siehe Lehmann Brüder, Hypo Real Estate oder sogar die Commerzbank.
Viele Marxisten sprachen von einer Diktatur des Proletariats und das bedeutete, dass andere Volksschichten unterdrückt werden sollten. (In der Praxis traf das nachher auch für das Proletariat selbst zu).

Ich glaube nicht, dass man die Hegemonie der Banken mit einer Diktatur gleichsetzen kann. Anders als bei Stalin haben wir keine Konzentrationslagen und Massenhinrichtungen politischer Gegner
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Dieter:
welche Schichten der Bevölkerung werden von Vornherein politisch entrechtet :?: Meinst Du die Bankkreise, welche den Ganzen Schlamassel in 2008 angerichtet haben :?: Es besteht doch zur Zeit eine Diktatur des Kapitels und wenn sich diese verzocken , dann muß der Steuerzahler einspringen, siehe Lehmann Brüder, Hypo Real Estate oder sogar die Commerzbank.
Viele Marxisten sprachen von einer Diktatur des Proletariats und das bedeutete, dass andere Volksschichten unterdrückt werden sollten. (In der Praxis traf das nachher auch für das Proletariat selbst zu).

Ich glaube nicht, dass man die Hegemonie der Banken mit einer Diktatur gleichsetzen kann. Anders als bei Stalin haben wir keine Konzentrationslagen und Massenhinrichtungen politischer Gegner
Lieber Karlheinz,
Du kannst den realexistierenden Sozialismus der SU oder der DDR nicht als das Ansprechen, was Karl Marx angetrebt hat.
Heute geht die Hegemonie difizieler vor, ohne Konzentrationslager und Massenhinrichtungen. Sie zwingt den Staat für die Zockerrei der Banken mit unseren Steuergeldern einzustehen, sie ist auch mitverantwortlich für die heutige Staatsschuldenkrise, die bis zu 50% der Jugendlichen in die Arbeitlosigkeit bei den Südländern treibt. :evil:
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ehemaliger Autor K.

Dieter:
Du kannst den realexistierenden Sozialismus der SU oder der DDR nicht als das Ansprechen, was Karl Marx angetrebt hat.
Heute geht die Hegemonie difizieler vor, ohne Konzentrationslager und Massenhinrichtungen. Sie zwingt den Staat für die Zockerrei der Banken mit unseren Steuergeldern einzustehen, sie ist auch mitverantwortlich für die heutige Staatsschuldenkrise, die bis zu 50% der Jugendlichen in die Arbeitlosigkeit bei den Südländern treibt.
Leider wissen wir nicht, wie sich Karl Marx den Sozialismus vorgestellt hat. Allerdings spricht auch er von der Diktatur des Proletariats nach den Erfahrungen der Pariser Kommune.

Die Menschen in Spanien, Portugal und Griechenland haben noch vor kurzer Zeit unter wirklichen Diktaturen gelebt. Leben sie jetzt wieder unter einer neuen Diktatur?
Die Menschen in der DDR lebten unter der SED. Hat sich für sie nichts geändert? Sind sie von einer Diktatur in die nächste gekommen?
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dieter
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5.3.1871 Geburt von Rosa Luxemburg
1890-97Studium in Zürich
Ab 1907 Lehrtätigkeit an der SPD-Parteischule in Berlin
1914 Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis wegen "Aufhetzung zum öffentlichen Ungehorsam"
August 1914 SPD stimmt Kriegskrediten zu: Parteilinke um Rosa Luxembug und Karl Liebknecht formiert sich zur innerparteilichen Opposition
1916 Mitinitiatorin der Spartakusgruppe, Mitherausgeberin der Spartakusbriefe
Juli 1916 Eosa Luxemburg wird wegen Whrkraftzersetzung in "Sicherungsverwahrung" genommen
10.11. 1918 Rosa Luxemburg wird aus dem Gefängnis entlassen und bald darauf Mitherausgeberin der Zeiteung " Die Rote Fahne"
1.1.1919 Gründung der KPD durch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
5.1.1919 Beginn des Spartakusaufstandes in Berlin
15.1.1919 Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknecht
Quelle: http://www.diedeutschen.zdf.de
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