Das sehe ich bei Einführung von Mindestlöhnen aus verschiedenen Gründen anders. Zum einen ist ja nicht gesagt, dass jeder Mindestlohner auch weiterhin beschäftigt ist. Zweitens ist nicht ausgeschlossen, dass die Arbeitgeber insoweit einen Wettbewerb nach unten eröffnen. Drittens aber, und das bitte ich zu bedenken, wenn die Annahmen eins und zwei nicht zutreffen, wird jedenfalls das Durchschnittseinkommen und, weil die Steigerung im unteren Bereich liegt, auch der Median steigen. Abgesehen von steigenden Preisen und Lebenshaltungskosten (die werden erfahrungsgemäß kommen; schau Dir nur einmal die Folgen der Tarifabschlüsse in den 70er Jahren an...) und damit das Existenzminimum höher angesetzt werden muss, muss man doch anerkennen, dass es in Deutschland keine wirklich, also absolut Armen gibt. Die Menschen in diesem Land sind infolge der Transferleistungen nur relativ arm. Außer sie nehmen die Leistungen nicht in Anspruch, aber denen kann dann nun wirklich niemand helfen.Daß durch einen Mindestlohn im Grunde alles beim Alten bleibt, nur das Niveau der Armut würde sich erhöhen, kann ich nicht sehen. In vielen Branchen sind die Tarife ohnehin höher, als ein eventueller gesetzlicher Mindestlohn. Andererseits gibt es aber erwiesenermaßen Branchen, in denen ein Mindestlohn sinnvoll ist - gerade mit Blick auf die sich öffnenden Grenzen nach Osteuropa, weil dort Beschäftigte zum Arbeitseinkommen einer Vollzeitstelle noch zusätzlich Transferleistungen in Form von Wohngeld oder sogar Hartz IV beantragen müssen. Eine Erhöhung des Arbeitseinkommens einiger Beschäftigter durch einen gesetzlichen Mindestlohn führt meines Erachtens nicht zu einer erhöhten Inflation, holt aber diese Beschäftigten aus der Armut.
http://de.wikipedia.org/wiki/Armut
http://de.wikipedia.org/wiki/Relative_Armut#Deutschland
Da unsere Armen relativ Arme sind, hilft ein Mindestlohn mit dem Effekt der Steigerung des Medians und den Folgen bis hin zur Anhebung des Existenzminimums kein Stück weiter. Natürlich kann man dann die Hartz4-Bezüge erhöhen. Nur kommen die Menschen dann mit den höheren Bezügen wegen der höheren Kosten genauso weit wie bisher und gelten statistisch immer noch als arm. Zuzüglch der neu hinzukommenden Arbeitslosen, wenn ich nicht irre. Aber die Befürchtung wollte ich ja hintan stellen.
Eine ganz andere Frage ist natürlich das Problem, dass wir durch Tarifverträge ja bereits Mindestlöhne faktisch haben und eine gesetzliche Regelung ein Eingriff in die Tarifautonomie darstellt. Das ist durchaus bedenklich und ist dieser Wall erst einmal geschliffen, kann jede Regierung nach Belieben und Ideologie eingreifen. Auch gegen die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die sich hin und wieder ja sehr wohl einig sind.
Was das Lohnabstandsgebot angeht, da hilft oder schadet ein Mindestlohn nun überhaupt nicht und beides hat miteinander auch überhaupt nichts zu tun.
Gemeint ist wohl Mittelschicht, oder? Ab einem bestimmten Jahreseinkommen gehört man dazu. Das ist richtig. Aber einen erheblichen Anteil machen auch die angestellten Facharbeiter aus. Z.B. Kraftwerksmeister, etc.In diesem Zusammenhang frage ich mich immer, wo die Grenze von den weniger Bemittelten zum "Mittelstand" liegt. Wer gehört zum "Mittelstand"? Meiner Definition nach waren das vor allem Selbständige oder auch angestellte Ärzte und so ab einem bestimmten Jahreseinkommen - oder?
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelstan ... definition
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelschicht
Nebenbei gesagt sind unsere "Großverdiener" aka Manager diverser Konzerne nur Angestellte. Aber das ist Dir ja bekannt.
Die gehören auch nicht zur Mittelschicht.