Bundesregierung will Manager-Gehälter deckeln

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Protestbrief an Merkel
Aufsichtsräte gegen Begrenzung von Managergehältern
Samstag, 23. Mai 2009 04:20

Die Wirtschaft wehrt sich gegen die Pläne der Bundesregierung zur Begrenzung von Managergehältern. Ihren Protest meldeten die Aufsichtsratschefs von zwölf großen Unternehmen in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel an, wie der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg bestätigte.
- Offenbar versuchen die Unternehmen auch, Einfluss auf eine Anhörung zu nehmen, die der Rechtsausschuss des Bundestages für Montag angesetzt hat...
weiter lesen: http://www.morgenpost.de/printarchiv/wi ... ltern.html
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Barbarossa
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Mein Aufreger des Tages:
Porsche-Chef Wiedeking gibt auf

Berlin - Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wird abgelöst. Wie der Tagesspiegel am Freitag aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, soll sich der seit 17 Jahren amtierende Vorstandsvorsitzende mit den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch auf die Modalitäten seines Rücktritts geeinigt haben. Bis Montag sei dem 56-Jährigen eine Bedenkzeit eingeräumt worden. Nach Angaben des „Spiegel“ haben sich die Eigentümer auf den Produktionsvorstand Michael Macht ( 48 ) als Nachfolger geeinigt. Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche bezeichnete die Meldungen über einen Wechsel an der Konzernspitze als falsch. Für Wiedeking, dessen Vertrag bis 2012 läuft, ist eine Abfindung in dreistelliger Millionenhöhe im Gespräch. alf/mot
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Tite ... 92,2850646

Wenn ich von solchen Abfindungen höre oder lese, wird mir jedesmal schlecht!
:evil:

Egal, ob es Abfindungen oder Managergehälter in Millionenhöhe sind:
Diese Summen müssen ja auch erst mal erarbeitet werden. Und wer erarbeitet die? Die Arbeiter natürlich. Das sind auch genau die, die bei jeder (!!!) Maßnahme zu Kosteneinsparungen entlassen werden und die haben kein gesetzliches Anrecht auf überhaupt eine Abfindung.
Auf der anderen Seite wird solchen Typen einfach mal so 100 Mio. hinterher geworfen. Solche Summen als Abfindung ausgezahlt, stellt meines Erachtens bereits eine Schädigung der Volkswirtschaft dar!
:evil: :evil: :evil:

Ich rufe die Politik dringend auf, hier Obergrenzen festzulegen, die nicht in astronomischer Höhe liegen.
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elysian
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Wenn die Gelder da sind, dann können sie auch ausgezahlt werden. Das führt dann auch nicht zu einer volkswirtschaftlichen Schädigung. Diskutabel wäre allenfalls, ob das bestehende Privatvermögen nicht durch die Eigentümer selbst geschädigt wird.
Und ich bin entschieden dagegen, dass der Staat sich in die Vertäge zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einmischt.
Weder in Form des Mindestlohns, noch in Form eine Höchstlohns!
Und was das Erarbeiten angeht: mit welchen Mitteln denn? Mit denen der Arbeitgeber! Und dafür werden sie auch entlohnt! Der einfache Arbeiter ebenso, wie der Angestellte, gleich welcher Position! Oder ist die Managerarbeit keine Tätigkeit? Und wieso sollen Arbeitnehmer eine Abfindung bekommen, wenn sie einen geringen Lohn erhalten (da irrst Du, Barbarossa; entlassene Arbeitnehmer haben in vielen, sehr, sehr vielen Fällen einen Abfindungsanspruch!), aber nicht, wenn sie einen hohen Lohn erhalten? Wie soll das mit Art. 3 IGG vereinbar sein?
sic transit gloria mundi
MarcoZ
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Rechtlich gesehen ist die Lage so wie elysian sie erklärt logisch. Doch wenn man mal ehrlich ist müsste man für einen dreistelligen Millionenwert schon ein Auto erfunden haben ,das ohne Kraftstoff fährt, fliegen kann und 5 € kostet. Ich finde die hohe Abfindung entwertet die Arbeit der anderen, wenn der Wiede>>king<< so viel Geld nur als Abfindung bekommt.
Wenn die Gelder da sind, dann können sie auch ausgezahlt werden.
Sind die Gelder denn wirklich dafür da? In der Finanzkrise? Ein Teil von Porsche wird doch jetzt von solchen Scheichs aufgekauft?
elysian
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Wenn man ehrlich ist, dann stellt man zunächst einmal fest, dass Wiedeking noch drei Jahre Vertrag hat und pro Jahr bis zu 70 Millionen bekommt.
Daraus ist dreierlei zu schließen:
1. Er hat als Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine Abfindung.
2. Durch die Abfindung spart das Unternehmen auf jeden Fall Geld.
3. "Bis zu" bedeutet, dass er neben einem (relativ geringen) Grundgehalt für Erfolg bezahlt wird; dies ist der entscheidende, aber auch der einzig kritische Punkt: wonach richtet sich die Abfindung?

Einige weitere Überlegungen sollte man anstrengen:
-wer zahlt hier wem?
Das Unternehmen, bestehend aus Aktionären und Eigentümern, bezahlt. Also wenn jemand zu bestimmen hat, ob 100 Millionen gezahlt werden oder nicht, dann ausschließlich diejenigen, deren Vermögen durch diese Entscheidung betroffen ist.

-ist Wiedeking Missmanagement vorzuwerfen?
Wiedeking ist jetzt durch die Verlängerung des VW-Gesetzes und die Finanzkrise an der Übernahme von VW gescheitert.
Davor hat er aber jahrelang durch seine Geschäftsführung dazu beigetragen, dass Porsche ein äußerst erfolgreiches Unternehmen ist.
Für die Leistung ist er gut bezahlt worden, sicherlich, aber grundsätzlich speist man verdiente Mitarbeiter, denen man viel zu verdanken hat, nicht einfach so ab. Gilt dieser Grundsatz bei den "Kleinen", muss er auch bei den "Großen" gelten.

-ist das Geld vorhanden?
Wir reden hier über eine Unternehmen, das mehrere Milliarden umsetzt und das dieses Jahr wiederum mehrere Millionen an Wiedeking zahlen müsste. Selbstredend sind die Gelder da. Dass Scheichs bei Porsche investieren können spricht nicht gegen diese Auffassung. Das Interesse ist sogar eher ein Hinweis auf gute Arbeit in den letzten Jahren.
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:-ist das Geld vorhanden?
Wir reden hier über eine Unternehmen, das mehrere Milliarden umsetzt und das dieses Jahr wiederum mehrere Millionen an Wiedeking zahlen müsste. Selbstredend sind die Gelder da. Dass Scheichs bei Porsche investieren können spricht nicht gegen diese Auffassung. Das Interesse ist sogar eher ein Hinweis auf gute Arbeit in den letzten Jahren.
Porsche hat durch den Übernahmeversuch von VW eben kein Geld mehr, sondern ist vielmehr hoch verschuldet:
(...)
Bei der Aufsichtsratssitzung soll es offenbar auch um eine Kapitalerhöhung bei Porsche in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro gehen. Der Sportwagenbauer ist nach dem Einstieg beim zigfach größeren Volkswagenkonzern mit rund neun Milliarden Euro verschuldet. VW soll dagegen Nettoreserven von elf Milliarden Euro haben.

Die vor einer Woche gestarteten Gespräche über die gemeinsame Zukunft von VW und Porsche liegen seit Sonntag auf Eis. VW hatte die für Montag geplante Fortsetzung der Verhandlungen abgesagt.
(...)
Porsche hat sich bei seinen Plänen für eine Übernahme von VW verhoben. Vor eineinhalb Wochen hatten sich die Porsche- Eigentümerfamilien auf einen Zusammenschluss mit dem VW-Konzern geeinigt. Die Details sollen in den nächsten Wochen von Vertretern beider Unternehmen sowie des Landes Niedersachsens ausgearbeitet werden. Das Land hat als zweitgrößter VW-Aktionär neben Porsche ein gewichtiges Wort mitzureden...
den ganzen Artikel lesen: http://www.stern.de/wirtschaft/unterneh ... 01076.html

Und außerdem ist es in meinen Augen auch gleichgültig, wie erfolgreich ein Manager ist: Eine Abfindung von 100 Mio. € (als ganze Zahl: 100.000.000) ist in meinen Augen ein maßloses Geldgescheffel, dem Einhalt geboten werden muß. Es gibt keine Tätigkeit auf der Welt, für die ein einzelner Mensch eine derartige Summe auch nur annähernd "verdient" hätte im tatsächlichen Sinne von "verdienen".
Das ist meine Meinung.
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elysian
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Porsche hat durch den Übernahmeversuch von VW eben kein Geld mehr, sondern ist vielmehr hoch verschuldet:
Porsche hat Schulden und Geld. Andernfalls könnten sie schon morgen keine Gehälter mehr bezahlen.....
Wenn Du einen Kredit aufnimmst, hast Du auch Schulden. Dennoch kannst Du einen Elektroladen haben, der hinreichende Gewinne abwirft.
Notfalls werden alte Kredite mit neuen Krediten abgelöst.
Von Schulden kann man also nicht auf "kein Geld mehr haben" schließen.
Zumal darüber hinaus zwischen liquidem Kapital und gebundenen Vermögenswerten unterschieden werden muss.
Und außerdem ist es in meinen Augen auch gleichgültig, wie erfolgreich ein Manager ist: Eine Abfindung von 100 Mio. € (als ganze Zahl: 100.000.000) ist in meinen Augen ein maßloses Geldgescheffel, dem Einhalt geboten werden muß. Es gibt keine Tätigkeit auf der Welt, für die ein einzelner Mensch eine derartige Summe auch nur annähernd "verdient" hätte im tatsächlichen Sinne von "verdienen".
Das ist meine Meinung.
Schön. Jedem seine Meinung. Meine ist, dass es moralisch verwerflich ist, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, wieviel sie Dritten maximal geben dürfen.
Es gibt für "verdienen" keinen objektiven Maßstab. Einzig und alleine derjenige, der von dem Dienst profitiert, hat das Recht zu bestimmen, wo er für sich den Wert der empfangenen Leistung in der Spitze festlegt.
Woher kommt bitte das Recht eines Dritten, dem Begünstigten das Höchstmaß seiner Dankbarkeit vorschreiben zu wollen? Allenfalls aus sozialpolitischen Gründen kann man über Untergrenzen nachdenken.
Der Ruf nach Einhaltgebieten ist in meinen Augen Ausdruck von Neid und Missgunst. Von Gerechtigkeit wird dieser Wunsch nicht getrieben.
Und was wird dann das nächste Schlachtfeld? Umfassende Schenkungsverbote? Erbverbote?

Was ist denn der tatsächliche Sinn von "verdienen"? Das wird zwar immer gern in den Raum geworfen, aber mit dieser Problematik setzt man sich selten wirklich auseinander.

Verdienst wird in zweierlei Sinne verwendet.
Einmal als Synonym für das Einkommen. Da gilt es festzuhalten, dass Einkommen, ob hoch oder niedrig, für sich genommen neutral sind. Sie können nicht edel oder verwerflich sein. Diese Beschreibungen treffen nur auf Menschen zu!
Exkurs: Dass diese Einkommen in erheblichem Maße über Steuern wieder abgeschöpft werden, lässt man gerne unter den Tisch fallen....
Und hier sei noch einmal erwähnt, weil das offensichtlich immer noch nicht wirklich durchgedrungen ist: Wiedeking bekäme in den nächsten drei Jahren vermutlich 200 Millionen Euro und bekommt davon jetzt maximal 100 Millionen Euro!
Man kann gern darüber streiten, wie sinnvoll so etwas betriebswirtschaftlich ist. Da habe ich auch erhebliche Zweifel. Als Eigentümer oder Aktionär wäre ich strikt gegen eine Abfindungszahlung in dieser Höhe. Aber keinesfalls trägt dies eine staatliche Begrenzung von Gehältern. Und es trägt auch keine Abschaffung der Abfindungsregelung für Gehälter ab Größe X.

In der anderen Variante, wie oben angedeutet, wird verdienen so verstanden:
Das Verdienst wird einer Person zugebilligt, deren Taten oder Wirken über ihre Pflichten hinaus ein besonderer Wert in moralischer Hinsicht zugemessen wird, insbesondere, wenn sie ohne Rücksicht auf die Folgen für das persönliche Schicksal in redlicher Absicht erbracht worden sind. Verdienst zu erwerben wird auch in der Bedeutung verwendet, etwas Gutes über die anerkannte Norm hinaus zu tun. (siehe Supererogation)

Betont wird die Freiwilligkeit auf beiden Seiten: Die belohnenswerte Tat lässt sich ebenso wie die Belohnung nicht einfordern, was lobend hervorgehoben wird. Dies hat mit den alteuropäischen Vorstellungen von Gunst oder Gnade zu tun.
(übrigens scheint es die Besonderheit mit "dienen" nur im Deutschen zu geben)
http://de.wikipedia.org/wiki/Verdienen
Es gibt aber also keinen eigentlichen Sinn von "verdienen".
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Barbarossa
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Na ganz soviel ist es nun doch nicht und er versucht auch, die Gemüter zu beruhigen:
AUTOMOBILE:
Empörung über Abfindung für Porsche-Chef
Wendelin Wiedeking wirft das Handtuch und erhält 50 Millionen Euro

POTSDAM - Der Machtkampf zwischen VW und Porsche ist entschieden. Nach einer nächtlichen Aufsichtsratssitzung erklärte Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking gestern Morgen nach 17 Jahren im Amt seinen sofortigen Rücktritt. Im Gegenzug erhält Wiedeking, dessen Vertrag noch bis 2012 läuft, eine Abfindung von 50 Millionen Euro, von denen er 25 Millionen Euro in eine Stiftung stecken und für soziale Zwecke spenden will.

Politiker aller Parteien reagierten empört...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... ionen.html
Neuer Konzern soll «Kraftfeld» werden:
VW macht Porsche zur zehnten Marke

Der VW-Aufsichtsrat hat den Weg für einen neuen Volkswagen/Porsche-Konzern frei gemacht. Dessen Aufbau wird allerdings wohl zwei Jahre dauern. Zum Abschied von Porsche-Chef Wiedeking schlugen die Emotionen hoch...
weiter lesen: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unt ... 12959.html
Nach Fusion mit Porsche:
Streit über VW-Gesetz neu entfacht

Nach der Entscheidung, Porsche in den VW-Konzern zu integrieren, ist die Debatte über das VW-Gesetz neu entflammt. Ein Parteifreund von Niedersachsens Ministerpräsident Wulff appelliert an die EU-Kommission, jetzt rasch zu klagen...
weiter lesen: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wir ... 13240.html

aber:
Kritik aus Brüssel an Volkswagen:
EU mischt sich in Porsche-Deal ein

Die EU-Kommission kündigt an, die Rechtmäßigkeit des VW-Gesetzes erneut zu prüfen. Betriebsräte dagegen wollen es auch bei Porsche «absichern». Und ein Magazin nennt die Schulden von Porsche höher als gedacht.
(...)
Unterdessen berichtet das Nachrichtenmagazin «Focus», die finanzielle Lage des Porsche-Konzerns sei dramatischer als bisher bekannt. Porsche sprach zuletzt von einer Verschuldung in Höhe von neun bis zehn Milliarden Euro. Doch bei der Marathonsitzung in der Nacht zum Donnerstag kamen laut «Focus» andere Zahlen auf den Tisch.

Demnach haben die Stuttgarter einen Schuldenberg von rund 14 Milliarden Euro angehäuft, vor allem durch den Kauf von VW-Aktien auf Pump sowie den Rückgang im Autogeschäft. Sitzungsteilnehmer berichteten «Focus», wäre es nicht zu einer Einigung mit VW gekommen, wäre Porsche in etwa zwei Wochen zahlungsunfähig gewesen...
den ganzen Artikel lesen: http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unt ... 14019.html
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