Armut in Deutschland

Arbeits und Lehrstellenmarkt, Arbeits- und Sozialrecht, Rente

Moderator: Barbarossa

Schandi
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Nein, bestimmt nicht und im I-net wird reichlich braune Propaganda in diese Richtung gemacht.

Ganz so pessimistisch sehe ich die Entwicklung aber nicht, Solidarität könnte schon helfen. Wir brauchen viel mehr junge Menschen mit solchen Erfahrungen in der Politik, auch Migranten... eben Menschen, die die Probleme kennen. Es muß ja nicht gleich die große Bundespolitik sein, es gibt viele Möglichkeiten, in Parteien, Gewerkschaften, Betriebsräten und vor allem neuen Formen der solidarischen Organisation. Es gibt viele Möglichkeiten es positiv anzupacken und wenn es nur im kleinen Rahmen im Stadtteil oder Betrieb ist.
Da sehe ich aber ein Problem.

Durch die "ausgesuchten Inhalte" in den öffentlichen Medien kann man sich nur (noch) im Inet informieren.
Man muss viel lesen, selektieren und abwägen, ob die Nachrichten seriös sind.
Und das braucht viel Zeit.

Wer soll sich noch engagieren, wenn durch die Arbeit nichtmal Zeit bleibt sich um das eigene Kind zu kümmern?
Selbst mir fällt es schwer, obwohl ich keine Kinder habe.

Es gibt nur 5 große Parteien, 4 kann man vergessen und Links hat noch zu viele Deppen.
Bleibt nicht mehr viel übrig.

Ich glaube auch Protestwähler sollte man nicht unterschätzen.
(EDIT: die "Großen" haben Angst - anders kann ich mir die NPD verbot Anträge nicht erklären - bei zufriedenen Bürgern wählt die doch keiner)
Siehe hier: (hatte ich schon woanders gepostet)
http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... k-Langbehn

Stimme dir beim Rest zu.

Gruß
Tom
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:Nein, das waren Wirtschaftsmigranten, wie sie auch aktuell wieder zu tausenden aus Südeuropa unterwegs sind. Junge Leute, die zu Hause in Spanien und Griechenland keine Arbeit finden und sich hier eine Zukunftsperspektive erhoffen.
Gerade von dir hätte ich daran mehr Interesse erwartet, stattdessen las ich erst kürzlich und nicht zum ersten Mal die Geschichte von den Ausländern auf dem Bau usw.
Ja weil das für uns ein großes Ärgernis war. Wenn man wie viele andere auch aus seinem Betrieb ausscheidet, weil er abgewickelt oder zumindest stark verkleinert wird und man sich dann nach einer anderen Arbeit umschauen muß, dann ist es doch klar, daß man sich ausgegrenzt vorkommt, wenn andere von weit her kommen und genau die Arbeit machen, auf die du selbst spekuliert hast. Und gerade in der Baubranche gab es ja reichlich Arbeit, nur die wurde von anderen - eben zum großen Teil von Ausländern gemacht und selber sitzt man zu Hause. Was meinst du wohl, was wir im Osten darüber gedacht haben?
Ich sage es jetzt mal sehr zurückhaltend: "Schön, daß die Ausländer hier in Ostdeutschland wenigstens eine Arbeit finden."
Und nein, wir waren nie ausländerfeindlich. In der DDR gab es ja auch reichlich "Gastarbeiter" aus allen möglichen Ländern: Aus Kuba, Mosambique, Angola, Vietnam usw. Da hat man nie gehört, "die nehmen uns die Arbeit weg", weil es ja auch nicht so war. Das hat sich durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch geändert. Wenn man selbst händeringend Arbeit sucht und es ist eigentlich Arbeit da, nur die wird nicht von den Einheimischen gemacht, sondern da werden Scharen von anderen Leuten von ganz weit her geholt, dann läuft einfach deutlich etwas schief.
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach und das führte damals zu den hohen Wahlergebnissen der NSDAP mit über 30 %. Aber das ist ja geradezu lächerlich zu der Arbeitlosenquote, die wir hier im Osten nach der Wende hatten. Wir hatten hier zwischen 25 und 30 % und da waren noch nicht mal die dabei, die eine ABM-Stelle hatten oder auf Kurzarbeit oder Umschulung, so wie ich 1993-95.
So, und wer sich dann über den Applaus einiger Leute bei den rechten Randalen wundert, der hat einfach nichts verstanden. Auch ich war darüber erschrocken, aber wirklich gewundert habe ich mich darüber nicht. Eher konnte es einen wundern, daß nicht noch viel mehr Leute noch viel aggressiver geworden sind.
RedScorpion hat geschrieben:...Dass ich nicht geschnallt habe, ob Barbarossas 400€ nun Sozialhilfe, Zuschüsse, Hartz IV, Arbeitslosengeld, Nettolohn nach Abzug der Miete oder Lohngruppe Beta minus ist, hab' ich oben schonmal geschrieben. Soweit geht meine Kenntnis über D nicht, dass ich das wüsste.

Darüberhinaus bin auch ich für Mindestlohn und angemessene Bezahlung auch der nicht so dolle qualifizierten Jobs...
usw. Da stimme ich dir voll und ganz zu.

Die 400 € heute sind reines Arbeitseinkommen minus Benzinkosten für die Touren, die ich beruflich fahre. Miete brauche ich z. Z. keine zahlen, nur Strom und Wasser und so.

Nach Lohngruppen wurden wir damals in der DDR für unsere Arbeit bezahlt (gibt ja heute auch noch Gehaltsgruppen im öffentlich Dienst z. B. - hab ich aber nichts mit zu tun).
Die Diskussion ist eröffnet!

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RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
Was meinst du wohl, was wir im Osten darüber gedacht haben?
Ich sage es jetzt mal sehr zurückhaltend: "Schön, daß die Ausländer hier in Ostdeutschland wenigstens eine Arbeit finden."
...
Das wär' wohl auch etwas an der Realität vorbei;

allein, es sind/waren ja grossteils deutsche Arbeitgeber, die eben billigere Ausländer anstell(t)en, deutsche Strukturen und deutsche Politiker, die das ermöglich(t)en, und eine deutsche Wahlbevölkerung, der es offensichtlich nicht gelang/gelingt, Interessengruppen oder eine Partei zu finden, die dagegen angeht/vorging.

So eben, wie sich die Damen und Herren Schweizer bis ungefähr vorgestern gegen Mindestlöhne gesträubt haben, erstmal wacker Kommissionen bilden hier, Ausschüsse da, dann reden wir mal schön, weil Opposition hat's ja in der Konsensdemokratie gar nicht, damit hinterher keiner sagen kann, er sei's nich gewesen, dann vllt noch hier ein bisschen Abstimmung da Initiative dürfen wir aber nicht vergessen zu schauen, wann die Post zumacht, ach ja der Markt wird's schon richten inschallah und wenn nich is auch egal warum sich denn anstrengen Bern wird einspringen und überhaupt was sagen denn die Gemeinden zur Verkehrslage von Pendlern ja müssen wir mal ne Ratssitzung zusammenrufen aber nee is ja i.M. nich vorgesehen nächstes Mal nächstes Jahr nächstes Jahrhundert ...

Barbarossa hat geschrieben: ...
Die 400 € heute sind reines Arbeitseinkommen minus Benzinkosten für die Touren, die ich beruflich fahre. Miete brauche ich z. Z. keine zahlen, nur Strom und Wasser und so.

Nach Lohngruppen wurden wir damals in der DDR für unsere Arbeit bezahlt (gibt ja heute auch noch Gehaltsgruppen im öffentlich Dienst z. B. - hab ich aber nichts mit zu tun).
Thx.



LG
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dieter
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Renegat hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Renegat,
es kann doch nicht der Wunsch sein, alle Menschen auf das von Dir beschriebene Niveau herunterzudrücken. :roll:
Nein, habe ich auch nicht gesagt. Aber gerade von den Ostlern hätte ich mehr Fantasie/Kampfgeist und weniger Jammern erwartet oder wie ging das vor der Wende?
Lieber Renegat,
die hatten ihren Kampfgeist bei der Friedlichen Revolution und sind durch der real existierenden Kapitalismus überrollt worden. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Schandi hat geschrieben:@PS: egal ob Schweiz, DE, oder sonstwo... Kann das Volk nicht !zusammenhalten! und sich gegen die wirklichen "bösen" (Banken, Lobbys, AGs) wenden?

Gruß
Tom
Lieber Tom,
schön wäre das. Aber wo hat das Volk schonmal zusammengehalten :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Hatte ich gestern noch vergessen, sorry:
Barbarossa hat geschrieben: ...
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach
...
Die Zahlen stimmen aber so nicht.

Es sei denn, die Luschen damals konnten, wie auch heutige Demoskopen, auch schon nicht zählen. :wink:


Hatten wir drüben im mittlerweile geschlossenen Forum einen Thread mit Scifi drüber.



LG
ehemaliger Autor K.

Barbarossa:
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach und das führte damals zu den hohen Wahlergebnissen der NSDAP mit über 30 %. Aber das ist ja geradezu lächerlich zu der Arbeitlosenquote, die wir hier im Osten nach der Wende hatten. Wir hatten hier zwischen 25 und 30 % und da waren noch nicht mal die dabei, die eine ABM-Stelle hatten oder auf Kurzarbeit oder Umschulung, so wie ich 1993-95.
Ich weiß nicht, wie du deine Berechnungen vorgenommen hast, aber die Arbeitslosenquote berechnet man nicht, in dem man die Zahl der Arbeitslosen durch die Gesamtbevölkerung dividiert, sondern wie folgt: Zahl der Arbeitslosen/ Zahl der abhängig Beschäftigten + Zahl der Arbeitslosen x 100%.
Für Weimar ergibt das Ende 1932 = 6,13 Mill. Arbeitslose/11,5 Mill. Erwerbstätige + 6,13 Mill. Arbeitslose * 100% = 34,7 %. Die Arbeitslosenquote lag also in Weimar zeitweilig bei 34,7%.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben:
Barbarossa:
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach und das führte damals zu den hohen Wahlergebnissen der NSDAP mit über 30 %. Aber das ist ja geradezu lächerlich zu der Arbeitlosenquote, die wir hier im Osten nach der Wende hatten. Wir hatten hier zwischen 25 und 30 % und da waren noch nicht mal die dabei, die eine ABM-Stelle hatten oder auf Kurzarbeit oder Umschulung, so wie ich 1993-95.
Ich weiß nicht, wie du deine Berechnungen vorgenommen hast, aber die Arbeitslosenquote berechnet man nicht, in dem man die Zahl der Arbeitslosen durch die Gesamtbevölkerung dividiert, ...
...
Aber auch das tät nicht hinhauen in Barbarossas bisheriger Berechnung.
Da wäre er auf etwas weniger als 10% gekommen.

Karlheinz hat geschrieben: ...
... sondern wie folgt: Zahl der Arbeitslosen/ Zahl der abhängig Beschäftigten + Zahl der Arbeitslosen x 100%.
...
Ich hätt' in den Nenner jetzt alle Erwerbstätigen reingepackt, nicht nur die abhängigen, aber gut.


Is allerdings schwierig, wenn die Insititute gar nicht wissen, wie viele Einwohner bzw. Erwerbstätige in einem Land wohnen.



LG
Schandi
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Das Problem sind doch nicht die Ausländer (egal in welchem Land) sondern die Politik, die zulässt, dass durch Lohndumping solche Möglichkeiten erst geschaffen werden.
Gerade in der Eurozone hätte vor dem Euro eine annähernd gleiche Sozialpolitik vorhanden sein müssen.

Wenn einige Firmen nur überleben, indem sie billigere Arbeitskräfte einstellen, dann sehe ich weder bei den Firmen, noch bei den ausländischen Arbeitskräften die Schuld.

MfG
Tom
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Schandi hat geschrieben:Das Problem sind doch nicht die Ausländer (egal in welchem Land) sondern die Politik, die zulässt, dass durch Lohndumping solche Möglichkeiten erst geschaffen werden.
Gerade in der Eurozone hätte vor dem Euro eine annähernd gleiche Sozialpolitik vorhanden sein müssen.

Wenn einige Firmen nur überleben, indem sie billigere Arbeitskräfte einstellen, dann sehe ich weder bei den Firmen, noch bei den ausländischen Arbeitskräften die Schuld.

MfG
Tom
Naja, die Firmen zahlen so wenig wie möglich, am Überleben liegt es nur partiell. Die Firmen haben auch nichts gegen höhere Gewinne, Anleger nehmen gern die Dividenden und wie sie die steuergünstig verbrämen, dafür haben sie Steuerberater. Der Mindestlohn ist kein Allheilmittel, das ist mir schon klar, wäre aber auch wichtig, dabei die Standards bei den europäischen Nachbarn im Auge zu behalten. In Belgien sollen angeblich die Schlachthöfe pleite gehen, weil in D mit Dumpinglöhnen geschlachtet wird.
RedScorpion

Schandi hat geschrieben: ...
Gerade in der Eurozone hätte vor dem Euro eine annähernd gleiche Sozialpolitik vorhanden sein müssen.
...
Genützt hätt's aber nix im Fall von Barbarossas Erfahrungen auf dem Bau in Brandenburg, Berlin und Mac-Pomm. Denn Polen, Bulgarien und Rumänien haben ja bis heut keinen Euro.

Und wie lange will man denn warten mit einer gemeinsamen Währung, bis alle Ungleichheiten abgebaut sind? Demnach hätten weder Deutschland noch die Schweiz heut einheitliche Währungen.


Frage an die Experten aus dem heutigen Ostdeutschland/aus dem Grenzland: Wie sieht's bei Euch aus mit Pendlern bzw. deren Steuern? Wo/wohin werden die gezahlt bzw. transferiert/aufgesplittet, nach Deutschland oder nach Polen? Weiss das jemand aus Erfahrung mit Kollegen?


Danke und lG
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dieter
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Schandi hat geschrieben:Das Problem sind doch nicht die Ausländer (egal in welchem Land) sondern die Politik, die zulässt, dass durch Lohndumping solche Möglichkeiten erst geschaffen werden.
Gerade in der Eurozone hätte vor dem Euro eine annähernd gleiche Sozialpolitik vorhanden sein müssen.

Wenn einige Firmen nur überleben, indem sie billigere Arbeitskräfte einstellen, dann sehe ich weder bei den Firmen, noch bei den ausländischen Arbeitskräften die Schuld.

MfG
Tom
Lieber Tom,
nicht nur eine gemeinsame Sozialpolitik sondern auch eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Karlheinz hat geschrieben:
Barbarossa:
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach und das führte damals zu den hohen Wahlergebnissen der NSDAP mit über 30 %. Aber das ist ja geradezu lächerlich zu der Arbeitlosenquote, die wir hier im Osten nach der Wende hatten. Wir hatten hier zwischen 25 und 30 % und da waren noch nicht mal die dabei, die eine ABM-Stelle hatten oder auf Kurzarbeit oder Umschulung, so wie ich 1993-95.
Karlheinz
Ich weiß nicht, wie du deine Berechnungen vorgenommen hast, aber die Arbeitslosenquote berechnet man nicht, in dem man die Zahl der Arbeitslosen durch die Gesamtbevölkerung dividiert, sondern wie folgt: Zahl der Arbeitslosen/ Zahl der abhängig Beschäftigten + Zahl der Arbeitslosen x 100%.
Für Weimar ergibt das Ende 1932 = 6,13 Mill. Arbeitslose/11,5 Mill. Erwerbstätige + 6,13 Mill. Arbeitslose * 100% = 34,7 %. Die Arbeitslosenquote lag also in Weimar zeitweilig bei 34,7%.
RedScorpion:
Aber auch das tät nicht hinhauen in Barbarossas bisheriger Berechnung.
Da wäre er auf etwas weniger als 10% gekommen.
Die 16,3 % sind mir auch rätselhaft. Die Gesamtbevölkerung in Deutschland 1932 betrug 65,17 Mill. Wenn man dann dazu die 6,13 Mill. Arbeitslosen in Beziehung setzt, kommt man auf eine Arbeitslosenquote von unter 10%. Aber so eine Vorgehensweise ist ja nicht üblich und so wird auch nirgendwo gerechnet, sondern man setzt die Zahl der Arbeitslosen in Beziehung zur Erwerbsbevölkerung und dann betrug die Arbeitslosenquote über 30%, wie ich vorgerechnet habe. Im Übrigen braucht man hier auch gar nicht viel rechnen, denn die Weltwirtschaftskrise ist sehr gut dokumentiert und da haben wir jede Menge Zahlenmaterial, alles schon aufbereitet.
Man wird sich darüber wundern, dass die Erwerbsbevölkerung in Weimar, ca. 17,63 Mill. nur knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachte. Wenn man nun die Kinder, Rentner und Invaliden abzieht, liegt dies vor allem daran, dass seinerzeit nur sehr wenige Frauen berufsstätig waren. Sie tauchen daher weder bei den Arbeitslosen auf noch bei den Erwerbstätigen. Das macht einen Vergleich mit heutigen Statistiken sehr schwierig, weil jetzt aufgrund des hohen Anteils der Frauenarbeit die erwerbstätige Bevölkerung viel größer ist, die Erwerbstätigen machen mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Deshalb kann man heutige Statistiken nicht so ohne weiteres mit historischen Statistiken vergleichen. Wäre heute wie damals in Weimar nur ein Drittel der Bevölkerung erwerbstätig, hätten wir eine deutlich höhere Arbeitslosenquote.
Renegat
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Karlheinz hat geschrieben: Man wird sich darüber wundern, dass die Erwerbsbevölkerung in Weimar, ca. 17,63 Mill. nur knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachte. Wenn man nun die Kinder, Rentner und Invaliden abzieht, liegt dies vor allem daran, dass seinerzeit nur sehr wenige Frauen berufsstätig waren. Sie tauchen daher weder bei den Arbeitslosen auf noch bei den Erwerbstätigen. Das macht einen Vergleich mit heutigen Statistiken sehr schwierig, weil jetzt aufgrund des hohen Anteils der Frauenarbeit die erwerbstätige Bevölkerung viel größer ist, die Erwerbstätigen machen mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Deshalb kann man heutige Statistiken nicht so ohne weiteres mit historischen Statistiken vergleichen. Wäre heute wie damals in Weimar nur ein Drittel der Bevölkerung erwerbstätig, hätten wir eine deutlich höhere Arbeitslosenquote.
Danke, dass du den Zahlenwirrwarr so nachvollziehbar aufgeklärt hast, Karlheinz.
Läßt man mal die Arbeitslosenzahlen beseite, finde ich den Vergleich mit der WR sehr anregend. Damals war also nur 1/3 der Gesamtbevölkerung potentiell erwerbstätig, heute 1/2, das war mir so nicht klar.
Wenn man dieses 1/3 auf heute übertrüge, heißt das doch, wir arbeiten in der Gesamtheit heute überproportional. Das bringt mich ja auf ganz merkwürdige Gedanken.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben: ...
Wäre heute wie damals in Weimar nur ein Drittel der Bevölkerung erwerbstätig, hätten wir eine deutlich höhere Arbeitslosenquote.
Nee, dieselbe. Aber eine geringere absolute Zahl an Arbeitslosen. Oder eben eine höhere Bev.zahl, aber damit nimmt's man in D ja eh nicht so genau. :wink:


Was aber stimmt (und das war auch unser Konsens damals im anderen Forum):
Karlheinz hat geschrieben: ...
Deshalb kann man heutige Statistiken nicht so ohne weiteres mit historischen Statistiken vergleichen.
...
Auch wenn man aus den 30er-Jahre-Zahlen die Dunkelziffer an unter der Hand Beschäftigten herausrechnet, ist's wohl so, dass damals an einem einzelnen Lohn deutlich mehr Personen dranhingen im Schnitt als heute. Verlor betroffene Person damals den Job, hatte das für mehr Personen negative Auswirkungen als heute. Jenseits aller Fragen nach Brüning'scher zyklischer knickriger Rappenspalter-Policies, mangelnden Sozialprogrammen usw.



LG
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