Warum annektierte Bismarck Elsass-Lothringen 1871?

Versailles, 1871, Bismarck, Deutsches Reich, Wilhelm I

Moderator: Barbarossa

RedScorpion

Titus hat m.E. an der Stelle im Prinzip recht;

wobei allerdings auch das Zwischenkriegspolen deutsche Zeitungen aufwies (die in der Anzahl aber bei fortschreitender Zeit abnahmen, wenn ich mich recht erinnere);
ob im Reich in der selben Zeit polnischsprachige Zeitungen gedruckt und vertrieben werden durften, entzieht sich i.M. meiner Kenntnis.

Wird aber der Vergleich mit Frankreich angestellt, dann stimmt's nicht mehr; F war zu allen Zeiten nach 1789 Deutschland in Sachen Bürgerrechte voraus, bis zum heutigen Tage. Mit der grossen Einschränkung Algerien (und auch schon Vietnam) und der vergleichsweise kleineren des Elsass nach 1919 und teilweiser Ausweisung von angeblich Zugewanderten aus dem Reich.



LG
ehemaliger Autor K.

RedScorpion hat geschrieben:Titus hat m.E. an der Stelle im Prinzip recht;

wobei allerdings auch das Zwischenkriegspolen deutsche Zeitungen aufwies (die in der Anzahl aber bei fortschreitender Zeit abnahmen, wenn ich mich recht erinnere);
ob im Reich in der selben Zeit polnischsprachige Zeitungen gedruckt und vertrieben werden durften, entzieht sich i.M. meiner Kenntnis.

Wird aber der Vergleich mit Frankreich angestellt, dann stimmt's nicht mehr; F war zu allen Zeiten nach 1789 Deutschland in Sachen Bürgerrechte voraus, bis zum heutigen Tage. Mit der grossen Einschränkung Algerien (und auch schon Vietnam) und der vergleichsweise kleineren des Elsass nach 1919 und teilweiser Ausweisung von angeblich Zugewanderten aus dem Reich.



LG
Ob nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland polnischsprachige Zeitschriften vertrieben wurden, weiß ich auch nicht. Man muss bedenken, das die Gebiete Westpreußen. Posen und Oppeln danach nicht mehr zu Deutschland gehörten und viele Polen anschließend aus Deutschland in das neue Polen einwanderten. Es lebten nach polnischen Angaben in Weimar 2 Millionen Polen in Deutschland und es gab auch eine Polenpartei. Die hat sicherlich auch auf Polnisch geschrieben. Auf jeden Fall konnte man damals auch polnische und überhaupt ausländische Zeitungen in Deutschland kaufen.

In meinem Beitrag wendete ich mich gegen die Behauptung von Paul bezüglich einer angeblich liberalen Politik des deutschen Reiches in Elsass-Lothringen. Die Liberalität bezüglich der Sprache kam nur dadurch zustande, dass die Bevölkerung sich gegen den Sprachenparagraphen vehement zur Wehr setzte und die Regierung notgedrungen darauf dann verzichtete. In den östlichen Gebieten waren die Deutschen hingegen erfolgreicher. Hier betrieb man auch gleichzeitig eine „Germanisierungspolitik“ mit dem Ziel, möglichst viele Deutsche dort anzusiedeln. In Elsass-Lothringen begann man in der Spätphase des Kaiserreichs auch damit, Deutsche aus dem Alt Reich verstärkt dort anzusiedeln.( Die dann später ausgewiesen wurden. Ähnliches passierte auch in Polen).

Das andere Länder nicht besser sind und vielfach noch weitaus rigider mit ihren Minderheiten umgehen und auch Polen und Franzosen in keiner Weise hier vorbildlich sind, ist jetzt wieder ein anderes Thema und sollte dann auch einen eigenen Thread erhalten, etwa die deutsche Minderheit in Polen, in Russland, in Frankreich oder wo auch immer. Hier ging es aber um das Kaiserreich.

Ob Frankreich wirklich immer weiter voraus war in Sachen Bürgerrecht bin ich mir nicht sicher. In Weimar gab es das Frauenwahlrecht, in Frankreich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Schweiz erst 1970, glaube ich.
Paul
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Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:
Ob nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland polnischsprachige Zeitschriften vertrieben wurden, weiß ich auch nicht. Man muss bedenken, das die Gebiete Westpreußen. Posen und Oppeln danach nicht mehr zu Deutschland gehörten und viele Polen anschließend aus Deutschland in das neue Polen einwanderten. Es lebten nach polnischen Angaben in Weimar 2 Millionen Polen in Deutschland und es gab auch eine Polenpartei. Die hat sicherlich auch auf Polnisch geschrieben. Auf jeden Fall konnte man damals auch polnische und überhaupt ausländische Zeitungen in Deutschland kaufen.

In meinem Beitrag wendete ich mich gegen die Behauptung von Paul bezüglich einer angeblich liberalen Politik des deutschen Reiches in Elsass-Lothringen. Die Liberalität bezüglich der Sprache kam nur dadurch zustande, dass die Bevölkerung sich gegen den Sprachenparagraphen vehement zur Wehr setzte und die Regierung notgedrungen darauf dann verzichtete.Ähnliches passierte auch in Polen).

Das andere Länder nicht besser sind und vielfach noch weitaus rigider mit ihren Minderheiten umgehen und auch Polen und Franzosen in keiner Weise hier vorbildlich sind, ist jetzt wieder ein anderes Thema und sollte dann auch einen eigenen Thread erhalten, etwa die deutsche Minderheit in Polen, in Russland, in Frankreich oder wo auch immer. Hier ging es aber um das Kaiserreich.

Ob Frankreich wirklich immer weiter voraus war in Sachen Bürgerrecht bin ich mir nicht sicher. In Weimar gab es das Frauenwahlrecht, in Frankreich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Schweiz erst 1970, glaube ich.
Posen, Ostoberschlesien und Westpreußen wurden von Polen nach dem 1. Weltkrieg anektiert. Oppeln, also Westoberschlesien, Posen, Ostpreußen und Pommern blieben bis zum Ende des 2. Weltkrieg bei Deutschland, nachdem die Bevölkerung sich in Volksabstimmungen in großer Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland aussprachen.
Preußen hat in dieser Spätphase sehr erfolglos versucht Deutsche anzusiedeln. In Wirklichkeit wanderten massenhaft Menschen in die Industriegebiete ab. Westpreußen und ganz Ostdeutschland wurde im frühen Mittelalter von Deutschen besiedelt. Die vermischten sich mit den Kaschuben in Westpreußen und den anderen Menschen dieser Regionen. Es gab eine Hinwendung zum Deutschtum. Gemischt- u. Mehrsprachige stimmten dann auch für den Verbleib bei Deutschland.

Frankreich wurde auch immer aufgefordert, den muttersprachlichen Unterricht zuzulassen. Die französischen Regierungen weigern sich bis heute und sind damit bis heute kein Vorbild an demokratischen und humanistischen Handeln. Das Deutsche Reich war also demokratischer als Frankreich, weil sie dem Willen der Elsaß-Lothringer letztlich nachgekommen sind. Sie wollten den französischen Unterricht nicht für sich selbst, sondern für die französische Minderheit, die mit ihnen lebte.
viele Grüße

Paul

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RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben: ...
Das andere Länder nicht besser sind und vielfach noch weitaus rigider mit ihren Minderheiten umgehen und auch Polen und Franzosen in keiner Weise hier vorbildlich sind, ist jetzt wieder ein anderes Thema und sollte dann auch einen eigenen Thread erhalten, etwa die deutsche Minderheit in Polen, in Russland, in Frankreich oder wo auch immer. Hier ging es aber um das Kaiserreich.

Ob Frankreich wirklich immer weiter voraus war in Sachen Bürgerrecht bin ich mir nicht sicher. In Weimar gab es das Frauenwahlrecht, in Frankreich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Schweiz erst 1970, glaube ich.
Genützt hat das Frauenwahlrecht Weimar bzw. Deutschland aber wenig bis nix, denn Weimars Ende kennt man ja.


Paul hat geschrieben: ...
Frankreich wurde auch immer aufgefordert, den muttersprachlichen Unterricht zuzulassen. Die französischen Regierungen weigern sich bis heute und sind damit bis heute kein Vorbild an demokratischen und humanistischen Handeln. Das Deutsche Reich war also demokratischer als Frankreich, weil sie dem Willen der Elsaß-Lothringer letztlich nachgekommen sind. Sie wollten den französischen Unterricht nicht für sich selbst, sondern für die französische Minderheit, die mit ihnen lebte.
Woher kennst Du "den Willen der Elsass-Lothringer"? Warum sollte der darin bestanden haben, ausgerechnet Schriftdeutsch zu verwenden?

Btw. F konnte ja aus bekannten Gründen zwischen 1871 und 1919 gar nicht einem allfälligen "Willen" der Elsässer nachkommen, Schriftdeutsch sprechen zu müssen, weil sie ja gar nicht bei F waren.
Und danach war auch Deutsch für Elsässer nicht die Muttersprache.
Und heut spricht ja gar kaum mehr einer Elsässisch. Also für wen, wenn nicht als Fremdsprache, sollte man Deutsch anbieten?

Und warum sollte man an einzig an der (in Deutschland auch mehr als wirren, in der CH im Uebrigen auch) Sprachenpolitik Durchsetzung der Grundrechte festmachen?



LG
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Marek1964
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Vielleicht sollte die Diskussion hier

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 271#p33271

weitergeführt werden. Polen passt eher zu Preussen als zu Elsass Lothringen, obwohl auch da es nicht komplett deplaziert ist. Oder doppelt oder mit links.
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Titus Feuerfuchs
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Paul hat geschrieben:
Posen, Ostoberschlesien und Westpreußen wurden von Polen nach dem 1. Weltkrieg anektiert. Oppeln, also Westoberschlesien, Posen, Ostpreußen und Pommern blieben bis zum Ende des 2. Weltkrieg bei Deutschland, nachdem die Bevölkerung sich in Volksabstimmungen in großer Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland aussprachen.
Preußen hat in dieser Spätphase sehr erfolglos versucht Deutsche anzusiedeln. In Wirklichkeit wanderten massenhaft Menschen in die Industriegebiete ab. Westpreußen und ganz Ostdeutschland wurde im frühen Mittelalter von Deutschen besiedelt. Die vermischten sich mit den Kaschuben in Westpreußen und den anderen Menschen dieser Regionen. Es gab eine Hinwendung zum Deutschtum. Gemischt- u. Mehrsprachige stimmten dann auch für den Verbleib bei Deutschland.
[...]
.

Die Ergebnisse der Voksabstimmungen, die infolge der Vororteverträg abgehalten worden waren, sprachen eine sehr eindeutige Sprache. In Oberschlesien und noch mehr in West- und Ostpreußen stimmten viele Polen entgegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit für Deutschland.

Das wäre wohl kaum passiert, wenn sie davor vom Reich übermäßig unterdrückt worden wären.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Lieber Titus,
so war es. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Paul hat geschrieben:...
Frankreich wurde auch immer aufgefordert, den muttersprachlichen Unterricht zuzulassen. Die französischen Regierungen weigern sich bis heute und sind damit bis heute kein Vorbild an demokratischen und humanistischen Handeln. Das Deutsche Reich war also demokratischer als Frankreich, weil sie dem Willen der Elsaß-Lothringer letztlich nachgekommen sind. Sie wollten den französischen Unterricht nicht für sich selbst, sondern für die französische Minderheit, die mit ihnen lebte.

RedScorpion
Woher kennst Du "den Willen der Elsass-Lothringer"? Warum sollte der darin bestanden haben, ausgerechnet Schriftdeutsch zu verwenden?

Btw. F konnte ja aus bekannten Gründen zwischen 1871 und 1919 gar nicht einem allfälligen "Willen" der Elsässer nachkommen, Schriftdeutsch sprechen zu müssen, weil sie ja gar nicht bei F waren.
Und danach war auch Deutsch für Elsässer nicht die Muttersprache.
Und heut spricht ja gar kaum mehr einer Elsässisch. Also für wen, wenn nicht als Fremdsprache, sollte man Deutsch anbieten?

Und warum sollte man an einzig an der (in Deutschland auch mehr als wirren, in der CH im Uebrigen auch) Sprachenpolitik Durchsetzung der Grundrechte festmachen?
Im Elsass spricht heute nur die Generation der Großväter die alte Sprache. Für die mittlere und jüngere Generation ist Französisch die Muttersprache. Elsässisch ist genauso wenig mehr eine Muttersprache wie etwa in Norddeutschland Friesisch auch nicht mehr die Muttersprache der Friesen ist. Es gibt im Elsass Vereine, die sich für den Erhalt der Sprache einsetzen und vielleicht könnte man sie zusätzlich an einigen Schulen neben dem Französisch anbieten. (Siehe http://www.elsass-lothringen.de/)

In den von Polen besiedelten Gebieten hatte man übrigens 1917 den berüchtigten Sprachen Paragraphen aufgehoben und den dort lebenden Menschen Versprechungen gemacht, damit sie dem Deutschen Reich im Krieg weiter die Stange halten und man benötigte die Polen als Kanonenfutter. Die Novemberrevolution hob die übelsten Missstände, wie das Drei-Klassen-Wahlrecht und den Gesindedienst auf, unter denen vor allem die Polen zu leiden gehabt hatten, so dass Hoffnung auf Besserung bestand. In den von Preußen annektierten Gebieten während der polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert hatten sich die Polen mit Hilfe ihrer katholischen Religion und der Sprache ohnehin erfolgreich gegen alle Germanisierungsversuche gewehrt.
Nach dem Krieg gab es in einigen Regionen, vor allem in Teilen von Ostpreußen, Volksabstimmungen über die weitere Zugehörigkeit dieser Landesgebiete. Hier bestand in etwa die Hälfte der Bevölkerung aus Polen. Sie fanden am 11.Juni 1920 statt, als sich Polen im Krieg gegen die SU befand und Lemberg von der Roten Armee belagert wurde. Deshalb war ein Beitritt zu Polen nicht sonderlich attraktiv. Ostpreußen wurde aufgrund der neuen Insellage 1919 auch im Gegensatz zu früher besonders gefördert. Die deutsche Staatsangehörigkeit bot zudem die Möglichkeit, weiter im Ruhrgebiet zu arbeiten. Viele hatten dort Verwandte und es war leichter, dorthin zu gegen, als etwa in die USA oder nach Polen zu wechseln, was die Arbeitsmöglichkeit beendet hätte. Die Ostgebiete waren traditionell unterentwickelt gewesen und boten kaum Arbeit. Vor allem die Polen waren im Kaiserreich aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage zur Abwanderung in die Industrieregionen gezwungen.

Die Situation war im Osten also anders als im Elsass. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es dort Gruppen, die sich dort um den Erhalt der deutschen Sprache bemühten, nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings hörte dies verständlicherweise auf, denn dann war alles Deutschtum verpönt. Sinnvoll wäre es aber, die hochdeutsche Sprache als Fremdsprache anzubieten, da viele Elsässer inzwischen in Deutschland arbeiten. Ich weiß nicht, inwieweit Deutsch im Elsass angeboten wird an den Schulen.
Paul
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Hallo Karlheinz,
etwas übertreibst du ja. Leider haben die französischen Regierungen mit ihrem Kampf gegen die deutsche Sprache wirklich viel Erfolg gehabt. Die Sprachkenntnisse lagen 2012: 43 % gut, 33 % etwas und 25 % nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Elsass

Tatsächlich gibt es ein Stadt-Land Gefälle. In den Dörfern ist Elsässer Ditsch noch verbreitet Umgangssprache. Würde dort muttersprachlicher Deutschunterricht statt Fremdsprachenunterricht eingeführt, würde sich die deutsche Sprache wieder erholen.

Bezüglich Ostpreußen hast du auch übertrieben. Im nördlichen Ostpreußen wurde fast gar nicht polnisch gesprochen. Im Bezirk Allenstein gab es die höchsten Werte. Dort sprachen 1910 29 % masurisch/gemischtsprachig und 13 % polnisch. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Davon wollten 1920 nur etwas über 2 % zu Polen. Wenn man 1920 von weiter gesunkenen Zahlen ausgeht, waren das immerhin etwa 25 % der polnisch sprechenden.
Daneben sprachen alle auch noch reines deutsch, waren also eher zweisprachig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Masuren

Es ist Manipulation, aus Gemischtsprachigen rein Polnischsprachige zu machen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Titus Feuerfuchs
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Paul hat geschrieben: [...]
Bezüglich Ostpreußen hast du auch übertrieben. Im nördlichen Ostpreußen wurde fast gar nicht polnisch gesprochen.
Polnisch war nördlich von Lötzen quasi nonexistent, da dürfte sogar Nehrungskurisch noch häufiger gewesen sein. Die Minderheitensprache des nördlichen Ostpreußens war hingegen Litauisch.

Paul hat geschrieben:[...]
Daneben sprachen alle auch noch reines deutsch, waren also eher zweisprachig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Masuren

Es ist Manipulation, aus Gemischtsprachigen rein Polnischsprachige zu machen.
Es geht hierbei aber um die Muttersprache und nicht um Sprachen, die man sich im Laufe des Lebens aneignet.

Nach deiner Argumentation gäbe es dann auch so gut wie keine autochthonen Südtiroler, da diese fast alle neben ihrer deutschen Muttersprache auch italienisch können.

Ich bin ja auch kein halber Brite, bloß weil ich halbwegs englisch kann. :P
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben: [...] Die Ostgebiete waren traditionell unterentwickelt gewesen und boten kaum Arbeit. Vor allem die Polen waren im Kaiserreich aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage zur Abwanderung in die Industrieregionen gezwungen.
Für Pommern und Ostpreußen ist das sicher zutreffend, für Schlesien und insbesondere Oberschlesien jedoch weniger bis gar nicht, da das oberschlesische Industrierevier, bis 1921das zweigrößte in D nach dem Ruhrgebiet, boomte, und die Industiestädte von Gleiwitz bis Kattowitz beständig wuchsen.
Karlheinz hat geschrieben: Die Situation war im Osten also anders als im Elsass. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es dort Gruppen, die sich dort um den Erhalt der deutschen Sprache bemühten, nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings hörte dies verständlicherweise auf, denn dann war alles Deutschtum verpönt. Sinnvoll wäre es aber, die hochdeutsche Sprache als Fremdsprache anzubieten, da viele Elsässer inzwischen in Deutschland arbeiten. Ich weiß nicht, inwieweit Deutsch im Elsass angeboten wird an den Schulen.
Deutsch ist im elsässischen Schulunterricht weit verbreitet.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Paul
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Es geht hierbei aber um die Muttersprache und nicht um Sprachen, die man sich im Laufe des Lebens aneignet.

Nach deiner Argumentation gäbe es dann auch so gut wie keine autochthonen Südtiroler, da diese fast alle neben ihrer deutschen Muttersprache auch italienisch können.

Ich bin ja auch kein halber Brite, bloß weil ich halbwegs englisch kann. :P
Der Erwerb einer Frendsprache, die man privat fast gar nicht spricht, ist etwas völlig anderes, als die Situation, die in Masuren herrschte. Südtirol ist auch ganz anders. In Südtirol existieren 2 Parralelgesellschaften, wobei die italienische Gesellschaft nur in den größeren Städten und im Unterland existiert.
In Masuren waren die Sprachgesellschaften eng verwoben. Es war der Regelfall, das in der eignen Familie eine Kombination des Sprachgebrauchs und der Sprachbeherrschung existierte. 4 Großelternteile konnten unterschiedliche Muttersprachler und Mehr-Gemischtsprachler sein, die sich in der jeweiligen Gesprächssituation, mit Ehepartner, Kind-Eltern, Geschwister, Kind-Großeltern, den Nachbarn, in der Arbeit..... unterschiedlich arangierte. Die Tendenz war, das die Deutschsprachigkeit stieg und sich bis 1944 fast ganz durchgesetzt hatte.
In Westpreußen und Oberschlesien war es ähnlich, mit Stadt-Land und regionalen Unterschieden und das Westpreußen und Ostoberschlesien schon nach dem 1. Weltkrieg anektiert wurden.
In Posen war die Situation ähnlicher mit Südtirol, mit einer größeren Trennung der Sprachgesellschaften.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Lia

Kommt darauf an, welchem Bismarck-Experten unter den namhaftenHistorikern man ehesten zustimmen kann- oder will.
Dürften durchaus die unterschiedlichen, hier schon angeführten Punkte gewesen sein, nicht ein einzelner.
Da in der laufenden Diskussion viel auf Sprachenpolitik eingegangen wurde:
Sprachenpolitik war oft genug im Zeitalter der Nationalstaaten ein Mittel der Wahl.
So auch in den reichlich komplizierten dänisch- deutschen Auseinandersetzungen auf beiden Seiten.
Nach der ( so nicht in den Herzogtümern gewollten!) Einverleibung Schleswigs und Holsteins nach Preußen agierte man wieder aus Berlin ziemlich unglücklich mit Sprach-Dekreten.
Mehrheitlich begeisterte Preußen waren und wurden die Schleswiger-Holsteiner nie, mal gar nicht im nördlichen Landesteil., wo man Deutsch war, ungehindert Deutsch und/ oder Dänisch, Friesisch und das grenzübergreifende Sønderjysk sprechen wollte. Identifikation mit Preußen allerdings war- und das ist auch gut so- weitgehend aus.
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dieter
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Das war bei Hessen genauso. Kurhessen, Nassau und Frankfurt wurden 1866 von Preußen nach dem gewonnen Krieg annektiert. Die Nordhessen bedauerten immer, dass sie ihren Kurfürst nicht mehr hatten. Die amerikanische Besatzungsmacht machte aus drei Hessen (Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt und Nassau) ein Hessen mit der Hauptstadt Wiesbaden. Die Darmstädter Linie des Großherzogtums Hessen ist leider inzwischen ausgestorben, so dass nun der Chef der Kasselaner Linie das Haus Hessen repräsentiert. Der letzte Nachkomme der Darmstädter Linie hatte, da kinderlos, hat in seinem Testament die Kasselaner Linie als Nachfolger bestimmt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Genauso war die Annexion durch Preußen- alles andere, samt Sprachenstreit aber denn doch historisch so nicht zu vergleichen.
Der Einverleibung der Herzogtümer gingen internationale Verhandlungen und zwischenstaatliche kriegerische Auseinandersetzungen voraus und Dänemark verlor infolge des Krieges einen ziemlichen Teil seines Territoriums.
Dazu aber mehr demnächst und an anderem Ort.
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