
Nachdem Napoleon kurz vor Waterloo ein Gefecht gegen die Preußen für sich entscheiden konnte, glaubte er, daß die Preußen hastig gen Osten verschwinden werden. Zur Verfolgung schickte er Marshall Grouchy mit einer großen Streitmacht hinterher. Napoleon selbst wollte Wellington bei Waterloo stellen und ihn durch an einen raschen Angriff an einer Flucht (dann übers Meer) zu hindern. Napoleon verfügte über 74000 Soldaten, während die Armee Wellingtons 68000 Mann betrug. Aber die französische Armee hatte einen wesentlich höheren Tauglichkeitsgrad.


Wellington selbst hoffte auf das Erscheinen der Preußen, die sich durch einen Trick (Marschrichtung in einem großen Bogen) den französischen Verfolgern erledigten. Er positonierte einen Teil seiner Streitkräfte hinter einem Hügel (Mont St.Jean) in Karreeform. Der Rest stand vor dem Hügel und rechts beim Schloß Hougoumont (das verteidigten die Nassauer) und direkt vor dem Hügel lag in einer Senke der Meierhof La Haye Sainte. Dessen Verteidigung war Aufgabe des 2. leichten Bataillons der Könglich Deutschen Legion (KGL= King German Legion). Sie wies eine Truppenstärke von ca. 400 Mann auf. Die KGL hatte unter der Führung von Georg Baring die Gebäude (Wohnhaus, Stall und Scheune), sowie den Obst- und Küchengarten besetzt.
Napoleon begann mit einem Scheinangriff auf das Schloß Hougoumont, um dann mit der Hauptstreitmacht frontal Wellington anzugreifen. Um aber dahinzukommen mußte er an La Haye Saint vorbei und seine Truppen hatten den Auftrag den Meierhof schnellstens zu erobern.
Beide Feldherren, Napoleon sowie auch Wellington, waren sich anfangs der Bedeutung von La Haye Saint nicht bewußt.

Und gerade Napoleon hat seine Niederlage in Waterloo diesem Gehöft zu verdanken. Die KGL kämpfte stundenlang verbissen und mit großem Heldenmut gegen eine vielfache Übermacht. Baring selbst ritt auf einem Pferd (es wurden ihm etliche unter dem Hintern weggeschossen

Napoleon selbst glaubte es kaum, daß seine Armee es stundenlang nicht schaffte den Meierhof zu erobern. Er glaubte, daß dort eine Division, also über 1000 Mann gegen ihn kämpften, dabei war es nur das 2. leichte Bataillon der KGL mit noch nicht einmal Sollstärke.
Der Heldenmut der KGL und der dadurch aufgehaltene französische Hauptangriff waren schlachtentscheidend. Wäre La Haye Saint früher eingenommen worden, dann hätte Napoleon gewonnen. Dies wurde bisher in der Literatur zuwenig gewürdigt. Erst in neuerer Zeit hat man (besonders der Engländer Brendan Simms) die Ereignisse der Schlacht bei Waterloo anhand der Berichte (auch unveröffentlichte) neu bewertet. Simms kommt zu der Ansicht, daß die Schlacht in der Schlacht um La Haye Saint wesentlich bedeutender war als das allgemein üblich angenommene Gefecht um Hougoumont.
Bemerkenswert ist noch der einfache KGL-Soldat Friedrich Lindau, der aus Hameln stammte und der aufgrund seines Hasses gegen Napoleon (das starke Hamelner Fort hatte sich damals kampflos ergeben) einen "Privatkrieg" führte.


Im Kampf boten der Leutnant John Drummond Graeme und Friedrich Lindau ein unnachahmliches Duo, daß die Franzosen an vielen Taten hinderte.