Die Weihnachtsflut von 1717

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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In der Nacht vom 24./25. Dezember 1717 - also vor genau 300 Jahren - ereignete an der Nordseeküste eine katastrophale Sturmflut, die als die Weihnachtsflut von 1717 in die Geschichte einging.
Ausläufer eines nordatlantischen Orkantiefs griffen dabei im Laufe des Heilig Abends auf die Nordseeküste über, was das Eintreten der Ebbe gegen Mitternacht verhinderte. Bereits ab 2 Uhr nachts wurden die ersten Deiche an der ostfriesischen und oldenburgischen Küste überspült. Zwischen 3 Uhr und 4 Uhr brachen die Deiche in der Wilstermarsch und zwischen 4 Uhr und 5 Uhr drang das Wasser in Norderdithmarschen ein. Hamburg wurde schließlich um 5 Uhr morgens überflutet. Sehr schnell ergossen sich große Wassermengen in das Hinterland und überraschten dort die Bevölkerung. Besonders hart betroffen war dabei die Insel Langeoog - sie wurde infolge der Sturmflut in zwei Teile zerrissen. Die überlebende Bevölkerung verließ die Insel 1717 zum großen Teil und 1721 nach einer weiteren schweren Sturmflut vollständig.
An der Küste zwischen Tondern im nördlichen Herzogtum Schleswig bis zum ostfriesischen Emden ertranken etwa 9.000 Menschen. Auch in den Niederlanden starben in jener Nacht etwa 2500 Menschen.
Quellen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsflut_1717
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Langeoog
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Ruaidhri
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Es ist die Jahreszeit der schweren Stürme, und die wissen nichts von Weihnachten. Gab mehrere Weihnachtsfluten, so  1248 am 28.Dezemner und 1277 an den Weihnachtstagen.
Die beiden Marcellus-Fluten, 1228 und 1362, genannt die grote mandränke, haben aber wohl am meisten die Küstenregion geprägt und sind im kollektiven Bewusstsein der Marschbewohner tief verankert. Vielleicht mehr als die von Dir beschriebene große Flut in der Neuzeit.
Wer den Blanken  Hans nie hat toben sehen, dem mag das Verständnis dafür fehlen, wenn Küstenbewohner noch immer Respekt vor der Naturgewalt haben. Und warum es immer noch Deichgrafen/ Deichvögte gibt.
Der Storm'sche Schimmelreiter hat, gerade in Sturmnächten gelesen oder gehört, nichts von seiner Faszination verloren. Inzwischen ist fast wieder aktuell, mit dem steigenden Wasserspiegel von Nord- und Ostsee muss man sich erneut mit dem idealen  Deichbau befassen.
Gehen  in fast absehbarer Zeit die Halligen unter, erst recht.
Barbarossa hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Besonders hart betroffen war dabei die Insel Langeoog - sie wurde infolge der Sturmflut in zwei Teile zerrissen.
Die überlebende Bevölkerung verließ die Insel 1717 zum großen Teil und 1721 nach einer weiteren schweren Sturmflut vollständig.
Inzwischen ist Langeoog aber wieder besiedelt und beliebtes Ferienziel, de groote Sloop ist wieder geschlossen. Kommt aber  sogar in modernen Zeiten vor, dass Insulaner und Touristen vom Festland abgeschnitten bleiben, wenn der Schiffsverkehr eingestellt wird.
Barbarossa hat geschrieben:was das Eintreten der Ebbe gegen Mitternacht verhinderte.
Frau Klugscheiss von der Küste korrigiert ein bisschen: Das Eintreten der Ebbe ( und der Flut) kann nichts und niemand verhindern, das Ablaufen des Ebbstroms kann allerdings durch Orkane aus auflandiger Richtung behindert oder verhindert werden.
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LG Ruaidhri
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Barbarossa
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Ja, laut Wikipedia wurde Langeoog ab 1732 wieder besiedelt.
Das Leben an der Küste muss schon immer besonders hart gewesen sein. Das kann ich als ,,Landratte'' wohl kaum nachvollziehen.:-)
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Ruaidhri
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Barbarossa hat geschrieben:Das Leben an der Küste muss schon immer besonders hart gewesen sein. Das kann ich als ,,Landratte'' wohl kaum nachvollziehen.:-)
Sagen wir es so: Ziemlich naturnah, insbesondere eben an der Nordseeküste und am Wattenmeer. Wenn dann die menschliche Hybris und Geldgier die Gefahren ignoriert, gehen ganze Städte und Landschaften verloren, fordern die Naturgewalten noch mehr Opfer.
Nicht nur, aber auch durch menschliche Uneinsichtigkeit, ging Rungholt unter. Dass die Stadt tatsächlich existierte, ist inzwischen wissenschaftlich gesichert, ebenso, was zu ihrem Untergang beitrug, nicht nur die verheerende Sturmflut.
 Ab und zu gibt die Nordsee Artefakte frei. Durch den steigenden Meeresspiegel und sich ändernde Strömungen kommen die Beweise hie und da durch den Wattschlick, sind aber nur schwer zu bergen.
Wenn es hier kachelt und Sturmflut mit Landunter angesagt ist, mögen Landratten das als spannend, abenteuerlich bis romantisch empfinden, ist es nicht für die Bewohner der Halligen und der Marschen. Restrisiken bleiben. Ein übersehener Karnickelbau, eine Ansiedlung von Bisamratten, eine von Touristen gegrabene Höhle in den Dünen, Treibgut, dass gegen den Deich donnert und Schäden anrichtet- kleine Ursachen können fatale Wirkungen haben. Auch in Zeiten von Sperrwerken und hochtechnisiertem Küstenschutz.
Anbei der Link zu einem Artikel zum Thema Weihnachtssturmflut aus dem shz, der lesenswert ist.
https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 61301.html
Ostsee für Binnenländer:
Küstenschutz ist auch an der Ostsee ein Thema, man unterschätzt das Binnenmeer oft, die Badewanne kann bösartig sein. Ob man nun per Schiff unterwegs ist oder nur am Strand/ in Strandnähe die Kraft erlebt.  Inzwischen habe ich  mehrere Sturmhochwasser erlebt. Sturmhochwasser ist eigentlich der korrektere Ausdruck,  hieß auch in der DDR soweil die Ostsee kaum Tide hat,  (25 cm in Flensburg, 30 cm im Kattegatt, 3 cm andernorts.
Nur unmittelbar vor Skagen, wo Nord- und Ostsee aufeinanderprallen, ist die Ostsee mal weg und kommt wieder.
So verheerend wie 1872 war allerdings keines der Hochwasser an der Ostsee, durch schwere Stürme, heute Orkan genannt, ausgelöst..
https://de.wikipedia.org/wiki/Ostseestu ... asser_1872
2017:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... vorpommern
Travehochwasser, wenn die Ostsee schiebt, war nix Neues, aber das Ausmaß schon.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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