Tod am Keltenhof - Der Fürst vom Glauberg

Maya, Inka, Seevölker

Moderator: Barbarossa

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dieter
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1300 bis 800 Späte Bronzezeit in Europa
800 bis 475 Eisenzeitliche Hallstatt-Kultur ( Frühe Nennung der Kelten)
Um 650 bis 475 Späte Hallstatt-Kultur. Berühmt für ihre reich ausgestatteten Prunk- oder Fürstengräber
Um 540 Hügelgrab des Fürsten von Hochdorf an der Enz (nahe Stuttgart)
Ab 500 Rasche Expansion der Kelten aus dem Voralpenraum. Züge in den Westen führen zu einer Keltisieung ganz Galliens, von Teilen Spaniens und Britanniens. Die Bewegung Richtung Süden erstreckte sich von Norditalien bis nach Apulien. In den Osten dringen kleinere Gruppen bis zum Schwarzem Meer und nach Babylon vor.
Um 500 Hügelgrab des Fürsten vom Glauberg. Der nördlichste bisher bekannte keltische Fürstensitz
480 bis 50 La-Tène-Kultur (letzte Blütenperiode keltischer Kultur)
Um 480 Hügelgrab der Fürstin von Vix (Burgund)
450 bis 0 Späte Vorrömische Eisenzeit in Mitteleuropa
387 Der keltische Heerführer Brennus belagert Rom
Um 350 Der Philosoph Platon nennt zwei Eigenschaften, die den "barbarischen" Kelten für lange Zeit anhängen sollten: kriegerisch und Versoffen.
Quelle: http://www.terra-x.zdf.de
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dieter
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280 Keltischer Überfall auf die Orakelstätte von Delphi
279 Ein keltischer Heerführer (Brennus) besiegt und tötet den Makedonenkönig Ptolemaios Keraunos. Um 200 Größte Ausbreitung keltischer Stämme
58 v. Chr. bis 50v. Chr. Julius Caesar erobert Gallien, die stärkste Bastion des Keltentums: das politische Aus für die Kelten

Die Grabanlage am Glauberg
1988 Die Region rund um den hess. Glauberg gerät ins Visier der Forschung. Luftbilder offenbaren die Umrisse einer riesigen Grabanlage. Im Lauf der Rekonstruktionsarbeiten gelingt den Archäologen ein seltener Fund, der den Glauberg über Nacht zum hess. "Tal der Könige" macht.
Zwischen 1994 und 1997 führt das Landesamt für Denkmalspflege Hessen Ausgrabungen durch. Die Grabanlage wird rekonstruiert und steht zur Besichtigung zur Verfügung.
Quelle: http://www.terra-x.zdf.de
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dieter
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Am 24.Juni 1996 feiert das Landesamt für Denkmalspflege den Tag als "Sternstunde der Wissenschaft". Die Forscher heben eine nahezu unversehrte Sandsteinfigur. Die Statue misst fast zwei Meter und zeigt zweifelsfrei einen keltischen Krieger, Weltweit existiert kein einziges vergleichbares Exemplar. Vor allem die Fülle an Details, sorgfältig in den Stein gemeißelt, lässt die Fachleute staunen.
2005 Entdeckung dutzender Skelette unweit der Ruhestätte im schweren Lehm. Bis 2006 werden mindestens 24 Skelette gefunden.
Im Sommer 2006 bringt eine weitere Entdeckung die Region erneut in die Schlagzeilen. Wo die Wissenschaftler Feuerstellen und Lagerräume erwartet haben, stoßen sie auf ein Massengrab.
Im Herbst 2007 wird mit dem Bau eines Keltenmuseums in der Nähe des Grabhügels am Glauberg begonnen. Das Museum soll im Mai 2011 eröffnet werden. Dann werden dort alle Originalfunde einschließlich der Stele des keltischen Kriegers zu sehen sein.
Quelle: www.terra-x.zdf.de
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Die Zusammenschau all dieser Puzzlestücke legt den Schluss nahe, dass der Glauberg nicht nur zu den größten Kultstätten der Kelten zählte, sondern auch Schauplatz blutiger Zeremonien war - die wahrscheinlich den aufgefundenen Toten zum Schicksal wurden.
Da irrt Terra X mal wieder. Wer bei den Kelten geopfert worden war, bekam ein ehrenvolles Begräbnis, nicht so ein Hineinschmeißen in die Grube. Immerhin sollte er eine Botschaft an die Götter schicken.
Und Massenopfer gab´s bei den Kelten auch nicht, wenn, dann wurden üblicherweise Einzelne geopfert - Lindow Man, der Krieger von Cadbury, Moorleichen. Der Schädelkult gehört nicht zum Menschenopfer, sondern zum Ahnenkult.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Die Zusammenschau all dieser Puzzlestücke legt den Schluss nahe, dass der Glauberg nicht nur zu den größten Kultstätten der Kelten zählte, sondern auch Schauplatz blutiger Zeremonien war - die wahrscheinlich den aufgefundenen Toten zum Schicksal wurden.
Da irrt Terra X mal wieder. Wer bei den Kelten geopfert worden war, bekam ein ehrenvolles Begräbnis, nicht so ein Hineinschmeißen in die Grube. Immerhin sollte er eine Botschaft an die Götter schicken.
Und Massenopfer gab´s bei den Kelten auch nicht, wenn, dann wurden üblicherweise Einzelne geopfert - Lindow Man, der Krieger von Cadbury, Moorleichen. Der Schädelkult gehört nicht zum Menschenopfer, sondern zum Ahnenkult.

Beppe
Lieber Beppe,
dann erklär uns doch bitte, aus welche Grund dieses Massengrab entstand :?:
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Harald
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Der Glaubergfürst lebte und starb im 6. Jhrh. vor. An Germanen ist zu dieser Zeit noch nicht zu denken, selbst in Norddeutschland (Jastorf) gab es damals nur Protogermanen.

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Paul
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Harald hat geschrieben:Der Glaubergfürst lebte und starb im 6. Jhrh. vor. An Germanen ist zu dieser Zeit noch nicht zu denken, selbst in Norddeutschland (Jastorf) gab es damals nur Protogermanen.

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Ubier/Usipeter beteiligten sich an der Sprachentwicklung zur germanischen Sprache. Dies bedeutete konkret die Übernahme des Sprachsubstrats der nichtindogermanischen Bevölkerung, die vor dem Sprachausgleich mit den Indogermanen im Norden lebte. Dies mag zur Zeit des Fürsten vom Glauberg noch nicht so fortgeschritten gewesen sein.
Die keltische Sprache wurde von anderen Substraten z.B. dem Rätischen und vielleicht auch "skytischen" beeinflußt. Deswegen entstand in der Kontaktzone dennoch eine Sprachgrenze. Es gibt auch die Theorie, das sich die germanische Sprache nach Süden ausbreitete. Dies ist aber umstritten. Erst die Stammeswanderungen der Sueben, Kimbern, Teutonen, Ambronen...sind unbestritten.
Wir können annehmen, das der Fürst vom Glauberg indogermanisch sprach. Inwieweit das keltisch o. germanisch zum damaligen Entwicklungsstand war, wissen wir nicht. Es gibt keine ganz genauen Karten zum Siedlungsgebiet der Helvetier/Ubier/Usipeter im Zeitverlauf. Der Glauberg lag auf jedenfall in der Nähe dieses Siedlungsgebietes, auf welcher Seite auch immer.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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dieter
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Lieber Paul,
ich glaube schon, dass der Fürst von Glauberg ein Kelte war, das Gebiet der Kelten in Hessen ging bis zum Vogelsberg in Oberhessen. :wink:
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Peppone
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dieter hat geschrieben: dann erklär uns doch bitte, aus welche Grund dieses Massengrab entstand :?:
Aus welchen Gründen entstehen denn Massengräber üblicherweise?
- "der" Feind (= Mehrzahl) wurde niedergemetzelt und dann "entsorgt" (dazu würde passen, dass das Massengrab am Glauberg sich in einer Abfallgrube fand). Könnte am Glauberg passiert sein, nur frage ich mich, warum man die Feinde in der Nähe des eigenen Fürstensitzes bestattet hat, aber gut. Allzu große Mühe bzgl. Transport der Leichen dürfte man sich nach einem Sieg nicht gemacht haben. Andere Möglichkeit: Der Feind hat gesiegt und die Einheimischen befinden sich jetzt im Massengrab. Das war nachgewiesenermaßen schon in der Jungsteinzeit so (vgl. z.B. Herxheim).
Insgesamt: Krieg produziert Massengrab.
Ein für 500 v.Chr., als das Massengrab angelegt wurde, durchaus plausibler Erklärungsansatz, denn damals erlebte nicht nur der Glauberg einen kulturellen Höhenflug, außerdem wurden die Griechen um diese Zeit mit den Kelten bekannt bzw. prägten den Namen für diese Völkerschaften, die seit dieser Zeit auch Richtung Süden, also Griechen, expandierten. Krieg auch zwischen den "Höhenburgen-Fürsten" dürfte in dieser Zeit keine Seltenheit gewesen sein...
Ich frage mich dann nur, warum man im Massengrab keine Familien findet, denn laut DNA-Analyse waren die Verscharrten NICHT miteinander verwandt.
- daraus folgt eine zweite Möglichkeit: Es handelt sich um Gefangene, Sklaven o.Ä., die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr "gebraucht" wurden und so entsorgt wurden. Eine Gruppe solcher Menschen wäre fast zwangsweise wild zusammengewürfelt, was die fehlende Verwandtschaft erklären würde.
- auf eine weitere Möglichkeit hat Rohana im G-Forum schon hingewiesen (http://www.g-geschichte.de/forum/altert ... #post90165): Eine Gruppe Glauberg-Bewohner wurde verdächtigt, mit "dem Feind" gemeinsame Sache gemacht zu haben. Die gesamte Gruppe wurde daraufhin abgemetzelt und verscharrt. Überschneidet sich mit meiner Möglichkeit 1, aber auch eine Überschneidung mit Möglichkeit 2 wäre möglich (die Sklaven/Gefangenen gehörten zur Bevölkerungsgruppe eines Feindes und wurden "vorsorglich" umgebracht, vielleicht als eben dieser Feind den Glauberg angriff).

Eine Reihe von Erklärungsversuchen ist aber unwahrscheinlich bzw. widerlegt:
- ein Verbrechen soll vertuscht werden. Normalerweise passiert das aber nicht mitten in einem Fürstensitz, und wenn, dann werden die Opfer "anständig" beerdigt, diese Möglichkeit fällt also in Sachen Glauberg aus.
- eine Seuche rafft dern Großteil einer Gemeinschaft dahin oder sogar die ganze Gemeinschaft. Die Toten werden so schnell und effektiv wie möglich beerdigt. Könnte am Glauberg passiert sein, da auch Frauen und Kinder in dem Massengrab gefunden wurden. Allerdings berichtet das ZDF, dass diese Möglichkeit wissenschaftlich schon überprüft und ausgeschlossen worden ist.
- Opferung fällt auch aus. Die "Parallele" aus Frankreich betrifft die Opferung von 120 Kriegern. Ausschließlich Männer, und alle wurden geköpft. Am Glauberg finden sich auch Schädel sowie Frauen und Kinder. Außerdem wurden wie gesagt bei den Kelten Geopferte nicht einfach in Abfallgruben entsorgt. Das ging GAR NICHT...

'Im Endeffekt gibt Terra X mit seinem Sammelsurium an maximal wahrscheinlichen, unwahrscheinlichen, unwahren sowie in der Sendung selbst widerlegten Lösungsvorschlägen auch nur zu, dass man schlicht nicht weiß, warum das Massengrab angelegt wurde und wer sich darin befand.

Es bleibt ein Rätsel, das auch wir nicht lösen können werden, aber um das herum man vortrefflich Spekulationen anstellen kann.

Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
schon bei den Neandertalern hatte ich Dir, wo es darum ging, ob Neandertaler und HSS sich vermischen konnten, schon mal gesagt: "Abwarten und Tee trinken." :wink: Ich bin sicher, dass sich dieses Problem auch lösen wird. :wink:
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Paul
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dieter hat geschrieben:Lieber Paul,
ich glaube schon, dass der Fürst von Glauberg ein Kelte war, das Gebiet der Kelten in Hessen ging bis zum Vogelsberg in Oberhessen. :wink:
Keltische Sprache und Hallstatt-/Latenekultur sind in ihrer Verbreitung nicht identisch. Prof. Udolp wies darauf hin, das in Hessen keine keltischen Ortsnamen nachweisbar sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Keltische_Sprachen

Die Hallstadt- und Latenekultur hatte sich in z.B. germanische und rätische Sprachgebiete ausgebreitet. In der Hallstattzeit waren dies natürlich frühgermanische Sprachformen.
Wenn in der Bronzezeit in der Kontaktzone keine Sprachgrenze existiert haben sollte, dann wäre dies ein Zeichen dafür, das sich auch die keltische Sprache nicht aus dem indogermanischen Dialektkonzinium herausgelöst hätte. Die meisten Sprachwissenschaftler setzen die Differenzierung aber früher an.
Hessen hatte aber auch einen starken kulturellen Austausch mit der Region der Mosel-Eifel-Kultur und auch der östlichen Kontaktzone, sowie natürlich mit dem "unbestrittenen" nördlichen germanischen Gebieten, also nichtkeltischen Gebieten.

Es gibt keinen Nachweis über die Zugehörigkeit des Vogelsberges o. des Glaubergs zum keltischen Sprachgebiet. Für den Glauberg würde ich eine keltische Einwanderung z.B. einer kleineren Kriegergruppe auch nicht ausschließen.
viele Grüße

Paul

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dieter
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Lieber Paul,
es ist alles offen, also abwarten und Tee drinken bis die Sache geklärt ist. :wink:
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