Assyrien - Aufstieg und Untergang

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

Moderator: Barbarossa

Dietrich
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Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. erlebte Assyrien wie auch andere vorderasiatische Staaten Auf- und Abstiege, wobei sich das Land mal vergrößerte und mal verkleinerte. Die explosionsartige Ausweitung des assyrischen Territoriums muss man auf das Neuassyrische Reich eingrenzen, also die Zeit vom 9. bis 7. Jh. v. Chr.

Die Erfolge Assyriens sind natürlich zuerst auf seine schlagkräftige Armee zurückzuführen. Militärischen Erfordernissen entsprang die Entwicklung neuer Belagerungswaffen wie Rammböcke oder Sturmschilde, die zu den üblichen Waffen Pfeil und Boge, Kurzschwert und Lanze traten. Geschützt waren die Soldaten durch kleine Rund- oder große Setzschilde, durch Helme und teilweise durch Brustpanzer aus Leder- oder Metallschuppen. Die leichte Reiterei war taktisch bedeutsam, Streitwagen der Fürsten waren mit 3-4 Mann besetzt. Eine solch einheitlich ausgerüstete und disziplinierte Armee konnten die anderen vorderasiatischen Staaten - Babylon, Mitanni, Hethiterreich, Juda und Israel u.a. - nicht aufbieten.

Hinzu kam allerdings noch ein entscheidender anderer Faktore: Ein wichtiges strategisches Mittel der kriegerischen Expansion bestand in der systematischen Zerstörung von Städten und befestigten Siedlungen. Die Bewohner wurden verschleppt und die Städte geplündert.

Die Umsiedlungspolitik nahm gewaltige Formen an. So siedelte Tiglatpileser III. allein im Rahmen eines Feldzugs 65 000 Menschen aus dem Zagros-Gebirge um. Erreicht werden sollte damit eine Schwächung der eroberten Gebiete, indem die einheimische Elite durch eine assyrische Verwaltung ersetzt wurde; andererseits gewannen die Assyrer durch dieses Vorgehen unterjochte Arbeitskräfte. Schließlich wurde die Deportation auch als Sanktionsmittel eingesetzt, um eidbrüchiige Vasallen zur Raison zu bringen. War der Gegner mit Hilfe dieser Maßnahmen bezwungen, mussten die Assyrer darauf bedacht sein, die ökonomische und administrative Organisation des Gebietes wiederherzustellen. Das gelang teilweise unter Zuhilfenahme von Deportierten.

Ein treibendes Element der assyrischen Expansionspolitik war demnach der Zugang zu neuen Ressourcen, z.B. in Form einer erdrückenden Steuerlast, von Kriegsbeute und Tributzahlungen.

Man könnte sagen, dass sich der assyrische Staat durch diese brutale Expansionspolitik schließlich totgesiegt hat. Das Zentrum blutete allmählich aus, die ausgepresste Bevölkerung konnte immer weniger Steuern und Abgaben entrichten, die Grenzen waren überdehnt: Assyrien reichte vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und von Kleinasien bis zum Persischen Golf.

Der Staat muss im Innern schon morsch gewesen sein, denn nur so ist es erklärlich, dass die babylonisch-medische Koalition im Jahr 614 Assur und 612 Ninive erobern konnte. Zwar haben sich die Assyrer in ihrem Endkampf tapfer gewehrt, doch stand am Ende die Auslöschung.

Eine immer wieder gern gestellte Frage ist die nach dem Erbe der Assyrer. Wo blieben sie und warum erlosch ihre Identität so rasch? Schon 200 Jahre nach dem Untergang des Reichs war kaum noch etwas über sie bekannt. Allerdings gibt es bis heute eine Religionsgemeinschaft in Vorderasien, die sich "Assyrische Kirche des Ostens" nennt und sich auf die Assyrer zurückführen (möchte). Tatsächlich muss man das antike Volk der Assyrer unterscheiden von dieser etwa 1500 Jahre jüngeren christlichen Religionsgemeinschaft der "Assyrer", die lediglich diesen historischen Namen bewahrt, und keine ethnische Kontinuität zum Volk der Assyrer hat. Dennoch sehen sich die Mitglieder der Assyrischen Kirche des Ostens in einer Traditionslinie mit den alten Assyrern, wobei sie gern auf das ähnliche Herkunftsgebiet verweisen. Belegbar ist das freilich nicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Assyrische ... des_Ostens
Paul
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Ganz ist ihre Identität ja nicht erloschen. Wieviele heute leben, wird man nicht so genau feststellen können. Manche sind arabisiert und nennen sich noch Assyrer. Die Frage ist, inwieweit sie mit Aramäern und Chaldäern eine Ethnie bilden. Der Kern der Assyrer wird noch über 1 Millionen Menschen ausmachen. Sie leben überwiegend in Nordsyrien und Nordirak, sowie in der Türkei, also eine Minderheit in Kurdistan. Das Verhältnis zu den Kurden ist heute gut.
Die meisten sind heute Christen. Es gibt aber auch jüdische und moslemische Assyrer.
In beiden Autonomiegebieten ist Assyrisch Amtssprache.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Dietrich hat geschrieben:
Hinzu kam allerdings noch ein entscheidender anderer Faktore: Ein wichtiges strategisches Mittel der kriegerischen Expansion bestand in der systematischen Zerstörung von Städten und befestigten Siedlungen. Die Bewohner wurden verschleppt und die Städte geplündert.

Die Umsiedlungspolitik nahm gewaltige Formen an. So siedelte Tiglatpileser III. allein im Rahmen eines Feldzugs 65 000 Menschen aus dem Zagros-Gebirge um. Erreicht werden sollte damit eine Schwächung der eroberten Gebiete, indem die einheimische Elite durch eine assyrische Verwaltung ersetzt wurde; andererseits gewannen die Assyrer durch dieses Vorgehen unterjochte Arbeitskräfte. Schließlich wurde die Deportation auch als Sanktionsmittel eingesetzt, um eidbrüchiige Vasallen zur Raison zu bringen. War der Gegner mit Hilfe dieser Maßnahmen bezwungen, mussten die Assyrer darauf bedacht sein, die ökonomische und administrative Organisation des Gebietes wiederherzustellen. Das gelang teilweise unter Zuhilfenahme von Deportierten.
Das waren scherlich wichtige Aspekte der gelungenen Expansionspolitik der Assyrer. Die Assyrer begegneten anderen Völkern mit einer Politik der verbrannten Erde. Ihre Brutalität übertraf der, der anderen Völker. Ihrer erfolgreichen Kriegsführung entsprach es auch bei den anderen bedrohten Völkern Angst und Schrecken zu verbreiten. Das sparte bei ener raschen Aufgabe dieser wichtige Kriegsresourcen und zudem auch Zeit. Nur so konnte das assyrische Reich rasch expandieren. Aber gerade diese Art von Brutalität und gegenüber den besiegten Völkern, brachte am Ende ihren Untergang mit sich. Zwar konnten sie Assyrer durch ihre Umsiedlungspolitik weitesgehend verhindern, dass es zur keiner Beibehaltung einer alten Intentität kam und dass die Greuletaten sich in einem kollektiven Bewusstsein festsetzten, jedoch konnte es am Ende nicht den Hass verhindern, den die neu herausgebildeten Völkerschaften und Bevölkerungen gegen die Assyrer im Untergrund entwickelten. Von den Assyrern wurden bekanntlich die Besiegten auf neue Landstriche und Städte verteilt, wenn sie sich freiwillig ergaben. Andere die sich nicht ergaben wurden rigoros massakriert.

"Gegen ihre Feinde gingen die Assyrer oft sehr grausam vor. Sie wurde umgebracht, versklavt, oder umgesiedelt. Auf diese Weise entvölkerten Sie ganze Landstriche. Ferner forderten sie von den Unterworfenen hohe Tributzahlungen, die sie vor allem für den Ausbau von Königspalästen verwendeten. " "............erobern fast ganz Ägypten bis hin zu Theben und vertreiben den Pharao. Wie zuvor zeichnet die Assyrische Herrschaft durch Terror und Zerstörung aus. "

Jahrhunderte später zeigten die Perser unter Kyros II., das es auch anders geht .Unter Kyros kam es zu einem weitgehenden Wissensaustausch mit den besiegten Völkern.Er war gegenüber von Religionsausübung in den besiegten Ländern tolerant. Schließlich spielt Kyros „als Befreier“ des jüdischen Volks aus dem Babylonischen Exil eine prominente Rolle in der Bibel .
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Krieg und Frieden
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Mir gibt eine gute Anregung darüber, wie die aktuelle Kultur geschichtlich zusammenhängt, eine Gen-Analyse im Libanon (örtliche Nähe zu Syrien). Sah das mal in einer Dokumentation. Zahlen wurden keine angegeben, aber ich hab mir zusammengereimt, dass die genetische Verwandschaft, es ging um die Phönizier (zeitliche Nähe zu Assyrien) bei vielleicht 40 % lag. Das gibt einen Anhaltspunkt, wie viel Kultur von damals im Heute weiterlebt. In anderen kulturellen Zusammenhängen erinnere ich mich an vergleichbare Faktenlagen.
Man sieht: Alles ist verbunden. Umso mehr, wenn wir die aktuelle Lage in Syrien beobachten. Ich sehe Übereinstimmungen! Bis dahin, wie es sich anfühlt.
Das einzig beständige, woraus man sich verlassen kann, ist, daß sich alles immer wieder ändert.
Dietrich
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Krieg und Frieden hat geschrieben:Mir gibt eine gute Anregung darüber, wie die aktuelle Kultur geschichtlich zusammenhängt, eine Gen-Analyse im Libanon (örtliche Nähe zu Syrien).
Eine Gen-Analyse besagt wenig, denn Sprache, Kultur und Identität vererben sich nicht. Noch heute mag z.B. in einigen Bayern ein "Kelten-Gen" stecken, doch wird kein vernünftiger Mensch die Bayern als "Kelten" ansehen. Die Bevölkerung ist im Lauf der Jahrtausende mehrfach überschichtet worden und hat heute eine andere Identität als vor 2000 Jahren.

Gleiches trifft auf die Nachfahren der alten vorderasiatischen Völker und Kulturen zu. Ein Libanese ist heute Araber, Muslim oder Christ, aber kein Phönizier. Und auch ein sunnitischer Iraker ist mitnichten Babylonier. Gen-Analysen können uns möglicherweise Aufschluss über Wanderwege von Bevölkerungsgruppen oder Vorfahren in bestimmten Gebieten geben. Mehr auch nicht.
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Marek1964
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Dietrich hat geschrieben: Ein treibendes Element der assyrischen Expansionspolitik war demnach der Zugang zu neuen Ressourcen, z.B. in Form einer erdrückenden Steuerlast, von Kriegsbeute und Tributzahlungen.

Man könnte sagen, dass sich der assyrische Staat durch diese brutale Expansionspolitik schließlich totgesiegt hat. Das Zentrum blutete allmählich aus, die ausgepresste Bevölkerung konnte immer weniger Steuern und Abgaben entrichten, die Grenzen waren überdehnt: Assyrien reichte vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und von Kleinasien bis zum Persischen Golf.
Irgendwo tröstlich. Es zeigt einfach, dass Gewalt und Ausbeutung auf lange Frist eben doch keine nachhaltigkeit bringt. Aber das wäre mal ein Thema für einen übergreifenden Thread (link folgt in kürze).
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dieter
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Dietrich hat geschrieben:
Krieg und Frieden hat geschrieben:Mir gibt eine gute Anregung darüber, wie die aktuelle Kultur geschichtlich zusammenhängt, eine Gen-Analyse im Libanon (örtliche Nähe zu Syrien).
Eine Gen-Analyse besagt wenig, denn Sprache, Kultur und Identität vererben sich nicht. Noch heute mag z.B. in einigen Bayern ein "Kelten-Gen" stecken, doch wird kein vernünftiger Mensch die Bayern als "Kelten" ansehen. Die Bevölkerung ist im Lauf der Jahrtausende mehrfach überschichtet worden und hat heute eine andere Identität als vor 2000 Jahren.

Gleiches trifft auf die Nachfahren der alten vorderasiatischen Völker und Kulturen zu. Ein Libanese ist heute Araber, Muslim oder Christ, aber kein Phönizier. Und auch ein sunnitischer Iraker ist mitnichten Babylonier. Gen-Analysen können uns möglicherweise Aufschluss über Wanderwege von Bevölkerungsgruppen oder Vorfahren in bestimmten Gebieten geben. Mehr auch nicht.
Lieber Dietrich,
das schon, kann aber die Gen-Analyse etwas über das Aussehen der Menschen aussagen :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Krieg und Frieden
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Da freu ich mich schon drauf. Wird aber im alten Jahr nichts mehr. Also dann im Neuen!
Marek1964 hat geschrieben:Hier der link:

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... f=3&t=5061
Das einzig beständige, woraus man sich verlassen kann, ist, daß sich alles immer wieder ändert.
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Krieg und Frieden
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Marek1964 hat geschrieben:
Dietrich hat geschrieben: Ein treibendes Element der assyrischen Expansionspolitik war demnach der Zugang zu neuen Ressourcen, z.B. in Form einer erdrückenden Steuerlast, von Kriegsbeute und Tributzahlungen.
Man könnte sagen, dass sich der assyrische Staat durch diese brutale Expansionspolitik schließlich totgesiegt hat. Das Zentrum blutete allmählich aus, die ausgepresste Bevölkerung konnte immer weniger Steuern und Abgaben entrichten, die Grenzen waren überdehnt: Assyrien reichte vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und von Kleinasien bis zum Persischen Golf.
Irgendwo tröstlich. Es zeigt einfach, dass Gewalt und Ausbeutung auf lange Frist eben doch keine nachhaltigkeit bringt. Aber das wäre mal ein Thema für einen übergreifenden Thread (link folgt in kürze).
Wenn die Mittel, um zu wachsen, nicht mitwachsen, wird aus Wachstum Schrumpfung. Ein an vielen Stellen sich wiederholendes Motiv. Ein Naturprinzip. Neben Assur gingen verschiedene Kulturen diesen Weg. In der Mathematik bildet die gauffsche Kurve dieses Prinzip von Aufstieg und Fall anschaulich ab. Unsere heutige Welt dürfte keine Ausnahme sein.

(Mehr dazu hier viewtopic.php?f=3&t=5061 - kann das gar nicht verlinken :?:
Zuletzt geändert von Krieg und Frieden am 27.12.2014, 17:52, insgesamt 1-mal geändert.
Das einzig beständige, woraus man sich verlassen kann, ist, daß sich alles immer wieder ändert.
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Marek1964
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Krieg und Frieden hat geschrieben:
Irgendwo tröstlich. Es zeigt einfach, dass Gewalt und Ausbeutung auf lange Frist eben doch keine nachhaltigkeit bringt. Aber das wäre mal ein Thema für einen übergreifenden Thread (link folgt in kürze).
Wenn die Mittel, um zu wachsen, nicht mitwachsen, wird aus Wachstum Schrumpfung. Ein an vielen Stellen sich wiederholendes Motiv. Ein Naturprinzip. Neben Assur gingen verschiedene Kulturen diesen Weg. In der Mathematik bildet die gauffsche Kurve dieses Prinzip von Aufstieg und Fall anschaulich ab. Unsere heutige Welt dürfte keine Ausnahme sein.[/quote]

Bitte hier dieses allgemeine Thema weiterdiskutieren (werde es dort rüberkopieren).

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... f=3&t=5061
Paul
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Krieg und Frieden hat geschrieben:
Marek1964 hat geschrieben:
Dietrich hat geschrieben: Ein treibendes Element der assyrischen Expansionspolitik war demnach der Zugang zu neuen Ressourcen, z.B. in Form einer erdrückenden Steuerlast, von Kriegsbeute und Tributzahlungen.
Man könnte sagen, dass sich der assyrische Staat durch diese brutale Expansionspolitik schließlich totgesiegt hat. Das Zentrum blutete allmählich aus, die ausgepresste Bevölkerung konnte immer weniger Steuern und Abgaben entrichten, die Grenzen waren überdehnt: Assyrien reichte vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und von Kleinasien bis zum Persischen Golf.
Irgendwo tröstlich. Es zeigt einfach, dass Gewalt und Ausbeutung auf lange Frist eben doch keine nachhaltigkeit bringt. Aber das wäre mal ein Thema für einen übergreifenden Thread (link folgt in kürze).
Wenn die Mittel, um zu wachsen, nicht mitwachsen, wird aus Wachstum Schrumpfung. Ein an vielen Stellen sich wiederholendes Motiv. Ein Naturprinzip. Neben Assur gingen verschiedene Kulturen diesen Weg. In der Mathematik bildet die gauffsche Kurve dieses Prinzip von Aufstieg und Fall anschaulich ab. Unsere heutige Welt dürfte keine Ausnahme sein.

(Mehr dazu hier viewtopic.php?f=3&t=5061 - kann das gar nicht verlinken :?:
Eigentlich ist Assyrien nicht untergegangen. Nicht nur das über 1 Millionen relativ ursprüngliche Assyrer heute noch leben, die Mehrheit der Menschen in Syrien und dem Irak sind Araber, das heist ihre Sprache ist die moderne Weiterentwicklung des Assyrischen, so wie das Deutsche u.a. germanische Sprachen die Weiterentwicklung des Germanischen sind. Das ist kein Untergang.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Dietrich
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Paul hat geschrieben:
Eigentlich ist Assyrien nicht untergegangen. Nicht nur das über 1 Millionen relativ ursprüngliche Assyrer heute noch leben, die Mehrheit der Menschen in Syrien und dem Irak sind Araber, das heist ihre Sprache ist die moderne Weiterentwicklung des Assyrischen, so wie das Deutsche u.a. germanische Sprachen die Weiterentwicklung des Germanischen sind. Das ist kein Untergang.
Natürlich ist Assyrien untergegangen. Nach der Vernichtung des Staats und der Zerstörung seiner großen Tempelstädte verlor sich eine "assyrische Identität" und die Assyrer verschwinden als Volk von der Weltbühne. In den Quellen werden sie nicht mehr erwähnt und sie verschmelzen mit anderen Völkern, die den Raum des einstigen Assyriens besetzen (v.a. Perser, Meder, später Araber).

Babylonier und Assyrer sprachen Akkadisch, das in die Dialekte Babylonisch und Assyrisch zerfiel. Der assyrische Dialekt verschwand nach dem Untergang Assyriens und ab etwa 700 v. Chr. breitete sich in ganz Vorderasien das Aramäische aus und verdrängte andere Sprachen.

Im übrigen ist Arabisch eine westsemitische Sprache und hat mit dem ostsemitischen Akkadisch/Assyrisch/Babylonisch nichts zu tun. Davon abgesehen strahlte die arabische Sprache erst mit dem Aufkommen des Islam nach Norden und NW aus. Es gibt somit keinerlei Kontinuität.
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben:

Man könnte sagen, dass sich der assyrische Staat durch diese brutale Expansionspolitik schließlich totgesiegt hat.
Das Zentrum blutete allmählich aus, die ausgepresste Bevölkerung konnte immer weniger Steuern und Abgaben entrichten, die Grenzen waren überdehnt: Assyrien reichte vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und von Kleinasien bis zum Persischen Golf.

Der Staat muss im Innern schon morsch gewesen sein, denn nur so ist es erklärlich, dass die babylonisch-medische Koalition im Jahr 614 Assur und 612 Ninive erobern konnte. Zwar haben sich die Assyrer in ihrem Endkampf tapfer gewehrt, doch stand am Ende die Auslöschung.
Das ein grosses Reich auch verwaltet werden muss und dass auch über grosse Entfernungen, ist zweifellos richtig.
Dass das Zentrum allmählich ausblutete, wird von Historikern meist als plausibler Hauptgrund des Unterganges des Asyrerreiches genannt, ist aber bei weiten nicht der einzige Grund. Die Assyrer haben sich nicht tot gesiegt, sondern vielmehr hat man die altbewährte Strategie der gewaltsamen Umsiedlungen verlassen. Die assyrische Macht ist quasi gebrochen worden, indem unterdrückte Völker von den Tyrannen lernten und sich neu formierten, ohne auseinandergerissen worden zu sein.
Sie verdingten sich als Untertanen und schürten den Aufstand, der dann zu einem günstigen Zeitpunkt gewählt wurde. Zum einen sind es die Babylonier, die nicht als Volk auseinandergerissen wurden, zum anderen konnte sich ein neues Volk im Osten formen und das waren die Meder.
Zu erwähnen wäre noch, dass die Assyrer selbst militärisch und verwaltungsmäßig von einem anderen Volk gelernt hatten und quasi durch eben diesen Lerneffekt an die Macht gekommen sind.
Paul
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Es wäre widersinnig gewesen, die Babykonier umzusiedeln. Sie waren wie die Assyrer Teil des Akkadischen Volkes. Es hat sich letztlich nur das Machtzentrum verlagert. Auch in Deutschland verlagerte sich die Hauptstadt mehrfach, wenn der Kaiser durch eine andere Dynastie gestellt wurde.
Als sich das verwandte Aramäisch ausbreitete, vergrößerte sich die Sprachnation. Sicherlich ist in diesem Gebiet bis heute das Stammesdenken verbreitet, objektiv war aber nicht jeder verwandte Stamm ein eignes Volk. Letztlich gehörte dies zum Prozeß der arabischen Nationsbildung.
viele Grüße

Paul

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