Assyrien - Aufstieg und Untergang

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

Moderator: Barbarossa

Dietrich
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Spartaner hat geschrieben: Das ein grosses Reich auch verwaltet werden muss und dass auch über grosse Entfernungen, ist zweifellos richtig.
Dass das Zentrum allmählich ausblutete, wird von Historikern meist als plausibler Hauptgrund des Unterganges des Asyrerreiches genannt, ist aber bei weiten nicht der einzige Grund. Die Assyrer haben sich nicht tot gesiegt, sondern vielmehr hat man die altbewährte Strategie der gewaltsamen Umsiedlungen verlassen.
Wenn ein Staat restlos untergeht, sind die Ursachen komplexer Natur und nicht monokausal erklärbar. Zu den Ursachen zählten u.a. sinkende Stereinnahmen und Tribute, da die unterworfenen Völker aufgrund der kostenträchtigen expansiven assyrischen Militärmaschine ausgebeutet waren. Die Politik der Deportationen stieß natürlich auch an Grenzen, denn es ist absurd, sich die Umsiedlung aller Babylonier vorzustellen. Babylon galt den Assyrern stets als kulturelles Vorbild und natürlich waren die Babylonier mit gleicher akkadischer Sprache ein eng verwandtes Brudervolk. Die Hauptlast der Invasion, die zum Sturz Assyriens führte, trugen ohnehin die Meder, deren iranisches Zentrum dem Zugriff der Assyrer entzogen war. Das Zagrosgebirge bildete seit jeher die östliche Grenze Assyriens und in den Quellen sind nur ganz vereinzelt Militäraktionen darüber hinaus erwähnt.
Spartaner hat geschrieben:Zu erwähnen wäre noch, dass die Assyrer selbst militärisch und verwaltungsmäßig von einem anderen Volk gelernt hatten und quasi durch eben diesen Lerneffekt an die Macht gekommen sind.
Von welchem Volk sprichst du?
Paul
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Die modernen Assyrer sind heute in Rojava/Gozarto mit das Staatstragende Volk. Auf der Liste der BDP wurde auch ein Assyrer in der Region Mardin ins Türkische Parlament gewählt. Auch in der Ninive Ebene und in Kirkuk sind die Assyrer noch stark vertreten bzw. werden bald in ihre Heimat zurückkehren.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Zu erwähnen wäre noch, dass die Assyrer selbst militärisch und verwaltungsmäßig von einem anderen Volk gelernt hatten und quasi durch eben diesen Lerneffekt an die Macht gekommen sind.
Von welchem Volk sprichst du?
Zum einen haben sie von den Reichen der akkadischen Könige gelernt. Eine ihrer wichtigsten und bedeutenden Städte war Aššur (Aschschur ), welches in späterer Zeit zu den Namen der Assyrer beitrug. Des weiteren haben die Assyrer von den Reich der Mittani gelernt. Hier nimmt man an, dass sie von ihnen einen bedeutenden Teil ihrer erfolgreichen Kriegsführung und die Kriegsführung mit Streitwagen erlernt hatten.
1450–1380 v. Chr. war Assyrien ein Vasallenstaat Mittanis. Erst Eriba-Adad I. (1380 v. Chr.–1354 v. Chr.) konnte Assyrien von der Herrschaft der Mittanis befreien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittani
Im Reich der Mittani war zudem das „hurritische“ in der Oberschicht stark vertreten . Von den Vorgängern den Hurritern ist bekannt, dass sie gefürchtet waren für ihre Streitwagen. Ihre Wagenkämpfer nannten sich Maryanni.(indoarisches Wort)
„Hurritische Heere unternahmen Feldzüge nach Palästina und sogar nach Ägypten, wo sie bald sehr gefürchtet waren. Im Kampf waren sie ihren Gegnern durch die pferdebespannten Streitwagen meist überlegen. „
http://de.wikipedia.org/wiki/Hurriter
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben: Wenn ein Staat restlos untergeht, sind die Ursachen komplexer Natur und nicht monokausal erklärbar. Zu den Ursachen zählten u.a. sinkende Stereinnahmen und Tribute, da die unterworfenen Völker aufgrund der kostenträchtigen expansiven assyrischen Militärmaschine ausgebeutet waren. Die Politik der Deportationen stieß natürlich auch an Grenzen, denn es ist absurd, sich die Umsiedlung aller Babylonier vorzustellen. Babylon galt den Assyrern stets als kulturelles Vorbild und natürlich waren die Babylonier mit gleicher akkadischer Sprache ein eng verwandtes Brudervolk. Die Hauptlast der Invasion, die zum Sturz Assyriens führte, trugen ohnehin die Meder, deren iranisches Zentrum dem Zugriff der Assyrer entzogen war. Das Zagrosgebirge bildete seit jeher die östliche Grenze Assyriens und in den Quellen sind nur ganz vereinzelt Militäraktionen darüber hinaus erwähnt.
Um Rohstoffe, wie Eisen, Kupfer, Silber sowie Baumaterialien für Belagerungsmaschinen und edle Hölzer Streitwagen zu bekommen spielten Tribute oder Steuereinnahmen nicht eine so eine grosse Rolle, höchstens für die Bezahlung der Kämpfer. Die besetzten Städte warfen zudem genügend finanzielle Mittel ab.
671 v. Chr. bekamen die Assyrer zudem neue finanzielle Mittel in ihre Hände, mit denen sie für längere Zeit ausgesorgt haben dürften. 671 v. Chr. griffen die Assyrer Ägypten an, aber nicht um hauptsächlich neue finanzielle Mittel zu requirieren, sondern weil Ägypten die Feinde Assyriens unterstützte.
712 kam es zu einer Rebellion des Fürsten von Aschdod namens Jamani gegen die Assyrer. 711 v. Chr. floh Aschdod zu den Ägyptern, wurde aber dann doch von Ihnen an die Assyrer ausgeliefert. 705 v. Chr. musste Sanerhib eine neue Rebellion niederschlagen. Zu den Aufständischen gehörte Hiskia von Juda, der auch die Ägypter (unter Schebiqo) um Hilfe gebeten hatte. Die ägyptische Armee vereinigte sich mit den Aufständischen. 701 wurde sie von Sanerhib jedoch in der Schlacht von Etheke geschlagen . Eine Seuche wahrscheinlich die Pest, die unter den Assyrern hereinbrach verhinderte eine weitere Invasion und bewog die Assyrer zum Rückzug. Bis 690 v. Chr. herrschte daraufhin Frieden im Nahen Osten.
677 vor Chr. besiegte dann der assyrische König Assarhaddon den König von Sidon, der gegen die Assyrer rebelliert hatte. 678 rebellierte dann der König von Tyros gegen die Assyrer. Hinter all den Rebellionen vermuteten die Assyrer die Ägypter, deshalb musste man ihnen Einhalt gebieten.
Aus den assyrischen Königsannalen und dem alten Testament (2. Chronik 32 und 2.Könige 18: 13ff., 19 ) ist folgendes überliefert:
„So spricht der große König, der König von Assyrien. Was ist das für ein Vertrauen, das du hast? Meinst du, bloße Worte seinen schon Rat und Macht zum kämpfen? Auf wen verlässt du dich dann, dass du von mir abtrünnig geworden bist? Siehe, verlässt du dich au diesen zerbrochenen Rohrstab, aus Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand dringen und sie durchbohren wird? So ist der Pharao, der König von Ägypten, für alle, die sich auf ihn verlassen ….“

671 griffen die Assyrer dann in einer Art Blitzkrieg Ägypten an. Dabei wurde zum ersten Male der Einsatz von Kamelen erwähnt. Mit Hilfe der Kamele gelang es den Assyrer in einem langen Marsch nach Memphis vorzustossen.
„Unter den Truppen des Tarko, des Königs von Ägypten und Kusch.... vom Ischchurpi bis Memphis, seiner Residenzstadt, einen Landmarsch von 15 Tagen täglich richtete ich ein großes Blutbad an........
Memphis, seine Residenzstadt belagerte und eroberte ich mit Löchern, Breschen und Leitern, zerstörte sie, riss sie ein und verbrannte sie im Feuer. Seine Frau, seine Palastfrauen, Üschanachuru, seinen Kronprinzen , und sein übrigen Söhne und Töchter, seinen Besitz , seine Pferde, Rinder und Schafe führte ich in unzähliger Menge nach Assyrien fort, Die Wurzeln von Kusch riss ich aus Ägypten heraus und ließ niemanden darin übrig, mir zu huldigen. Über ganz Ägypten beauftragte ich erneut Könige, Statthalter, Hafeninstpektoren, Kommissare und Leiter“.

Memphis und Theben waren zu der Zeit die reichsten Städte Ägyptens. Ihr Reichtum war legendär. Alles was es an Reichtümern gab, wurde bei den Ägyptern nach Theben und Memphis geschafft.
Als sich der König der Ägypter nach Theben zurückzog wurde Theben auch belagert und eingenommen.
„Sie marschierten einen Weg von 10 Tagen. „
„Meine Hände nahmen diese Stadt mit der Unterstützung der Götter Aschschur und Ischtar vollkommen ein. Silber, Gold, Edelsteine, alles was in seinem Palast zu finden war, prächtige Gewänder aus Leinen, große Pferde Männer und Frauen und zwe hihe Säulen aus reinen Silber und einem Gewicht von 2500 Talenten (75000 kg), die am Tor des Tempels standen, lies ich entfernen und brachte sie mit nach Assyrien „

An Geld für die Bezahlung seiner Kämpfer hat es den Assyrern also nicht gefehlt. An Kämpfern auch nicht, denn in den besetzten Gebieten wurden nur köngliche Verwalter zurückgelassen, die die Tribute und Steuern für die Assyrer eintrieben. Der Großteil der assyrischen Kämpfer kehrte wieder nach Ninive und anderen Städten und wichtigen Militärlagern Assyriens zurück.

Imperien der Antike- Thomas Harrison
Die Kulturen Nubiens- ein afrikanisches Vermächtnis
Gewalt- die dunkle Seite der Antike
http://de.wikipedia.org/wiki/Asarhaddon
https://archive.org/details/assurbanipalundd00streuoft
https://archive.org/details/assurbanipalundd01streuoft
https://archive.org/stream/assurbanipal ... t_djvu.txt
http://de.wikipedia.org/wiki/A%C5%A1%C5 ... %81ni-apli
Dietrich
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Spartaner hat geschrieben: Zum einen haben sie von den Reichen der akkadischen Könige gelernt.
Die assyrischen Könige waren Akkader, können also schlecht von sich selbst gelernt haben. Das ostsemitische Akkadisch spaltete sich in zwei eng verwandte Dialekte auf, nämlich Assyrisch und Babylonisch.
Spartaner hat geschrieben:. Des weiteren haben die Assyrer von den Reich der Mittani gelernt. Hier nimmt man an, dass sie von ihnen einen bedeutenden Teil ihrer erfolgreichen Kriegsführung und die Kriegsführung mit Streitwagen erlernt hatten.
Die Quellen zur alt- und mittelassyrischen Geschichte sind spärlich, sodass es spekulativ ist, ob oder was die assyrischen Herrscher von den Königen Mitannis gelernt haben könnten. Sicher ist, dass das Großreich Mitanni von einer indoarischen Elite beherrscht wurde, was u.a. duch einige Herrscher mit indoarischen Namen bezeugt ist. Pferdezucht stand bei den Indoariern in hohem Ansehen und es ist wahrscheinlich, dass sowohl Hethiter als auch Assyrer den Streitwagen von ihnen übernahmen.
Dietrich
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Paul hat geschrieben:Die modernen Assyrer sind heute in Rojava/Gozarto mit das Staatstragende Volk. Auf der Liste der BDP wurde auch ein Assyrer in der Region Mardin ins Türkische Parlament gewählt. Auch in der Ninive Ebene und in Kirkuk sind die Assyrer noch stark vertreten bzw. werden bald in ihre Heimat zurückkehren.
Unterscheiden vom antiken Volk der Assyrer muss man die etwa 1500 Jahre jüngere christliche Religionsgemeinschaft der "Assyrer", die lediglich diesen historischen Namen bewahrt, und keine ethnische Kontinuität zu den alten Assyrern hat. Der Begriff "Assyrische Kirche" wurde erst im 19. Jh. von den Europäern geprägt und hat ursprünglich nur eine geografische Orientierungsfunktion.

Wikipedia sagt dazu:

"Die Beifügungen „chaldäisch“ (ab 15. Jh.) sowie „assyrisch“ (ab 19. Jh.) sind neuzeitlich und beide europäischer Herkunft. Sie sind ursprünglich sprachlich (chaldaica seu syriaca) bzw. historisch-geographisch gemeint; ihr eigentlicher Zweck war die Vermeidung der Bezeichnung „nestorianisch“ für jene Teile der „Kirche des Ostens“, die sich der römisch-katholischen bzw. anglikanischen Kirchengemeinschaft angenähert oder angeschlossen hatten. Das Beiwort „nestorianisch“ und der Name „Nestorianer“ werden heute als Selbstbezeichnung auch von den Nicht-Katholiken abgelehnt. In theologischer und historischer Fachliteratur hingegen ist die Bezeichnung „Nestorianische Kirche“ noch weit verbreitet. Manche sprechen widersinnig sogar von „katholischen Nestorianern“. Teil eines kirchlichen Eigennamens wird das Adjektiv „assyrisch“ in der 2. Hälfte des 20. Jh."
Spartaner
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Dietrich hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben: Zum einen haben sie von den Reichen der akkadischen Könige gelernt.
Die assyrischen Könige waren Akkader, können also schlecht von sich selbst gelernt haben. Das ostsemitische Akkadisch spaltete sich in zwei eng verwandte Dialekte auf, nämlich Assyrisch und Babylonisch.
Das wäre geanuso, wenn ich sagen würde die Deutschland ist Germanien oder die Germanen sind Deutsche.

Das mag sein das die Assyrer von den Akkadern abstammen, aber das assyrische Reich beiginnt erst mit Šamši-Adad (1744 bis 1712 v. Chr.) er nannte sich auch Šar kiššatim, „König der Gesamtheit“, dem Beispiel Sargons folgend.
"Die Assyrer sind erst seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. am mittleren Tigris nachgewiesen."
http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0am%C5%A1i-Adad_I.

Die Könige von Akkad regierten 2300 bis 2090. Nach 2100 war das Ende der Königreiche von Akkad.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... _von_Akkad
Danach wurden die Akkader von den Gutäer teilweise beherrscht. Die Gitäer behielten viele Erungenschaften der akkader bei.
"Sie errichteten daraufhin eine Herrschaft, die sich in der Tradition der Könige von Akkad sah. Jedenfalls bezeichnete der Gutäerkönig Erridu-pizir in einer Inschrift den Familiengott der altakkadischen Dynastie als seinen Gott."
http://de.wikipedia.org/wiki/Akkad
Man kann wohl bis zur assyrischen Zeit um 1800 v. Chr. annehmen, dass es auch hier eine stufenlos sich gegenseitig befruchtende von einander lernende Übergangsphase bis zu dem ersten assyrischen Königreich gab.
Menander
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dietrich schrieb: "Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. erlebte Assyrien wie auch andere vorderasiatische Staaten Auf- und Abstiege, wobei sich das Land mal vergrößerte und mal verkleinerte. Die explosionsartige Ausweitung des assyrischen Territoriums muss man auf das Neuassyrische Reich eingrenzen, also die Zeit vom 9. bis 7. Jh. v. Chr."

assyrien im sinne von (alt)assyrisches reich ist im dritten jahrtausend noch nicht existent bzw. noch nicht als eigenständiges volk/reich in die geschichte eingetreten! der erste historisch fassbare assyrische könig ist Ilu-šūma, der durch eine neuassyrische chronik mit Sūmu-Abum verbunden wird, was eine zeitliche verortung rund um oder besser noch nach 1900 v.chr. erlauben könnte!
Dietrich
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Menander hat geschrieben:dietrich schrieb: "Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. erlebte Assyrien wie auch andere vorderasiatische Staaten Auf- und Abstiege, wobei sich das Land mal vergrößerte und mal verkleinerte. Die explosionsartige Ausweitung des assyrischen Territoriums muss man auf das Neuassyrische Reich eingrenzen, also die Zeit vom 9. bis 7. Jh. v. Chr."

assyrien im sinne von (alt)assyrisches reich ist im dritten jahrtausend noch nicht existent bzw. noch nicht als eigenständiges volk/reich in die geschichte eingetreten! der erste historisch fassbare assyrische könig ist Ilu-šūma, der durch eine neuassyrische chronik mit Sūmu-Abum verbunden wird, was eine zeitliche verortung rund um oder besser noch nach 1900 v.chr. erlauben könnte!
Die Ethnogenese der Assyrer liegt im Dunkeln. Man kann vermuten, dass sich im 3. Jahrtausend v. Chr. verschiedene neue Volksgruppen von Süden her - wohl vor allem semitische Akkader - mit der sicher nicht homogenen Urbevölkerung mischten. So erscheinen die semitischen Assyrer ein Rassengemisch aus alten akkadischen (alten babylonischen) hurritischen, nordwestsemitischen und anderen Völkerschaften gewesen zu sein.

Die Formierung des assyrischen Ethnos fällt somit ins 3. Jahrtausend, während frühe Schriftquellen ab etwa 2000 v. Chr. einen assyrischen Staat bezeugen. Einige Hypothesen gehen von einer noch früheren staatlichen Existenz aus. So schreibt das "Lexikon Alte Kulturen":

"Nach der vorgeschichtlichen Periode nahm Assyrien bis ins 3. Jahrtausend v. Chr, teil an der Entwicklung des nunmehr besiedelten Südens (Babylonien) ... Nach 2400 v. Chr. entstand wohl unter Einfluss der akkadischen Zuwanderer ein lokales Fürstentum um Assur unter sumerischer Oberhoheit." (Lexikon Alte Kulturen, Band 1, Mannheim 1990, S. 212)
Spartaner
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Menander hat geschrieben:
assyrien im sinne von (alt)assyrisches reich ist im dritten jahrtausend noch nicht existent bzw. noch nicht als eigenständiges volk/reich in die geschichte eingetreten! der erste historisch fassbare assyrische könig ist Ilu-šūma, der durch eine neuassyrische chronik mit Sūmu-Abum verbunden wird, was eine zeitliche verortung rund um oder besser noch nach 1900 v.chr. erlauben könnte!
Da hast du bestimmt etwas verwechselt.
Das war der 1. babylonische König - (Sūmu-Abum)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... %C3%B6nige


"Šamši-Adad nannte sich als erster Herrscher in Assyrien Šar kiššatim, „König der Gesamtheit“, dem Beispiel Sargons folgend.".........
"In der assyrischen Königsliste wird berichtet, dass er der Sohn des Ila-Kabkabi war."
"In der Königsliste wird weiter berichtet, dass Šamši-Adad von Babylon aus Ekallatum eroberte, dort drei Jahre herrschte, dann gegen Aššur zog, den dortigen Herrscher Erišum II. absetzte und 33 Jahre lang Assyrien regierte."
http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0am%C ... Geschichte
Menander
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lieber spartaner!

ich hab da nichts verwechselt ;-)
in einer neuassyrischen chronik wird ein kriegszug des Ilu-šūma gegen babylon bzw. Sūmu-Abum erwähnt (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Ilu-%C5%A1%C5%ABma ) !

gruß menander
Menander
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lieber dietrich!

ich zitiere aus "fischer weltgeschichte - die altorientalischen reiche I":
"Ilu-šūma von assyrien war der enkel von Puzur-Aššur und der sohn von Šalim-aḫum! mit der Puzur-Aššur dynastie setzt in assyrien eine akkadische herrscherreihe ein, die eine generation vor Ḫammu-rapi durch Šamši-Adad enthront wurde. die schwierigkeit, die vorgänger des Šamši-Adad in genaue zeitliche beziehung zu isin und larsa zu setzen, vermag auch die große assyrische königsliste nicht zu lösen. diese liste wurde im 8.jahrhundert v.chr. kompiliert, und das recht unklare bild, das sie von den anfängen selbständiger herrschaft in assur vermittelt, zeigt, dass die erinnerung an die vorgänge nach dem zusammenbruch des reiches von ur III (dreizehn jahrhunderte vorher!) verloren gegangen war. das ist nicht weiter verwunderlich. zu beginn der liste ist eine reihe von 17 "königen" aufgezählt, die noch "in zelten wohnten". in der tat sind die namen der 'zeltkönige' zum teil noch "kanaanäisch". die unmittelbaren vorgänger des Puzur-Aššur haben namen, die offenbar nicht semitisch sind. diese herrscher gehörten wohl der autochtonen vorsemitischen bevölkerung assyriens an, den subaräern, d.h. den einwohnern subartus. subartu ist der alte name für den assyrischen raum. wir kennen ihn alber nur aus babylonischen quellen. er wurde sowohl für die nichtsemitische als auch die eigentliche assyrische, d.h. semitische bevölkerung des landes gebraucht. subartu war im übrigen kein scharf umrissener geographischer begriff. von Puzur-Aššurs vorgängern sind bisher keine inschriften bekannt. wir wissen daher nicht, wieweit die angaben der assyrischen königsliste zuverlässig sind. Išbi-Erra von isin hat gegen einen ensi von subartu gekämpft. wer es war, bleibt unklar."

mein eintrag war auscließlich darauf gemünzt, dass von einem (assyrischen)reich eigentlich frühestens ab Puzur-Aššur, im sinne einer synchroniserung mit dem geschichtlichen raum eigentlich erst ab Ilu-šūma gesprochen werden kann; was natürlich eine "vorgeschichte" und "heranbildung" eines staates in der zeit davor nicht nur nicht ausschließt sondern zwingend voraussetzt!

gruß menander
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Menander hat geschrieben:lieber dietrich!

ich zitiere aus "fischer weltgeschichte - die altorientalischen reiche I":
"Ilu-šūma von assyrien war der enkel von Puzur-Aššur und der sohn von Šalim-aḫum! mit der Puzur-Aššur dynastie setzt in assyrien eine akkadische herrscherreihe ein, die eine generation vor Ḫammu-rapi durch Šamši-Adad enthront wurde. die schwierigkeit, die vorgänger des Šamši-Adad in genaue zeitliche beziehung zu isin und larsa zu setzen, vermag auch die große assyrische königsliste nicht zu lösen. diese liste wurde im 8.jahrhundert v.chr. kompiliert, und das recht unklare bild, das sie von den anfängen selbständiger herrschaft in assur vermittelt, zeigt, dass die erinnerung an die vorgänge nach dem zusammenbruch des reiches von ur III (dreizehn jahrhunderte vorher!) verloren gegangen war. das ist nicht weiter verwunderlich. zu beginn der liste ist eine reihe von 17 "königen" aufgezählt, die noch "in zelten wohnten". in der tat sind die namen der 'zeltkönige' zum teil noch "kanaanäisch". die unmittelbaren vorgänger des Puzur-Aššur haben namen, die offenbar nicht semitisch sind. diese herrscher gehörten wohl der autochtonen vorsemitischen bevölkerung assyriens an, den subaräern, d.h. den einwohnern subartus. subartu ist der alte name für den assyrischen raum. wir kennen ihn alber nur aus babylonischen quellen. er wurde sowohl für die nichtsemitische als auch die eigentliche assyrische, d.h. semitische bevölkerung des landes gebraucht. subartu war im übrigen kein scharf umrissener geographischer begriff. von Puzur-Aššurs vorgängern sind bisher keine inschriften bekannt. wir wissen daher nicht, wieweit die angaben der assyrischen königsliste zuverlässig sind. Išbi-Erra von isin hat gegen einen ensi von subartu gekämpft. wer es war, bleibt unklar."

mein eintrag war auscließlich darauf gemünzt, dass von einem (assyrischen)reich eigentlich frühestens ab Puzur-Aššur, im sinne einer synchroniserung mit dem geschichtlichen raum eigentlich erst ab Ilu-šūma gesprochen werden kann; was natürlich eine "vorgeschichte" und "heranbildung" eines staates in der zeit davor nicht nur nicht ausschließt sondern zwingend voraussetzt!

gruß menander
Von einem assyrischen Reich denke ich kann man zu der Zeit noch nicht sprechen. Aschur war zu der Zeit ein Stadtstaat. Richtig ist, das wie du angeschrieben hast, es Vorgängerkönige waren, deren zeitliche Abfolge man auch nicht klar einordnen kann.
Erst als der amoritische Herrscher Shamshi-Adad I von Babylon ausgehend - Ekallatum eroberte und von dort aus die Stadt Aschur eroberte formte sich ein erstes assyrisches Reich. Später eroberte er auch Mari dazu . Er vereinigte somit mehrere unabhängige assyrische Stadtstaaten.
Dietrich
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Menander hat geschrieben: zu beginn der liste ist eine reihe von 17 "königen" aufgezählt, die noch "in zelten wohnten". in der tat sind die namen der 'zeltkönige' zum teil noch "kanaanäisch". die unmittelbaren vorgänger des Puzur-Aššur haben namen, die offenbar nicht semitisch sind. diese herrscher gehörten wohl der autochtonen vorsemitischen bevölkerung assyriens an, den subaräern, d.h. den einwohnern subartus.
Über die so genannten Subaräer ist viel gerätselt worden. Im allgemeinen wird damit ein vorassyrisches Bevölkerungssubstrat verbunden, das aber ebenfalls nicht homogen war. Vermutlich gab es im nordmesopotamischen Raum ein ethnisches Konglomerat von kaukasischen (hurritischen?) und westsemitischen Bevölkerungsgruppen. Sie verschmolzen mit den aus dem Süden vordringenden Akkadern allmählich zum Volk der Assyrer, wobei sich die akkadische Sprache in einer assyrischen Variante durchsetzte.
Menander hat geschrieben:mein eintrag war auscließlich darauf gemünzt, dass von einem (assyrischen)reich eigentlich frühestens ab Puzur-Aššur, im sinne einer synchroniserung mit dem geschichtlichen raum eigentlich erst ab Ilu-šūma gesprochen werden kann; was natürlich eine "vorgeschichte" und "heranbildung" eines staates in der zeit davor nicht nur nicht ausschließt sondern zwingend voraussetzt!
Die Altorientalisten gehen von einem assyrischen Stadtstaat aus, der Ende des 3. Jahrtausend v. Chr. entstand. Eine damals noch unbedeutende Siedlung, vergleichbar mit vielen kleinen Stadtstaaten im südlichen Mesopotamien. Historische Bedeutung erlangte dieses Gebilde erst ab der Mitte des 2. Jahrtausend.
Paul
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Ninive war doch eine wichtige Stadt der alten Assyrer. die Niniveebene ist noch heute ein Zentrum der modernen Assyrer. Das alte Assyrisch hat sich in der Region zum Aramäischen weiter entwickelt. Die modernen Assyrer sprechen noch eine Form des modernen Aramäisch/modernes Assyrisch. Es gibt eine Siedlungskontinuität ind kontinuirliche Sprachentwicklung und damit auch eine ethnische Kontinuität.
Auch das moderne italienisch ist die Weiterentwicklung des Latein.
viele Grüße

Paul

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