Antike Schriften Germaniens

Moderator: Barbarossa

Paul
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Die meisten frühen Schriften werden im Rheinland auf Pergament entstanden sein. Vermutlich wurden sie unter Napoleon nach Frankreich verschleppt, wie das Archiv des Kölner Doms. Heute wird diese Zeit als ganz schriftlos dargestellt, was sehr unwahrscheinlich ist.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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Das Rheinland war ja römisch und die Römer dürften doch einiges an Schriften hinterlsssen haben, das denke ich auch. Und auch die Geistlichen haben gern einiges aufgeschrieben, das ist bekannt. 
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Paul
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Barbarossa hat geschrieben:Das Rheinland war ja römisch und die Römer dürften doch einiges an Schriften hinterlsssen haben, das denke ich auch. Und auch die Geistlichen haben gern einiges aufgeschrieben, das ist bekannt.
Es war das römische Germanien. Auch die germanischen Bürger werden oft geschrieben haben z.B. in der Stadtverwaltung von Köln und Bonn, z.B. Baupläne erläutert, Verträge wurden abgefasst. Es gab sicher auch Verträge zwischen Germanen und Römern z.B. über die Lieferung von Waren z.B. Schiffe von den Werften, Transportverträge, Lieferung von Pferden u. Schwertern für die Armee, Sklaven, Bernstein, Frauenhaar, Stockfisch, Pelze aus Skandinavien.....Die Bürger werden auch mal Briefe an Freunde u. Verwandte geschrieben haben.
viele Grüße

Paul

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Paul
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Die erste Quittung in Germanien im heutigen Deutschland stammt vom 5.4.130 nach Ch. aus Mainz. Sie wurde auf Holz geschrieben und quittiert die Zahlung einer Warenlieferung in lateinischer Sprache u. Schrift. Mindestens 1 Vertragspartner war also Römer.

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viele Grüße

Paul

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Die Germanen kannten um die Zeitenwende nur denTauschhandel. D.h. sie hatten keine Geldwirtschaft und so wurden nur Münzen mit bestimmten Motiven (z.B. Pferd) bevorzugt, während der eigentliche Wert ein ganz anderen darstellte. 
Erst als die Germanen sich als Söldner für die römische Armee (ab 3. Jhd.) zur Verfügung stellten, ließen sie sich auch mit Geld auszahlen, daß sie auch auf einer Schnur (als Kette ?) aufreihten. 

Der Handel mit den Römern war nicht so ausgeprägt, wie es z.B. zwischen Kelten und Römern war. Etliche germanische Stämme vermieden sogar den Kontakt mit Römern. D.h. ein Germane mußte nicht Schreiben und Lesen können, um mit Römern zu handeln.

Auch kannten die Germanen keine Vorratshaltung (z.B. große Kornspeicher), wie es sie bei den Kelten gab. Der germanische Stamm versorgte sich autark und Dinge die fehlten wurden eher mit Raub als durch ehrliche Arbeit erworben (siehe Tacitus). 
Für Germanen waren die Rinderherden das Statussymbol. Je größer die Herde, desto mehr Ansehen hatte der Germane. Diese Rinderherden wurden u.a. in die Wälder getrieben, sodaß sie dort durch ihren Fraß für Hudewälder sorgten. Dagegen war die Landwirtschaft (Getreide) nur rudimentär und die Produkte dienten nur zur Versorgung des Stammes (z.B. Vorratsgruben) und nicht zum Handel. Drusus mußte das bei seinem geplanten Feldzug zur Elbe bitter kennenlernen. Er kam nur bis zur Weser, weil der Proviant der Legionen aufgebraucht war und es keine Städte gab, in denen man sich hätte versorgen können (z.B. wie im gallischen Avaricum, das Cäsar eroberte, um seine Legionen zu versorgen). Aus dem Land heraus konnten sich die Römer nicht versorgen. So haben sie ihre Nahrungsmittel importiert, z.B  aus Gallien, wie Funde aus Anreppen es bestätigen. 
Das Märchen vom gemanischen Bauern, der intensive Landwirtschaft betrieben hat, kam erst im 19. u. 20 .Jhd. auf. Der Germane war nicht an seine Scholle gebunden (Blut und Boden). Das wollten die Nazis den Leuten einreden. Vielmehr wanderrten die meisten Germanen in einem Gebiet hin und her. Wenn die Holzhäuser nach ca. 7Jahren am Verfallen waren und die Gegend "ausgeplündert", so zogen sie in ihrem Gebiet auch ein Stück weiter. Nur wenn der Ort sehr gut geeignet war, konnte eine dauerhafte Besiedlung nachgewiesen werden. Ansonsten waren die Germanen nicht so "ortsgebunden". Daher auch die schwierige Einordnung, wo sich die Stämme genau befunden haben. 

Ferner kannten die Germanen auch keinen Herbst (siehe Tacitus), in dem auch noch Früchte geerntet werden konnten. Sobald im Frühjahr das Wetter sich besserte, begann die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen. Normalerweise hätte ein Bauer da auf seinem Feld sein müsssen, aber die Germanen strömten aus, um sich mit anderen germanischen Stämmen  zu messen bzw. in Gallien einzufallen. Die Landwirtschaft wurde von Frauen, Kindern, Sklaven und nicht mehr wehrfähigen Männern betrieben. Es galt nur Quantität zu erreichen und keine Qualität  Letztendlich führten zur Sommerzeit die Frauen die Höfe, siehe z.B. den Vergleich mit den Wikingern (=Nordgermanen), die auch zur besten Jahreszeit mit ihren Schiffen auf Raubzug und Handel waren.  

Schriften auf Pergament sind daher sehr unwahrscheinlich, weil auch die römischen Gebiete wieder verloren gingen und die Germanen keine Verwaltung kannten, die ein Interesse an Schriften gehabt hätte. Somit kann Napoleon auch nichts mitgenommen haben, außer vielleicht Schriften, die Karl der Große hat anfertigen lassen und die auch kopiert wurden. Erst Karl der Große ließ das Wissen der damaligen Zeit schriftlich niederhalten, sodaß u.a. alte Sagen weiterhin überliefert wurden. 

P.S.
Ganz anders waren da die Kelten. Sie kannten eine intensive Landwirtschaft, die auf Erzielung von Überschüssen für den Handel ausgelegt war. Es gab dort auch eine Diversifikation der Berufe, d.h. bestimmte Leute spezialisierten sich auf gewisse Tätigkeiten, z.B. Töpferei. So hatten die Kelten auch Städte (oppida) und sie errichteten auch Wallanlagen / Burgen. Dafür benötigte man Spezialisten, die sowas erst ermöglichten. Auch haben die Kelten die Geldwirtschaft für ihren Handel übernommen (zuerst kopierte Münzen der Griechen). 
Letztendlich haben sich die Kelten nach der Eroberung Galliens durch  Cäsars recht schnell zu Gallo-Römern entwickelt, weil sie jetzt weiterhin ihrem Handel sogar noch besser nachgehen konnten. Ein Beweis für den ausgeprägten Handel war das keltische Verkehrsnetz in Gallien, das Cäsar für seine Feldzüge nur noch nach römischen Standard ausbauen mußte. Sowas gab es in Germanien nicht, Dort gab es ein paar Hellwege, aber ansonsten waren die Flüsse der einzige Weg um größere Lieferungen ins Land zu transportieren (daher nutzen die Römer auch die Flüsse, wie z.B. die Lippe).     :wink:
Paul
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Cherusker vieles was du schreibst trifft auf die nördlichen Germanen zu. Ubier, Usipeter, Tenkterer, Hermunduren, linksrheinische Germanen.... betrieben eine intensive Landwirtschaft und waren sehr sesshaft. Sie prägten Münzen u. lebten oft in Städten. Heidetränke, Dünsberg, Halle, Bonn und Köln waren Großstädte. Wenn wir Glück haben werden noch ältere Schriften als die Wulfilla Biebel und die Felsritzung Liebeserklärung in Runen in germanischer Sprache gefunden, denn linksrheinisch werden viele Germanen geschrieben haben. Ubier arbeiteten schon vor Chr. Geburt in Cäsars Leibwache.. Nachdem die Tenkterer Cäsars keltische Reiterei in die Flucht schlugen wurden viele Germanen für die Reiterei angeworben.
viele Grüße

Paul

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Cherusker
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Paul hat geschrieben:Cherusker vieles was du schreibst trifft auf die nördlichen Germanen zu. Ubier, Usipeter, Tenkterer, Hermunduren, linksrheinische Germanen.... betrieben eine intensive Landwirtschaft und waren sehr sesshaft. Sie prägten Münzen u. lebten oft in Städten. Heidetränke, Dünsberg, Halle, Bonn und Köln waren Großstädte. Wenn wir Glück haben werden noch ältere Schriften als die Wulfilla Biebel und die Felsritzung Liebeserklärung in Runen in germanischer Sprache gefunden, denn linksrheinisch werden viele Germanen geschrieben haben. Ubier arbeiteten schon vor Chr. Geburt in Cäsars Leibwache.. Nachdem die Tenkterer Cäsars keltische Reiterei in die Flucht schlugen wurden viele Germanen für die Reiterei angeworben.
Die Du da beschreibst, das waren Kelten ! Der Dünsberg war eine keltische Anlage. Germanen haben keine Burgen gebaut und benötigten auch keine Münzprägung, weil sie keine Geldwirtschaft kannten. Die keltischen Wallanlagen reichen bis an die nördliche Berggrenze (Raum Hannover). Bis ins 2.Jhd. v. Chr. gab es dort etliche keltische Wallanlagen, die dann über mehrere Dekaden von den Germanen zerstört wurden. Das konnte anhand von Brand- und Kampfspuren nachgewiesen werden. Diese Anlagen waren in der Bauweise identisch mit den keltischen Wallanlagen in Hessen und Süddeutschland. Die nördlichen Wallanlagen wurden dann erst wieder zu den Sachsenkriegen (Karl der Große) genutzt. D.h. sie lagen fast 1000 Jahre brach. Somit ist es eindeutig, daß die Germanen zur Römerzeit keine großen Wallanlagen bauten, obwohl es eine ernstzunehmende Bedrohung gab. Die in Norddeutschland gefundenen germanischen Wallanlagen waren deutlich kleiner und primitiver als die vergleichbaren keltischen Wallanlagen, die sich u.a. durch die "Keltische Mauer" auszeichneten.  
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