Seherin Veleda im Bataver Aufstand

Moderator: Barbarossa

Paul
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70 nach Chr. lebte im Stamm der Brukterer eine über die Stammesgrenzen sehr verehrte Seherin mit Namen Veleda.
Der Bataverherzog Civilis holte ihren Rat ein, ob er den Aufstand gegen die Römer versuchen könne. "Civilis" war ähnlich wie Arminius auch ein römischer Offizier.
Sie riet ihm zu dem Krieg.
Civilis soll Veleda auch gefragt haben, ob die Götter die Zerstörung Kölns befürworten würden.
Veleda soll ihm mit Nein geantwortet und so dazu beigetragen haben, das Köln verschont wurde.
Sie soll gesagt haben die Kölner sind von unserem Blut und verehren unsere Götter, deshalb verschone sie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Veleda
viele Grüße

Paul

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Peppone
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Paul hat geschrieben:70 nach Chr. lebte im Stamm der Brukterer eine über die Stammesgrenzen sehr verehrte Seherin mit Namen Veleda.
Der Bataverherzog Civilis holte ihren Rat ein, ob er den Aufstand gegen die Römer versuchen könne. "Civilis" war ähnlich wie Arminius auch ein römischer Offizier.
Sie riet ihm zu dem Krieg.
Civilis soll Veleda auch gefragt haben, ob die Götter die Zerstörung Kölns befürworten würden.
Veleda soll ihm mit Nein geantwortet und so dazu beigetragen haben, das Köln verschont wurde.
Sie soll gesagt haben die Kölner sind von unserem Blut und verehren unsere Götter, deshalb verschone sie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Veleda
Veleda soll ja in einem Turm gelebt haben. Ist zwar wahrscheinlich an den Haaren herbeigezogen, aber da fällt mir doch spontan Rapunzel ein, die von einer - Achtung! - Zauberin in einem Turm gefangen gehalten wird, die noch dazu - Achtung! - Frau Gotel heißt, nach einer germanischen Göttin.

Ob sich da was im Märchen erhalten hat?
Oder haben die Grimms nur von Veleda und ihrem Turm gewusst und á la Ossian eine eigene Sage gestrickt, wie´s die Romantiker ja gerne taten?

Beppe
Cherusker
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Bei den Germanen gab es anscheinend einen Stammespriester (davon berichtet Tacitus in seiner GERMANIA), der bei öffentlichen Befragungen den Kontakt zu den Göttern herstellt. Während ansonsten der Hausvater für private Götteranbetungen zuständig ist.
So muß es auch Frauen, wie Veleda, gegeben haben, die von den Germanen als Wahrsagerinnen akzeptiert wurden. Beim Kimbern- und Teutonenzug sollen Frauen mit Vorhersagen aus dem Blut der Geopferten den Weg bestimmt haben. Auch sollen Drusus und Severus Alexander in Germanien auf Frauen getroffen sein, die ihnen zukünftige Entwicklungen vorhergesagt haben. Aber das kann auch nachträglich von den Römern in den Texten aufgenommen worden sein.

Bei den Kelten in Gallien und Britannien gab es die Druiden, die für die Götteranbetungen zuständig waren. Der Stammespriester muß bei den Germanen eine ähnliche Rolle, die aber nicht so umfassend war, eingenommen haben.
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dieter
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Lieber Cherusker,
das kann schon sein, da Kelten ja mit den Germanen zum Beispiel in Hessen auf einem Gebiet gewohnt haben. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter hat geschrieben:Lieber Cherusker,
das kann schon sein, da Kelten ja mit den Germanen zum Beispiel in Hessen auf einem Gebiet gewohnt haben. :wink:
Wenn man es genau nimmt, dann haben die Kelten bzw. keltisch beeinflußte Menschengruppen bis an den Rand der Mittelgebirge gesiedelt, d.h. Weserbergland, in der Nähe Osnabrücks und Bielefeld. Diese "Kelten" wurden dann von den Germanen immer weiter gen Süden gedrängt. Die keltischen Wallanlagen sind auf Feinde aus dem Norden ausgerichtet. Im Süden glaubten die Kelten durch den Schutz der Alpen sicher zu sein. Was natürlich ein Trugschluß war, weil Drusus und Tiberius (da war auch der gewisse Varus dabei :wink: ) 15 v.Chr. den Alpenraum eroberten. :mrgreen:
Paul
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Cherusker hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Cherusker,
das kann schon sein, da Kelten ja mit den Germanen zum Beispiel in Hessen auf einem Gebiet gewohnt haben. :wink:
Wenn man es genau nimmt, dann haben die Kelten bzw. keltisch beeinflußte Menschengruppen bis an den Rand der Mittelgebirge gesiedelt, d.h. Weserbergland, in der Nähe Osnabrücks und Bielefeld. Diese "Kelten" wurden dann von den Germanen immer weiter gen Süden gedrängt. Die keltischen Wallanlagen sind auf Feinde aus dem Norden ausgerichtet. Im Süden glaubten die Kelten durch den Schutz der Alpen sicher zu sein. Was natürlich ein Trugschluß war, weil Drusus und Tiberius (da war auch der gewisse Varus dabei :wink: ) 15 v.Chr. den Alpenraum eroberten. :mrgreen:
Inwieweit sich die Germanen bzw. Indogermanen die sich zu Germanen entwickelten von vorneherein an der Entwicklung der Latenekultur beteiligten, wird ja wahrscheinlich noch unterschiedlich disskutiert. Es ist aber auf jedenfall logisch, das sich der Einfluß der Latenekultur eher nach Norden ausbreitete, auch wenn einzelne Bevölkerungsgruppen nach Süden zogen.
In der Bronzezeit ist sogar mit vielen Beute- und Eroberungszügen in den Norden zu rechnen, wie auch die Schlacht am Tollensee zeigte. Im Norden war die Bevölkerungsdichte aber nicht so groß, das man Stadtmauern unterhalten konnte.
bzw. mit der Vergrößerung der Stammesstrukturen wurden Überfalle seltener.
viele Grüße

Paul

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Agrippa
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Die Seherin Veleda konnte guten Gewissens dem Civilis zum Aufstand raten, da der Befehlshaber der Rheinlegionen, Vitellius, von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wurde und sich auf den Weg nach Italien machte, um dort den amtierenden Kaiser Otho zu beseitigen, was ihm auch gelang.

Vitellius beging so gesehen Hochverrat, da er aus eigenem Interesse die Legionen vom Niederrhein abzog. Das wird den Batavern nicht verborgen geblieben sein. Dennoch wollten sie sich bei der brukterischen Seherin vergewissern. Sicher ist sicher.
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dieter
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Lieber Agrippa,
hat doch nichts genutzt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Agrippa
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Lieber Dieter,
Du hast absolut recht.
Das Ganze erinnert mich übrigens an die Befragung des Lyderkönigs Kroisos an das Orakel von Delphi.
Nach Herodot (Historien, Buch I,53) wollte Kroisos von der Seherin Pythea wissen, ob der geplante Feldzug gegen die Perser erfolgreich sein werde. Die Pythea antwortete, dass er, Kroisos, ein großes Reich zerstören werde, wenn er gegen die Perser zu Felde zöge.

Er war darüber hocherfreut, zog los und.....unterlag gegen die Perser in der Entscheidungsschlacht.
Bald darauf wurde auch seine Hauptstadt Sardes von den Persern erobert und das einst blühende Lyderreich des Kroisos war Geschichte.

Kroisos, der nur knapp seiner Hinrichtung entging, schickte später Boten nach Delphi, um von der Seherin Rechenschaft zu verlangen. Sie entgegnete nur, dass sie die Wahrheit prophezeit habe, denn mit dem Feldzug gegen die Perser habe er ein großes Reich zerstört, nämlich sein eigenes.

Was ist die Lehre aus der Geschichte?
Glaubt keinen Seherinnen!!!
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dieter
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Lieber Agrippa,
am Besten keinen Krieg anfangen. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter hat geschrieben:Lieber Agrippa,
hat doch nichts genutzt. :wink:
Civilis war bestimmt zufrieden. Noch heute wird von ihm gesprochen. Er wird auch nicht als Versager hingestellt, sondern als erfogreicher Feldherr. Er war sicherlich überzeugt, das die Walküren ihn zu Odin und seinen Ahnen nach Walhalla gebracht haben.
viele Grüße

Paul

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Paul hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Agrippa,
hat doch nichts genutzt. :wink:
Civilis war bestimmt zufrieden. Noch heute wird von ihm gesprochen. Er wird auch nicht als Versager hingestellt, sondern als erfogreicher Feldherr. Er war sicherlich überzeugt, das die Walküren ihn zu Odin und seinen Ahnen nach Walhalla gebracht haben.
Na ja.....Odin werden die nicht gekannt haben, eher Wotan. :wink: :mrgreen: Allerdings hat er auch einige dilettantische Unternehmungen gewagt. Im Nachhinein wurde der Bataveraufstand als großes Mißverständnis ausgelegt. Man wollte nur daür sorgen, daß halt römische Interessen gewahrt blieben. :mrgreen:
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