Cherusker hat geschrieben:Der Islam hatte keine Aufklärung und damit die Trennung von Religion und Staat. Der Iran ist ein Beispiel ,wie schon Islamisten im letzten Jahrhundert sich entwickelt haben. Ansonsten hatte das Militär in den muslimischen Staaten den Islamismus über Jahrzehnte niedrig gehalten. Seitdem aber einzelne Machtinhaber (z.B. Irak, Ägypten, Libyen, ....) mit Hilfe ihres Militär die Islamisten nicht mehr kontrollieren, ufert der Radikalismus wieder aus.
Faschisten gibt´s überall, in allen Religionen und Systemen. Ob nun Hindus, Buddhisten, Moslems oder Christen, alle haben ihre Faschisten, Rassisten und sonstiges hervorgebracht.
Dass die Trennung von Religion und Staat der Weisheit letzter Schluss ist, vor allem auch außerhalb Europas, das muss erst noch bewiesen werden. Das aufklärerische System hat uns einen in der Menschheitsgeschichte beispiellosen Wohlstand gebracht, aber nur uns. Andere mussten dafür bluten, und wir haben nebenbei die Menschheit dadurch auch an den Rand des Abgrunds gebracht, sei es durch die Atombombe und das Wettrüsten, sei es durch die weltweite Umweltzerstörung, die einzig auf Kosten der Industrienationen Europas und der USA geht, letzten Endes.
Und dass die Radikalen in den Staaten des Nahen Ostens nach dem Sturz der Militärmachthaber so stark sind, ist im Grunde auch diesen Machthabern geschuldet. Hätten sie die Radikalen nicht so rigoros unterdrückt, wären die nach dem Umsturz nicht als Märtyrer dagestanden und als mow einzige vom Volk anerkannte Alternative. Die Muslimbrüder, die hinter den meisten nahöstlichen radikalen Moslemorgs stehen, richtete sich ursprünglich gegen die Kolonialmacht Großbritannien und wollte diese bekämpfen, parallel dazu auch den Islam von "westlichen Einflüssen" reinigen, darum zurück zum ursprünglichen Islam. Als Ägypten unabhängig wurde, wären die Chancen gut gewesen, die Muslimbrüder in ein modernes Staatswesen zu integrieren; Sadat war sogar Muslimbruder. Aber Nasser behandelte die Muslimbrüder wie es auch schon die Briten getan hatten, der Kampf der Brüder ging weiter.
Die Erfahrung zeigt, dass man Radikale durch massive Bekämpfung meist nur stärkt. Genau diesen Fehler haben die von dir, Cherusker, so gepriesenen Militärs gemacht. Das hat mit dem Islam an sich erst mal wenig zu tun, das gehört in die Kategorie "antikolonialistische Bewegungen". Die Rückwärtsorientierung kommt aus dem Eindruck, dass vor der britischen Kolonialzeit alles besser war. Kennen wir doch? Pegida & Co. wollen letzten Endes auch nur zurück in die Zeit, in der es noch keine Gastarbeiter auf deutschen Straßen gab...und wenn sie ein islamfreies Abendland wollen, in welche Zeit bewegen wir uns dann zurück?
Beppe