Muß es in der heutigen Welt noch einen GOTT geben?

United Nations, Nato, WHO, Unicef, Unesco...

Moderator: Barbarossa

Skeptik
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Diese Nachricht kam heute bei NTV:

+++ 13:11 Patriarch Kyrill nennt Russland "Insel der Freiheit" +++
Acht Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bezeichnet der kremltreue russische Patriarch Kirill Russland als eine "Insel der Freiheit". Im Jahrhundert der Globalisierung und der "Verwischung der Grenzen zwischen Gut und Böse" sei es Russlands Mission, der Menschheit zu helfen, die Apokalypse abzuwenden, sagt das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Fragen der ethischen Entscheidungen haben dem Kirchenführer zufolge heute in der Welt eine besondere Bedeutung. Sie bestimmten auch das Schicksal ganzer Länder und Völker. "Und solange unser Vaterland eine Insel der Freiheit sein wird, wird es auch für den Rest der Welt einen Hoffnungsschimmer geben, den Lauf der Geschichte zu ändern und das globale apokalyptische Ende abzuwenden (...).“

Was ist das für eine Macht die das Leben der Menschen schon immer so grundlegend bestimmt hat: die Religion. Alle Religionen gründen auf einer „Gewißheit“ über einen Gott - irgendwo - der alles bestimmt und von seinen Gläubigen vollkommenen Gehorsam erwartet. Das erleben wir in den letzten Jahrzehnten auf grausame Weise vom Islam gesteuert. Aber wie diese Nachricht aus der russisch-orthodoxen Kirche zeigt, reagieren auch Christen gegen jede Vernunft. Nicht nur das Neue Testament sondern auch immer das Alte Testament verlangt den Gehorsam eines imaginären Weltgottes.
Die Kriegsgräuel in der Ukraine lassen sich so mit einem guten Gewissen ausüben. Die Bibel rechtfertigt das durch eigene Beispiele. So z.B. in dem Buch 4. Mose, Kapitel 31: Und der Herr redete zu Mose und sprach: Nimm für die Kinder Israels Rache an den Midianitern. - Dann nach dem Kampf:Und Mose wurde zornig über die Befehlshaber des Heeres, die Obersten über Tausend und die Obersten über Hundert, die vom Feldzug kamen. Und Mose sprach zu ihnen: Habt ihr alle Frauen am Leben gelassen? So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und tötet alle Frauen, die einen Mann im Beischlaf erkannt haben; aber alle Jungfrauen, die keinen Mann im Beischlaf erkannt haben, die lasst für euch leben.

Deutschland im 2. Weltkrieg. Aus den Konferenzunterlagen einer evangelischen Freikirche:

...Mit innigem Dank gegen Gott und unsere Gemeinden schauen wir auf die vergangenen Monate zurück. Unser Kleinglaube ist gründlich beschämt und unser Glaube an unseren allmächtigen Gott und Vater gewaltig gestärkt worden. Zuversichtlich schauen wir dem siegreichen Ende des uns aufgezwungenen Krieges entgegen und den großen Aufgaben, welche die Ver- kündigung des Evangeliums in unserem Vaterland und den umliegenden Ländern mit sich bringen wird.
....Noch steht das deutsche Volk in ernstem Ringen mit seinem Feind, der ihm den Platz an der Sonne nicht gönnt. Gott hat die Pläne der Feinde zunichte gemacht und unserem Führer und Heer Sieg um Sieg geschenkt.
....Wir stehen noch mitten im großen Krieg gegen England. Mit demütigem Dank beugen wir uns vor Gott, der unserem Volk so gnädig war und der dem Führer so Großes gelingen ließ. In der Weltgeschichte noch nie Dagewesenes ist geschehen.
....Dem allmächtigen Gott danken wir für das, was er dem Führer gelingen ließ und bitten ihn, er möge uns bald den Sieg schenken, damit unser Volk seine Aufgabe in der Völkerwelt ausrichten kann…
….Der Versailler Friedensvertrag ist in Fetzen zerrissen. Die Feinde wollten uns verderben und aushungern, aber in atemberaubenden Siegen unserer Wehrmacht wurde ihr Anschlag zunichte.

Kirchen tuen auch viel Gutes. - Sollte man aber nicht in einer globalisierten Welt Abschied nehmen von einer Institution, die solche „Verrücktheiten“ beim Menschen anrichten kann?
Marianne E.
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Die Institutionen haben sich als untauglich für das Wohlergehen der Menschen erwiesen, wobei es keinen Unterschied macht, zu welcher Institution diese oder jene gehört.

Es wäre allerdings ein grober Fehler, die Institutionen mit Gott gleichzusetzen.

Es gibt einen Gott, oder es gibt keinen.

Wir haben als Kinder an den Nikolaus und an das Christkind geglaubt. Mit zunehmendem Alter kam dann das Misstrauen, ob es diese überhaupt gibt.
Kinder sind manchmal klüger, als die Alten. Wir sind nämlich zu folgendem Ergebnis gekommen:
Da nichts beweisbar ist, glauben vorsichtshalber an die beiden. Kann ja nicht schaden.

Skeptik schreibt u.a., "die Kirchen tun viel Gutes".
Das stimmt, ist aber abhängig von verantwortungsbewussten Menschen. Und was Menschen mit fehlendem Verantwortungsbewusstsein anrichten, haben wir in den letzten Jahren schmerzlich erfahren müssen.
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Barbarossa
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Als überzeugter Atheist habe ich für mich selbst entschieden:
Es gibt keinen Gott und da wir uns zu einer Informations- und Wissensgesellschaft entwickeln, werden Glaubensgemeinschaften überflüssig werden.

Ob man eine solche Institution noch braucht, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt ja immerhin noch die Funktion der Seelsorge, wo man sein Herz ausschütten kann - vielleicht auch den einen oder anderen Rat einholen kann...
Muss jeder selbst wissen.
Aber so etwas, wie Gott ist in meinen Augen lediglich ein Hirngespinnst.

So! Und im Iran oder Saudi-Arabien würde ich jetzt vermutlich ganz schnell auf dem Schafott enden.
Und das ist das Gefährliche an einer Religion, in der man meint, die einzig wahre Wahrheit zu vertreten und jede andere Überzeugung - insbesondere die Gottlosigkeit - sei ,,zu verfluchen'' oder ,,des Teufels'' oder was auch immer. Religionen verkörpern Weltanschauungen, die bereits Jahrtausende alt sind. Damit in der heutigen Zeit noch Realpolitik betreiben zu wollen, muss ganz automatisch in die gesellschaftspolitische Katastrophe und zu einer Revolution führen, wie wir das im Iran jetzt gerade sehen. Denn frühere Zeiten sind nicht mehr zurück zu holen, da sich die Welt weiterentwickelt und damit auch eine Gesellschaft. Das werden die Mullahs auch irgendwann einsehen müssen.
Und auch bei den Christen gibt es Stömungen, die nicht viel besser sind.
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Marianne E.: "Kinder sind manchmal klüger, als die Alten. Wir sind nämlich zu folgendem Ergebnis gekommen: Da nichts beweisbar ist, glauben vorsichtshalber an die beiden. Kann ja nicht schaden.“ Das zeigt, jeder Agnostiker hat mal klein angefangen.

Barbarossa: "Als überzeugter Atheist habe ich für mich selbst entschieden.“
Überzeugt sein heißt, fest an etwas bestimmtes glauben.
"Aber so etwas, wie Gott ist in meinen Augen lediglich ein Hirngespinnst.“
Das würde ich auch unterschreiben.
Dazu Stephen Hawking: „Religion beruht auf Autorität. Wissenschaft auf Beobachtung und Vernunft.“

Aber richtig ist auch: Religion ist ein Trost für viele Menschen. Und da hat Helmut Gollwitzer wieder recht: "Ab Windstärke zehn gibt es keinen Atheisten mehr."
Marianne E.
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Stephen Hawking hat in seinem letzten Interview am 14. März 2018 sinngemäß aber auch gesagt:
Gott ist zwar nicht messbar, das heißt aber nicht, dass es ihn nicht geben könnte.

Und die Philosophie geht weiter, indem sie zugibt, Wissen (hier: über Gott) nicht selbst erarbeiten zu können. Sie kann erkennen, verstehen und interpretieren.

Die Theologie hat zu "Gott als Anfang von allem" ein eher ambivalentes Verhältnis; und das der Gedanke verlockend sei, Gott an den Anfang zu stellen und alles weitere der Wissenschaft anheim zu stellen.

Die Physiker lehnen eine Diskussion dieser Art ab und beharren darauf, dass ein Sachverhalt messbar sein muss. Sie lösen die Diskrepanz aber nicht auf, ob das nicht Messbare doch vorhanden sein kann.

Fazit: Glauben heißt Nichtwissen. Und umgekehrt?

Und hier mündet die Diskussion in einer Warteschleife.
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Marianne E. hat geschrieben: 26.10.2022, 13:47 Die Theologie hat zu "Gott als Anfang von allem" ein eher ambivalentes Verhältnis; und das der Gedanke verlockend sei, Gott an den Anfang zu stellen und alles weitere der Wissenschaft anheim zu stellen.
Hat die Theologie da wirklich ein ambivalentes Verhältnis? Sie begreift doch Gott als Alpha und Omega.
Fazit: Glauben heißt Nichtwissen. Und umgekehrt?
Gute Frage. - Das Nichtwissen kann wieder nur Zuflucht zum Glauben nehmen.
Und hier mündet die Diskussion in einer Warteschleife.
Oder in einer Endlosschleife. Aber probieren muß man's doch immer wieder. Um dann mit Reich-Ranicki festzustellen: „Und so sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen“.
Marianne E.
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Skeptik schreibt:
"Hat die Theologie da wirklich ein ambivalentes Verhältnis? Sie begreift doch Gott als Alpha und Omega."

Diese Begriffsstutzigkeit haben Kirchen, nicht die Theologie. Die Theologie ist eine Wissenschaft wie zum Beispiel die Physik, um es einmal rabiat zu verdeutlichen.
So habe ich das gemeint.
Die Theologie als Oberbegriff für Kirchentheorien zu verwenden, ist meines Erachtens total daneben.

Wenn ich jetzt ganz gemein werden wollte, würde ich behaupten, kirchliche Theorien verballhornen die Theologie.
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Barbarossa
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Marianne E. hat geschrieben: 26.10.2022, 17:52 ...
Die Theologie als Oberbegriff für Kirchentheorien zu verwenden, ist meines Erachtens total daneben.

Wenn ich jetzt ganz gemein werden wollte, würde ich behaupten, kirchliche Theorien verballhornen die Theologie.
Da muss ich allerdings auch sagen, das hätte ich so auch nicht gedacht.
Ich war bis jetzt eher immer der Ansicht, die Theologie erklärt den Glauben und die Kirchentheorien, so dass das eine in das andere übergreift. Und das Gebiet der Philosophie spielt da auch noch mit hinein...
Ist nicht so?
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Marianne E. hat geschrieben: 26.10.2022, 17:52 Diese Begriffsstutzigkeit haben Kirchen, nicht die Theologie. Die Theologie ist eine Wissenschaft wie zum Beispiel die Physik, um es einmal rabiat zu verdeutlichen.
Durch die Aufklärung und die gewaltigen Fortschritte der Naturwissenschaften ist die Anerkennung der Theologie als Wissenschaft immer mehr ins Wanken geraten. Die meisten heutigen Wissenschaftstheoretiker sprechen der Theologie, nicht zuletzt aufgrund ihrer Bekenntnisgebundenheit, die Wissenschaftlichkeit ab und kritisieren ihre weitere Anwesenheit an staatlichen Universitäten und die damit verbundene Fianzierung.
https://hpd.de/artikel/warum-theologie- ... haft-13057

Theologie ist also keine Wissenschaft an sich und kann nicht studiert werden. Studieren kann man katholische, evangelische, islamische, jüdische Theologie. Man will anschließend ja einen - bezahlten - Beruf ausüben.
Marianne E.
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Die Theologie ist eine Sozialwissenschaft, die sich u.a. zu Studienzwecken in verschiedene Teilbereiche aufgliedert.
Bei den Naturwissenschaften ist es ähnlich, auch hier gibt es eine schier unglaubliche Sortierung in Fachbereiche.
Skeptik
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Sehe ich das falsch, oder wäre ein "evangelisches" oder "katholisches" Theologiestudium damit vergleichbar, wenn in den Naturwissenschaften ein "DowChemical" Chemiestudium oder ein "Microsoft" Physik Studium an der Universität angeboten würde?
Ein empirisches Studium wäre das doch eigentlich nicht.
Marianne E.
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Damit es keine Missverständnisse gibt, der Begriff Wissenschaft ist exakt definiert.
Die Wissenschaft umfasst nicht nur das gesammelte menschliche Wissen, sondern auch die daraus resultierenden Erfahrungen und Ergebnisse, und das sowohl in normativer als auch in empirischer Hinsicht.
Das Normative bestimmt, dass die Wissenschaft eindeutig sein muss. Sie muss beweisbar, überprüfbar, objektiv sein und von allgemeiner Gültigkeit.
Die Empirie schließt in der Umsetzung bzw. Herangehensweise neben der Begrifflichkeit auch unterschiedliche Theorien und Hypothesen mit ein.

Zu den oben erwähnten praktischen Fragen wäre zu sagen, dass jeder Studiengang als Hauptstudiengang mit Staatsexamen belegt werden kann. Daneben kann ein zweites Studienfach gewählt werden. Dieses "Nebenfach" hat diegleichen Voraussetzungen wie der Hauptstudiengang und wird auch benotet.
Wer viel Zeit mitbringt, kann interdisziplinär studieren, macht sein Staatsexamen aber auch in diesem Fall in seinem Hauptstudiengang.
Ruaidhri
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Keine wirklich ernsthafte Meinung zu der Ausgangsfrage.
Ganz klar aber hat der Glaube zu wunderbaren Kunstwerken geführt in der Architekur, Malerei, Bildhauerei, und und der Musik.
Der Glaube an einen möglicherweise nicht existierenden Gott hat für Wunderwerke des Menschen gesorgt .
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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Nachdem alle diese wunderbaren Werke der Menschen geschaffen sind von denen Du schreibst ist jetzt langsam die Luft raus. Und wenn man z.B. diese herrlichen Moscheen in Isfahan sieht, vertrocknet dagegen auch der Islam heute zu einer öden Zwangsjacke. Der christliche Bereich hat auch seine beste Zeit hinter sich. - Hin und wider ein abstraktes neues Kirchenfenster. Es paßte halt alles in die damalige Zeit. Eine reife Leistung des Menschen: Sich ein Gegenüber der Anbetung zu schaffen, IHN dann „geografisch“ zu verorten in einen Himmel oben und zur Ab-Schreckung eine Hölle unten. Für Glaubende ist das heute immer noch mehr oder weniger „Realität“.
Diese vielen Glaubenswelten aus verschiedenen Kulturen prallen nun aber in einer globalisierten Welt mit aller Härte aufeinander. - Glaubende sind eben aus Prinzip nicht tolerant wenn es ans Eingemachte geht. -
Muß es also in der heutigen Welt noch einen GOTT geben?
Marianne E.
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Muss es in der heutigen Welt noch einen Gott geben?

Wenn es Gott gibt, erübrigt sich diese Frage.
Es gibt ihn, ob es den Menschen gefällt oder nicht.
Und er bleibt, egal, was die Menschen daraus oder damit machen.

Wenn es Gott nicht gibt, brauchen wir uns diese Frage erst gar nicht zu stellen.


PS
Ich lese soeben, dass Russland das Getreibeabkommen aufgekündigt hat.

Wenn es Gott gibt, womit beschäftigt er sich gerade.
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