Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789” ab 01.07.22 im DHM Berlin

Rezensionen, Informationen und Empfehlungen

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Balduin
Administrator
Beiträge: 4213
Registriert: 08.07.2008, 19:33
Kontaktdaten:

Diese Woche habe ich eine interessante Ankündigung zu einer neuen Ausstellung im DHM Berlin erhalten:
Mit seiner neuen Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789” (1. Juli 2022 – 15. Januar 2023) thematisiert das Deutsche Historische Museum den Bedeutungswandel und die Mobilisierungskraft von Staatsbürgerschaft vom „langen“ 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart: Entscheidend für ihre Herausbildung war die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789. Sie schuf den citoyen – den Staatsbürger – und bestimmte, welche Rechte und Pflichten mit dieser neuen Rolle einhergingen. In der Folge stieg die Staatsbürgerschaft zur dominanten Form politischer Zugehörigkeit im Zeitalter des Nationalstaats auf, wurde von Diktaturen als Mittel ethnischer und politischer Selektion eingesetzt und nimmt in der Unionsbürgerschaft der supranationalen EU neue Gestalt an. Die Staatsbürgerschaft wurde somit zum zentralen Instrument der Verteilung von Lebens- und auch Überlebenschancen in den europäischen Staaten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Im Fokus der Ausstellung stehen drei Länder Europas – Frankreich, Polen und Deutschland –, die als Nachbarstaaten durch gewaltsame Auseinandersetzungen in Gestalt von Besetzung und Vertreibung sowie politische Kooperation eng miteinander verflochten waren und sind. Der Blick auf zwei Jahrhunderte geteilter Geschichte zeigt, wie stark die Konzepte und Praktiken der Staatsbürgerschaft nicht nur die politischen Beziehungen zwischen den drei Nachbarn abbilden, sondern diese in Abhängigkeit von politisch-sozialen Konstellationen und Interessen maßgeblich mitbestimmen.
https://www.dhm.de/ausstellungen/staats ... seit-1789/

Würde ich in der Nähe von Berlin wohnen, wäre ich wahrscheinlich Dauergast im DHM. Ich war einmal drin, toll gemachtes Museum.
Herzlich Willkommen auf Geschichte-Wissen - Registrieren - Hilfe & Anleitungen - Mitgliedervorstellung

He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Skeptik
Mitglied
Beiträge: 414
Registriert: 06.06.2022, 17:50

„Entscheidend … war die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789. Sie schuf den citoyen – den Staatsbürger…“
Und der Staatsbürger braucht Sicherheit über Rechte und Pflichten - eine Verfassung.

Polen machte den Anfang und beschloß die erste Verfassung in Europa am 3. Mai 1791 auch wenn diese nicht lange Bestand hatte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Verfassun ... ._Mai_1791

Vorstehende Verfassung samt dem Gesetz vom 14. April 1791 über die Freiheiten der königlichen Städte Polens war die erste geschriebene Verfassung Europas, noch vor der ersten französischen Verfassung vom 3. September 1791. Vorstehende Verfassung wurde durch eine adelige Vereinigung ("Konföderation von Targowica"), die sich mit Hilfe Rußlands unter der Kaiserin Katharina II. gebildet hatte, ausgehebelt, bevor sie ihre Kraft entfalten konnte, und König Stanislaus August wurde genötigt, seinen Eid, den er am 8. Mai 1791 in einer Kirche in Warschau geleistet hatte, zu brechen. Am 23. Juli 1792 schloß sich der König gezwungenermaßen der öppositionellen adeligen Vereinigung an, und berief nach den alten, nicht mehr geltenden Bestimmungen einen Reichstag nach Grodno ein, wo dieser am 29. September 1792 die Verfassung vom 3. Mai 1791 rechtswidrig wieder aufhob.
Man kann die vorstehende Verfassung auch als den Beginn vom vorläufigen Ende der Staatlichkeit Polens bezeichnen, denn durch diese freiheitliche, (revolutionäre) Verfassung kam es zu einer Allianz der absolutistischen Staaten Rußland und Preußen, die 1793 in einer zweiten Teilung Polens, sich große Teile des Staates Polen einverleibten und diese mußten den Abtretungen auch noch formal zustimmen. Die zweite Teilung hatte jedoch einen Volksaufstand von 1794 zur Folge, der wiederum dazu führte, daß von den Teilungsmächten von 1772 und 1793 eine dritte Teilung durchgesetzt wurde, mit der Polen als unabhängiger Staat vorläufig unterging.

http://www.verfassungen.eu/pl/verf91-i.htm

Die französische Verfassung kam genau 4 Monate nach der polnischen Verfassung im September 1791.
2 Stände: Adel und besitzende Bürger. Der arme Teil der Bevölkerung war ausgeschlossen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Französis ... ung_(1791)

Deutsche Verfassung „etwas“ später 28. März 1849:
https://www.studysmarter.de/schule/gesc ... erfassung/

Grundrechte galten nicht für Frauen oder Sklaven. Mann war lange nicht bereit das zu ändern: Frankreich 1944, Deutschland 1919 und vollständig 1958, Polen 1997 (Artikel 33: Frau und Mann haben in der Republik Polen gleiche Rechte in der Familie und im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben)
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Kultur“