Das Leben nach dem Tod

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Aneri hat geschrieben:Todkranker Steve Jobs, Chef von Apple, in seine Rede in Uni Stanford:
Der Tod ist die beste Erfindung des Lebens. Es schafft Platz für das Neue.
Damit hat er vollkommen Recht. Ewiges Leben wäre die Hölle und totale Stagnation. Deshalb gibt es so etwas auch nicht, auch wenn die Religionen dies gerne hätten.
Renegat
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Aneri hat geschrieben:Todkranker Steve Jobs, Chef von Apple, in seine Rede in Uni Stanford:
Der Tod ist die beste Erfindung des Lebens. Es schafft Platz für das Neue.
Karlheinz hat geschrieben:Damit hat er vollkommen Recht. Ewiges Leben wäre die Hölle und totale Stagnation.
Darüber müssen wir nicht mal philosofieren, ewiges Leben gibt es nicht, jedenfalls nicht in unveränderter Form.
Schon die Besonderheiten überalterter Gesellschaften zeigen deutlich, wie recht Jobs hat.


Karlheinz hat geschrieben:Deshalb gibt es so etwas auch nicht, auch wenn die Religionen dies gerne hätten.
Nein, das hätte keine Religion gern und war nie Ziel irgendeiner Religion.
Nur science fiction und daran angelehnte Medizintechnik spielen mit dem Wunsch nach Unsterblichkeit.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Todkranker Steve Jobs, Chef von Apple, in seine Rede in Uni Stanford:
Der Tod ist die beste Erfindung des Lebens. Es schafft Platz für das Neue.
Damit hat er vollkommen Recht. Ewiges Leben wäre die Hölle und totale Stagnation. Deshalb gibt es so etwas auch nicht, auch wenn die Religionen dies gerne hätten.
Lieber Karlheinz,
wieso hätte das die Religion das gerne :?: Das Christentum, das Judentum und der Islam sehen ein Leben im Jenseits vor.
Buddhismus und Hinduismus sehen eine Wiedergeburt vor. Sogar die alten Germanen sahen ein Leben im Jenseits vor, für mich das symphatichste, die gefallenen Krieger kamen nach Walhall, tranken Met und aßen Wildschwein und wurden von Walküren ins Jenseits gebracht. Eine Vorstellung, die ich mir gefallen lasse. Besser als Hosianna singen und frohlocken. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Karlheinz hat geschrieben: Unsterblichkeit
Wir sind Sternenstaub. Die schweren Elemente, aus denen wir bestehen, entstanden vor mehr als vier Milliarden Jahren im Innern einer Supernova. Die Atome, aus denen ich zusammengesetzt bin, sind seitdem unzählige Verbindungen eingegangen.

Irgendwann entstand die Kohlenstoffeinheit Karlheinz, ein Stück Materie, welches sich seiner selbst bewusst war. Nach meinem Tod werden meine molekularen Verbindungen im Innern von Pflanzen, Tieren und Mikrolebewesen weiter existieren. Daraus folgt:

Ich bin unsterblich!

Ich lebe seit Milliarden von Jahren und werde noch weitere Milliarden Jahre leben, wenn auch nicht mehr als Karlheinz, ein genetisches Zufallsprodukt, welches im Strom der Zeit untergehen wird und von dem schon bald niemand mehr etwas wissen wird.

Der Dichter Ferdinand Freiligrath hatte Recht, als er 1851 schrieb: „Ich war, ich bin – ich werde sein!“ (Rosa Luxemburg hat später dieses Zitat abgewandelt übernommen)

Wir sind nicht auf dem Weg zu etwas Höherem, es gibt keinen großen Plan, kein großes Ziel, keinen großen Schöpfer. Es gibt nur sich ständig variierende Umweltbedingungen und immer neue Anpassungsmodelle.
Ich bin das Glied einer langen Kette und nehme aktiv an diesem Prozess teil. Ich bin ewig, man kann mich nicht töten.“


Die Atome, aus denen du bestehst werden weiter existieren. Du - nicht. Weil du mehr als die Summe der Atomen bist. Das Mehr ist in der Zusammenhaltung der Atomen, in ihrer Wechselwirkung. Lösen sie sich außeinander, löst sich das Wechselwirkungsnetz auf.

In dem Sinne ist es für mich kein Trost. Mein Trost ist nicht in dem, was mich erwartet bzw. erwarten könnte nach dem Tod. Mein Trost ist in dem, was ich hinterlasse. Ich meine hier nicht nur die Kinder. Es ist alles, was ich gemacht habe, was ich in mein Leben bewirkt habe. Dies bleibt in einer Kette der fortschreitenden Wechselwirkungen, wenn ich auch längs schon nicht da bin.
Zuletzt geändert von Aneri am 25.11.2013, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
Aneri

Karlheinz hat geschrieben:Damit hat er vollkommen Recht. Ewiges Leben wäre die Hölle und totale Stagnation. Deshalb gibt es so etwas auch nicht, auch wenn die Religionen dies gerne hätten.
Bin ich wirklich kein gute Religionenkenner. Dennoch scheint mit ewiges Dasein (nicht das leben!) auf der Ebene, wo keine Zeit vergeht durchaus vorstellbar. Z. B. das Licht, "aus dessen Sicht" die Zeit stillsteht.

M. E. Religionen entstanden zum Erstem, die Welt zu erklären (als Weltanschauungsmodel), zum Zweiten, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Wenn eine Religion gibt einem Hoffnung, dass sein Leiden hier auf die Erde später entlohnt wird, dann greift man sich dieses Model auf.

Für mich z.B. ist der Paradiesvorstellung grauenhaft. Erst komme ich da mit alle meinen Schwächen, Zweifeln etc. (wenn ICH als ICH bleiben sollte, dann eben in einer Gesamtheit). Zum Anderem muss ich alle die Menschen treffen, die mich schon hier ärgern :crazy: Nein, Danke.
ehemaliger Autor K.

Dieter:
Lieber Karlheinz,
wieso hätte das die Religion das gerne :?: Das Christentum, das Judentum und der Islam sehen ein Leben im Jenseits vor.
Das meinte ich auch damit. Im Jenseits beginnt das ewige Leben.
ehemaliger Autor K.

Renegat: Ewiges Leben:
Nein, das hätte keine Religion gern und war nie Ziel irgendeiner Religion.
Nur science fiction und daran angelehnte Medizintechnik spielen mit dem Wunsch nach Unsterblichkeit.


Das ewige Leben im Jenseits ist eine elementare Vorstellung im Christentum. In der Apokalypse, meinem Lieblingskapitel in der Bibel, wird beschrieben, dass am Jüngsten Tag alle Toten auferstehen und vor Gottes Thron Rechenschaft ablegen müssen. Die einen erhalten ein neues, ewiges Leben auf einer neuen Erde. Die anderen werden im Höllenpfuhl ausgelöscht. Dies ist der sogenannte, zweite und endgültige Tod. Diesen würde ich persönlich bevorzugen.

Nach dem frühen Tod meiner Eltern lebte ich in einem evangelischen Jugendheim. Dort mussten wir unter anderem immer das apostolische Glaubensbekenntnis aufsagen. Das kann ich noch immer:

Ich glaube an Gott, den Vater,den Allmächtigen,den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Amen.

Die frommen, prügelnden Schwestern, die verdammten Pinguine, wie wir sie nannten (wir hassten sie und sie hassten uns auch), erzählten uns immer die folgenden Sprüche.

Jesus sagt, in Johannes Kapitel 8 Vers 51:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wer sich nach meinem Wort richtet, wird in Ewigkeit nicht sterben.“

Oder:
"Die einen werden eingehen in das ewige Leben, die andern in die ewige Pein!" (Math. 25,46).
Wo bleibt jetzt hier aber der zweite Tod? Die ewige Pein wünsche in den verfluchten Pinguinen.

Im Gefängnis war die Bibel das einzige Buch, das ich immer behalten konnte. Deshalb kenne ich sie ganz gut, besser als viele Gläubige.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:Der Dichter Ferdinand Freiligrath hatte Recht, als er 1851 schrieb: „Ich war, ich bin – ich werde sein!“ (Rosa Luxemburg hat später dieses Zitat abgewandelt übernommen)
...
Dat is Shlomo ibn Gabirol, abgewandelt.



LG
Wo finde ich denn in dessen Werk diese Stelle oder der Satz, der abgewandelt worden sein soll? Freiligrath erwähnt diesen jüdischen Philosophen nicht in seinem Gedicht:


„O nein, was sie den Wassern singt, ist nicht der Schmerz und nicht die Schmach –
Ist Siegeslied, Triumpheslied, Lied von der Zukunft großem Tag!
Der Zukunft, die nicht fern mehr ist! Sie spricht mit dreistem Prophezein,
So gut wie weiland euer Gott: Ich war, ich bin – ich werde sein!“
(Die Revolution, Freiligrath, 1851)
...
In "Adon Olam". Is 'n Pijjut.

וְהוּא הָיהָ וְהוּא הוֹהֶ וְהוּא יהְיֶה בְּתִפְאָרָה

und er war und er ist und er wird sein, in Herrlichkeit.

http://de.wikipedia.org/wiki/Adon_Olam

besser die engl. Version http://en.wikipedia.org/wiki/Adon_Olam



Hat Gabirol aber freilich ned erfun, sondern bezieht sich aufs Tetragramm.


P.S. Wenn ich das richtig seh', übernimmt Freiligrath sogar die Metrik. Is mir grad noch aufgefallen.



LG
Zuletzt geändert von RedScorpion am 25.11.2013, 14:27, insgesamt 2-mal geändert.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Dieter:
Lieber Karlheinz,
wieso hätte das die Religion das gerne :?: Das Christentum, das Judentum und der Islam sehen ein Leben im Jenseits vor.
Das meinte ich auch damit. Im Jenseits beginnt das ewige Leben.
Lieber Karlheinz,
dann sind wir uns ja einig. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

RedScorpion:
In "Adon Olam". Is 'n Pijjut.

וְהוּא הָיהָ וְהוּא הוֹהֶ וְהוּא יהְיֶה בְּתִפְאָרָה

und er war und er ist und er wird sein, in Herrlichkeit.
Ich habe mir diese Hymne bei YouTube in der englischen Version angehört. Da es ja ein außerordentlich populäres jüdisches Lied ist, müsste Freiligrath es eigentlich gekannt haben. Deshalb glaube ich auch, das er diesen Ausspruch von dorther übernommen hat.
Das könnte möglicherweise auch für Rosa Luxemburg gelten. Ich weiß nicht, inwiefern sie mit der Kultur ihrer Vorfahren vertraut war, aber diese Hymne sollte sie eigentlich auch gekannt haben.
RedScorpion

Karlheinz hat geschrieben:
RedScorpion:
In "Adon Olam". Is 'n Pijjut.

וְהוּא הָיהָ וְהוּא הוֹהֶ וְהוּא יהְיֶה בְּתִפְאָרָה

und er war und er ist und er wird sein, in Herrlichkeit.
Ich habe mir diese Hymne bei YouTube in der englischen Version angehört. Da es ja ein außerordentlich populäres jüdisches Lied ist, müsste Freiligrath es eigentlich gekannt haben.
...
Bin mir dessen auch ziemlich sicher, zumal der Text aus Freiligraths Gedicht 1 zu 1 ins Versmass besonders des "Refrains" des Lieds passt.

S. ab 1:18, gesungen von Usi Hitmann:

http://www.youtube.com/watch?v=IKIKTMRzkBA




LG
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Aneri
Die Atome, aus denen du bestehst werden weiter existieren. Du - nicht. Weil du mehr als die Summe der Atomen bist. Das Mehr ist in der Zusammenhaltung der Atomen, in ihrer Wechselwirkung. Lösen sie sich außeinander, löst sich das Wechselwirkungsnetz auf.
Da hast du natürlich völlig Recht. Das ist mir auch klar. Trotzdem finde ich diese Vorstellung von Unsterblichkeit sehr verlockend und interessant. Als ich damals diesen Burnout hatte und mich wegen des Entzugs von Tabletten für sechs Wochen in die Psychiatrie begab, hatte ich in den ersten Wochen jede Nacht den gleichen Traum:

Ich wurde geboren in der Explosion einer Wasserstoffbombe. Als die Wissenschaftler später das Zentrum der Explosion untersuchten, fanden sie dort einen Säugling vor, mich. In der ungeheuren Hitze der Kernfusion wurde ich geschaffen, ich habe keine menschlichen Eltern, ich bin kein menschliches Wesen. Sie brachten mich zu einem Ehepaar, das schon bald starb. Alle meine Freunde, meine Bekannten, meine Frau, meine Schwester, sie alle sind gestorben. Die radioaktive Strahlung meines Körpers löst bei ihnen Krebs aus oder verwirrt ihren Geist.

Ich bin Baldur der Ewige. Die Erde erbebt unter meinen Füßen, ein funkelnder Stern in der Nacht weist mir den Weg. Noch kenne ich nicht das Ende des Weges, aber die seltsamen Zeichen auf meinem Oberkörper, sie verändern sich ständig, bald werde ich das Geheimnis lösen. Ich bin unsterblich, ich schreite durch das Feuer und durch die Finsternis, unzerstörbar und unsterblich. Und weil ich unsterblich bin, so muss ich ein Gott sein.

Ich bin Baldur der Ewige. Nichts kann mich aufhalten, ich muss meine Mission, die ich bald kennen werde, erfüllen. Ich bin ewig, man kann mich nicht töten.


Diesen kuriosen Traum konnten die Psychiater nicht richtig deuten. Vermutlich sind es Verdrängungen, Schuldbewusstsein, Traumata, das übliche Gewäsch der Analytiker. Du kennst ja den alten Witz:
Was ist der Unterschied zwischen einer Hundehütte und einem Psychiater? Die Hundehütte ist für den Hund, der Psychiater ist für die Katz.

Nun gut, damals kam ich auf die Idee der Unsterblichkeit, mit den Atomen usw. Ich finde sie weiterhin originell.
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Triton
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Dass wir Menschen die Un-Sterblichkeit nur als Negation ausdrücken können, sollte schon nachdenklich machen.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Triton hat geschrieben:Dass wir Menschen die Un-Sterblichkeit nur als Negation ausdrücken können, sollte schon nachdenklich machen.

Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
wieso als Negation :?: Wir leben doch in unseren Kindern und Enkelkindern weiter. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton hat geschrieben:Dass wir Menschen die Un-Sterblichkeit nur als Negation ausdrücken können, sollte schon nachdenklich machen.

Beste Grüße
Joerg
Diesen Satz verstehe ich auch nicht. Unsterblichkeit ist natürlich das Gegenteil von Sterblichkeit, also eine Negation. Ich persönlich verstehe unter Unsterblichkeit die Weiterexistenz meiner molekularen Verbindungen in anderen Lebensformen. Dies finde ich nicht negativ. Es ist ein objektiver Tatbestand, der sich einer moralischen Wertung entzieht.
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