Russland als Steueroase?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Sonntag, 06. Januar 2013
Film Leute Russland Frankreich
Putin übergibt Depardieu russischen Pass

Moskau (dpa) - Kremlchef Wladimir Putin hat Schauspieler Gérard Depardieu nach der Verleihung der russischen Staatsbürgerschaft persönlich einen Pass des Riesenreichs übergeben.
(...)
Inmitten eines Streits von Depardieu mit der französischen Regierung um hohe Steuern hatte Putin dem 64 Jahre alten Schauspieler («Asterix und Obelix») vor wenigen Tagen per Dekret die russische Staatsbürgerschaft verliehen.
hier: alles lesen
Unterdessen findet Depardieus Aktion bereits eine erste prominente Nachahmerin: Brigitte Bardot, tierschützende Schauspielerin, will Russin werden, falls die beiden Elefanten "Népal" und "Baby" getötet würden. Die Tiere leiden an Tuberkulose und sollen nach dem Willen der Behörden in Lyon eingeschläfert werden. Sollte das geschehen, werde sie "aus diesem Land fliehen, das nur noch ein Tierfriedhof ist", so die Bardot. Ob die 78-Jährige recherchiert hat, was in Russland mit Tieren so geschieht, ist allerdings nicht bekannt.
hier: Quelle
Montag, 14. Januar 2013
"Russlands Opposition ohne Idee"
Depardieu weiß Bescheid

In seiner neuen Heimat kennt sich Gérard Depardieu aus. Unter seinen neuen Landsleuten gebe es zwar intelligente Leute, deren Begabungen sieht der Schauspieler aber eher in Feldern wie Schach, als in der Politik, genauer gesagt, in der Opposition. Auch zum Fall Pussy Riot hat Depardieu eine Meinung...
hier: weiterlesen

Dieter: Und hier bin ich ganz bei dir: In solch einem Fall bin ich dafür, daß derjenige dann die alte Staatsbürgerschaft ablegen muß. Ich bin grundsätzlich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft.
Die Diskussion ist eröffnet!

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dieter
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Lieber Barbarossa,
das kommt dabei raus, wenn das persönliche Wohlegehen über das Wohlergehen des eigenen Landes gestelt wird. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Triton
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Nein, das kommt dabei raus, wenn ein Staat über die Verhältnisse gelebt hat und dann sich Sündenböcke sucht. Jetzt sind es die "Super"reichen, morgen die Unternehmer, übermorgen die Rentner und danach kommen die Arbeitslosen etc.
Ich glaube nicht, dass Depardieu besonders von zu hohen Staatsausgaben profitiert hat. Warum soll er 75 Prozent seines Einkommens an einen Staat abführen, dem er nicht allzuviel zu verdanken hat? Das sieht er nicht ein und handelt dementsprechend.
Diejenigen, die sich durch den Staat die Taschen vollgemacht haben, sollen bitte die Zeche bezahlen.

In den Zeiten der Bibel sprach man vom "Zehnten", der abgeführt werden solle. Das sehen die meisten Menschen ein und es ist abhängig von dem, was man hat. Aber 75 Prozent sind viel zuviel.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Titus Feuerfuchs
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Triton hat geschrieben:Nein, das kommt dabei raus, wenn ein Staat über die Verhältnisse gelebt hat und dann sich Sündenböcke sucht. Jetzt sind es die "Super"reichen, morgen die Unternehmer, übermorgen die Rentner und danach kommen die Arbeitslosen etc.
Ich glaube nicht, dass Depardieu besonders von zu hohen Staatsausgaben profitiert hat. Warum soll er 75 Prozent seines Einkommens an einen Staat abführen, dem er nicht allzuviel zu verdanken hat? Das sieht er nicht ein und handelt dementsprechend.
Diejenigen, die sich durch den Staat die Taschen vollgemacht haben, sollen bitte die Zeche bezahlen.

In den Zeiten der Bibel sprach man vom "Zehnten", der abgeführt werden solle. Das sehen die meisten Menschen ein und es ist abhängig von dem, was man hat. Aber 75 Prozent sind viel zuviel.

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Joerg

So ist es!
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Wie absurd Frankreichs Politik ist, zeigt sich u.a.in den jüngsten Staatshilfen für Autokonzerne: Zuerst greift der Staat großzügig in die Taschen der Untermehmen und wenn diese dann drohen, pleite zu gehen, werden sie wiederum mit Steuermitteln subventioniert, wie pervers ist das denn....
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Triton hat geschrieben:Nein, das kommt dabei raus, wenn ein Staat über die Verhältnisse gelebt hat und dann sich Sündenböcke sucht. Jetzt sind es die "Super"reichen, morgen die Unternehmer, übermorgen die Rentner und danach kommen die Arbeitslosen etc.
Ich glaube nicht, dass Depardieu besonders von zu hohen Staatsausgaben profitiert hat. Warum soll er 75 Prozent seines Einkommens an einen Staat abführen, dem er nicht allzuviel zu verdanken hat? Das sieht er nicht ein und handelt dementsprechend.
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Joerg
Lieber Joerg,
ich will keineswegs die Politik der franz. Regierung verteidigen, aber Depardieu hat sicherlich in einer Umgebung gelebt, in der er seine Fähigkeiten benutzen konnte. Außerdem sollte der Stärke den wirtschaftliche Schwächeren unterstützen.
Unser Grundgestz sagt dazu in Artikel 14 Absatz 2 "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Das sollten wir alle beherzigen. Den Manchester-Kapitalismus wollten die Mütter und Väter des GG und auch Erhard mit seiner Sozialen Marktwirtschaft nicht. :wink:
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Triton
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75 Prozent Einkommensteuer hat nichts mit Manchester-Kapitalismus zu tun. Depardieu hat im freien Wettbewerb gutes Einkommen erzielt - jeder darf als Schauspieler sein Glück versuchen. Ja, er nutzt den Staat, in dem er lebt. Aber nicht über Gebühren.
Wir bruachen eine ganz andere, gerechtere Staatsfinanzierung, zum Beispiel allein über die Mehrwertsteuer. Jede Wette, Depardieu hätte nichts dagegen, dass auf Luxusgegenstände auch eine Luxussteuer fällig wäre.

Beste Grüße
Joerg
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Babylon5
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Triton hat geschrieben:Nein, das kommt dabei raus, wenn ein Staat über die Verhältnisse gelebt hat und dann sich Sündenböcke sucht. Jetzt sind es die "Super"reichen, morgen die Unternehmer, übermorgen die Rentner und danach kommen die Arbeitslosen etc.
Ich glaube nicht, dass Depardieu besonders von zu hohen Staatsausgaben profitiert hat. Warum soll er 75 Prozent seines Einkommens an einen Staat abführen, dem er nicht allzuviel zu verdanken hat? Das sieht er nicht ein und handelt dementsprechend.
Diejenigen, die sich durch den Staat die Taschen vollgemacht haben, sollen bitte die Zeche bezahlen.

In den Zeiten der Bibel sprach man vom "Zehnten", der abgeführt werden solle. Das sehen die meisten Menschen ein und es ist abhängig von dem, was man hat. Aber 75 Prozent sind viel zuviel.

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Joerg
Nein, Depardieu hat den Franzosen nicht das allermindeste zu verdanken. Nicht den ganzen Deppen, die von ihrem Gehalt dann auch noch massenweise die Kinokarten gekauft haben, die erst zu Einspielergebnissen geführt haben, die seine Gagen gerechtfertigt haben...

Auch die Steuermittel, die in die ganzen Filmförderungsfonds gelaufen sind, haben sicher nicht das mindeste damit zu tun, daß Herr Depardieu Geld verdient hat. Er hat alles unternehmerische Risiko ganz alleine getragen und wird dafür fieserweise zur Kasse gebeten....

Glaubt ihr das im Ernst?

Sorry, wir reden hier nicht von jemandem, der 1000 € im Monat verdient, von dem ihm dann €250 übrig bleiben. Da verdient jemand Millionen im Jahr, nicht zuletzt weil eine ganze Menge Leute in Frankreich, die sehr, sehr, sehr viel weniger verdienen als er, ihr Geld für ihn ausgegeben haben...
Wenn der herr Depardieu das ungerecht findet, dann soll er sich gefälligst in Frankreich um ein gerechteres Steuersystem bemühen. Das Geld und den Einfluss dazu hätte er...
ehemaliger Autor K.

Babylon5
Nein, Depardieu hat den Franzosen nicht das allermindeste zu verdanken. Nicht den ganzen Deppen, die von ihrem Gehalt dann auch noch massenweise die Kinokarten gekauft haben, die erst zu Einspielergebnissen geführt haben, die seine Gagen gerechtfertigt haben...

Auch die Steuermittel, die in die ganzen Filmförderungsfonds gelaufen sind, haben sicher nicht das mindeste damit zu tun, daß Herr Depardieu Geld verdient hat. Er hat alles unternehmerische Risiko ganz alleine getragen und wird dafür fieserweise zur Kasse gebeten....

Sorry, wir reden hier nicht von jemandem, der 1000 € im Monat verdient, von dem ihm dann €250 übrig bleiben. Da verdient jemand Millionen im Jahr, nicht zuletzt weil eine ganze Menge Leute in Frankreich, die sehr, sehr, sehr viel weniger verdienen als er, ihr Geld für ihn ausgegeben haben...
Wenn der herr Depardieu das ungerecht findet, dann soll er sich gefälligst in Frankreich um ein gerechteres Steuersystem bemühen. Das Geld und den Einfluss dazu hätte er...

Jetzt nicht zwei Dinge durcheinanderbringen. Wenn die Leute bereit sind, für eine Kinokarte Geld auszugeben, ist dies ein ganz normaler Kaufvorgang. Die Zuschauer erhalten dafür auch eine Gegenleistung, dies ist völlig okay. Hier geht es aber um etwas ganz anderes, nämlich wie hoch der Staat die Gage besteuern darf, die Depardieu verdient. Das ist ein Problem, das jeden betrifft, der sein Geld mit dem Verkauf von Dienstleistungen und Produkten verdient.

Leider lässt sich niemals feststellen, ob der Bürger für seine Steuergelder auch eine äquivalente Gegenleistung vom Staat bekommt. Möglicherweise hat Depardieu von der Filmförderung profitiert, aber auch bei uns profitiert der Bergmann im Ruhrgebiet davon, dass der Abbau von Kohle vom Staat subventioniert wird und er sonst überhaupt nichts verdienen würde. Hier lässt sich nie eine genaue Gegenrechnung aufbauen, das ist bei Steuern nun einmal so und wer mehr Steuern zahlt als andere, bekommt deswegen nicht notwendigerweise auch mehr Leistungen vom Staat, auch das ist richtig.

Depardieu hat möglicherweise schlechte Berater. Ich habe mir die Informationsblätter der französischen Botschaft bezüglich der neuen Steuersätze angesehen und dort wird herausgearbeitet, das der maximale Steuersatz 43,1% beträgt und unterscheidet sich somit kaum von Deutschland. Jeder kann seine Einkommensströme so umarbeiten, dass man auf keinen Fall 75% bezahlt. Dieser Wert ist vor allem zur Beruhigung von Wählern gedacht. Depardieu sollte dies eigentlich auch wissen und er wird mit Sicherheit noch viel weniger als 43,1% bezahlen, wenn er kluge Berater hat. In Russland zahlt man allerdings nur Steuern auf Einkommen, die im Lande selbst erzielt werden. Da Depardieu in Russland selbst praktisch nichts verdient und ausländische Verdienste dort nicht besteuert werden, möchte er gerne in Zukunft wohl gar nichts mehr zahlen. Und das ist in der Tat verwerflich und zutiefst unsozial.
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Depardieu hat möglicherweise schlechte Berater. Ich habe mir die Informationsblätter der französischen Botschaft bezüglich der neuen Steuersätze angesehen und dort wird herausgearbeitet, das der maximale Steuersatz 43,1% beträgt und unterscheidet sich somit kaum von Deutschland. Jeder kann seine Einkommensströme so umarbeiten, dass man auf keinen Fall 75% bezahlt. Dieser Wert ist vor allem zur Beruhigung von Wählern gedacht. Depardieu sollte dies eigentlich auch wissen und er wird mit Sicherheit noch viel weniger als 43,1% bezahlen, wenn er kluge Berater hat. In Russland zahlt man allerdings nur Steuern auf Einkommen, die im Lande selbst erzielt werden. Da Depardieu in Russland selbst praktisch nichts verdient und ausländische Verdienste dort nicht besteuert werden, möchte er gerne in Zukunft wohl gar nichts mehr zahlen. Und das ist in der Tat verwerflich und zutiefst unsozial.
Lieber Karlheinz,
so isses. :wink:
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dieter
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Triton hat geschrieben:75 Prozent Einkommensteuer hat nichts mit Manchester-Kapitalismus zu tun. Depardieu hat im freien Wettbewerb gutes Einkommen erzielt - jeder darf als Schauspieler sein Glück versuchen. Ja, er nutzt den Staat, in dem er lebt. Aber nicht über Gebühren.
Wir bruachen eine ganz andere, gerechtere Staatsfinanzierung, zum Beispiel allein über die Mehrwertsteuer. Jede Wette, Depardieu hätte nichts dagegen, dass auf Luxusgegenstände auch eine Luxussteuer fällig wäre.

Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
die Mehrwertsteuer ist nicht gerechter, da der Kleine Mann zum Überleben verschiedene Dinge, vorallem Lebensmittel, braucht. Wenn da dann noch eine erhebliche Mehrwersteuer drauf kommt, dann Gute Nacht. :roll:
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Triton
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Karlheinz hat geschrieben:
Depardieu hat möglicherweise schlechte Berater. Ich habe mir die Informationsblätter der französischen Botschaft bezüglich der neuen Steuersätze angesehen und dort wird herausgearbeitet, das der maximale Steuersatz 43,1% beträgt und unterscheidet sich somit kaum von Deutschland.
Das sind doch die aktuellen Zahlen. Es geht um die, in der Ursprungsfassung mit geplanten 75 % ab einer sehr, sehr hohen Einkommensgrenze, gescheiterte Reichensteuer. Dieses Vorhaben ist vorerst vom Tisch, aber Depardieu hat ja ein großes Riechorgan und wittert, was in Zukunft auf ihn zukommt.

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... eiten.html

Depardieu hat einen an der Klatsche, aber er ist nur ein Beispiel für ein leistungs- und unternehmerfeindliches Klima in seinem Heimatland.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 75101.html

Und nochmal, auch wenn es offenbar schwer zu verstehen ist: Die Umsatzsteuer, umgangsprachlich als Mehrwertsteuer bekannt, kann man frei gestalten. Das geschieht heute schon, viele Dinge des alltäglichen Bedarfs werden gering(er) besteuert. Diese Abstufung könnte ausgebaut werden. Um so den sozialen Frieden nicht zu gefährden. Letzten Endes ist es doch wurschtegal, wo die Steuer erhoben wird.
Um die Umsatzsteuer kann man sich nicht drücken. Aber der Staat würde nur ein Bruchteil der Finanzbeamten zur Erfassung benötigen und müsste vor allem seinen Bürgern nicht mehr hinterherschnüffeln.
Was daran gerecht ist, Arbeit, Sparen oder Unternehmertätigkeit zu besteuern, aber einen hohen Energiebedarf oder Flugbenzin zu entlasten, ist mir nach wie vor schleierhaft.

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Joerg
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dieter
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Triton hat geschrieben:Und nochmal, auch wenn es offenbar schwer zu verstehen ist: Die Umsatzsteuer, umgangsprachlich als Mehrwertsteuer bekannt, kann man frei gestalten. Das geschieht heute schon, viele Dinge des alltäglichen Bedarfs werden gering(er) besteuert. Diese Abstufung könnte ausgebaut werden. Um so den sozialen Frieden nicht zu gefährden. Letzten Endes ist es doch wurschtegal, wo die Steuer erhoben wird.
Um die Umsatzsteuer kann man sich nicht drücken. Aber der Staat würde nur ein Bruchteil der Finanzbeamten zur Erfassung benötigen und müsste vor allem seinen Bürgern nicht mehr hinterherschnüffeln.
Was daran gerecht ist, Arbeit, Sparen oder Unternehmertätigkeit zu besteuern, aber einen hohen Energiebedarf oder Flugbenzin zu entlasten, ist mir nach wie vor schleierhaft.

Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
natürlich könnte man die Mehrwertsteuer modifizieren, aber wie willst Du es schaffen, von einem Reichen mehr Mehrwertsteuer für ein Lebensmittel zu nehmen, als von einem Hartz IV-Empfänger :?:
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ehemaliger Autor K.

An Dieter und Triton
Ein System, das sich nur aus der Mehrwertsteuer finanziert, wäre extrem ungerecht, weil in einem solchen Staat die Unternehmen nichts, der größte Teil der Bevölkerung aber alles zahlt.

Die Unternehmer schlagen diese Steuer auf die Verkaufspreise auf. MwSt., die ihnen selbst berechnet wird, ziehen sie als Vorsteuer ab. Die MwSt. ist ein durchlaufender Posten, der von den Unternehmen weitergereicht wird. Bezahlen muss sie der, der keine Möglichkeit besitzt, sie anderen weiterzubelasten, also die große Masse der Endverbraucher. Kapitalbesitzer bezahlen sie nur, wenn sie auch Endkonsumenten sind. Das betrifft aber nur einen kleinen Teil ihres Vermögens, da das meiste Geld in die Betriebe zurückfließt. Ein System, in dem praktisch die überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmer, Rentner, Studenten etc. alles zahlt und die Unternehmen nichts, da vermisse ich die soziale Komponente.

Ein großer Teil der produzierten Produkte geht ins Ausland. Dafür zahlen die Unternehmen normalerweise überhaupt keine MwSt. Wenn sie nun auch keine direkten Steuern mehr zahlen müssen, ist für sie in Deutschland alles umsonst, sie brauchen gar nichts an den Staat abzuführen. Gleichzeitig erhalten sie aber von diesem beträchtliche Leistungen in vielfacher Form und sei es vielleicht auch nur in der Ausbildung von Arbeitskräften, der allgemeine Polizeischutz, Rechtspflege etc. Früher hatten sie in Form von Steuern dafür einen Eigenbeitrag geleistet, jetzt wird alles von Arbeitnehmern, Rentnern und Arbeitslosen über die MwSt. finanziert. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus.

Ist die MwSt. die einzige Steuer, wird dies einen gewaltigen Preisschub auslösen. Diese Steuer macht derzeit 30% der Einnahmen aus. Bei gleichen Ausgaben wird sie sich mehr als verdreifachen. Einkommenszuwächse, die durch den Fortfall der Einkommensteuer entstehen, werden dadurch wieder zunichte gemacht. Gerade Bezieher kleiner Einkommen werden dies schnell zu spüren bekommen. Will man dem nun entgegenwirken durch unterschiedliche Steuertarife, zahlreiche neue Warengruppen mit verschiedenen Steuersätzen, Preissubventionen und so weiter und so fort, erhält man ein außerordentlich kompliziertes System wie früher in der DDR, was letztendlich trotzdem nichts daran ändern wird, das die große Masse der Geringverdiener dennoch verarmt. Das sehen wir ja auch schon heute mit nur zwei verschiedenen Steuersätzen. Wir laden uns nur eine neue, riesige Bürokratie auf, um all dies zu überwachen.

Arbeitnehmer werden versuchen, gewaltige Lohnerhöhungen durchzusetzen und einige werden es auch schaffen. Die Schere zwischen qualifizierten Spitzenverdienern und Geringverdienern wird sich noch einmal erheblich erweitern. Einigen wird es gutgehen, die große Masse der Geringverdiener, Arbeitslosen und Rentner wird die Zeche zahlen. Sie finanzieren alles, bekommen nichts zurück.
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