Führungswechsel in China

Informationen und Diskussionen zu Geschehnissen in Asien und Australien

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Donnerstag, 08. November 2012
Großer Parteitag in China
Hu Jintao geißelt Korruption

Hu Jintao verteidigt sein Erbe. In seiner Amtszeit seien "historische Erfolge" errungen worden, entgegnet der scheidende Parteichef seinen Kritikern. Der 69-Jährige gibt den Genossen auch eine Mahnung mit auf den Weg: Werde die Korruption nicht beseitigt, drohe der Untergang.
(...)
An der Spitze der "fünften Führungsgeneration" soll der heutige Vizepräsident Xi Jinping den 69-jährigen Hu Jintao nach zehn Jahren im Amt ablösen. In seiner letzten großen Rede als Parteichef ging Hu Jintao nicht konkret auf den Sturz des Politbüromitglieds Bo Xilai und den ebenfalls wegen Korruption und Amtsmissbrauchs entlassenen Eisenbahnminister Liu Zhijun ein. Er betonte aber, das Volk schenke dem Kampf gegen Korruption und der politischen Integrität seiner Führer "große Aufmerksamkeit"...
hier: weiterlesen

Ungewöhnlich klare Worte für einen Kommunistenführer.
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dieter
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Lieber barbarossa,
wenn die chin. Kommunisten die Korruption nicht unter den Griff bekommen, dann geht es mit der KPCh zu Ende, wie es auch mit den Chin. Kaisern zu Ende gegangen ist. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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Mindestens ein ebenso großes Problem wie die Korruption - und in Zusammenhang mit dieser zu sehen - ist die Abgehobenheit der chinesischen Führung. Wo gibt´s denn das, dass ein designierter Regierungschef einfach mal so zwei Wochen von der Bildfläche verschwinden kann und man sich dann wundert, wenn Nachfragen kommen und Verschwörungstheorien ausgebreitet werden?
M.E. hat China die Bedeutung der Internetmedien völlig verschlafen, bis heute. Zwar hat man einen Twitter-Klon, aber dass man den zensieren kann, das muss sich die KP abschminken. Die kommen bei der Masse an Beiträgen übehaupt nicht hinterher...
Dadurch gibt´s die Möglichkeit, neueste Entwicklung quasi in Echtzeit zu dokumentieren und zu diskutieren, und DAS hat noch jede Diktatur zu Fall gebracht. Früher oder später...

Zusätzlich hat sich zwar eine Mittelschicht gebildet, aber die wird derzeit wieder abgewürgt, weil die Lebenshaltungskosten - v.a. die Mieten - für diese Mittelschicht immer höher werden.
Auch das birgt Zündstoff, zusätzlich zu den sozialen Ungleichheiten, die sich etwa dadurch ergeben, dass es Millionen bettelarmer Wanderarbeiter gibt. Aus diesen Kreisen sind in der chinesischen Vergangenheit schon oft Revolten entstanden, die ganze Dynastien stürzten - und was anderes ist die KP im Endeffekt auch nicht.

Beppe
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dieter
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Lieber Beppe,
bin voll Deiner Meinung, so isses. :)
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Lieber Beppe,
bin voll Deiner Meinung, so isses. :)
Danke.

Beppe
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Barbarossa
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Donnerstag, 14. März 2013
Machtwechsel in China
Volkskongress bestätigt Xi

Chinas Volkskongress macht den neuen Partei- und Militärführer Xi Jinping auch zum Präsidenten. Nach den Skandalen in der Partei kassiert sein neuer Stellvertreter Li Yuanchao allerdings auffällig viele Gegenstimmen...
hier: weiterlesen
Freitag, 15. März 2013
Regierungswechsel in China
Li bekommt drei Gegenstimmen

Der Wirtschaftsexperte Li Keqiang tritt in die Fußstapfen des Bürokraten Wen Jiabao. Der neue Premier muss ein neues Wachstumsmodell für die zweitgrößte Volkswirtschaft finden...
hier: weiterlesen
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Donnerstag, 14. März 2013
Machtwechsel in China
Volkskongress bestätigt Xi

Chinas Volkskongress macht den neuen Partei- und Militärführer Xi Jinping auch zum Präsidenten. Nach den Skandalen in der Partei kassiert sein neuer Stellvertreter Li Yuanchao allerdings auffällig viele Gegenstimmen...
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Freitag, 15. März 2013
Regierungswechsel in China
Li bekommt drei Gegenstimmen

Der Wirtschaftsexperte Li Keqiang tritt in die Fußstapfen des Bürokraten Wen Jiabao. Der neue Premier muss ein neues Wachstumsmodell für die zweitgrößte Volkswirtschaft finden...
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Lieber Barbarossa,
das sind alles nur Scheinwahlen, wie sie in Diktaturen üblich sind. :roll:
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
das sind alles nur Scheinwahlen, wie sie in Diktaturen üblich sind. :roll:
Das ist klar. Es ist schon erstaunlich, daß es Gegenstimmen gab. In der DDR-Volkskammer wäre das bis zum Herbst 1989 nicht möglich gewesen (mit einer einzigen Ausnahme in den 40 Jahren).
:wink:
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ehemaliger Autor K.

Chinesische Bürokratie krankt am Parkinsonschen Gesetz und dem Jo-Jo-Effekt

Die Bürokratie ist ein Produkt der Arbeitsteilung und entsteht hauptsächlich an zwei Punkten:
Im Staat, also Beamte, die die notwendigen Verwaltungsarbeiten verrichten
Im privaten Bereich, gemeint sind hauptsächlich die Verwaltungsstäbe von Privatunternehmen.

Das Parkinsonsche Gesetz besagt: Bürokratien neigen dazu, sich ständig auszudehnen, sie wachsen jährlich um ca. 5,6 %.
Der Hauptgrund: Bürokratien verschaffen sich selbst immer mehr Arbeit, auch wenn diese völlig unnütz ist. Die Verwaltung entwickelt ständig neue Vorschriften, doch um deren Einhaltung zu kontrollieren, zu überwachen und zu sanktionieren, braucht es neue Bürokraten.

Auch Zentralisierungen bewirken oftmals Aufblähungen des Apparates. Braucht eine zentrale Stelle Informationen über Ernteertrage oder was auch immer aus den einzelnen Regionen, müssen vor Ort, also in den jeweiligen Gebieten, neue Planstellen geschaffen werden, um diese Informationen überhaupt zu bekommen. Die Bürokratie verwendet fortwährend mehr Arbeit darauf, sich selbst zu verwalten und wird dadurch ständig größer.

Immer wieder wird versucht, sie zu verschlanken, aber das führt meistens zu dem Jo-Jo-Effekt, der besagt: Beim Abnahmen verliert man zunächst Gewicht, doch schon nach kurzer Zeit hat man wieder das alte Gewicht zurück. Die Bürokratie verschlankt sich nur kurzfristig.

Kapitalistische Betriebe sind häufig erfolgreicher in der Rationalisierung der Verwaltungen: Sie haben eine bessere Kostenübersicht, können durch Outsourcing oder andere Maßnahmen die Bürokratie verringern. Dem Staat gelingt dies viel schwieriger. Ganz schlecht ist es, wenn, wie in China, Staat und Wirtschaft vielerorts nicht getrennt sind. Sehr viele Unternehmen sind auch heute noch staatlich. Die Folge: eine wuchernde Bürokratie.

Eine gewaltige Bürokratie gibt es in China seit Jahrtausenden. Dass sie korrupt ist, gilt als normal. Auch früher bezogen die Mandarine ihre Einkommen hauptsächlich aus Korruptionsgewinnen, die etwa 30mal so hoch waren wie das eigentliche Gehalt. Über Korruption klagen meistens nur diejenigen, die derzeit keinen Anteil an den Korruptionsgewinnen haben und sich darüber ärgern. Man sollte deshalb den martialischen Kampfansagen der Kommunisten an die Korruption nicht allzu viel Bedeutung zumessen.

Allerdings, die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Korruption manchmal so umfangreich wird, dass sie die weitere Entwicklung lähmt. Will jemand in China derzeit einen Betrieb eröffnen, müssen so viele Beamte bestochen werden, das fast das ganze Kapital benötigt wird und kein Geld zum Investieren bleibt. Viele Geschäftsleute werden von Beamten erpresst und in Zusammenarbeit mit Gangsterbanden bedroht. Man kann deshalb erwarten, dass kurzfristig energischer gegen diesen Sumpf vorgegangen wird, aber auf Dauer hat dies sicher keinen Erfolg. Auch ein demokratisches China wird mit diesem Problem zu tun bekommen. Die kurzen demokratischen Phasen in China haben gezeigt, das gerade dann die Korruption geradezu explodiert.

In allen Staaten Asiens wuchert die Korruption, egal ob demokratisch oder nicht, selbst Japan wird davon zersetzt. Im Allgemeinen wird dies von den Menschen dort akzeptiert und nicht generell verdammt, wie bei uns. Sie darf nur nicht überhand nehmen. Für China könnten sich allerdings daraus große Probleme geben, falls die Wirtschaft nicht mehr wachsen sollte.
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Peppone
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Karlheinz hat geschrieben:In allen Staaten Asiens wuchert die Korruption, egal ob demokratisch oder nicht, selbst Japan wird davon zersetzt. Im Allgemeinen wird dies von den Menschen dort akzeptiert und nicht generell verdammt, wie bei uns.
Aus Gewohnheit vermutlich. Was seit Generationen existiert, wird irgendwann hingenommen.
Die Frage ist nur: Warum?
Liegt es "dem" Asiaten in den Genen, korrupt zu sein?
Provokante These, klar, Bldösinn, auch klar.
Nur - woran liegt es dann?

Ich denke, es liegt an den im allgemeinen zentralistisch organisierten Staaten Asiens. Offenbar ist eine starke, stabile und tief im Volk verwurzelte Demokratie ein Garant für wenig Korruption.
Gegenbeweis wäre zwar gerade China in bestimmten historischen Phasen, etwa der Beginn der Tang-Zeit oder auch der Beginn der Han-Zeit - beides zentralistische Staaten mit kaum Korruption - , aber das waren grundlegende Umbrüche. Man könnte überspitzt sagen, dass die Korruption alten Musters ausgerottet worden ist und die Korruption, die an die folgende Staatsform angepasst ist, erst eine gewisse Entwicklungszeit (und schwache Herrscher) brauchte, um wieder blühen zu können.

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben:In allen Staaten Asiens wuchert die Korruption, egal ob demokratisch oder nicht, selbst Japan wird davon zersetzt. Im Allgemeinen wird dies von den Menschen dort akzeptiert und nicht generell verdammt, wie bei uns.
Aus Gewohnheit vermutlich. Was seit Generationen existiert, wird irgendwann hingenommen.
Die Frage ist nur: Warum?
Liegt es "dem" Asiaten in den Genen, korrupt zu sein?
Provokante These, klar, Bldösinn, auch klar.
Nur - woran liegt es dann?

Ich denke, es liegt an den im allgemeinen zentralistisch organisierten Staaten Asiens. Offenbar ist eine starke, stabile und tief im Volk verwurzelte Demokratie ein Garant für wenig Korruption.
Gegenbeweis wäre zwar gerade China in bestimmten historischen Phasen, etwa der Beginn der Tang-Zeit oder auch der Beginn der Han-Zeit - beides zentralistische Staaten mit kaum Korruption - , aber das waren grundlegende Umbrüche. Man könnte überspitzt sagen, dass die Korruption alten Musters ausgerottet worden ist und die Korruption, die an die folgende Staatsform angepasst ist, erst eine gewisse Entwicklungszeit (und schwache Herrscher) brauchte, um wieder blühen zu können.
Beppe
Lieber Beppe,
so sehe ich das auch. Erst ween die Strukturen sich verfestigt haben, bringt auch Korruption etwas. Wenn man nicht weiß, ob die Regierung am nächsten Tag noch dran ist bringt Korruption nichts, weil man erst wissen muß wie der Hase läuft. :wink: :mrgreen:
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