Indien und der Planet Mars

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Moderator: Barbarossa

Marga
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Indien hat in der Weltraumfahrt Fuß gefaßt.
Eine Sonde soll auf dem >Mars gelandet sein.

Das Volk ist größenteils ärmer als arm, keinerlei Bildungschancen, Kinder schuften am Tage und abends nach der Arbeit für ein paar Stunden "Schulunterricht" im Freien und ganz versteckt. Werden sie erwischt, wird sofort eine Strafe verhängt.

Den Unterrichtsstoff geben ein paar Lehrkräfte unendgeltlich weiter. Dürfen sich auch nicht erwischen lassen, sonst empfindl. Strafen.

Unfaßbar!!! Für Weltraumfahrt, A-Bombe usw. sind genügend Gelder vorhanden. Das Volk selbst vegetiert dahin wie teils vor Jahrtausenden -

Marga
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Marga
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Gontscharow
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Das sehe ich auch so, Marga.
Indien sollte, bevor es Supermacht spielt, die Lebensbedingungen aller seiner Bewohner
erträglich gestalten.
Indische Politiker werden wahrscheinlich antworten: "Das tun wir doch - wir hatten in den
letzten Jahren enorme Wachstumsraten und eine Mittelkasse entsteht bei uns.
Weltraumfahrt ist eine Investition in die Zukunft und wird uns - auch ökonomisch gesehen -
noch nutzen.Wir können nicht drauf verzichten."
Cherusker
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Und Deutschland soll noch Entwicklungshilfe an China gezahlt haben..... :wink:
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Orianne
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Das habe ich heute auch gehört, aber es wundert nicht, wenn man das System in Indien kennt, das schon seit jeher von Kasten regiert wird:

Varna ist Sanskrit und bedeutet wörtlich „Klasse, Stand, Farbe“. Es gibt vier Varnas:

Brahmanen (traditionell die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften (Veda), Priester)
Kshatriyas (traditionell Krieger und Fürsten, höhere Beamte)
Vaishyas (traditionell Händler, Kaufleute, Grundbesitzer, Landwirte)
Shudras (traditionell Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner)

Darunter stehen die „Unberührbaren“, auch als Paria oder Harijans bekannt. Traditionell nimmt man an, dass mit dem Begriff Varna die Hautfarbe gemeint war: je höher die Kaste, desto heller die Haut, worin sich die Rassenzugehörigkeit verschiedener Einwanderer- bzw. Erobererwellen widerspiegele. Diese Theorie ist jedoch umstritten. Andere stellen den Begriff in Zusammenhang mit den „geistigen“ Farben der Gunas, den Qualitäten und Eigenschaften in Mensch und Natur. Diese Ansicht weist jeder Kaste eine bestimmte Farbe zu.

Bei über einer Milliarde Menschen zählt ein Mensch eben wenig, ich kenne eine Familie, sie hatte mehrere Jahre in Kalkutta (neu Kolkata) gelebt, der Mann war dort auf Montage. Die Frau erzählte mir viel vom Leben in Indien vom Gestank vom Dreck von der Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber ihren Mitmenschen. Was sie nie vergisst, dass ist der Gestank, der bleibt für immer in der Nase meinte sie.

Dazu kommt noch, dass ein Mädchen zur Zeit (noch) nicht viel zählt, weil die Mitgift die Familie ruiniert, dazu muss aus religiösen Gründen ein Sohn das Feuer beim Tod des Vaters oder der Mutter entzünden. Kasten sind zwar offiziell verboten, aber den Leuten ist das egal, auch der Ultraschall ist verboten, um festzustellen, ob es ein Knabe oder ein Mädchen wird, die Behörden drücken alle Augen zu, so wird es sehr bald dazu kommen, dass Frauen bzw. Mädchen für die Heirat fehlen werden.

Zum Kastenwesen ein kleiner Film:
http://www.youtube.com/watch?v=Iw8g1HYOXPI
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Orianne
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Gontscharow hat geschrieben:Das sehe ich auch so, Marga.
Indien sollte, bevor es Supermacht spielt, die Lebensbedingungen aller seiner Bewohner
erträglich gestalten.
Indische Politiker werden wahrscheinlich antworten: "Das tun wir doch - wir hatten in den
letzten Jahren enorme Wachstumsraten und eine Mittelkasse entsteht bei uns.
Weltraumfahrt ist eine Investition in die Zukunft und wird uns - auch ökonomisch gesehen -
noch nutzen.Wir können nicht drauf verzichten."
Die indische Wirtschaft strauchelt und sieht sich mit immensen Problemen konfrontiert. Der einstige wachstumsorientierte Hoffnungsträger braucht eine Verschnaufpause. Wie lange diese dauert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so schlecht wie seit langen nicht mehr. Der Mittelklasse bereitet dies große Sorgen. Hinzu kommen erschreckende Meldungen über brutale Gruppenvergewaltigungen.

Für Indien-Experte Wolfgang Bergthaler http://indische-wirtschaft.de gibt es an der Verfasstheit der indischen Volkswirtschaft nichts zu beschönigen, wenngleich er aber auch die Rolle der Medien kritisch hinterfragt. "Die Lage Indiens ist derzeit nicht gerade rosig. Gleichzeitig übertreiben aber auch die Medien in ihrer Berichterstattung und stellen die gegenwärtige Situation des Landes schlechter da als sie tatsächlich ist", erklärt Bergthaler im pressetext-Interview. Vor allem Kleininvestoren würden davon abgeschreckt.

Das Wirtschaftswachstum hat auf dem Subkontinent einen deutlichen Gang zurück geschaltet. Das jährliche Plus beim Bruttoinlandsprodukt beträgt für indische Verhältnisse nur mehr magere fünf Prozent - ein Wert, den man vor rund zehn Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Im Durchschnitt lag die Wachstumsrate in den vergangenen Jahren bei konstanten zehn Prozent. Gegenüber dem britischen Guardian kritisiert Experte Jayati Ghosh die Wachstumsstrategie der Regierung. Diese habe sich nur auf die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in Form des BIP-Wachstums konzentriert, anstatt den Fokus auf Beschäftigung und Löhne zu setzen.

Preissteigerung belastet Konsumenten

Bergthaler sieht die Situation ähnlich. Von den hohen Wachstumsraten der Vorjahre hätten nur zehn Prozent der Bevölkerung profitiert. Für den Rest sei die Situation ohnehin gleich geblieben. Neben der sich abkühlenden Wirtschaft belastet einen immer größer werdenden Teil der indischen Bevölkerung auch die Teuerung in vielen Bereichen - angefangen bei Nahrungsmitteln über Transport bis hin zu Strom und Gas. Die Inflation steigt und die ohnehin schon hageren Löhne erleiden einen empfindlichen Realverlust. Die Rupie - Indiens Landeswährung - hat allein in diesem Monat gegenüber dem Dollar ein Sechstel ihres Wertes eingebüßt. Großanleger nehmen zunehmend Abstand von Indien.

Die Verschuldung des öffentlichen Haushalts nimmt zu. Das Handelsbilanzdefizit beträgt derzeit 4,8 Prozent des BIP - Tendenz steigend. Die Regierung scheint unterdessen nicht in der Lage zu sein, Akzente zu setzen - zumindest auf kurze Sicht. Einige große Infrastruktur-Projekte wurden in der Vergangenheit in Angriff genommen. Bis diese aber auch greifen, werden noch einige Jahre vergehen.
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Orianne
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Cherusker hat geschrieben:Und Deutschland soll noch Entwicklungshilfe an China gezahlt haben..... :wink:
Macht die Schweiz auch immer noch, aber die Engländer nicht mehr laut Cameron.
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General William Tecumseh Sherman
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ehemaliger Autor K.

Die indischen Lebensverhältnisse sind eine einzige Katastrophe. Der weitaus größte Teil lebt unter Bedingungen, die für uns kaum nachvollziehbar sind. Die indische Mittelklasse ist sehr klein, die meisten Menschen haben nichts von dem Wachstum. Und ob die Prosperität irgendwann auch die restliche Bevölkerung erreichen wird, daran habe ich meine Zweifel. Ich bin früher öfters in Indien gewesen und wiederhole, was ich damals schon einmal Im Forum geschrieben habe:

Ende der siebziger Jahre war ich längere Zeit in Indien und erlebte häufig bei Reisenden, die aus dem behüteten Europa direkt per Flugzeug zum ersten Mal nach Kalkutta kamen, das, was wir damals den Kalkutta-Schock nannten. Die Ankömmlinge fuhren zunächst endlos lange durch riesige Slumgebiete, in denen Millionen Menschen unter unvorstellbaren Bedingungen lebten (War das überhaupt Leben?). Im Grunde genommen handelte es sich eigentlich um riesige Müllhalden, die wie Kloaken stanken, in denen die Leute zusammengepfercht hausten wie in einem Ameisenhaufen. Immer dann, wenn der Bus halten musste, wurde er umringt von einer Menschentraube, bestehend aus nackten Kindern mit aufgeblasenen Bäuchen, ausgemergelten Gestalten, grässlich verunstalteten Bettlern, die um ein paar Rupien bettelten. Dazu die ungewohnte Hitze und Feuchtigkeit, der Gestank, der Dreck, die verstopften Straßen.

Neuankömmlinge waren im Hotel zunächst wie erschlagen, bleich, zitterten am ganzen Körper, eben der Kalkutta-Schock. Die plötzliche, direkte Konfrontation mit einem kaum vorstellbaren Elend überforderte viele zunächst völlig. Man musste sich erst daran gewöhnen.

In der Nähe von meinem Hotel wohnten viele Familien einfach auf dem Bürgersteig. Jede von ihnen hielt einige Quadratmeter besetzt, die Kinder nackt, die Erwachsenen trugen nur Fetzen am Körper, sie schliefen dort, kochten Tee und Essen. Als ich einige Jahre später dort noch einmal hinkam, waren sie immer noch dort. Ich erkannte einige wieder.

Überall in der Stadt sah man grässlich verunstaltete Menschen, die dort bettelten, vor allem am Bahnhof, wo es geradezu apokalyptisch aussah. Bei uns sind solche Leute in Pflegeheimen untergebracht oder werden durch kosmetische Medizin wieder halbwegs vernünftig hergestellt. In Indien passiert das nicht. Der Anblick dieser manchmal alptraumhaft wirkenden Gestalten ist zunächst ein Schock, man muss sich daran erst gewöhnen.

Die Kulis in Kalkutta rannten buchstäblich um ihr Leben, denn sie bekamen nur eine Schüssel Reis am Tag. Verdienten sie einen Tag lang nichts, konnte es kritisch werden.
Die Müllabfuhr hatte die Aufgabe, ganz früh am Morgen in den Hauptstraßen nicht nur den Abfall zu beseitigen, sondern auch die Leichen aufzusammeln, denn jede Nacht starben einige ausgemergelte Gestalten, die dann auf den Bürgersteigen lagen. Die Stadtverwaltung empfand diesen Anblick als unschön und ließ sie diskret entsorgen. Ich weiß nicht, wie es heute in Kalkutta ist, vielleicht ein wenig besser
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Gontscharow
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Dein Bericht macht es sehr nachvollziehbar, warum Indien auf die teure Raumfahrt noch
verzichten sollte !
Ja, en Kulturschock stelle ich mir enorm vor - da ich ihn immer schon habe, wenn ich in Borispil
lande und in die Innenstadt von Kiew habe ( dauert so drei Tage, um mich einzugewöhnen),
will ich mir gar nicht vorstellen, wie das erst in Kalkutta wäre.
Wo im Forum hast du schon einmal von deinen Eindrücken in Indien geschrieben ?
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