von Barbarossa » 19.06.2022, 17:50
Bei mir hatte die noch bestehende Wehrpflicht sehr negative auswirkungen auf meine berufliche Entwicklung. Ich kann das ja mal schildern.
Noch in der DDR (1985-1987) erlernte ich meinen ersten Beruf - Zerspanungsfacharbeiter (ein Jahr wurde der Beruf in Facharbeiter für Werkzeugmaschinen umbenannt).
Diesen Beruf übte ich im Stahlwerk Hennigsdorf einige Jahre aus, bis nach der Wende (1989/90). Ich sollte eigentlich im Mai 1990 eingezogen werden, doch im Februar 1990 kam das neue Zivildienstgesetz heraus, der die Verweigerung des Dienstes in der Armee ermöglichte - ich muss einer der ersten gewesen sein, die dann den Zivildienst beantragten, denn die sogenannte Vormilitärische Ausbildung in der Schule und in der Lehre war abschreckend genug (ich schrieb im Forum schon darüber).
Ab November 1991 musste ich dann den Zivildienst ableisten. Obwohl ich mir die Stelle sogar selbst auswählen durfte (ich ging ins Krankenhaus Hennigsdorf in die Küche und zu den Betriebshandwerkern), wäre ich lieber an meinem Arbeitsplatz im Stahlwerk gebleiben.
Der Zivildienst ging 15 Monate, also bis Ende Januar 1993. Inzwischen wurde der Betrieb von der Treuhandanstalt verkauft und umstrukturiert - es wurden Arbeitsplätze abgebaut, viele kamen auf Kurzarbeit oder gingen gleich weg. Auch bei mir war bereits vor Ende des Zivildienstes klar, dass ich trotz Kündigungsschutz nicht an meinen alten Arbeitsplatz zurückkommen würde.
Zwar hatte ich vorausschauend schon 1992 über das Zivildienstamt einen CNC-Grundkurs für Werkzeugmaschinen belegt und mich auch schon ab Januar 1993 sehr intensiv um einen neue Arbeit bemüht - jedoch alles vergebens. Ich kam ab Februar 1993 in einer Auffanggesellschaft des Stahlwerkes auf 0-Stunden-Kurzarbeit. Das war genau wie arbeitslos, nur dass man nicht zum Arbeitsamt musste.
Ich ging trotzdem zum Arbeitsamt und bemühte mich um eine Umschulung in einen anderen Beruf - in meinem alten Beruf war absolut nichts mehr zu machen, was ich noch Jahre danach bedauerte.
Die Umschulung ging dann vom Mai 1993 an 2 Jahre lang.
Ich kürze jetzt mal ab, denn auch der neue Beruf - Zentralheizungs- und Lüftungsbauer (ein Bauberuf) - war nichts für mich. Häufig arbeitslos, dazu noch Knochenrarbeit, die nicht geachtet wurde...
Die berufliche Umorientierung ging weiter (ich versuchte mich dann noch als Bausparberater in einer bekannten Bausparkasse), bis ich mich im Dezember 1999(!) als Kurierfahrer selbständig machte. Da war dann erst meine berufliche Odyssee im Wesentlichen beendet (es dauerte also fast die ganzen 90er Jahre hindurch), denn der Staat war offensichtlich nicht in der Lage, mir zu einem festen Arbeitsplatz zu verhelfen. Ok, wir hatten damals so um die 5 Mill. Arbeitslose - die meisten davon im Osten.
Die Selbständigkeit gab ich zwar 2010 wieder auf, aber in der Branche arbeite ich heute noch und würde auch nicht mehr wechseln - obwohl - es ist jetzt eben eine sv-pflichtige Tätigkeit auf Mindestlohnbasis.
Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus bin ich ganz entschieden gegen eine wie auch immer geartete Dienstpflicht, nach der ich beruflich wirklich sehr schwer und erst nach sehr langer Zeit wieder einigermaßen auf die Beine kam.
Bei mir hatte die noch bestehende Wehrpflicht sehr negative auswirkungen auf meine berufliche Entwicklung. Ich kann das ja mal schildern.
Noch in der DDR (1985-1987) erlernte ich meinen ersten Beruf - Zerspanungsfacharbeiter (ein Jahr wurde der Beruf in Facharbeiter für Werkzeugmaschinen umbenannt).
Diesen Beruf übte ich im Stahlwerk Hennigsdorf einige Jahre aus, bis nach der Wende (1989/90). Ich sollte eigentlich im Mai 1990 eingezogen werden, doch im Februar 1990 kam das neue Zivildienstgesetz heraus, der die Verweigerung des Dienstes in der Armee ermöglichte - ich muss einer der ersten gewesen sein, die dann den Zivildienst beantragten, denn die sogenannte Vormilitärische Ausbildung in der Schule und in der Lehre war abschreckend genug (ich schrieb im Forum schon darüber).
Ab November 1991 musste ich dann den Zivildienst ableisten. Obwohl ich mir die Stelle sogar selbst auswählen durfte (ich ging ins Krankenhaus Hennigsdorf in die Küche und zu den Betriebshandwerkern), wäre ich lieber an meinem Arbeitsplatz im Stahlwerk gebleiben.
Der Zivildienst ging 15 Monate, also bis Ende Januar 1993. Inzwischen wurde der Betrieb von der Treuhandanstalt verkauft und umstrukturiert - es wurden Arbeitsplätze abgebaut, viele kamen auf Kurzarbeit oder gingen gleich weg. Auch bei mir war bereits vor Ende des Zivildienstes klar, dass ich trotz Kündigungsschutz nicht an meinen alten Arbeitsplatz zurückkommen würde.
Zwar hatte ich vorausschauend schon 1992 über das Zivildienstamt einen CNC-Grundkurs für Werkzeugmaschinen belegt und mich auch schon ab Januar 1993 sehr intensiv um einen neue Arbeit bemüht - jedoch alles vergebens. Ich kam ab Februar 1993 in einer Auffanggesellschaft des Stahlwerkes auf 0-Stunden-Kurzarbeit. Das war genau wie arbeitslos, nur dass man nicht zum Arbeitsamt musste.
Ich ging trotzdem zum Arbeitsamt und bemühte mich um eine Umschulung in einen anderen Beruf - in meinem alten Beruf war absolut nichts mehr zu machen, was ich noch Jahre danach bedauerte.
Die Umschulung ging dann vom Mai 1993 an 2 Jahre lang.
Ich kürze jetzt mal ab, denn auch der neue Beruf - Zentralheizungs- und Lüftungsbauer (ein Bauberuf) - war nichts für mich. Häufig arbeitslos, dazu noch Knochenrarbeit, die nicht geachtet wurde...
Die berufliche Umorientierung ging weiter (ich versuchte mich dann noch als Bausparberater in einer bekannten Bausparkasse), bis ich mich im Dezember 1999(!) als Kurierfahrer selbständig machte. Da war dann erst meine berufliche Odyssee im Wesentlichen beendet (es dauerte also fast die ganzen 90er Jahre hindurch), denn der Staat war offensichtlich nicht in der Lage, mir zu einem festen Arbeitsplatz zu verhelfen. Ok, wir hatten damals so um die 5 Mill. Arbeitslose - die meisten davon im Osten.
Die Selbständigkeit gab ich zwar 2010 wieder auf, aber in der Branche arbeite ich heute noch und würde auch nicht mehr wechseln - obwohl - es ist jetzt eben eine sv-pflichtige Tätigkeit auf Mindestlohnbasis.
Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus bin ich ganz entschieden gegen eine wie auch immer geartete Dienstpflicht, nach der ich beruflich wirklich sehr schwer und erst nach sehr langer Zeit wieder einigermaßen auf die Beine kam.