1945 und umzu

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Re: 1945 und umzu

von Balduin » 13.02.2024, 05:53

Das ist sehr eindrücklich und beklemmend geschrieben.

1945 und umzu

von Marianne E. » 11.02.2024, 17:18

Auszug aus dem Buch von Marianne Eule - 1986 und 2022
„Wir müssen über die Mulde. 1945 und umzu“
Erschienen bei Amazon ISBN 9798375408088

Gewidmet all denen, die am Krieg starben, als andere ihn längst vergessen hatten.

„Wir müssen über die Mulde. 1945 und umzu" beschreibt zuerst Fragmente einer Familienchronik. Sie beginnen in Friedenszeiten und enden im Nachkriegsjahr 1945.
Diese Zeit wird aus der Froschperspektive von den Menschen geschildert, die belastet sind mit der Hypothek eines fotografischen Gedächtnisses. Es beginnt heiter und fröhlich, fast übermütig mit vielen kleinen und oft unwichtigen Anekdoten, die aber alle etwas beschreiben, was Familie, Heimat und Nestwärme heißt.

Und dann begann der Horror.
Dann kamen die Alpträume, ein Leben lang.

Schreib es auf, bevor du alles vergisst.
Schreib es auf! Aber wo soll ich anfangen?

Wir müssen über die Mulde, sagte meine Mutter.
Da sind die Amerikaner, da sind wir in Sicherheit.
Wir müssen über die Mulde. Aber die Russen ließen uns nicht.
Wir. Meine Mutter, mein Bruder und ich. …

Ein Barackenlager nahm uns auf. Uns. Die Herren von einst. Und siehe da, die Herrschaften waren würdelos. Sie bestahlen sich untereinander und in manchen Augen glimmerte Mord. Ein Teller Suppe für ein Leben. So war das. Und nicht nur im Lager. Auch danach. Doch beinahe hätte es ein danach nicht gegeben, wäre da nicht der Soldat gewesen. Der Soldat, ein Mensch verkleidet als …


Dortmund im Krieg.
Dortmund als Codewort für den Russlandfeldzug.

Krieg in Dortmund. Das hieß am Ende, alles zerstört, nicht nur die Stadt, auch die Menschen.
Verwundet sichtbar von außen, verstümmelt von innen, degradiert zur Menschenhülle. Erkannten sich selbst nicht mehr.
Krieg in Dortmund. Das hieß am Ende, 60 Prozent des Wohnraumes und 95 Prozent des Stadtkerns waren vernichtet.
Krieg in Dortmund. Das hieß am Ende, weinende Stadt, offene Wunden mit staubigen Tränen.
Zerstört wurden an einem einzigen Tag:
6 Krankenhäuser, 55 Schulen, 12 von den insgesamt 23 zerstörten Kirchen, 162 Gas- und Wasserleitungen, ebenfalls an einem einzigen, aber an einem anderen Tag.

In Dortmund gab es Schäden für insgesamt 6 Milliarden Reichsmark.
Unvorstellbar, 6 Milliarden in nur einer einzigen Stadt. Wieviel Frieden hätte man damit bezahlen können.



"Du musst laufen, Kamerad, die Straßenbahn fährt nicht mehr."
Der Kamerad lächelte heiter und blieb an der Haltestelle sitzen.
Blieb einfach sitzen und lächelte heiter.
Saß da auch noch am Abend und lächelte heiter.
Kamerad, was hast du zuletzt gedacht?



Man wird später öfter vom Zweiten Weltkrieg reden als von dem letzten Krieg, der mit konventionellen Waffen geführt wurde.
Um ein Waisenhaus in die Hölle zu schicken, genügten zwei Brandbomben. "Brennender Phosphor fließt durch das Haus. Versengt lodernd alles und alle. Nonnen laufen brennend durch brennende Flure, schaffen Kinderchen ins Freie, zwei, drei auf einmal. Brennend zurück, zwei, drei Kinder auf einmal ins Freie schaffen. Flackernde Kinder tragen flackernde Kinderchen ins Freie." Fast alle Kinder wurden gerettet, die Nonnen nicht. Sie liefen ihr letztes Mal ins Haus und konnten nicht mehr zurück.

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