von Barbarossa » 04.06.2023, 20:41
Nach mehr als 30 Jahren nach dem Ende der DDR beginnen z. T. erst jetzt Studien zur Aufarbeitung der Verhältnisse in der DDR.
So auch z. B. eine Ausstellung zum Thema Wochenkrippen, die erst Ende Mai zu Ende ging.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zur außerfamiliären Kinderbetreuung in der DDR flächendeckend sowohl Tageseinrichtungen (Kinderkrippen für Kinder von 0-3 und Kindergärten für Kinder von 3-6 Jahren), aber auch Wochenkrippen und Wochenheime (zur Betreuung der Kinder von Montag-Freitag oder Samstag) geschaffen. Mitte der 1960er Jahre gab es fast 40.000 Wochenkrippenplätze in der DDR, die ab den 70ern allmählig reduziert wurden. 1989 gab es noch 4.800 Plätze dieser Art, die 1992 dann endgültg geschlossen wurden.
Es hatte sich gezeigt, dass bei so kleinen Kindern im Krippenalter zahlreiche psychische Probleme auftaten, die sich z. T. auch heute im Erwachsenenalter noch zeigen.
Schon im Kindesalter traten Symptome wie exzessives Daumenlutschen, motorische Defizite, Defizite im Sozialverhalten, Hospitalismus und Apartie auf und waren überhaupt auch häufiger krank.
Und noch heute leiden Betroffene an psychischen Probemen, wie Depressionen, Verlustängsten, Konzentrationsstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), bis hin zu jahrelanger Arbeitsunfähigkeit. Die Symptome können sich die Betroffenen selbst oft nicht erklären, da sie meist keine bzw. kaum Erinnerungen an diese so frühe Kindheit haben.
Dass gerade Wochenkrippen (wie gesagt, im Alter von 0-3 Jahren gab es die ganze Arbeitswoche über keinen Kontakt zu den Eltern) ernste psychische Belastungen für so kleine Kinder bedeuten, war der DDR-Regierung bereits frühzeitig bekannt. Es gab eine Studie der Berliner Humboldt-Universität, in der die Ärztin Eva Schmidt-Kolmer Ende der 50er Jahre die Entwicklung von Wochenkrippenkindern dokumentierte. Dort waren auch genau die beschriebenen Symptome aufgelistet. Doch das Ergebnis entsprach nicht den Wunschvorstellungen des damaligen Staates. In bestimmten Familien war eine andere Kinderbetreuung als in Wochenheimen und -krippen kaum möglich. Die Eltern arbeiteten (beide oder alleinerziehend) oft im Schichtbetrieb oder hatten aus anderen Gründen nicht die Möglichkeit, die Kinder selbst zu betreuen. Zudem gab es in der DDR nicht nur das Recht auf Arbeit, sondern auch die Pflicht zur Arbeit. Jeder Bürger, ob Mann oder Frau, wurde in der DDR als Arbeitskraft benötigt.
Quelle: Tagesspiegel - Printausgabe v. heute
zum Nachlesen auch hier:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 07322.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 05777.html
Nach mehr als 30 Jahren nach dem Ende der DDR beginnen z. T. erst jetzt Studien zur Aufarbeitung der Verhältnisse in der DDR.
So auch z. B. eine Ausstellung zum Thema Wochenkrippen, die erst Ende Mai zu Ende ging.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zur außerfamiliären Kinderbetreuung in der DDR flächendeckend sowohl Tageseinrichtungen (Kinderkrippen für Kinder von 0-3 und Kindergärten für Kinder von 3-6 Jahren), aber auch Wochenkrippen und Wochenheime (zur Betreuung der Kinder von Montag-Freitag oder Samstag) geschaffen. Mitte der 1960er Jahre gab es fast 40.000 Wochenkrippenplätze in der DDR, die ab den 70ern allmählig reduziert wurden. 1989 gab es noch 4.800 Plätze dieser Art, die 1992 dann endgültg geschlossen wurden.
Es hatte sich gezeigt, dass bei so kleinen Kindern im Krippenalter zahlreiche psychische Probleme auftaten, die sich z. T. auch heute im Erwachsenenalter noch zeigen.
Schon im Kindesalter traten Symptome wie exzessives Daumenlutschen, motorische Defizite, Defizite im Sozialverhalten, Hospitalismus und Apartie auf und waren überhaupt auch häufiger krank.
Und noch heute leiden Betroffene an psychischen Probemen, wie Depressionen, Verlustängsten, Konzentrationsstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), bis hin zu jahrelanger Arbeitsunfähigkeit. Die Symptome können sich die Betroffenen selbst oft nicht erklären, da sie meist keine bzw. kaum Erinnerungen an diese so frühe Kindheit haben.
Dass gerade Wochenkrippen (wie gesagt, im Alter von 0-3 Jahren gab es die ganze Arbeitswoche über keinen Kontakt zu den Eltern) ernste psychische Belastungen für so kleine Kinder bedeuten, war der DDR-Regierung bereits frühzeitig bekannt. Es gab eine Studie der Berliner Humboldt-Universität, in der die Ärztin Eva Schmidt-Kolmer Ende der 50er Jahre die Entwicklung von Wochenkrippenkindern dokumentierte. Dort waren auch genau die beschriebenen Symptome aufgelistet. Doch das Ergebnis entsprach nicht den Wunschvorstellungen des damaligen Staates. In bestimmten Familien war eine andere Kinderbetreuung als in Wochenheimen und -krippen kaum möglich. Die Eltern arbeiteten (beide oder alleinerziehend) oft im Schichtbetrieb oder hatten aus anderen Gründen nicht die Möglichkeit, die Kinder selbst zu betreuen. Zudem gab es in der DDR nicht nur das Recht auf Arbeit, sondern auch die Pflicht zur Arbeit. Jeder Bürger, ob Mann oder Frau, wurde in der DDR als Arbeitskraft benötigt.
Quelle: Tagesspiegel - Printausgabe v. heute
zum Nachlesen auch hier:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/dauerbetreuung-in-der-ddr-krippe-die-ewigen-wunden-der-wochenkinder-9907322.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/das-krippensystem-der-ddr-viele-leiden-unter-depressionen-und-angststorungen-9905777.html