von andreassolar » 15.03.2023, 23:05
Ein ganz typischer, neuer Anschlussfehler, der es dennoch in den aktuellen, wissenschaftlichen Mainstream geschafft hat, findet sich in der neuen 'wissenschaftlichen' Interpretation einiger HistorikerInnen der folgenden Gesprächssituation von US-Außenminister Baker und Gorbatschow am 9.2.90:
Baker:
Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, auf die Sie jetzt nicht unbedingt eine Antwort geben müssen. Vorausgesetzt, die Vereinigung findet statt, was ist für Sie vorzuziehen: Ein vereinigtes Deutschland außerhalb der NATO, vollkommen selbstständig und ohne amerikanische Streitkräfte oder ein vereinigtes Deutschland, das seine Verbindungen zur NATO aufrechterhält, aber unter der Garantie, dass die Jurisdiktion oder die Streitkräfte der NATO sich nicht über die derzeitige Linie nach Osten ausbreiten?
M. S. Gorbacˇev:
Wir werden dies alles durchdenken. Wir beabsichtigen, alle diese Fragen auf der Führungsebene gründlich zu erörtern. Selbstverständlich ist es klar, dass eine Ausdehnung der NATO-Zone inakzeptabel ist.
J. Baker:
Wir stimmen dem zu.
M. S. Gorbacˇev:
Es ist durchaus möglich, dass in der Lage, wie sie sich jetzt gestaltet, die Anwesenheit der amerikanischen Streitkräfte eine mäßigende Rolle spielen kann. Es ist möglich, dass wir mit Ihnen gemeinsam darüber nachdenken müssen, wie Sie gesagt haben, dass ein geeintes Deutschland vielleicht Wege zur Aufrüstung, wie das nach Versailles der Fall war, zur Schaffung einer neuen Wehrmacht, suchen wird. In der Tat, wenn es sich außerhalb der europäischen Strukturen befindet, dann kann sich die Geschichte wiederholen.
Der erste Anschlussfehler - allerdings traditioneller - Art besteht darin, lediglich die vermeintlich unmittelbar entscheidenden Äußerungen zu berücksichtigen.
So dürfen wir uns ruhig die Bakers 'Zustimmung' nachfolgenden Bemerkungen Gorbis anschauen. Die zeigen schon, wohin Gorbi eigentlich zielt: Er billigt den amerikanischen Streitkräften eine möglicherweise mäßigende Rolle zu, in Westdeutschland, via NATO. Doch die soll ja nicht auf das DDR-Gebiet vorrücken, was damit? Was will Gorbi anschließend mit den Worten aus drücken, wenn sich Deutschland außerhalb europäische Strukturen befinde, drohe sinngemäß Gefahr?
Der zweite Anschlussfehler:
Was stimmt Baker genau zu? Und was hat Gorbi mit seiner Bemerkung, eine Ausdehnung der NATO-Zone sei inakzeptabel, gemeint? Die neuere Deutung geht inzwischen dahin, er habe damit Bakers zweite Version eines geeinten Deutschlands in der NATO, doch ohne Ostausdehnung befürwortet. Was so nicht zutreffend war und immer noch ist. Und woraus inzwischen zudem gerne eine 'Zusage' Bakers konstruiert wird.
Gorbatschow wie Schewardnadse entwickelten bzw. postulierten in den nachfolgenden Tagen, Wochen und Monaten mit großer Ausdauer die Vorstellung einer Übergangszeit für ein geeintes Deutschland, in welchem das geeinte Deutschland in dieser Übergangszeit beiden Bündnisverpflichtungen in den jeweiligen Landesteilen nachkommt. NATO-Truppen im Westen (keine Ostausdehnung!), WP-Truppen im Osten - während beide Bündnisse vereinbart und abgesprochen zugleich abrüsten, Truppen reduzieren und abziehen und die Bündnisse sich in politische Organisation umwandeln. Womit sich die selbst bestimmte Zugehörigkeit eines geeinten Deutschland n a c h jener Übergangszeit zu einem der beiden Militärbündnisse von selbst erledigt und für die Sowjetunion kein Problem mehr darstellt.
Schon am 10.2.90, ein Tag nach dem Gespräch mit Baker, äußert sich Gorbi gegenüber Kohl u.a. so:
Man sagt: Was ist die NATO ohne BRD? Aber es ist auch angebracht zu fragen: Was ist der Warschauer Pakt ohne DDR? Das ist eine schwerwiegende Frage. In militärischen Fragen darf es keine Divergenzen geben. Es heißt, die NATO werde ohne BRD zusammenbrechen. Aber auch für den Warschauer Pakt ist es ohne DDR das Ende. Wenn wir uns über die Hauptsache verständigen, dann ist es wichtig, dass wir auch hier nicht verschiedener Meinung sind. [...]
Wenn wir einseitig sämtliche Streitkräfte aus der DDR abziehen, dann werden Sie die NATO ebenfalls nicht halten.
Gorbatschow am 13.2.90 in einem Gespräch mit Beratern, u.a. bemerkt er:
Das Wichtigste für uns: die Positionen bei der Sicherheit, den Grenzen und beim europäischen Prozess halten. [...]
Wir müssen weiterhin vertrauliche Kontakte zu allen aufrechterhalten – im Rahmen der jüngsten Realitäten, insbesondere in Fragen der Sicherheit und der Grenze. Langfristig – Vereinigung Deutschlands. Es ist notwendig, dass die europäische und globale Balance im Verlaufe dieses Prozesses nicht gestört wird. [...]
Wenn beide Blöcke (NATO und OVD) umgewandelt werden, bildet sich ein neues Sicherheitssystem heraus.
Gorbatschow am 7.3.90 in einem Interview mit der PRAVDA, formuliert u.a.:
Frage: Wie steht die Sowjetunion zu einer wie auch immer gearteten Beteiligung des vereinigten Deutschland an der NATO?
Antwort [Gorbatschow]: Dem können wir nicht zustimmen. Dies ist absolut ausgeschlossen. [...]
Zweitens, wo soll das vereinte Deutschland stehen? Ich glaube, wenn der europäische und der Wiener Prozess vorankommen, werden wir zu Helsinki-2 gelangen und dann werden NATO und Warschauer Pakt von militärpolitischen Organisationen in politische Organisationen umgewandelt. Dies ist die eine Situation. Und dann wird dieser Handel gar nicht mehr notwendig sein – wo soll das vereinigte Deutschland stehen.
Aus dem zweiten Gespräch M. S. Gorbacˇevs mit G. Bush, Baker und anderen, Washington, Weißes Haus, 31. Mai 1990. Gorbi notiert dort gegenüber Bush u.a.:
Anstatt sich auf die Mitgliedschaft eines künftigen vereinten Deutschland in der NATO zu versteifen, lassen Sie uns lieber darüber nachdenken, wie man die militärpolitischen Blöcke, die Europa immer noch teilen, einander näherbringen könnte. Sagen wir, warum ist die gleichzeitige Mitgliedschaft der BRD in der NATO und im Warschauer Pakt von vorneherein abzulehnen? Eine solche doppelte Mitgliedschaft könnte zu einem verbindenden Element, zu einer Art Vorläufer für neue europäische Strukturen werden und würde zugleich auch die NATO stärken.
Auf praktischer Ebene könnte das vereinte Deutschland erklären, dass es sämtliche Verpflichtungen, die es sowohl von der BRD als auch von der DDR geerbt habe, einhalten werde. Dass die Bundeswehr wie bisher der NATO unterstehen werde, die Streitkräfte in der DDR jedoch der Regierung des neuen Deutschland. Gleichzeitig würden auf dem Territorium der derzeitigen DDR für eine Übergangsperiode sowjetische Streitkräfte bleiben, und dies alles könnte durch ein Abkommen zwischen Warschauer Pakt und NATO ergänzt werden. So nehmen wir vielen Länder die Besorgnis und treiben die Schaffung künftiger Strukturen einer europäischen Sicherheit voran. Man muss nicht alles unbedingt sofort erreichen. Hier ist auch ein schrittweises Herangehen möglich. Sagen wir, wir würden eine Änderung der Doktrin der NATO schon auf der nächsten Sitzung dieses Blocks begrüßen. [...]
[...]
J. Baker:
Was immer Sie sagen mögen, aber gleichzeitige Verpflichtungen ein und desselben Landes gegenüber Warschauer Pakt und NATO erinnern an Schizophrenie.
M. S. Gorbacˇev:
Nur für einen Finanzmann, der Cent auf Cent stapelt. Aberdie Politik – das ist manchmal die Suche nach dem Möglichen im Bereich des Ungewohnten.
J. Baker:
Aber Verpflichtungen gegenüber Warschauer Pakt und gegenüber der NATO – das sind doch rivalisierende Verpflichtungen.
M. S. Gorbacˇev:
Aha, wir kommen der Sache schon näher. Sie haben von Rivalität gesprochen und diese zieht Konfrontation nach sich. Das heißt, dass sich nichts ändert. Und wenn Sie das vereinigte Deutschland in einen einzigen Block hineinziehen, stören sie empfindlich das Gleichgewicht. Und dann müssen auch wir entscheiden, was in der neuen Situation zu tun ist – ob wir weiterhin in Wien sitzen usw.
[...]
Und diverse weitere Belege für diese Vorstellungen auf der sowjetischen Führung gibt es in und aus den Gesprächen zwischen Genscher und Schewardnadse. Letzterer hat mit Beharrlichkeit diese Vorstellungen gegenüber Genscher artikuliert.
Warum auch immer nun der Zusammenhang zwischen der im Baker-Gespräch Gorbatschows in dieser Kürze - wegen des nicht eindeutigen Bezuges - etwas zweideutigen Aussage von der Nichtakzeptanz einer NATO-Ausdehnung mit den vielfach von Gorbatschow und Schewardnadse nachfolgenden, inhaltlich bündig anschließend formulierten Vorstellungen inzwischen verloren gegangen ist....das macht das neue Narrativ.
Ein ganz typischer, neuer [color=#4000BF]Anschlussfehler[/color], der es dennoch in den aktuellen, wissenschaftlichen Mainstream geschafft hat, findet sich in der neuen 'wissenschaftlichen' Interpretation einiger HistorikerInnen der folgenden Gesprächssituation von US-Außenminister Baker und Gorbatschow am 9.2.90:
[color=#408040]Baker:[/color]
[i]Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, auf die Sie jetzt nicht unbedingt eine Antwort geben müssen. Vorausgesetzt, die Vereinigung findet statt, was ist für Sie vorzuziehen: Ein vereinigtes Deutschland außerhalb der NATO, vollkommen selbstständig und ohne amerikanische Streitkräfte oder ein vereinigtes Deutschland, das seine Verbindungen zur NATO aufrechterhält, aber unter der Garantie, dass die Jurisdiktion oder die Streitkräfte der NATO sich nicht über die derzeitige Linie nach Osten ausbreiten?[/i]
[color=#408040]M. S. Gorbacˇev:[/color]
[i]Wir werden dies alles durchdenken. Wir beabsichtigen, alle diese Fragen auf der Führungsebene gründlich zu erörtern. Selbstverständlich ist es klar, dass eine Ausdehnung der NATO-Zone inakzeptabel ist.[/i]
[color=#408040]J. Baker:[/color]
[i]Wir stimmen dem zu.[/i]
[color=#408040]M. S. Gorbacˇev:[/color]
[i]Es ist durchaus möglich, dass in der Lage, wie sie sich jetzt gestaltet, die Anwesenheit der amerikanischen Streitkräfte eine mäßigende Rolle spielen kann. Es ist möglich, dass wir mit Ihnen gemeinsam darüber nachdenken müssen, wie Sie gesagt haben, dass ein geeintes Deutschland vielleicht Wege zur Aufrüstung, wie das nach Versailles der Fall war, zur Schaffung einer neuen Wehrmacht, suchen wird. In der Tat, wenn es sich außerhalb der europäischen Strukturen befindet, dann kann sich die Geschichte wiederholen. [/i]
[color=#4000BF]Der erste Anschlussfehler - allerdings traditioneller - Art besteht darin, lediglich die vermeintlich unmittelbar entscheidenden Äußerungen zu berücksichtigen.[/color]
So dürfen wir uns ruhig die Bakers 'Zustimmung' nachfolgenden Bemerkungen Gorbis anschauen. Die zeigen schon, wohin Gorbi eigentlich zielt: Er billigt den amerikanischen Streitkräften eine möglicherweise mäßigende Rolle zu, in Westdeutschland, via NATO. Doch die soll ja nicht auf das DDR-Gebiet vorrücken, was damit? Was will Gorbi anschließend mit den Worten aus drücken, wenn sich Deutschland außerhalb europäische Strukturen befinde, drohe sinngemäß Gefahr?
[color=#4000BF]Der zweite Anschlussfehler:[/color]
Was stimmt Baker genau zu? Und was hat Gorbi mit seiner Bemerkung, eine Ausdehnung der NATO-Zone sei inakzeptabel, gemeint? Die neuere Deutung geht inzwischen dahin, er habe damit Bakers zweite Version eines geeinten Deutschlands in der NATO, doch ohne Ostausdehnung befürwortet. Was so nicht zutreffend war und immer noch ist. Und woraus inzwischen zudem gerne eine 'Zusage' Bakers konstruiert wird.
Gorbatschow wie Schewardnadse entwickelten bzw. postulierten in den nachfolgenden Tagen, Wochen und Monaten mit großer Ausdauer die Vorstellung einer Übergangszeit für ein geeintes Deutschland, in welchem das geeinte Deutschland in dieser Übergangszeit beiden Bündnisverpflichtungen in den jeweiligen Landesteilen nachkommt. NATO-Truppen im Westen (keine Ostausdehnung!), WP-Truppen im Osten - während beide Bündnisse vereinbart und abgesprochen zugleich abrüsten, Truppen reduzieren und abziehen und die Bündnisse sich in politische Organisation umwandeln. Womit sich die selbst bestimmte Zugehörigkeit eines geeinten Deutschland n a c h jener Übergangszeit zu einem der beiden Militärbündnisse von selbst erledigt und für die Sowjetunion kein Problem mehr darstellt.
[color=#408040]Schon am 10.2.90, ein Tag nach dem Gespräch mit Baker, äußert sich Gorbi gegenüber Kohl u.a. so:[/color]
[i]Man sagt: Was ist die NATO ohne BRD? Aber es ist auch angebracht zu fragen: Was ist der Warschauer Pakt ohne DDR? Das ist eine schwerwiegende Frage. In militärischen Fragen darf es keine Divergenzen geben. Es heißt, die NATO werde ohne BRD zusammenbrechen. Aber auch für den Warschauer Pakt ist es ohne DDR das Ende. Wenn wir uns über die Hauptsache verständigen, dann ist es wichtig, dass wir auch hier nicht verschiedener Meinung sind. [/i][...]
[i]Wenn wir einseitig sämtliche Streitkräfte aus der DDR abziehen, dann werden Sie die NATO ebenfalls nicht halten. [/i]
[color=#408040]Gorbatschow am 13.2.90 in einem Gespräch mit Beratern, u.a. bemerkt er:[/color]
[i]Das Wichtigste für uns: die Positionen bei der Sicherheit, den Grenzen und beim europäischen Prozess halten. [/i][...]
[i]Wir müssen weiterhin vertrauliche Kontakte zu allen aufrechterhalten – im Rahmen der jüngsten Realitäten, insbesondere in Fragen der Sicherheit und der Grenze. Langfristig – Vereinigung Deutschlands. Es ist notwendig, dass die europäische und globale Balance im Verlaufe dieses Prozesses nicht gestört wird. [/i][...]
[i]Wenn beide Blöcke (NATO und OVD) umgewandelt werden, bildet sich ein neues Sicherheitssystem heraus.[/i]
[color=#408040]Gorbatschow am 7.3.90 in einem Interview mit der PRAVDA, formuliert u.a.[/color]:
[u]Frage[/u]: [i]Wie steht die Sowjetunion zu einer wie auch immer gearteten Beteiligung des vereinigten Deutschland an der NATO?[/i]
[u]Antwort [Gorbatschow][/u]: [i]Dem können wir nicht zustimmen. Dies ist absolut ausgeschlossen. [/i][...]
[i]Zweitens, wo soll das vereinte Deutschland stehen? Ich glaube, wenn der europäische und der Wiener Prozess vorankommen, werden wir zu Helsinki-2 gelangen und dann werden NATO und Warschauer Pakt von militärpolitischen Organisationen in politische Organisationen umgewandelt. Dies ist die eine Situation. Und dann wird dieser Handel gar nicht mehr notwendig sein – wo soll das vereinigte Deutschland stehen.[/i]
Aus dem zweiten Gespräch M. S. Gorbacˇevs mit G. Bush, Baker und anderen, Washington, Weißes Haus, 31. Mai 1990. [color=#408040]Gorbi notiert dort gegenüber Bush u.a.:[/color]
[i]Anstatt sich auf die Mitgliedschaft eines künftigen vereinten Deutschland in der NATO zu versteifen, lassen Sie uns lieber darüber nachdenken, wie man die militärpolitischen Blöcke, die Europa immer noch teilen, einander näherbringen könnte. Sagen wir, warum ist die gleichzeitige Mitgliedschaft der BRD in der NATO und im Warschauer Pakt von vorneherein abzulehnen? Eine solche doppelte Mitgliedschaft könnte zu einem verbindenden Element, zu einer Art Vorläufer für neue europäische Strukturen werden und würde zugleich auch die NATO stärken.
Auf praktischer Ebene könnte das vereinte Deutschland erklären, dass es sämtliche Verpflichtungen, die es sowohl von der BRD als auch von der DDR geerbt habe, einhalten werde. Dass die Bundeswehr wie bisher der NATO unterstehen werde, die Streitkräfte in der DDR jedoch der Regierung des neuen Deutschland. Gleichzeitig würden auf dem Territorium der derzeitigen DDR für eine Übergangsperiode sowjetische Streitkräfte bleiben, und dies alles könnte durch ein Abkommen zwischen Warschauer Pakt und NATO ergänzt werden. So nehmen wir vielen Länder die Besorgnis und treiben die Schaffung künftiger Strukturen einer europäischen Sicherheit voran. Man muss nicht alles unbedingt sofort erreichen. Hier ist auch ein schrittweises Herangehen möglich. Sagen wir, wir würden eine Änderung der Doktrin der NATO schon auf der nächsten Sitzung dieses Blocks begrüßen. [/i][...]
[...]
[color=#408040]J. Baker: [/color]
[i]Was immer Sie sagen mögen, aber gleichzeitige Verpflichtungen ein und desselben Landes gegenüber Warschauer Pakt und NATO erinnern an Schizophrenie.[/i]
[color=#408040]M. S. Gorbacˇev:[/color]
[i]Nur für einen Finanzmann, der Cent auf Cent stapelt. Aberdie Politik – das ist manchmal die Suche nach dem Möglichen im Bereich des Ungewohnten.[/i]
[color=#408040]J. Baker:[/color]
[i]Aber Verpflichtungen gegenüber Warschauer Pakt und gegenüber der NATO – das sind doch rivalisierende Verpflichtungen.[/i]
[color=#408040]M. S. Gorbacˇev[/color]:
[i]Aha, wir kommen der Sache schon näher. Sie haben von Rivalität gesprochen und diese zieht Konfrontation nach sich. Das heißt, dass sich nichts ändert. Und wenn Sie das vereinigte Deutschland in einen einzigen Block hineinziehen, stören sie empfindlich das Gleichgewicht. Und dann müssen auch wir entscheiden, was in der neuen Situation zu tun ist – ob wir weiterhin in Wien sitzen usw.[/i]
[...]
Und diverse weitere Belege für diese Vorstellungen auf der sowjetischen Führung gibt es in und aus den Gesprächen zwischen Genscher und Schewardnadse. Letzterer hat mit Beharrlichkeit diese Vorstellungen gegenüber Genscher artikuliert.
Warum auch immer nun der Zusammenhang zwischen der im Baker-Gespräch Gorbatschows in dieser Kürze - wegen des nicht eindeutigen Bezuges - etwas zweideutigen Aussage von der Nichtakzeptanz einer NATO-Ausdehnung mit den vielfach von Gorbatschow und Schewardnadse nachfolgenden, inhaltlich bündig anschließend formulierten Vorstellungen inzwischen verloren gegangen ist....das macht das neue Narrativ.