Balduin hat geschrieben: ↑31.10.2021, 15:35
Gut, dann waren die Goten aber nicht die Vandalen? Davon ging ich nämlich aus.
Goten und Vandalen waren ganz unterschiedliche Stämme. Ich verstehe tatsächlich gerade die Frage nicht…
Gemeinsam war ihnen lediglich, dass beide den sogenannten ostgermanischen Stämmen zugerechnet werden.
Balduin hat geschrieben: ↑31.10.2021, 15:35
Hatten die Westgoten ein gut organisiertes Reich oder waren das eher lose Stammesverbünde? Was hat sich in der Kultur noch heute gehalten?
Ja, was blieb von ihnen erhalten?
Eine Bibelübersetzung auf Gotisch aus dem 4. Jh. - die sogenannte Wulfilabibel (siehe:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wulfilabibel)
Durchaus bemerkenswert: Die späteren spanischen Könige stellten sich in die Tradition der westgotischen Könige.
Es gibt auch noch schriftliche Zeugnisse von der gotischen Sprache aus dem 16. Jh. Von der Krim.
Die sogenannten Krimgoten konnten ihre Sprache bis etwa in diese Zeit (vielleicht auch bis ins 17./18. Jh.) erhalten. Siehe dazu:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krimgotische_Sprache
Das fällt mir jetzt so aus dem Stegreif ein.
Ach ja, und in der Nibelungensage fand wohl der Ostgotenkönig Theoderich Eingang („Dietrich von Bern“).
Balduin hat geschrieben: ↑31.10.2021, 15:35
Ich finde das komisch - von den Alamannen, Germanen, Franken... gibt es unzählige Zeugnisse und das wird auch in der Schule gelehrt. Die Goten sind kaum Thema.
Das mag vielleicht daran liegen, dass sie zur deutschen Geschichte eigentlich nichts beigetragen haben.
Ursprünglich stammten sie wohl aus Skandinavien bzw. Schweden. Die schwedischen Könige bezeichneten sich bis 1973 noch als „König der Schweden, Goten und Wenden“ („Sveriges, Götes och Vendes konung“) Daher auch das Dreikronenwappen.
siehe:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Drei-Kronen-Wappen
Die Goten setzten dann über die Ostsee ins heutige Polen über und verblieben dort für etwa 200 Jahre. Anschließend zogen sie südwärts in die Ukraine ans Schwarze Meer. Während des Zuges trennte sich der Stamm in eine östliche (Greutungen), eine westliche Gruppe (Terwingen) und als noch frühere Abspaltung entstanden die Gepiden, die in Transsylvanien ein Reich gründeten.
Die Greutungen gründeten schon am Schwarzen Meer ein erstes Großreich unter Ermanarich, das 375 durch die Hunnen zerstört wurde. Sie waren wohl die ersten Europäer, die mit den Hunnen zu tun bekamen.
Durch weitere Ethnogenese und Stammesteilungen wurde aus großen Teilen der Greutungen die Ostgoten, die schließlich in Italien unter Theoderich dem Großen ein Reich gründeten.
Aus den Terwingen wurden auf ähnliche Weise die Westgoten, die, wie beschrieben, in Südfrankreich und Spanien ihr Reich gründeten.
Das Westgotenreich war relativ stabil, was durch die 300 Jahre Bestand untermauert wird. Es gab allerdings durchaus Bürgerkriege und Thronstreitigkeiten – aber das findet man wohl in jeden Reich.
Das Reich konnte im 6. Jh. nach anfänglichen Gebietsverlusten an der Mittelmeerküste auch einen Angriff des Oströmischen Reiches abwehren – anders, als die Vandalen in Nordafrika und die Ostgoten in Italien, deren Reiche von Kaiser Justinian I. zerstört wurden. Dabei half eine umfassende Reichsreform durch einen der wichtigsten Könige - Leovigildis (569 – 586).
Es dürfte auch zur Stabilisierung des Reiches beigetragen haben, dass dessen Sohn und Nachfolger – König Rekkared I. (586–601) - im Jahre 589 offiziell vom Arianismus zum Katholizismus konvertierte. Dies führte dann aber zu einer noch schnelleren Assimilierung der Westgoten mit der romanischen Mehrheitsbevölkerung.