von Wallenstein » 12.04.2016, 14:43
Die Schlacht von Manzikert 1071
Im 9. Jahrhundert begann sich das riesige Reich der Abasiden-Kalifen in Bagdad in eine Reihe von Einzelstaaten aufzulösen. Im Kampf mit rivalisierenden Clans und Provinzstatthaltern traf der Kalif Mutasim (833-842) eine verhängnisvolle Maßnahme. Er schuf aus persönlichen Klienten und Sklaven (meist türkischer Herkunft) eine Leibgarde als persönliche Elitetruppe. Das verschaffte ihm vorübergehend wieder Macht gegenüber seinen Gegnern, doch die Garde merkte schnell, dass der Kalif von ihnen genauso abhängig war wie sie von ihm. Von nun an waren die Herrscher Gefangene ihrer eigenen Truppe, das Machtzentrum verlagerte sich auf die türkischen Offiziere und das Kalifat wurde zum Spielball der rivalisierenden Cliquen in der Generalität.
945 verlieren die Abasiden in Bagdad ihre Macht an den persischen Stamm der Bujiden, die nun die Leibgarde stellen und den Kalifen völlig von sich abhängig machen. Diese kriegerischen Nomaden sind Schiiten, die das Land rücksichtslos ausbeuten.
In seiner Not wendet sich der Kalif an einen Stamm der Qghuzen, die sich nach ihrem Anführer Seldschuk, Seldschuken nannten. (Seldschuk heißt wahrscheinlich nur Führer). Die hatten um 1000 Weideland am Aralsee bezogen, richteten jetzt aber ihre Wanderung in das zerfallende Abasiden-Reich. Im Osten des Iran hatten sie bereits ein Reich errichtet, nun zieht ein Nachfolger Seldschuks, Thurig-Bel, auf Drängen des Kalifen in Bagdad ein und vertreibt die Bujiden. Der Herrscher ernennt ihn zum Sultan, was damals so viel bedeutete wie „Stellvertreter des Kalifen“.
Der neue Stellvertreter wird sehr schnell der eigentliche Herrscher. Der Stamm der Seldschuken stellt nun Militär und Verwaltung. Das Reich ist formal riesig, es umfasst: Arabien, Syrien, Palästina, Irak, Iran, Ägypten und Nordafrika. Doch in Ägypten und in Syrien herrscht ein anderer Kalif, die Dynastie der Fatimiden, gegen die nun ein Feldzug geführt werden soll. Der Sohn von Thurig-Bel, Alp Aslan (=die Macht des Reiches, der Vater des Mutes Mohammed) soll dies richten.
Doch zuerst muss ein anderes Übel beendet werden. Die oghuzischen Turkmenen, Verwandte der Seldschuken, die am Westufer des Kaspischen Meeres in Aserbeidschan leben, fallen immer wieder in den Iran und in das byzantinische Anatolien ein. Sie verschleppen Bauern, legen Dörfer und Marktflecken in Schutt und Asche. Sie wollen kein neues Land besetzen, sondern nur rauben.
Auch in Byzanz will man diesem Spuk ein Ende machen. Dort regierte seit 1067 ein ehemaliger General, Ramonos Diogenes, der ein großes Heer bei Erzurum in Armenien sammelt. In die gleiche Gegend marschiert jetzt auch Alp Aslan mit seiner Armee. Obwohl es ursprünglich gegen die Plünderer gehen sollte, fühlen sich beide Herrscher durch den Aufmarsch der Soldaten bedroht und nun kommt es zwischen beiden zur Konfrontation.
Manzikert liegt im armenischen Bergland, nördlich des Van-See. Der Basileus schlägt in der Nähe des Sees sein Heerlager auf. Dorthin zieht es auch Alp Aslan, der allerdings das Pech hat, das seine irakischen Truppen flüchten. Die Byzantiner hören davon und glauben, der Moment zum Angriff wäre günstig und die Armee marschiert los.
Vorneweg ziehen plündernde Söldner unter dem Kommando von Roussel de Bailleul, ein Schotte an der Spitze fränkischer Söldner, die eine Spur der Verwüstung hinterlassen, den Ort Manzikert besetzen, niederbrennen und ausrauben.
Alp Aslan hat etwa zehn- bis fünfzehntausend Kurden und Turkmenen zur Verfügung, alles berittene Bogenschützen. Die Truppe der Byzantiner soll viel größer gewesen sein und besteht aus Griechen, Franken, Petschenegen, Georgiern, Russen und Alanen, Ritter, Fußsoldaten, Lanzenreiter und Bogenschützen, zum größten Teil Söldner. Sie haben viele Fahrzeuge bei sich mit hunderten von Kriegsmaschinen, die in der Steppe völlig nutzlos sind.
Am 16. August gerät die Streitmacht in einen Pfeilhagel der Turkmenen und muss sich verschanzen. Doch der Ort war vorher von Bailleul verwüstet worden und es gab keine Lebensmittel. Um solche zu besorgen, schwärmen die Soldaten aus und werden dabei vielfach von dem Gegnern getötet. Am anderen Tag greifen die Seldschuken an und reiten auf die Mitte des byzantinischen Heeres zu, wenden sich dann aber scheinbar zur Flucht. Die Byzantiner stürmen hinterher, geraten aber in eine Zange als sie von links und rechts angegriffen werden. Ihre Truppe löst sich in wilder Flucht auf und der Basileus selber gerät in Gefangenschaft. Der wird aber gegen ein Lösegeld wieder freigelassen. Der folgende Dialog wurde übermittelt:
Alp Arslan: „Was würdest du tun, wenn ich als Gefangener zu dir gebracht würde?“
Romanos: „Vielleicht hätte ich dich getötet oder dich in den Straßen Konstantinopels ausgestellt.“
Alp Arslan: „Meine Strafe ist weitaus härter. Ich vergebe dir und lasse dich frei.“
Zu Hause in Konstantinopel hat inzwischen Michael Dukas, ein Gegner des Kaisers, die Macht ergriffen. Er läßt den besiegten Romanos blenden und ins Gefängnis werfen, wo er ein Jahr später stirbt.
Byzanz verlor durch die Niederlage Anatolien, aber Alp Arslan zog sich wieder zurück. Die eigentlichen Gewinner waren die Turkstämme aus Aserbeidschan, die nun ungehindert nach Kleinasien einströmen konnten.
[b]Die Schlacht von Manzikert 1071[/b]
Im 9. Jahrhundert begann sich das riesige Reich der Abasiden-Kalifen in Bagdad in eine Reihe von Einzelstaaten aufzulösen. Im Kampf mit rivalisierenden Clans und Provinzstatthaltern traf der Kalif Mutasim (833-842) eine verhängnisvolle Maßnahme. Er schuf aus persönlichen Klienten und Sklaven (meist türkischer Herkunft) eine Leibgarde als persönliche Elitetruppe. Das verschaffte ihm vorübergehend wieder Macht gegenüber seinen Gegnern, doch die Garde merkte schnell, dass der Kalif von ihnen genauso abhängig war wie sie von ihm. Von nun an waren die Herrscher Gefangene ihrer eigenen Truppe, das Machtzentrum verlagerte sich auf die türkischen Offiziere und das Kalifat wurde zum Spielball der rivalisierenden Cliquen in der Generalität.
945 verlieren die Abasiden in Bagdad ihre Macht an den persischen Stamm der Bujiden, die nun die Leibgarde stellen und den Kalifen völlig von sich abhängig machen. Diese kriegerischen Nomaden sind Schiiten, die das Land rücksichtslos ausbeuten.
In seiner Not wendet sich der Kalif an einen Stamm der Qghuzen, die sich nach ihrem Anführer Seldschuk, Seldschuken nannten. (Seldschuk heißt wahrscheinlich nur Führer). Die hatten um 1000 Weideland am Aralsee bezogen, richteten jetzt aber ihre Wanderung in das zerfallende Abasiden-Reich. Im Osten des Iran hatten sie bereits ein Reich errichtet, nun zieht ein Nachfolger Seldschuks, Thurig-Bel, auf Drängen des Kalifen in Bagdad ein und vertreibt die Bujiden. Der Herrscher ernennt ihn zum Sultan, was damals so viel bedeutete wie „Stellvertreter des Kalifen“.
Der neue Stellvertreter wird sehr schnell der eigentliche Herrscher. Der Stamm der Seldschuken stellt nun Militär und Verwaltung. Das Reich ist formal riesig, es umfasst: Arabien, Syrien, Palästina, Irak, Iran, Ägypten und Nordafrika. Doch in Ägypten und in Syrien herrscht ein anderer Kalif, die Dynastie der Fatimiden, gegen die nun ein Feldzug geführt werden soll. Der Sohn von Thurig-Bel, Alp Aslan (=die Macht des Reiches, der Vater des Mutes Mohammed) soll dies richten.
Doch zuerst muss ein anderes Übel beendet werden. Die oghuzischen Turkmenen, Verwandte der Seldschuken, die am Westufer des Kaspischen Meeres in Aserbeidschan leben, fallen immer wieder in den Iran und in das byzantinische Anatolien ein. Sie verschleppen Bauern, legen Dörfer und Marktflecken in Schutt und Asche. Sie wollen kein neues Land besetzen, sondern nur rauben.
Auch in Byzanz will man diesem Spuk ein Ende machen. Dort regierte seit 1067 ein ehemaliger General, Ramonos Diogenes, der ein großes Heer bei Erzurum in Armenien sammelt. In die gleiche Gegend marschiert jetzt auch Alp Aslan mit seiner Armee. Obwohl es ursprünglich gegen die Plünderer gehen sollte, fühlen sich beide Herrscher durch den Aufmarsch der Soldaten bedroht und nun kommt es zwischen beiden zur Konfrontation.
Manzikert liegt im armenischen Bergland, nördlich des Van-See. Der Basileus schlägt in der Nähe des Sees sein Heerlager auf. Dorthin zieht es auch Alp Aslan, der allerdings das Pech hat, das seine irakischen Truppen flüchten. Die Byzantiner hören davon und glauben, der Moment zum Angriff wäre günstig und die Armee marschiert los.
Vorneweg ziehen plündernde Söldner unter dem Kommando von Roussel de Bailleul, ein Schotte an der Spitze fränkischer Söldner, die eine Spur der Verwüstung hinterlassen, den Ort Manzikert besetzen, niederbrennen und ausrauben.
Alp Aslan hat etwa zehn- bis fünfzehntausend Kurden und Turkmenen zur Verfügung, alles berittene Bogenschützen. Die Truppe der Byzantiner soll viel größer gewesen sein und besteht aus Griechen, Franken, Petschenegen, Georgiern, Russen und Alanen, Ritter, Fußsoldaten, Lanzenreiter und Bogenschützen, zum größten Teil Söldner. Sie haben viele Fahrzeuge bei sich mit hunderten von Kriegsmaschinen, die in der Steppe völlig nutzlos sind.
Am 16. August gerät die Streitmacht in einen Pfeilhagel der Turkmenen und muss sich verschanzen. Doch der Ort war vorher von Bailleul verwüstet worden und es gab keine Lebensmittel. Um solche zu besorgen, schwärmen die Soldaten aus und werden dabei vielfach von dem Gegnern getötet. Am anderen Tag greifen die Seldschuken an und reiten auf die Mitte des byzantinischen Heeres zu, wenden sich dann aber scheinbar zur Flucht. Die Byzantiner stürmen hinterher, geraten aber in eine Zange als sie von links und rechts angegriffen werden. Ihre Truppe löst sich in wilder Flucht auf und der Basileus selber gerät in Gefangenschaft. Der wird aber gegen ein Lösegeld wieder freigelassen. Der folgende Dialog wurde übermittelt:
Alp Arslan: „Was würdest du tun, wenn ich als Gefangener zu dir gebracht würde?“
Romanos: „Vielleicht hätte ich dich getötet oder dich in den Straßen Konstantinopels ausgestellt.“
Alp Arslan: „Meine Strafe ist weitaus härter. Ich vergebe dir und lasse dich frei.“
Zu Hause in Konstantinopel hat inzwischen Michael Dukas, ein Gegner des Kaisers, die Macht ergriffen. Er läßt den besiegten Romanos blenden und ins Gefängnis werfen, wo er ein Jahr später stirbt.
Byzanz verlor durch die Niederlage Anatolien, aber Alp Arslan zog sich wieder zurück. Die eigentlichen Gewinner waren die Turkstämme aus Aserbeidschan, die nun ungehindert nach Kleinasien einströmen konnten.