von Wallenstein » 11.04.2016, 15:15
Die religiöse Toleranz hatte, wie oben bereits erwähnt, vor allem pragmatische Zwecke. Die Hauptaufgabe des Staates war es, Reichtümer auszubeuten, nicht Untertanen zu bekehren. Für die herrschende Gruppe war es weitaus einträglicher, den Menschen vieler Religionen, Rassen und Sprachen zu gestatten, ihre Gebräuche, Traditionen und Gesetze innerhalb der millets zu bewahren, solange sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkamen.
Die Gesellschaft war geteilt in die kleine, herrschende Gruppe der Osmanlis und der großen Masse der raya (Herde des Sultans), zu denen alle anderen gehörten, auch die Moslems. Nicht-Moslems waren außerdem noch dimmis (Schutzbefohlene), die eine Sondersteuer zahlten, die sie vom Militärdienst befreite.
Jede millet besaß eine eigene Verwaltungsstruktur und religiöse Oberhäupter. Das Oberhaupt der muslimischen millet war der seyh ül-islam, Scheich des Islam, bei der jüdischen millet war es der Oberrabbiner, der Patriarch der griechisch-orthodoxen Kirche leitete die orthodoxe christliche millet. Formal waren alle millets gleich, doch die muslimische millet besaß Sonderrechte.
Jedes Mitglied der raya lebte in seiner eigenen strukturierten Welt und hatte mit der herrschenden Klasse der Osmanlis normalerweise nichts zu tun, denn die griffen nur selten in die Belange der millets ein. Hinzu kamen noch die weitgehend autonomen Gebiete der Drusen, Maroniten, Alawiten usw.
Die raya hatten die Osmanlis zu finanzieren. Christliche und moslemische Bauern zahlten Abgaben, Griechen, Juden und Armenier waren vorzugsweise mit Handel beschäftigt. Und immer kassierte der Staat. Es war für diesen zweckmäßig, sich nicht in die Belange der einzelnen Gruppen einzumischen.
Bei aller scheinbaren Harmonie, die nicht-muslimischen Gemeinschaften unterlagen einer Reihe von Diskriminierungen. Peter Scholl-Latour sprach deshalb einmal von „verächtlicher Toleranz“.
Wer den Orient kennt, noch heute kann man vielfach beobachten, dass die religiösen Gruppen und die verschiedenen Ethnien ihre eigenen Stadtviertel besitzen. Das hat mich auf meinen Reisen durch die orientalischen Länder immer fasziniert, diese Vielfalt der Kulturen.
Das Millet-System existiert nicht mehr, aber im Bewusstsein vieler Menschen ist es weiterhin präsent. Die Nachfolgestaaten des osmanischen Reiches hatten es schwer, bei den Bewohnern so etwas wie eine übergreifende Nationalität zu erzeugen. Im osmanischen Reich lebten die verschiedenen Gruppen weitgehend friedlich nebeneinander her, dafür sorgte notfalls der Staat. Heute bekriegen sie sich.
Die religiöse Toleranz hatte, wie oben bereits erwähnt, vor allem pragmatische Zwecke. Die Hauptaufgabe des Staates war es, Reichtümer auszubeuten, nicht Untertanen zu bekehren. Für die herrschende Gruppe war es weitaus einträglicher, den Menschen vieler Religionen, Rassen und Sprachen zu gestatten, ihre Gebräuche, Traditionen und Gesetze innerhalb der millets zu bewahren, solange sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkamen.
Die Gesellschaft war geteilt in die kleine, herrschende Gruppe der Osmanlis und der großen Masse der raya (Herde des Sultans), zu denen alle anderen gehörten, auch die Moslems. Nicht-Moslems waren außerdem noch dimmis (Schutzbefohlene), die eine Sondersteuer zahlten, die sie vom Militärdienst befreite.
Jede millet besaß eine eigene Verwaltungsstruktur und religiöse Oberhäupter. Das Oberhaupt der muslimischen millet war der seyh ül-islam, Scheich des Islam, bei der jüdischen millet war es der Oberrabbiner, der Patriarch der griechisch-orthodoxen Kirche leitete die orthodoxe christliche millet. Formal waren alle millets gleich, doch die muslimische millet besaß Sonderrechte.
Jedes Mitglied der raya lebte in seiner eigenen strukturierten Welt und hatte mit der herrschenden Klasse der Osmanlis normalerweise nichts zu tun, denn die griffen nur selten in die Belange der millets ein. Hinzu kamen noch die weitgehend autonomen Gebiete der Drusen, Maroniten, Alawiten usw.
Die raya hatten die Osmanlis zu finanzieren. Christliche und moslemische Bauern zahlten Abgaben, Griechen, Juden und Armenier waren vorzugsweise mit Handel beschäftigt. Und immer kassierte der Staat. Es war für diesen zweckmäßig, sich nicht in die Belange der einzelnen Gruppen einzumischen.
Bei aller scheinbaren Harmonie, die nicht-muslimischen Gemeinschaften unterlagen einer Reihe von Diskriminierungen. Peter Scholl-Latour sprach deshalb einmal von „verächtlicher Toleranz“.
Wer den Orient kennt, noch heute kann man vielfach beobachten, dass die religiösen Gruppen und die verschiedenen Ethnien ihre eigenen Stadtviertel besitzen. Das hat mich auf meinen Reisen durch die orientalischen Länder immer fasziniert, diese Vielfalt der Kulturen.
Das Millet-System existiert nicht mehr, aber im Bewusstsein vieler Menschen ist es weiterhin präsent. Die Nachfolgestaaten des osmanischen Reiches hatten es schwer, bei den Bewohnern so etwas wie eine übergreifende Nationalität zu erzeugen. Im osmanischen Reich lebten die verschiedenen Gruppen weitgehend friedlich nebeneinander her, dafür sorgte notfalls der Staat. Heute bekriegen sie sich.