von Ruaidhri » 10.03.2016, 12:55
Politisches Christentum gab es im Negativen wie im Positiven immer. Jesus war durchaus politisch.
Gern vergisst man, dass es Widerstand gegen die Nazis aus klar reliöser Sicht gab- in beiden Kirchen, und dass viele Politiker auch aus ihrem Glauben heraus gegen den braunen Terror antraten und ihr Leben ließen.
Aber klar haben wir in Deutschland immer noch ein politisches Christentum! Schon lange nicht mehr in der Kirche gewesen, Paul?
Nach Gründung der Bundesrepublik wurden ganz offen Wahlempfehlungen der Kanzel gepredigt. Mehr bei den Katholiken, aber auch in den evangelischen Kirchen war das üblich.
Wer hatte den die Lobby, als es um die Revision des §218 ging? Wer sitzt in Rundfunkräten?
Wie viele politisch- christliche Predigten ich gehört habe, als ich jeden Sonntag mit für musikalische Umrahmung der Gottesdienste sorgte, weiß ich nicht. Viele davon sehr gut, dahingehend, dass man gerade als Christ nicht alles geschehen lassen darf, was offensichtlich Unrecht ist.
In gewisser Weise muss verantwortungsvolles Christentum sogar politisch sein, auch aufbegehren gegen Ungerechtigkeit, Rassismus gegen Ausbeutung und soziale Kälte. Maulkorb-Erlass hätte nichts mit der freiheitlich- demokratischen Grundordnung zu tun, in der Meinungsfreiheit garantiert ist, so lange die sich auf dem Boden des GG bewegt.
Dass sich die Kirche(n) als Institutionen damit ihrerseits angreifbar machen, ist auch gut so.
Genau das muss dann logischerweise auch bedingungslos für den Islam gelten.
Wer sich auf Geschichte beruft, muss akzeptieren, dass es gewachsene historische Traditionen und Bezüge gibt, die zu diesem Land gehören, eben auch die beiden großen christlichen Konfessionen.
Schließt nicht aus, dass es Reformen geben muss, insbesondere die Kirchensteuer und die nach Proporz garantierte direkte Einflussnahme z.B. in den ör-r Medien betreffend.
Man kann sich über Religionsunterricht in den Schulen aufregen- oder mal in die Lehrpläne und den tatsächlichen Alltag schauen.
Nichts dagegen, wenn alle Schüler möglichst viel über alle Religionen erfahren, wenn diskutiert wird, denn wegixen lassen sich Religionen nie und nirgendwo.
Klar kann das umbenennen und unter anderem Namen Teilnahme dann für alle ! verpflichtend machen.
Selbstverständlich können Kigas, Kitas, Schulen, Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft stehen und dennoch aus Steuergeldern mitfinanziert werden. Unter der Bedingung, dass sie der öffentlichen Aufsicht unterstehen und eben nicht der Militarisierung und Aufruf zu neuen Glaubenskriegen dienen. Tun sie nicht, überdies ist die Aufnahme Konfessionsfremder und Konfessionsloser garantiert.
Genau das muss / müsste dann für muslimische Institutionen gelten: Sie unterstehen deutschem recht und deutscher behördlicher Aufsicht.
Personal hat deutsche Qualifikationen nachzuweisen. Oder Qualifikationen, die den deutschen nachweislich entsprechen.
Saudi- arbabisch bezahlte, geschlossene Gesellschaften darf es nicht geben, im Sinne der Gleichstellung schon nicht.
Es ist keine so einfach zu beantwortende Frage, wie Laiszismus in Deutschland aussehen soll, so konsequent wie Barbarossa oder der Zeitungsartkel das fordert, würden das sogar die eigentlich sonst saekularen Bürger, vornehmlich West, mehrheitlich dann wieder nicht wollen.
Es ist absolut vertretbar, dass die jüdischen Gemeinden und Institutionen vom Staat Geld erhalten und Synagogen von der Polizei geschützt werden.
Frankreich kann nur bedingt als Vorbild herangezogen werden, lässt sich nicht 1:1 übertragen.
Gehört der Islam nun auch zu Deutschland?
Wir können nunmal nicht daran vorbei, dass in unserem Land Millionen von Muslimen leben- ob nun praktizierend oder nicht.
Punkt 1: Die Muslime, die einen saekularisierten, mit unseren Werten vereinbaren Islam leben, sollte man doch bitte nicht dauernd derart beschimpfen, sie seien dazu sowieso nicht fähig. Woher sonst sollten denn Reform-Bewegungen kommen, wenn nicht aus diesen Kreisen ? Wenn man denn schon das Christliche im Abendland als Gegensatz zum Islam hernazieht, mache man sich mal damit vertraut, wie lange es brauchte, in den Ländern mit "Staatskirche" ( einst Schweden, Dänemark, heute Folkekirke, England etc) Reformen durchzusetzen. Nimmt man saekulare Prinzipien dazu, hat es ebenfalls lange gedauert, bis manches in den Hiren ankam.
Punkt 2:
Wenn der Islam zu Deutschland gehören soll, dann sind klare Toleranzgrenzen zu ziehen, wie sie letztlich auch für christliche Gemeinschaften gelten.
Nicht die Regeln des Korans , die für Intoleranz stehen, *gelten für das gesellschaftliche Zusammenleben, sondern die des GG und der daran geknüpften, mühsam erkämpften und durchgesetzten Werte.
Weltliche Gesetzgebung steht über jeder Religion. Immer.
Wo gegen das demokratische, pluralistische gesellschaftliche Modell gepredigt oder gar zum Umsturz aufgerufen wird, ist Ende der Religionsfreiheit, und zwar ohne langes Gemache wie bislang.
Glaubensgemeinschaften wie weltliche Zusammenschlüsse haben sich an das GG und die Normen und Werte dieser Gesellschaft und an Gesetze zu halten.
Dass in öffentlichen Diskussionen auch Standpunkte der Muslime zu allgemeinen ethischen Fragen vorgetragen werden sollen, darf wieder möglich sein.. Ich denke, Stellungsnahmen zu z.B. Fragen der Stammzellenforschung sollen Katholiken, Evangelen, Juden, Muslimen selbstverständlich erlaubt sein. Teil der Meinungsbildung, die ich lieber öffentlich sehe als hinter verschlossenen Türen.
Juden wie Muslime mussten- und das war auch gut so- durch die Diskussion um Beschneidung. Auch das ist mit Gleichstellung verbunden: Kritik ist zu ertragen, ohne gleich Juden- oder Islam-Feindlichkeit heraufzubeschwören.
Gehört der Islam zu Deutschland? Nur, wenn er sich anpasst und sich an unsere Regeln hält. Und wir den Teil der Spielreglen einhalten, der die saekularen Muslime akzeptiert.
Politisches Christentum gab es im Negativen wie im Positiven immer. Jesus war durchaus politisch.
Gern vergisst man, dass es Widerstand gegen die Nazis aus klar reliöser Sicht gab- in beiden Kirchen, und dass viele Politiker auch aus ihrem Glauben heraus gegen den braunen Terror antraten und ihr Leben ließen.
Aber klar haben wir in Deutschland immer noch ein politisches Christentum! Schon lange nicht mehr in der Kirche gewesen, Paul?
Nach Gründung der Bundesrepublik wurden ganz offen Wahlempfehlungen der Kanzel gepredigt. Mehr bei den Katholiken, aber auch in den evangelischen Kirchen war das üblich.
Wer hatte den die Lobby, als es um die Revision des §218 ging? Wer sitzt in Rundfunkräten?
Wie viele politisch- christliche Predigten ich gehört habe, als ich jeden Sonntag mit für musikalische Umrahmung der Gottesdienste sorgte, weiß ich nicht. Viele davon sehr gut, dahingehend, dass man gerade als Christ nicht alles geschehen lassen darf, was offensichtlich Unrecht ist.
In gewisser Weise muss verantwortungsvolles Christentum sogar politisch sein, auch aufbegehren gegen Ungerechtigkeit, Rassismus gegen Ausbeutung und soziale Kälte. Maulkorb-Erlass hätte nichts mit der freiheitlich- demokratischen Grundordnung zu tun, in der Meinungsfreiheit garantiert ist, so lange die sich auf dem Boden des GG bewegt.
Dass sich die Kirche(n) als Institutionen damit ihrerseits angreifbar machen, ist auch gut so.
Genau das muss dann logischerweise auch bedingungslos für den Islam gelten.
Wer sich auf Geschichte beruft, muss akzeptieren, dass es gewachsene historische Traditionen und Bezüge gibt, die zu diesem Land gehören, eben auch die beiden großen christlichen Konfessionen.
Schließt nicht aus, dass es Reformen geben muss, insbesondere die Kirchensteuer und die nach Proporz garantierte direkte Einflussnahme z.B. in den ör-r Medien betreffend.
Man kann sich über Religionsunterricht in den Schulen aufregen- oder mal in die Lehrpläne und den tatsächlichen Alltag schauen.
Nichts dagegen, wenn alle Schüler möglichst viel über alle Religionen erfahren, wenn diskutiert wird, denn wegixen lassen sich Religionen nie und nirgendwo.
Klar kann das umbenennen und unter anderem Namen Teilnahme dann für alle ! verpflichtend machen.
Selbstverständlich können Kigas, Kitas, Schulen, Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft stehen und dennoch aus Steuergeldern mitfinanziert werden. Unter der Bedingung, dass sie der öffentlichen Aufsicht unterstehen und eben nicht der Militarisierung und Aufruf zu neuen Glaubenskriegen dienen. Tun sie nicht, überdies ist die Aufnahme Konfessionsfremder und Konfessionsloser garantiert.
Genau das muss / müsste dann für muslimische Institutionen gelten: Sie unterstehen deutschem recht und deutscher behördlicher Aufsicht.
Personal hat deutsche Qualifikationen nachzuweisen. Oder Qualifikationen, die den deutschen nachweislich entsprechen.
Saudi- arbabisch bezahlte, geschlossene Gesellschaften darf es nicht geben, im Sinne der Gleichstellung schon nicht.
Es ist keine so einfach zu beantwortende Frage, wie Laiszismus in Deutschland aussehen soll, so konsequent wie Barbarossa oder der Zeitungsartkel das fordert, würden das sogar die eigentlich sonst saekularen Bürger, vornehmlich West, mehrheitlich dann wieder nicht wollen.
Es ist absolut vertretbar, dass die jüdischen Gemeinden und Institutionen vom Staat Geld erhalten und Synagogen von der Polizei geschützt werden.
Frankreich kann nur bedingt als Vorbild herangezogen werden, lässt sich nicht 1:1 übertragen.
Gehört der Islam nun auch zu Deutschland?
Wir können nunmal nicht daran vorbei, dass in unserem Land Millionen von Muslimen leben- ob nun praktizierend oder nicht.
Punkt 1: Die Muslime, die einen saekularisierten, mit unseren Werten vereinbaren Islam leben, sollte man doch bitte nicht dauernd derart beschimpfen, sie seien dazu sowieso nicht fähig. Woher sonst sollten denn Reform-Bewegungen kommen, wenn nicht aus diesen Kreisen ? Wenn man denn schon das Christliche im Abendland als Gegensatz zum Islam hernazieht, mache man sich mal damit vertraut, wie lange es brauchte, in den Ländern mit "Staatskirche" ( einst Schweden, Dänemark, heute Folkekirke, England etc) Reformen durchzusetzen. Nimmt man saekulare Prinzipien dazu, hat es ebenfalls lange gedauert, bis manches in den Hiren ankam.
Punkt 2:
Wenn der Islam zu Deutschland gehören soll, dann sind klare Toleranzgrenzen zu ziehen, wie sie letztlich auch für christliche Gemeinschaften gelten.
Nicht die Regeln des Korans , die für Intoleranz stehen, *gelten für das gesellschaftliche Zusammenleben, sondern die des GG und der daran geknüpften, mühsam erkämpften und durchgesetzten Werte.
Weltliche Gesetzgebung steht über jeder Religion. Immer.
Wo gegen das demokratische, pluralistische gesellschaftliche Modell gepredigt oder gar zum Umsturz aufgerufen wird, ist Ende der Religionsfreiheit, und zwar ohne langes Gemache wie bislang.
Glaubensgemeinschaften wie weltliche Zusammenschlüsse haben sich an das GG und die Normen und Werte dieser Gesellschaft und an Gesetze zu halten.
Dass in öffentlichen Diskussionen auch Standpunkte der Muslime zu allgemeinen ethischen Fragen vorgetragen werden sollen, darf wieder möglich sein.. Ich denke, Stellungsnahmen zu z.B. Fragen der Stammzellenforschung sollen Katholiken, Evangelen, Juden, Muslimen selbstverständlich erlaubt sein. Teil der Meinungsbildung, die ich lieber öffentlich sehe als hinter verschlossenen Türen.
Juden wie Muslime mussten- und das war auch gut so- durch die Diskussion um Beschneidung. Auch das ist mit Gleichstellung verbunden: Kritik ist zu ertragen, ohne gleich Juden- oder Islam-Feindlichkeit heraufzubeschwören.
Gehört der Islam zu Deutschland? Nur, wenn er sich anpasst und sich an unsere Regeln hält. Und wir den Teil der Spielreglen einhalten, der die saekularen Muslime akzeptiert.