von Wallenstein » 16.12.2015, 14:01
Ich weiß nicht, ob jemand in den vergangenen Jahren in Venezuela gewesen ist, ich selber kenne das Land nur aus der Zeit vor Chavez.
In dem Land leben etwas über 30 Millionen Menschen, die Hälfte sind Mestizen, fast die andere Hälfte besteht aus Nachkommen europäischer Einwanderer, daneben gibt es noch einen größeren Anteil Bewohner afrikanischer Herkunft (viele davon in Caracas) und Reste indigener Völker im Landesinneren.
Die Hauptstadt Caracas ist ein riesiger, im Zentrum sehr moderner, aber gesichtsloser Moloch, eine im Grunde ziemlich hässliche Stadt ohne Atmosphäre. Ständig droht der Verkehrsinfarkt, zahllose amerikanische Straßenkreuzer, oft älterer Bauart, quälen sich durch die Straßen und verpesten die Luft. Benzin wurde praktisch verschenkt und stand unbegrenzt zur Verfügung. Am Rande von Caracas liegen auf Hügeln verstreut die riesigen Slumgebiete (Bariadas), absolute No-Go-Gebiete, in die man sich auf keinen Fall verirren sollte. Überhaupt breitete sich die Kriminalität, wie auch in anderen Städten Lateinamerikas, wie ein Krebsgeschwür immer weiter aus. Die Polizei ist korrupt und desinteressiert, 90% aller Verbrechen werden nicht aufgeklärt. Unter Chavez nahm die Kriminalität noch einmal gewaltig zu. Neben der wirtschaftlichen Tristesse war es vor allem die sich ausbreitende Anarchie und die allgemeine Gesetzlosigkeit, die die Wähler zu den Konservativen trieb. Schon damals war die Stadt außerordentlich gefährlich gewesen.
Venezuela hat große Naturschönheiten, wie die Urwälder am Orinoco im Süden, das Hochland von Guayana mit den Tafelbergen im Osten und die riesigen Graslandschaften (Llanos) im Westen des Landes. Leider sind viele dieser Attraktionen oft nur schwer zu erreichen und das Land ist nicht auf Tourismus eingestellt. Besitzt man kein Geld für Luxushotels, muss man in eher zwielichtigen Kaschemmen übernachten.
Die Bewohner auf dem Lande machen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Die Männer sehen alle so aus, als würden sie in einem Hollywood-Western mitspielen. Große, in das Gesicht gezogene Cowboyhüte, Bartstoppel im Gesicht, altertümliche Gewehre mit Patronengürtel oder Macheten, hohe Cowboystiefel, das erinnerte mich an Django, sein Gesangsbuch war der Colt. Und in einem Ort fragte mich doch tatsächlich jemand, ob ich ihm meinen Revolver zeigen könnte und war ganz erstaunt, als ich ihm sagte, ich hätte keinen.
Seit dem Ende der Militärdiktatur 1958 ist Venezuela offiziell eine Demokratie, was aber in Südamerika nicht viel zu bedeuten hat. Überall wimmelte es von Soldaten, Überlandbusse wurden ständig gestoppt und durchsucht, auf der Straße hielten einen Militärpatrouillen willkürlich an, verlangten Papiere und durchsuchten mich.
In dem Land gibt es seit 1958 zwei Parteien, die konservativen Christdemokraten (COPEI) und die Sozialdemokraten. Die Konservativen stellten die Präsidenten. Bekannt ist Perez (Regierungszeit 1974- 1979 und 1989-1994). In seiner zweiten Regierungszeit endete das Land im Wirtschaftschaos, Venezuela meldete Staatsbankrott an und der IWF sprang ein. Horrende Inflation, Arbeitslosigkeit und Hungerrevolten beendeten schließlich das Regime. Die riesigen Einnahmen aus dem Öl waren alle in dunklen Quellen versickert. Der Nachfolger Caldera 1994-1998 übernahm einen Trümmerhaufen, konnte weder die Inflation noch die Staatsverschuldung in den Griff kriegen. Deshalb konnte 1998 Chavez mit seiner neuen Partei, in der sich alle Unzufriedenen sammelten, die Wahl gewinnen. Doch auch er hat nichts erreicht.
Nun werden wieder die Konservativen regieren. Die haben sich aber in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das Land in den Ruin getrieben. Die Zukunft sieht nicht unbedingt rosig aus.
Ich weiß nicht, ob jemand in den vergangenen Jahren in Venezuela gewesen ist, ich selber kenne das Land nur aus der Zeit vor Chavez.
In dem Land leben etwas über 30 Millionen Menschen, die Hälfte sind Mestizen, fast die andere Hälfte besteht aus Nachkommen europäischer Einwanderer, daneben gibt es noch einen größeren Anteil Bewohner afrikanischer Herkunft (viele davon in Caracas) und Reste indigener Völker im Landesinneren.
Die Hauptstadt Caracas ist ein riesiger, im Zentrum sehr moderner, aber gesichtsloser Moloch, eine im Grunde ziemlich hässliche Stadt ohne Atmosphäre. Ständig droht der Verkehrsinfarkt, zahllose amerikanische Straßenkreuzer, oft älterer Bauart, quälen sich durch die Straßen und verpesten die Luft. Benzin wurde praktisch verschenkt und stand unbegrenzt zur Verfügung. Am Rande von Caracas liegen auf Hügeln verstreut die riesigen Slumgebiete (Bariadas), absolute No-Go-Gebiete, in die man sich auf keinen Fall verirren sollte. Überhaupt breitete sich die Kriminalität, wie auch in anderen Städten Lateinamerikas, wie ein Krebsgeschwür immer weiter aus. Die Polizei ist korrupt und desinteressiert, 90% aller Verbrechen werden nicht aufgeklärt. Unter Chavez nahm die Kriminalität noch einmal gewaltig zu. Neben der wirtschaftlichen Tristesse war es vor allem die sich ausbreitende Anarchie und die allgemeine Gesetzlosigkeit, die die Wähler zu den Konservativen trieb. Schon damals war die Stadt außerordentlich gefährlich gewesen.
Venezuela hat große Naturschönheiten, wie die Urwälder am Orinoco im Süden, das Hochland von Guayana mit den Tafelbergen im Osten und die riesigen Graslandschaften (Llanos) im Westen des Landes. Leider sind viele dieser Attraktionen oft nur schwer zu erreichen und das Land ist nicht auf Tourismus eingestellt. Besitzt man kein Geld für Luxushotels, muss man in eher zwielichtigen Kaschemmen übernachten.
Die Bewohner auf dem Lande machen keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Die Männer sehen alle so aus, als würden sie in einem Hollywood-Western mitspielen. Große, in das Gesicht gezogene Cowboyhüte, Bartstoppel im Gesicht, altertümliche Gewehre mit Patronengürtel oder Macheten, hohe Cowboystiefel, das erinnerte mich an Django, sein Gesangsbuch war der Colt. Und in einem Ort fragte mich doch tatsächlich jemand, ob ich ihm meinen Revolver zeigen könnte und war ganz erstaunt, als ich ihm sagte, ich hätte keinen.
Seit dem Ende der Militärdiktatur 1958 ist Venezuela offiziell eine Demokratie, was aber in Südamerika nicht viel zu bedeuten hat. Überall wimmelte es von Soldaten, Überlandbusse wurden ständig gestoppt und durchsucht, auf der Straße hielten einen Militärpatrouillen willkürlich an, verlangten Papiere und durchsuchten mich.
In dem Land gibt es seit 1958 zwei Parteien, die konservativen Christdemokraten (COPEI) und die Sozialdemokraten. Die Konservativen stellten die Präsidenten. Bekannt ist Perez (Regierungszeit 1974- 1979 und 1989-1994). In seiner zweiten Regierungszeit endete das Land im Wirtschaftschaos, Venezuela meldete Staatsbankrott an und der IWF sprang ein. Horrende Inflation, Arbeitslosigkeit und Hungerrevolten beendeten schließlich das Regime. Die riesigen Einnahmen aus dem Öl waren alle in dunklen Quellen versickert. Der Nachfolger Caldera 1994-1998 übernahm einen Trümmerhaufen, konnte weder die Inflation noch die Staatsverschuldung in den Griff kriegen. Deshalb konnte 1998 Chavez mit seiner neuen Partei, in der sich alle Unzufriedenen sammelten, die Wahl gewinnen. Doch auch er hat nichts erreicht.
Nun werden wieder die Konservativen regieren. Die haben sich aber in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert und das Land in den Ruin getrieben. Die Zukunft sieht nicht unbedingt rosig aus.