Allerdings bei Menschen im Alter von Genscher oder Helmut Schmidt würde das wahrscheinlich ganz anders ausfallen, da sie noch ein einheitliches Deutschland bewusst erlebt haben - wenn auch im Krieg.
Sichrlich ist das so. Und just an dem Punkt kamen viele jüngere in Kollision mit dem einstigen Idol Willy Brandt. Irgendwie hatten wir das nicht mehr auf dem Schirm, auch nicht, während wir mit Respekt und Bewunderung sahen, was passierte. (Mein Bruder live in Berlin.)
Meine Mutter, Jahrgang 1917, war sicherlich erfreut, dass ihr da drüben nun befreit war, aber eine Wiedervereinigung? Ne, auch nicht so das erste, was sie spontan sah und wollte.
So hat jeder seine ganz eigene Sicht auf die Dinge.
Sicherlich, und ausweichlich, statisch gesehen, als Momentaufnahmen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Aneinander gereiht, bis heute, ergibt sich daraus bei den meisten doch eine Dynamik, eine Art Film.
Aber - ich sage mal als Hobbyhistoriker - finde ich es schon erstaunlich, dass eine 40-jährige Teilung (eigentlich ja nur ein halbes Menschenleben) einen doch relativ großen Teil der Gesellschaft eines Landes derart nachhaltig spalten kann.
So überraschend ist das nicht, wenn ich den markierten Teil auf beide Staaten beziehe: Es waren zwei Gesellschaften, nicht eine, die völlig verschiedene Wege gingen, mit sehr vershiedenem Alltag.
Beziehe ich ich ihn jeweils auf die DDR oder die BRD-Gesellschaft:
Im Osten war es die jüngere Generation, die vielleicht eher einen anderen Staat als die Wiedervereinigung wollte?
Wann tauchte "Wir sind ein Volk!" auf? Und wo? Im Osten skandiert, nicht in wesdeutschen Städten.
Die älteren Jahrgänge, die nicht an der DDR hingen, waren bei dem Thema Wiedervereinigung vielleicht emotionaler, so ähnlich wie Brandt und Co, die ich nicht verstand in ihrer Wiedervereinigungseuphorie.
Euphorie, Freude, dass die Diktatur drüben für Euch beendet war: Aber ja doch, aber "Ihr wart eben Ihr in Eurem nun befreiten Staat" so ein " wir" blieb vielen fremd.
Ich hatte den Artkel an anderem Ort verlinkt, hier aber auch nochmal:
http://www.shz.de/nachrichten/deutschla ... 64311.html
Zitat:
"Einzige ernsthafte Alternative wäre der 9. Oktober gewesen – jener Tag, an dem in Leipzig 70 000 Menschen gegen das SED-Regime demonstrierten. Dieser Tag gilt als Wendepunkt der friedlichen Revolution. Aber, so konstatiert Calabretta, dieser Tag fand nicht genug Zustimmung, um sich gegen den 3. Oktober durchzusetzen. „Dies lag vor allem daran, dass man den Eindruck hatte, die Bürger Westdeutschlands seien durch dieses Datum nicht ausreichend repräsentiert.“ So gilt der Historikerin nun der 3. Oktober als „ein Tag, an dem sich Staatsmänner und politische Elite selbst feiern, ohne dabei das Volk allzu sehr mit einzubeziehen“.
Genau dieser Vorwurf – das Volk werde in wesentliche Entscheidungen nicht allzu sehr einbezogen – schlägt Politik wie Medien seit Monaten mit außergewöhnlicher Vehemenz entgegen. Daran ist nicht der willkürliche Nationalfeiertag schuld, doch dieser Diskurs steht symbolisch für ein generelles Missverständnis: So wie die friedliche Revolution im Wesentlichen das Werk einer engagierten Minderheit war, das von der passiven Mehrheit quasi aus der Balkon-Perspektive verfolgt wurde, so haben sich die politischen Eliten womöglich auch etwas vorgemacht über den Grad der Akzeptanz der Wiedervereinigung in allen ihren Konsequenzen im Westen sowie über den Grad der Akzeptanz der freiheitlich demokratischen Grundordnung im Osten."
Ganz subjektiv kann man sich manchmal in der Zeit zwischen dem 3.Oktober und 9. November als gebürtiger Westdeutscher als nicht real existierend fühlen, als restlos unbedeutend für diese Republik, denn Nazis gab es nur bei uns, und das bekommen wir auch gern im TV mitgeteilt,-und Helden nur in der DDR in jenen Wochen des Herbstes 1989.
Wo sind die 40 Jahre West?
[quote]Allerdings bei Menschen im Alter von Genscher oder Helmut Schmidt würde das wahrscheinlich ganz anders ausfallen, da sie noch ein einheitliches Deutschland bewusst erlebt haben - wenn auch im Krieg. [/quote]
Sichrlich ist das so. Und just an dem Punkt kamen viele jüngere in Kollision mit dem einstigen Idol Willy Brandt. Irgendwie hatten wir das nicht mehr auf dem Schirm, auch nicht, während wir mit Respekt und Bewunderung sahen, was passierte. (Mein Bruder live in Berlin.)
Meine Mutter, Jahrgang 1917, war sicherlich erfreut, dass ihr da drüben nun befreit war, aber eine Wiedervereinigung? Ne, auch nicht so das erste, was sie spontan sah und wollte.
[quote] So hat jeder seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. [/quote]
Sicherlich, und ausweichlich, statisch gesehen, als Momentaufnahmen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Aneinander gereiht, bis heute, ergibt sich daraus bei den meisten doch eine Dynamik, eine Art Film.
[quote]Aber - ich sage mal als Hobbyhistoriker - finde ich es schon erstaunlich, dass eine 40-jährige Teilung (eigentlich ja nur ein halbes Menschenleben) [color=#0000BF]einen doch relativ großen Teil der Gesellschaft eines Landes derart nachhaltig spalten kann.[/color][/quote]
So überraschend ist das nicht, wenn ich den markierten Teil auf beide Staaten beziehe: Es waren zwei Gesellschaften, nicht eine, die völlig verschiedene Wege gingen, mit sehr vershiedenem Alltag.
Beziehe ich ich ihn jeweils auf die DDR oder die BRD-Gesellschaft:
Im Osten war es die jüngere Generation, die vielleicht eher einen anderen Staat als die Wiedervereinigung wollte?
Wann tauchte "Wir sind ein Volk!" auf? Und wo? Im Osten skandiert, nicht in wesdeutschen Städten.
Die älteren Jahrgänge, die nicht an der DDR hingen, waren bei dem Thema Wiedervereinigung vielleicht emotionaler, so ähnlich wie Brandt und Co, die ich nicht verstand in ihrer Wiedervereinigungseuphorie.
Euphorie, Freude, dass die Diktatur drüben für Euch beendet war: Aber ja doch, aber "Ihr wart eben Ihr in Eurem nun befreiten Staat" so ein " wir" blieb vielen fremd.
Ich hatte den Artkel an anderem Ort verlinkt, hier aber auch nochmal:
http://www.shz.de/nachrichten/deutschland-welt/politik/der-tag-der-deutschen-oder-doch-nicht-id10864311.html
Zitat:
"Einzige ernsthafte Alternative wäre der 9. Oktober gewesen – jener Tag, an dem in Leipzig 70 000 Menschen gegen das SED-Regime demonstrierten. Dieser Tag gilt als Wendepunkt der friedlichen Revolution. Aber, so konstatiert Calabretta, dieser Tag fand nicht genug Zustimmung, um sich gegen den 3. Oktober durchzusetzen. „Dies lag vor allem daran, dass man den Eindruck hatte, die Bürger Westdeutschlands seien durch dieses Datum nicht ausreichend repräsentiert.“ So gilt der Historikerin nun der 3. Oktober als „ein Tag, an dem sich Staatsmänner und politische Elite selbst feiern, ohne dabei das Volk allzu sehr mit einzubeziehen“.
Genau dieser Vorwurf – das Volk werde in wesentliche Entscheidungen nicht allzu sehr einbezogen – schlägt Politik wie Medien seit Monaten mit außergewöhnlicher Vehemenz entgegen. Daran ist nicht der willkürliche Nationalfeiertag schuld, doch dieser Diskurs steht symbolisch für ein generelles Missverständnis: So wie die friedliche Revolution im Wesentlichen das Werk einer engagierten Minderheit war, das von der passiven Mehrheit quasi aus der Balkon-Perspektive verfolgt wurde, so haben sich die politischen Eliten womöglich auch etwas vorgemacht über den Grad der Akzeptanz der Wiedervereinigung in allen ihren Konsequenzen im Westen sowie über den Grad der Akzeptanz der freiheitlich demokratischen Grundordnung im Osten."
Ganz subjektiv kann man sich manchmal in der Zeit zwischen dem 3.Oktober und 9. November als gebürtiger Westdeutscher als nicht real existierend fühlen, als restlos unbedeutend für diese Republik, denn Nazis gab es nur bei uns, und das bekommen wir auch gern im TV mitgeteilt,-und Helden nur in der DDR in jenen Wochen des Herbstes 1989.
Wo sind die 40 Jahre West?