Menander hat geschrieben:Peppone schrieb: "Die Etrusker waren große Kopierer"
nun...dem möchte ich widersprechen! dass der einfluss, den die etrusker auf rom nicht zu übersehen ist (...)
Rom steht doch gar nicht zur Debatte! Rom war ursprünglich eine etruskische Stadt, das steht fest. Kein Wunder also, wenn die Etrusker hier Spuren hinterlassen haben, von der Wahrsagerei über religiöse und politische Symbole (der rote Mantel der Imperatoren z.B. oder die Liktoren) bis zur Tempel- und Stadtarchitektur...
Der klassische etruskische Tempel war eine "Eigenproduktion", das ist richtig, es gibt aber auch viele etruskische Tempel, die sich eindeutig an griechische Vorbilder anlehnen. Die etruskische Religion und die Gesellschaftsordnung mit der - für Griechen empörenden - starken Rolle der Frau ist ebenfalls genuin etruskisch.
Die Sprache sowieso.
Was aber die Kunst angeht, da ist schon bei der Entwicklungsphase das Vorbild aus Anatolien und Phönizien/Karthago unverkennbar. Ist eigentlich auch kein Wunder: Phokaia und Milet waren unter den ersten Städten, die die sog. "griechische Kolonisation" einleiteten, Marseille ist eine phokäische Gründung. Auf Pithekoussai (Ischia) gründeten Griechen und Phönizier gemeinsam eine Handelsniederlassung, um von den Etruskern das begehrte Eisen zu erhandeln. Zufällig beginnt mit dieser Zeit auch die Entwicklung der etruskischen Kultur, die die Villanova-Kultur ablöste.
Wer auf Wikipedia die folgenden etruskischen Kulturperioden nachliest, stößt darauf:
"- Archaische etruskische Kunst (650 bis 500 v. Chr.): starker Einfluss der ionischen und korinthischen Kultur. Eine Reihe griechischer Künstler und Handwerker sind in Etrurien nachweisbar.
- Blütezeit (500 bis 300 v. Chr.): Der griechische Einfluss war sehr groß, in klassischer wie auch in hellenistischer Zeit. Die Kunst erlebte ihre Blütephase trotz des langsamen wirtschaftlichen und politischen Niedergangs.
- Spätzeit (300 bis 100 v. Chr.): Man kann von einem Dialekt des Hellenismus sprechen. Der etruskische Charakter ging im Hellenismus auf."
Immer wird also betont, dass die griechische Kultur großen Einfluss hatte. Wer sich Töpfereien der Etrusker anschaut, dem müssen die Parallelen zu gleichzeitigen griechischen Vasen etc. auffallen; die Etrusker haben die griechischen Vorbilder aber nicht einfach kopiert, sondern sie verändert, teilweise dem eigenen Geschmack entsprechend, teilweise aber auch gezielt auf den griechischen Geschmack abgestimmt. In Griechenland waren zeitweise etruskische Vasen beliebter als solche aus griechischer Produktion!
Ich möchte die Etrusker damit gar nicht herabwürdigen, im Gegenteil: Wer Dinge so gut zu kopieren weiß, dass sie erstens nahtlos ins eigene Kultursystem einzugliedern sind und zweitens im Ursprungsland der kopierten Waren beliebter sind als die "Originale", der hat Großartiges vollbracht. (Vergleiche mit den Japanern sind nicht unangebracht...)
Im Übrigen sei noch einmal betont: Die Etrusker haben nicht nur kopiert, sie haben die griechischen Vorbilder weiter entwickelt. Kunsthistoriker sind oft der Meinung, die etruskische "Version" sei künstlerisch oft höher stehender als das griechische "Original"...
Beppe