von Orianne » 09.10.2014, 15:03
Die grossbürgerliche Kindheit der sprachbegabten und intelligenten Hannelore, Jahrgang 1933, endet jäh mit dem Krieg. Die Geburtsstadt Leipzig liegt in Trümmern, ebenso die Karriere des Vaters, Nazi aus tiefster Überzeugung, Direktor eines großen Rüstungskonzerns. Mit zwölf Jahren, so Heribert Schwan, wird Hannelore Kohl von einem russischen Soldaten vergewaltigt. Ihre Spielfreundin Rena Krebs wohnte im gleichen Haus. Sie ist mit Hannelore Kohl bis zu deren Tod eng befreundet. Der Selbstmord der alten Freundin kommt nicht wirklich überraschend. "Mir war nichts mehr eingefallen, womit ich sie trösten oder unterstützen konnte", sagt Rena Krebs. "Das, was mir eingefallen war, hatte ich alles gesagt oder versucht zu veranlassen. Die Telefongespräche waren relativ kurz. Sie erkundigte sich nach mir. Sie war eine fürsorgliche Freundin. Und wenn ich sagte, 'Wie geht es Dir?', sagte sie nur: "Frag nicht. Frag nicht'."
Die Familienidylle, gerne demonstriert, wenn Fernsehteams für eine Homestory im Wahlkampf anrücken, ist trügerisch. Kaum mehr als Fassade, Hannelore Kohl hält all das am Ende offenkundig nicht mehr aus. "Hannelores beste Freundinnen haben schon sehr früh gesagt: 'Mach dich nicht kaputt", so Heribert Schwan. "Dieses Leben an der Seite dieses Mannes, dieses Kanzlers der Einheit, hältst du nicht aus. Es gibt nur einen Weg, um befreit zu werden. Das ist die Scheidung.'" Aber nach außen demonstriert sie - diszpliniert, hart gegen sich - immer wieder die Einheit der Eheleute: unverbrüchliche Solidarität mit ihrem Mann.
"Hannelore ist nicht der Mensch, der auch einer nahen Freundin gegenüber über ihren Mann gejammert hat", erinnert sich Rena Krebs. "Wenn sie ein paar Stunden bei uns zu Besuch war, sagte sie: 'Jetzt muss ich wieder gehen. Es erinnert mich hier auch vieles an das, was ich nicht habe.'" Oggersheim wird zur Chiffre der Einsamkeit. Der Mann macht Karriere in Bonn und Berlin. Hannelore bleibt in der Pfalz mit den Söhnen zurück. Helmut Kohl ist bald nur noch Gast im eigenen Haus, zieht seine Frau nur noch selten ins Vertrauen. Die Konsequenzen seiner Handlungen aber - so das Buch - muss sie mittragen. "Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Hannelore Kohl letztendlich im Juli 2001 umgebracht hat", sagt Heribert Schwan. "Der Hauptgrund zu diesem Zeitpunkt war die Spendenaffäre. Die Spendenaffäre hat Hannelore Kohl wirklich an den Rand des Wahnsinns gebracht."
Das hat sie absolut runtergerissen, mitgenommen", berichtet Rena Krebs. "Da kam sie eigens hierher: 'Was denkt Ihr?' Sie hat erzählt, dass man vor ihr ausspuckt." Und Heribert Schwan ergänzt:
"Es gibt ein Todesopfer der Spendenaffäre und das ist Hannelore Kohl." Sie bittet ihren Mann inständig, die Namen der Parteispender zu nennen - dies hat sie Schwan anvertraut. Doch Kohl schweigt trotzig. Hannelore Kohl sieht für sich keinen Ausweg. Sie erträgt die Isolation, die Ausgrenzung, die Anfeindungen nicht mehr, die Wunden, die nicht vernarben wollen, die Verletzungen, die sie auch in ihrer Ehe erfährt.
"Sie war einsam", sagt Heribert Schwan. "Sie war allein, verlassen von ihrem Mann, verlassen von ihren Söhnen. Hannelore Kohl hat gewusst, dass Helmut Kohl eine Beziehung hatte damals in Berlin. Hannelore Kohl war zutiefst gekränkt und verletzt, nicht zuletzt, weil diese Frau viel jünger war als sie, die krank darniederlag." Helmut Kohl hat diese Frau später geheiratet. Maike Kohl-Richter kommt nicht gut weg in diesem Buch. Die neue Gattin setzt, wie wir bei der Lektüre erfahren, viel daran, das Andenken an ihre Vorgängerin und deren Engagement für Hirnverletzte auszulöschen. "Ich fand es einfach ungerecht, wie sehr das Bild der Hannelore Kohl verblasste, wie sehr versucht wurde, die Erinnerung an diese Frau zu zerstören", sagt Heribert Schwan. Gerade diese - mag sein - streitbare Parteinahme macht diese Biografie so überzeugend. Sie bringt uns ein beinahe schon vergessenes Leben nahe: die traurige, durchaus exemplarische Vita einer gerne unterschätzten Frau.
Zuletzt war es ein Leben im Dunkeln. Sie hat sich abgeschottet, hinter Jalousien verschanzt, kein Licht mehr ertragen, gegen Licht war Hannelore Kohl, wie es hiess, seit einer fatalen Penicillin-Einnahme allergisch. Mehr als 30 Jahre im Rampenlicht, und doch meist nur als Schatten an Helmut Kohls Seite waren genug. Am 5. Juli 2001 setzt sie ihrem Leid im Oggersheimer Bungalow ein Ende.
In Heribert Schwans Biografie gerät so manche Legende ins Wanken. "
Objektiv gesehen, hatte sie keine Lichtallergie", sagt Schwan. "Sie hatte eine andere Krankheit. Sie war in hohem Maße depressiv. Sie war auch von Tabletten abhängig - zum großen Teil. Sie wollte aber keine Hilfe von Psychotherapeuten haben. Sie wollte kein Licht in ihre Seele hineinlassen."
Quelle: Aus der Biographie von Heribert Schwan, damals war noch kein Streit zwischen ihm und Helumt Kohl
http://www.youtube.com/watch?v=wmNzUc4b ... NzUc4bu3A)
Die grossbürgerliche Kindheit der sprachbegabten und intelligenten Hannelore, Jahrgang 1933, endet jäh mit dem Krieg. Die Geburtsstadt Leipzig liegt in Trümmern, ebenso die Karriere des Vaters, Nazi aus tiefster Überzeugung, Direktor eines großen Rüstungskonzerns. Mit zwölf Jahren, so Heribert Schwan, wird Hannelore Kohl von einem russischen Soldaten vergewaltigt. Ihre Spielfreundin Rena Krebs wohnte im gleichen Haus. Sie ist mit Hannelore Kohl bis zu deren Tod eng befreundet. Der Selbstmord der alten Freundin kommt nicht wirklich überraschend. "Mir war nichts mehr eingefallen, womit ich sie trösten oder unterstützen konnte", sagt Rena Krebs. "Das, was mir eingefallen war, hatte ich alles gesagt oder versucht zu veranlassen. Die Telefongespräche waren relativ kurz. Sie erkundigte sich nach mir. Sie war eine fürsorgliche Freundin. Und wenn ich sagte, 'Wie geht es Dir?', sagte sie nur: "Frag nicht. Frag nicht'."
Die Familienidylle, gerne demonstriert, wenn Fernsehteams für eine Homestory im Wahlkampf anrücken, ist trügerisch. Kaum mehr als Fassade, Hannelore Kohl hält all das am Ende offenkundig nicht mehr aus. "Hannelores beste Freundinnen haben schon sehr früh gesagt: 'Mach dich nicht kaputt", so Heribert Schwan. "Dieses Leben an der Seite dieses Mannes, dieses Kanzlers der Einheit, hältst du nicht aus. Es gibt nur einen Weg, um befreit zu werden. Das ist die Scheidung.'" Aber nach außen demonstriert sie - diszpliniert, hart gegen sich - immer wieder die Einheit der Eheleute: unverbrüchliche Solidarität mit ihrem Mann.
"Hannelore ist nicht der Mensch, der auch einer nahen Freundin gegenüber über ihren Mann gejammert hat", erinnert sich Rena Krebs. "Wenn sie ein paar Stunden bei uns zu Besuch war, sagte sie: 'Jetzt muss ich wieder gehen. Es erinnert mich hier auch vieles an das, was ich nicht habe.'" Oggersheim wird zur Chiffre der Einsamkeit. Der Mann macht Karriere in Bonn und Berlin. Hannelore bleibt in der Pfalz mit den Söhnen zurück. Helmut Kohl ist bald nur noch Gast im eigenen Haus, zieht seine Frau nur noch selten ins Vertrauen. Die Konsequenzen seiner Handlungen aber - so das Buch - muss sie mittragen. "Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Hannelore Kohl letztendlich im Juli 2001 umgebracht hat", sagt Heribert Schwan. "Der Hauptgrund zu diesem Zeitpunkt war die Spendenaffäre. Die Spendenaffäre hat Hannelore Kohl wirklich an den Rand des Wahnsinns gebracht."
Das hat sie absolut runtergerissen, mitgenommen", berichtet Rena Krebs. "Da kam sie eigens hierher: 'Was denkt Ihr?' Sie hat erzählt, dass man vor ihr ausspuckt." Und Heribert Schwan ergänzt: [i]"Es gibt ein Todesopfer der Spendenaffäre und das ist Hannelore Kohl." Sie bittet ihren Mann inständig, die Namen der Parteispender zu nennen - dies hat sie Schwan anvertraut. Doch Kohl schweigt trotzig. Hannelore Kohl sieht für sich keinen Ausweg. Sie erträgt die Isolation, die Ausgrenzung, die Anfeindungen nicht mehr, die Wunden, die nicht vernarben wollen, die Verletzungen, die sie auch in ihrer Ehe erfährt.[/i]
"Sie war einsam", sagt Heribert Schwan. "Sie war allein, verlassen von ihrem Mann, verlassen von ihren Söhnen. Hannelore Kohl hat gewusst, dass Helmut Kohl eine Beziehung hatte damals in Berlin. Hannelore Kohl war zutiefst gekränkt und verletzt, nicht zuletzt, weil diese Frau viel jünger war als sie, die krank darniederlag." Helmut Kohl hat diese Frau später geheiratet. Maike Kohl-Richter kommt nicht gut weg in diesem Buch. Die neue Gattin setzt, wie wir bei der Lektüre erfahren, viel daran, das Andenken an ihre Vorgängerin und deren Engagement für Hirnverletzte auszulöschen. "Ich fand es einfach ungerecht, wie sehr das Bild der Hannelore Kohl verblasste, wie sehr versucht wurde, die Erinnerung an diese Frau zu zerstören", sagt Heribert Schwan. Gerade diese - mag sein - streitbare Parteinahme macht diese Biografie so überzeugend. Sie bringt uns ein beinahe schon vergessenes Leben nahe: die traurige, durchaus exemplarische Vita einer gerne unterschätzten Frau.
Zuletzt war es ein Leben im Dunkeln. Sie hat sich abgeschottet, hinter Jalousien verschanzt, kein Licht mehr ertragen, gegen Licht war Hannelore Kohl, wie es hiess, seit einer fatalen Penicillin-Einnahme allergisch. Mehr als 30 Jahre im Rampenlicht, und doch meist nur als Schatten an Helmut Kohls Seite waren genug. Am 5. Juli 2001 setzt sie ihrem Leid im Oggersheimer Bungalow ein Ende.
In Heribert Schwans Biografie gerät so manche Legende ins Wanken. "[i]Objektiv gesehen, hatte sie keine Lichtallergie", sagt Schwan. "Sie hatte eine andere Krankheit. Sie war in hohem Maße depressiv.[/i] Sie war auch von Tabletten abhängig - zum großen Teil. Sie wollte aber keine Hilfe von Psychotherapeuten haben. Sie wollte kein Licht in ihre Seele hineinlassen."
Quelle: Aus der Biographie von Heribert Schwan, damals war noch kein Streit zwischen ihm und Helumt Kohl
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