von ehemaliger Autor K. » 01.10.2014, 12:04
Barbarossa hat geschrieben:Und Canberra/Australien nicht zu vergessen.
Woran das liegt, dass Politiker so vieler Länder kleine Provinznester fernab der Metropolen als Regierungssitz wählen, kann man eigentlich nur spekulieren. Ein Phenomen ist es auf jeden Fall.
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Hier muss man nicht lange spekulieren. Melbourne und Sydney hassen sich wie die Pest, deshalb wurde Canberra als Hauptstadt ausgesucht.
Auch Brasilia sollte den Kompetenzstreit zwischen der früheren Hauptstadt Bahia, ab 1763 war es dann Rio de Janeiro, und den aufstrebenden Metropolen wie Sao Paulo und anderen Städten beenden. Die Lage im Zentrum Brasiliens sollte auch eine Veränderung der Binnenstruktur symbolisieren, weg von der Küste, hin ins Innere. Brasilia ist eine weitgehend gesichtslose Stadt ohne Atmosphäre.
Ankara ist eigentlich auch eine eher trostlose Stadt. 1971 habe ich sie einmal besucht und sie besteht hauptsächlich aus langweiligen Verwaltungsgebäuden und Monumentalbauten zu Ehren von Atatürk. Überhaupt kein Vergleich mit der Metropole Istanbul. Türken berichteten mir aber, dass es in Ankara jetzt viel lebhafter und interessanter sein soll als früher. (Allerdings ist das Klima dort viel schlechter als in Istanbul. Sehr heiße Sommer und sehr kalte Winter).
Retortenstädte als neue Regierungszentren wurden häufig gegründet aus den verschiedensten Gründen. Bekannt ist die Verlagerung der Hauptstadt des Römischen Imperiums von Rom nach Konstantinopel, ein kleines Dorf wurde zur Weltstadt. Dies war eine glückliche Wahl.
In manchen ehemaligen Kolonialländern wurden nach der Unabhängigkeit neue Hauptstädte gegründet, nicht immer von Erfolg gekrönt. Sie sollten auch schon symbolisch eine Wende andeuten, da sie meistens fernab der Küsten lagen, die man mit dem Imperialismus in Verbindung brachte. Die von den Kolonialmächten gegründeten Hafenstädte sollten an Bedeutung verlieren. Auch liebten die neuen Machthaber diese Orte mit ihren sozialen Unruhen nicht.
(Beispiele: In Nigeria von Lagos nach Abuya, in der Elfenbeinküste von Abidjan nach Yamoussoukro, in Tansania von Daressalam nach Dodoma, in Belize von Belize-City nach Belmopan usw.)
Solche Gründungen haben auf Dauer nur Erfolg, wenn sie zu neuen wirtschaftlichen Zentren heranwachsen und ihren künstlichen Charakter längerfristig verlieren. Da dies in vielen Ländern aber nicht der Fall ist, bleiben sie Retortenstädte.
[quote="Barbarossa"]Und Canberra/Australien nicht zu vergessen.
Woran das liegt, dass Politiker so vieler Länder kleine Provinznester fernab der Metropolen als Regierungssitz wählen, kann man eigentlich nur spekulieren. Ein Phenomen ist es auf jeden Fall.
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Hier muss man nicht lange spekulieren. Melbourne und Sydney hassen sich wie die Pest, deshalb wurde Canberra als Hauptstadt ausgesucht.
Auch Brasilia sollte den Kompetenzstreit zwischen der früheren Hauptstadt Bahia, ab 1763 war es dann Rio de Janeiro, und den aufstrebenden Metropolen wie Sao Paulo und anderen Städten beenden. Die Lage im Zentrum Brasiliens sollte auch eine Veränderung der Binnenstruktur symbolisieren, weg von der Küste, hin ins Innere. Brasilia ist eine weitgehend gesichtslose Stadt ohne Atmosphäre.
Ankara ist eigentlich auch eine eher trostlose Stadt. 1971 habe ich sie einmal besucht und sie besteht hauptsächlich aus langweiligen Verwaltungsgebäuden und Monumentalbauten zu Ehren von Atatürk. Überhaupt kein Vergleich mit der Metropole Istanbul. Türken berichteten mir aber, dass es in Ankara jetzt viel lebhafter und interessanter sein soll als früher. (Allerdings ist das Klima dort viel schlechter als in Istanbul. Sehr heiße Sommer und sehr kalte Winter).
Retortenstädte als neue Regierungszentren wurden häufig gegründet aus den verschiedensten Gründen. Bekannt ist die Verlagerung der Hauptstadt des Römischen Imperiums von Rom nach Konstantinopel, ein kleines Dorf wurde zur Weltstadt. Dies war eine glückliche Wahl.
In manchen ehemaligen Kolonialländern wurden nach der Unabhängigkeit neue Hauptstädte gegründet, nicht immer von Erfolg gekrönt. Sie sollten auch schon symbolisch eine Wende andeuten, da sie meistens fernab der Küsten lagen, die man mit dem Imperialismus in Verbindung brachte. Die von den Kolonialmächten gegründeten Hafenstädte sollten an Bedeutung verlieren. Auch liebten die neuen Machthaber diese Orte mit ihren sozialen Unruhen nicht.
(Beispiele: In Nigeria von Lagos nach Abuya, in der Elfenbeinküste von Abidjan nach Yamoussoukro, in Tansania von Daressalam nach Dodoma, in Belize von Belize-City nach Belmopan usw.)
Solche Gründungen haben auf Dauer nur Erfolg, wenn sie zu neuen wirtschaftlichen Zentren heranwachsen und ihren künstlichen Charakter längerfristig verlieren. Da dies in vielen Ländern aber nicht der Fall ist, bleiben sie Retortenstädte.